33. Sonntag im Jahreskreis (19.11.2023)

Eröffnungsvers
Vgl. Jer 29, 11.12.14
So spricht der Herr:
Ich sinne Gedanken des Friedens und nicht des Unheils.
Wenn ihr mich anruft, so werde ich euch erhören
und euch aus der Gefangenschaft von allen Orten zusammenführen.
Ehre sei Gott
Tagesgebet
Gott, du Urheber alles Guten,
du bist unser Herr.
Lass uns begreifen, dass wir frei werden,
wenn wir uns deinem Willen unterwerfen,
und dass wir die vollkommene Freude finden,
wenn wir in deinem Dienst treu bleiben.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.

 

 

ERSTE Lesung

Spr 31, 10-13.19-20.30-31
Sie schafft mit emsigen Händen
Lesung aus dem Buch der Sprichwörter
10Eine tüchtige Frau, wer findet sie? Sie übertrifft alle Perlen an Wert.
11Das Herz ihres Mannes vertraut auf sie, und es fehlt ihm nicht an Gewinn.
12Sie tut ihm Gutes und nichts Böses alle Tage ihres Lebens.
13Sie sorgt für Wolle und Flachs und schafft mit emsigen Händen.
19Nach dem Spinnrocken greift ihre Hand, ihre Finger fassen die Spindel.
20Sie öffnet ihre Hand für den Bedürftigen und reicht ihre Hände den Armen.
30Trügerisch ist Anmut, vergänglich die Schönheit; nur eine gottesfürchtige Frau verdient Lob.
31Preist sie für den Ertrag ihrer Hände, ihre Werke soll man am Stadttor loben.
Antwortpsalm
Ps 128 (127), 1-2.3.4-5 (R: vgl. 1a)

R Selig die Menschen, die Gottes Wege gehen! - R
 Wohl dem Mann, der den Herrn fürchtet und ehrt                                                                                                                                                                                                                                               und der auf seinen Wegen geht!                                                                                                                                                                                                                                                                      2 Was deine Hände erwarben, kannst du genießen;                                                                                                                                                                                                                                                 wohl dir, es wird dir gut ergehn. - (R)

3 Wie ein fruchtbarer Weinstock ist deine Frau
drinnen in deinem Haus.
 Wie junge Ölbäume sind deine Kindern
rings um deinen Tisch. - (R)
4 So wird der Mann gesegnet,
der den Herrn fürchtet und ehrt.
5  Es segne dich der Herr vom Zion her.
Du sollst dein Leben lang das Glück Jerusalems schauen. - R

 

ZWEITE Lesung

1 Thess 5, 1-6
Der Tag des Herrn soll euch nicht wie ein Dieb überraschen
Lesung aus dem ersten Brief des Apostels Paulus an die Thessalonicher
1Über Zeit und Stunde, Brüder, brauche ich euch nicht zu schreiben.
2Ihr selbst wisst genau, dass der Tag des Herrn kommt wie ein Dieb in der Nacht.
3Während die Menschen sagen: Friede und Sicherheit!, kommt plötzlich Verderben über sie                                                                                                                                                                            wie die Wehen über eine schwangere Frau, und es gibt kein Entrinnen.
4Ihr aber, Brüder, lebt nicht im Finstern, so dass euch der Tag nicht wie ein Dieb überraschen kann.
5Ihr alle seid Söhne des Lichts und Söhne des Tages. Wir gehören nicht der Nacht und nicht der Finsternis.
6Darum wollen wir nicht schlafen wie die anderen, sondern wach und nüchtern sein.
Ruf vor dem Evangelium
Vers: Joh 15, 4a.5b
Halleluja. Halleluja.
(So spricht der Herr:)
Bleibt in mir, dann bleibe ich in euch.
Wer in mir bleibt, der bringt reiche Frucht.                                                                                                                                                                                                                                                          Halleluja.

Evangelium (Mt 25, 14-30)

Du bist im Kleinen ein treuer Verwalter gewesen; nimm teil an der Freude  deines Herrn!

+ Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus
In jener Zeit erzählte Jesus seinen Jüngern das folgende Gleichnis:
14Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Mann, der auf Reisen ging: Er rief seine Diener und vertraute ihnen sein Vermögen an.
15Dem einen gab er fünf Talente Silbergeld, einem anderen zwei, wieder einem anderen eines, jedem nach seinen Fähigkeiten. Dann reiste er ab.
16Sofort begann der Diener, der fünf Talente erhalten hatte, mit ihnen zu wirtschaften, und er gewann noch fünf dazu.
17Ebenso gewann der, der zwei erhalten hatte, noch zwei dazu.
18Der aber, der das eine Talent erhalten hatte, ging und grub ein Loch in die Erde und versteckte das Geld des Herrn.
19Nach langer Zeit kehrte der Herr zurück, um von den Dienern Rechenschaft zu verlangen.
20Da kam der, der die fünf Talente erhalten hatte, brachte fünf weitere und sagte: Herr, fünf Talente hast du mir gegeben; sieh her, ich habe noch fünf dazugewonnen.
21Sein Herr sagte zu ihm: Sehr gut, du bist ein tüchtiger und treuer Diener. Du bist im Kleinen ein treuer Verwalter gewesen, ich will dir eine große Aufgabe übertragen. Komm, nimm teil an der Freude deines Herrn!
22Dann kam der Diener, der zwei Talente erhalten hatte, und sagte: Herr, du hast mir zwei Talente gegeben; sieh her, ich habe noch zwei dazugewonnen.
23Sein Herr sagte zu ihm: Sehr gut, du bist ein tüchtiger und treuer Diener. Du bist im Kleinen ein treuer Verwalter gewesen, ich will dir eine große Aufgabe übertragen. Komm, nimm teil an der Freude deines Herrn!
24Zuletzt kam auch der Diener, der das eine Talent erhalten hatte, und sagte: Herr, ich wusste, dass du ein strenger Mann bist; du erntest, wo du nicht gesät hast, und sammelst, wo du nicht ausgestreut hast;
25weil ich Angst hatte, habe ich dein Geld in der Erde versteckt. Hier hast du es wieder.
26Sein Herr antwortete ihm: Du bist ein schlechter und fauler Diener! Du hast doch gewusst, dass ich ernte, wo ich nicht gesät habe und sammle, wo ich nicht ausgestreut habe.
27Hättest du mein Geld wenigstens auf die Bank gebracht, dann hätte ich es bei meiner Rückkehr mit Zinsen zurückerhalten.
28Darum nehmt ihm das Talent weg und gebt es dem, der die zehn Talente hat!
29Denn wer hat, dem wird gegeben, und er wird im Überfluss haben; wer aber nicht hat, dem wird auch noch weggenommen, was er hat.
30Werft den nichtsnutzigen Diener hinaus in die äußerste Finsternis! Dort wird er heulen und mit den Zähnen knirschen.

nes Herrn!


Das harte Urteil

Die letzten Sätze des eben Gehörten geben uns einige Rätsel auf. Da ist nichts von der gewohnten Rede Jesu über die Barmherzigkeit Gottes, da ist ein strenger Richter, der ein hartes und nach unserer Denkweise ungerechtes Urteil fällt. Der dritte Knecht hat das Geld seines Herrn nicht veruntreut und verjubelt, wofür er bestraft werden müsste, sondern er bringt es im alten Zustand wieder zurück. Dazu noch die recht ungewohnte Neuverteilung, die jedem sozialen Empfinden ins Gesicht schlägt, mit der Begründung "Wer hat, dem wird gegeben; wer aber nicht hat, dem wird noch weggenommen, was er hat" (Mt 25,29). Es ist verständlich, dass dieses Gleichnis im Laufe der Geschichte zu groben Missverständnissen Anlass gab, dass es große Ängste vor einem zu erwartenden Gericht auslöste oder verstärkte. Man denke nur an den Hymnus der Totenliturgie, der mit dies irae, dies illa , "Tag des Zornes" beginnt. Das Missverständnis können wir erst dann aufklären, wenn wir den Kern der Botschaft Jesu betrachten und den entscheidenden Aussagepunkt des Gleichnisses erfassen. Jesus geht es nicht darum, mit Drohungen Leute auf seine Seite zu ziehen, am wenigsten darum, wie man am günstigsten sein Geld anlegt; er will aufzeigen, was geschieht, wenn sich Menschen dem Einbruch einer ganz anderen Welt öffnen oder verschließen. Beides bleibt nicht ohne Folgen.                   

Alle horchen auf                                                                                                                                                                                                                                                                                             „Erfüllt ist die Zeit, und genaht hat sich das Reich Gottes. (Mk,15), verkündet Jesus in den Städten und Dörfern seiner Heimat. Auf sein Auftreten horcht ein ganzes Land auf. Menschen sind erschüttert, manche schreien auf, als ob ein unheimliches Geheimnis offenbar würde; die Versammelten hängen an seinen Lippen, kümmern sich nicht mehr um Essen und Unterkunft, laufen tagelang, um in seiner Nähe zu sein, staunen nur noch, was da geschieht. Es ist etwas, das ihre Herzen berührt.                                                                                                                                           Die Reden Jesu sind nicht ohne die Atmosphäre, in der sie gehalten wurden, zu verstehen. Er selbst sieht sein Tun,  als ob er ein Feuer anzünden würde. Ihm kommt es nicht darauf an, dass sich seine Zuhörer jedes einzelne Wort merken, sondern, dass etwas in ihnen lebendig wird, was sich dann von selbst ausbreitet, sogar soweit, dass man es nicht mehr überblicken kann. Dies ist eine Spur, um das Gleichnis des heutigen Tages zu verstehen. Was am ersten und zweiten Diener auffällt, ist , ihr Engagement, ihre Risikobereitschaft, ihr Einfallsreichtum, ihr Einsatz für die Sache, ihre Lebendigkeit. Es hat mit einem inneren Feuer zu tun. Genau darum geht es.

Der Funke, der überspringt

Bei den zwei ersten Dienern  ist ein Funke übergesprungen. Sie empfinden den Auftrag als eine große Chance. Sie machen etwas aus dem, was ihnen anvertraut wurde. Sie sprühen von immer neuen Ideen. Erinnern wir uns, dass sich am Pfingstfest auf jeden Jünger ein Feuer niederlässt, ein Bild für die innere Kraft, wovon jeder erfasst ist. Sie ist so stark, dass Petrus, der einmal aus Angst Jesus verleugnet hatte, vor die Menge tritt, mit seiner Rede die Zuhörer erschüttert und  gewinnt. Diese geheimnisvolle, überdimensionale Kraft ist es, welche die ersten Christen zu einem Herz und zu einer Seele zusammenschließt und sie veranlasst, ihr Hab und Gut zusammenzulegen. Bei ihren Gebeten bebt sogar die Erde.(Apg.4,31).
Ähnliches wird von  Franziskus von Assisi (+1226) berichtet. Er spricht mit einer solchen Überzeugungskraft, dass die Leute sich wundern. Es heißt in der Biografie: "Es fiel wie Feuer in ihre Herzen"Dabei hat er gar nicht die Art eines Predigers. Er gibt sich sehr einfach, wie im Gespräch. Er vermag es, verfeindete Parteien zu versöhnen, gerade solche aus der Aristokratie, die vor Blutvergießen nicht zurückschrecken.
Man hört auf ihn. Er spricht aus der Tiefe seines Herzens und trifft jene Stelle im Innern seiner Zuhörer, wo Rachsucht und Hass ihren Sitz haben. Sie sind  ergriffen von dem, was er sagt und, wie er es sagt. Sie  werden nachdenklich und lenken ein. Die alten, eingefleischten Emotionen, Neid, Hass und Rachsucht, verlieren ihre bedrängende Macht.
Wenn wir nun den so schwer verständlichen Satz lesen: "Wer hat, dem wird gegeben und er wird im Überfluss haben"(Mt 25,29), dürfen wir an das Feuer denken, das Jesus anzündet, an die Ausstrahlung und Kraft der frühen Christen, an den heiligen Franziskus, an seine Lebendigkeit, seine Liebenswürdigkeit, und an die Ausstrahlung und Wirkung vieler anderer. Wer einmal die Nähe Gottes gespürt hat, wird alles dafür tun, um mehr davon zu bekommen und sie noch zu steigern.
Denken wir nun an den dritten Knecht, der nichts von alldem aufbringen kann, was die beiden ersten auszeichnet. Er hat seinen Auftraggeber nicht verstanden. Und dies bestimmt sein weiteres Schicksal. Sein Unvermögen veranlasst ihn zur Trägheit, er will auf Nummer sicher gehen. Aus Angst vergräbt er sein Talent, seinen Auftrag und seine Chance. Dies bedeutet Erstarrung, Lähmung und Tod. Überall, wo Angst herrscht, breitet sich Totenstille und bedrückendes Schweigen aus, sei es in einer Ehe, in einer Diktatur, ganz gleich ob sie Staat oder Kirche oder religiöse Gemeinschaft heißt. Es ist wie Eiseskälte, die ein ganz normales Leben erstarren lässt.

Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben

Die Totenstarre bekommt eine eigene Dynamik. Es wird einem noch genommen, was man hat: Interesse für einander, spontaner Austausch, Herzlichkeit, Geborgenheit. Häufig endet ein solcher Zustand mit Einsamkeit und Ausweglosigkeit..Das Wort von der Finsternis ist für viele Zeitgenossen traurige Wirklichkeit. Nicht wenige werden wie durch eine fremde Macht hineingestoßen. Das harte, unverständliche Urteil würde eigentlich auf einen gnadenlosen Richter schließen lassen. Den Besitzer des Geldes dürfen wir nicht mit Christus als dem Weltenrichter gleichsetzen. Dies wäre die falsche Spur. Lohn und Strafe sind eher zu sehen als die Folgen, welche eines richtiges und ein falsches Verhalten wie von selbst nach sich zieht. Wir dürfen an den Spruch des ehemaligen sowjetischen Ministerpräsidenten Gorbatschow denken: "Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben". Wenn heute der Kirche die Leute in Scharen davon laufen, ergibt sich die ernsthafte Frage, inwieweit in unseren Reihen selbst Totenstarre herrscht, inwieweit die heute möglichen Chancen eines neuen Aufbruchs, eines mächtigen Feuers nicht gesehen, die Talente vergraben werden, aus Angst vor Veränderung, aus geistiger Trägheit oder Beschränktheit.. Wir müssen uns nicht zu  heroischen Taten aufraffen, aber wir sollten uns hinsetzen und schauen, wo die verborgenen Schätze sind. Wir könnten sogar Keime des Feuers, die noch glühen, entdecken und etwas von der Freude des Herrn.

Glaubensbekenntnis
Fürbitten: Im Jahreskreis

Gabengebet
Herr, unser Gott,
die Gabe, die wir darbringen,
schenke uns die Kraft, dir treu zu dienen,
und führe uns zur ewigen Gemeinschaft mit dir.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
Präfationen für die Sonntage im Jahreskreis
Kommunionvers
Ps73 (72), 28
Gott nahe zu sein ist mein Glück.
Ich setze mein Vertrauen auf Gott, den Herrn.
 
Oder:
Mk 11, 23-24
So spricht der Herr:
Amen, ich sage euch: Betet und bittet, um was ihr wollt,
glaubt nur, dass ihr es schon erhalten habt,
dann wird es euch zuteil.
Schlussgebet
Barmherziger Gott,
wir haben den Auftrag deines Sohnes erfüllt
und sein Gedächtnis begangen.
Die heilige Gabe,
die wir in dieser Feier empfangen haben,
helfe uns,
dass wir in der Liebe zu dir und unseren Brüdern
Christus nachfolgen,
der mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.


Für den Tag und die Woche
Übung und Wagnis
Dieses Leben ist nicht ein Wesen, sondern ein Werden,
nicht eine Ruhe, sondern eine Übung: (M. Luther)
Wir werden durch die Ereignisse der Zeit
von Erprobung zu Erprobung, von Erfahrung zu Erfahrung,
von Experiment zu Experiment getrieben:
Nos autem experimentis volvimur. (Augustinus)