20. SONNTAG  A‎ .20.08.2023




ERÖFFNUNGSVERSPS 84 (83), 10-11
Gott, du unser Beschützer, schau auf das Angesicht deines Gesalbten.
Denn ein einziger Tag in den Vorhöfen deines Heiligtums
ist besser als tausend andere.
Ehre sei Gott
TAGESGEBET
Barmherziger Gott, was kein Auge geschaut und kein Ohr gehört hat,
das hast du denen bereitet, die dich lieben.
Gib uns ein Herz,
das dich in allem und über alles liebt,
damit wir
den Reichtum deiner Verheißungen erlangen,
der alles übersteigt, was wir ersehnen.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.


ERSTE LESUNG        JES 56, 1.6-7

Die Fremden werde ich zu meinem heiligen Berg bringen
Lesung
aus dem Buch Jesája.

1So spricht der HERR:
Wahrt das Recht
und übt Gerechtigkeit,
denn bald kommt mein Heil
und meine Gerechtigkeit wird sich bald offenbaren!
6Und die Fremden, die sich dem HERRN anschließen,
um ihm zu dienen und den Namen des HERRN zu lieben,
um seine Knechte zu sein,
alle, die den Sabbat halten und ihn nicht entweihen
und die an meinem Bund festhalten,
7sie werde ich zu meinem heiligen Berg bringen
und sie erfreuen in meinem Haus des Gebets.
Ihre Brandopfer und Schlachtopfer
werden Gefallen auf meinem Altar finden,
denn mein Haus
wird ein Haus des Gebetes für alle Völker genannt werden.
ANTWORTPSALMPS 67 (66), 2-3.5-6.7-8 (KV: 4)
1. Kv Die Völker sollen dir danken, o Gott,GL 46, 1
danken sollen dir die Völker alle. - Kv
2. 2Gott sei uns gnädig und segne uns. *
Er lasse sein Angesicht über uns leuchten,
3damit man auf Erden deinen Weg erkenne, *
deine Rettung unter allen Völkern. - (Kv)
5Die Nationen sollen sich freuen und jubeln, /
denn du richtest die Völker nach Recht *
und leitest die Nationen auf Erden.
6Die Völker sollen dir danken, o Gott, *
danken sollen dir die Völker alle. - (Kv)
7Die Erde gab ihren Ertrag. *
Gott, unser Gott, er segne uns!
8Es segne uns Gott! *
Fürchten sollen ihn alle Enden der Erde. - Kv

ZWEITE LESUNG    

   RÖM 11, 13-15.29-32

Unwiderruflich sind die Gnadengaben und die Berufung, die Gott Israel gewährt

Lesung
aus dem Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Rom.

Schwestern und Brüder!
13Euch, den Heiden, sage ich:
Gerade als Apostel der Heiden preise ich meinen Dienst,
14weil ich hoffe,
die Angehörigen meines Volkes eifersüchtig zu machen
und wenigstens einige von ihnen zu retten.
15Denn wenn schon ihre Zurückweisung
für die Welt Versöhnung bedeutet,
was wird dann ihre Annahme anderes sein
als Leben aus den Toten?
29Denn unwiderruflich sind die Gnadengaben
und die Berufung Gottes.
30Denn wie ihr einst Gott ungehorsam wart,
jetzt aber infolge ihres Ungehorsams Erbarmen gefunden habt,
31so sind auch sie infolge des Erbarmens, das ihr gefunden habt,
ungehorsam geworden,
damit jetzt auch sie Erbarmen finden.
32Denn Gott hat alle in den Ungehorsam eingeschlossen,
um sich aller zu erbarmen.
RUF VOR DEM EVANGELIUMVERS: MT 4, 23B
Halleluja. Halleluja.
Jesus verkündete das Evangelium vom Reich
und heilte im Volk alle Krankheiten und Leiden.
Halleluja.

EVANGELIUM MT 15, 21-28

Frau, dein Glaube ist groß
Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus.
In jener Zeit
21zog sich Jesus in das Gebiet von Tyrus und Sidon zurück.
22Und siehe, eine kanaanäische Frau aus jener Gegend kam zu ihm
und rief: Hab Erbarmen mit mir,
Herr, du Sohn Davids!
Meine Tochter wird von einem Dämon gequält.
23Jesus aber gab ihr keine Antwort. Da traten seine Jünger zu ihm
und baten: Schick sie fort,
denn sie schreit hinter uns her!
24Er antwortete:
Ich bin nur
zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel gesandt.
25Doch sie kam,
fiel vor ihm nieder
und sagte: Herr, hilf mir!
26Er erwiderte:
Es ist nicht recht, das Brot den Kindern wegzunehmen
und den kleinen Hunden vorzuwerfen.
27Da entgegnete sie: Ja, Herr!
Aber selbst die kleinen Hunde
essen von den Brotkrumen,
die vom Tisch ihrer Herren fallen.
28Darauf antwortete ihr Jesus:
Frau, dein Glaube ist groß.
Es soll dir geschehen, wie du willst.
Und von dieser Stunde an
war ihre Tochter geheilt.

Ein Schrei, der Grenzen sprengt

Jesus erscheint uns heute in einer Weise, die gar nicht so recht in das herkömmliche Bild von ihm passt. Wir sind es gewohnt, Jesus als den zuvorkommenden, gütigen Heiland zu sehen. Hier lässt er sich bitten und betteln und gebraucht sogar einen recht abwertenden Vergleich im Hinblick auf die Bittstellerin: sie, die Heidin wird auf die Stufe der Hunde gesehen, die Leute vom eigenen Volk als die Kinder des Hauses, denen man das Brot nicht wegnehmen darf. Die schroffe Abweisung ist für uns nicht leicht nachzuvollziehen. So wie die Szene geschildert wird, sehen wir Jesus in einem inneren Konflikt: Hier seine Verpflichtung dem eigenen Volk gegenüber, auf der anderen Seite die Not und die Bitte einer Frau aus der Fremde, mit einem anderen Glauben, mit anderen Vorstellungen. Es ist für Jesus ein Grenzzaun, der ihn zunächst nicht weitergehen lässt. Es mag ein Hinweis sein, wie tief Jesus als Mensch im eigenen Volk verwurzelt ist und auch unter der traditionellen Auffassung vom bodenlosen Abgrund zwischen dem Volk Jahwes und den Heiden steht. Das Auffällige an der Geschichte ist, dass genau die Heidin diese Vorstellung durchbricht.          Der große Name                                                                                                                                                                                                                                                                                                Es beginnt damit, dass sie ihn mit "Sohn Davids" anspricht. David war der, welcher vom Propheten Samuel im Auftrag Gottes zum König von Israel gesalbt und mit der Kraft Gottes ausgestattet wurde. Er hatte die Israeliten geeint und zu einem mächtigen Volk gemacht. Sein Name war zum Mythos geworden. Mit ihm verbanden sich Rettung, Freiheit, Sicherheit, der Stolz der Nation. Aber wen geht das schon etwas an als die Juden, die in ihm die große Vergangenheit und die große Zukunft sehen? Wenn die Frau als eine Außenstehende sich auf den großen Namen beruft, hat sie damit die Tür schon einen Spalt geöffnet. Sie spricht damit Jesus auf die Kraft und Ausstrahlung an, die in ihm als einem Sohn des großen Königs vorhanden sein muss. "Du bist doch einer aus der Reihe derer, deren Ruhm bist heute noch nachklingt. Also kannst Du mir auch helfen!" Solche Gedanken könnten in dem Anruf enthalten sein, die aber bei Jesus nicht anzukommen scheinen.

Das lästige Schreien

Wenn Jesus die Antwort verweigert, heißt das aber, dass er kein klares Nein sagt, sondern die Entscheidung offen lässt und damit für die Bittstellerin eine Chance besteht. Das spürt sie und weiß, dass es sinnvoll ist, mit dem Bitten weiter zu machen. Die Begleiter Jesu hören darin nur ein Schreien, das ihnen lästig ist. Von der Seite der Frau ist es ganz anders: sie schreit ihre Not hinaus, sie legt ihre ganze Existenz, ihre Hoffnung und die Zukunft ihrer Tochter in diesen Schrei. Es ist der letzte Einsatz ihrer Person. Sie nimmt keine Rücksicht auf die abwehrenden Gesichter der Begleiter Jesu. Es ist ihr egal, was sie über sie denken oder sagen. In dieser Haltung dürfen wir einen Schlüssel für das Gelingen des Gebetes sehen. Wenn es um den ganzen Einsatz, ums Ganze geht, wenn das Gebet keine Nebensächlichkeit ist, hat es auch die entsprechende Wirkung. Der entscheidende Moment liegt darin, dass sich der/die Betende selbst verändert, dass er/sie ein/e andere/r wird.

Die Rettung aus dem Grauen

An den Wallfahrtsorten kann man an den Wänden Votivbilder von Gebetserhörungen sehen, die der Fürbitte Marias oder anderer Heiligen zugeschrieben werden.Bei den Kritischen  fängt hier schon der Zweifel an. Dem Wundergeschehen wird man eher gerecht, wenn man einmal die verzweifelte Situation  auf dem Bild, den Hilfeschrei und das Vertrauen der Betroffenen auf sich wirken lässt.In einer dieser Kirchen hängt ein zwei Zentner schweres Kreuz. Die Geschichte dazu erzählte ein Mann, der an dem Ort aufgewachsen war. Als Kind hatte er mit angesehen, wie ein Mann Rosenkranz betend vom Ufer des nahen Flusses zur Kirche auf dem heiligen Berg einen Weg von etwa zwei Stunden zurücklegte. Er ging nicht, er rutschte nur auf den Knien. Dem Erzähler war nach mehr als 40 Jahren die Erinnerung noch so lebendig, dass der Eindruck, den die Begebenheit damals auf ihn machte, noch zu spüren war. Der Mann, der unbekümmert um die verwunderten Blicke der Zuschauer und um das Gerede im Dorf dieses Werk vollbrachte, war ein Heimkehrer aus russischer Kriegsgefangenschaft. Er hatte es dort gelobt. Man kann nur ahnen, welchem Grauen er entkommen war. Der Entschluss, etwas mit dem letzten Einsatz seiner Kräfte zu tun, war im äußersten Elend geboren und hat - so dürfen wir annehmen - die seelischen Energien geweckt, die für ein Überleben nötig waren. Es war der unbedingte Einsatz der ganzen Person.  Die Seele war schöpferisch geworden. Damit brauchen wir Gottes gütiges Wirken nicht auszuschließen. Das Entscheidende dürfte gewesen sein, dass in ihm selbst sich etwas verändert hat; und wir dürfen auch sagen, dass er zu einem außergewöhnlichen, heroischen Glauben gefunden hat. Niemand hat über diesen Mann gelacht, man war beeindruckt, weil man ahnte, was er durchgemacht hatte. Er hat damit Menschen in der Tiefe erreicht. Ähnliches dürfen wir auch in der Erzählung von der kanaanäischen Frau sehen. Ihr Schrei aus tiefster Seele hat auch Jesus berührt, eine Begegnung von Mensch zu Mensch ausgelöstt und die Grenzen von Volk und Religion überwunden.

ZUR EUCHARISTIEFEIER 
GABENGEBET
Herr, wir bringen unsere Gaben dar
für die Feier,
in der sich ein heiliger Tausch vollzieht.
Nimm sie in Gnaden an
und schenke uns dich selbst
in deinem Sohn Jesus Christus,
der mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.
Präfationen für die Sonntage im Jahreskreis
KOMMUNIONVERS Ps 130 (129), 7
Beim Herrn ist die Huld, bei ihm ist Erlösung in Fülle.
Oder: Joh 6, 51
So spricht der Herr:
Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist.
Wer von diesem Brote isst, wird leben in Ewigkeit.
SCHLUSSGEBET
Barmherziger Gott,
im heiligen Mahl
schenkst du uns Anteil am Leben deines Sohnes.
Dieses Sakrament
mache uns auf Erden Christus ähnlich,
damit wir im Himmel
zur vollen Gemeinschaft mit ihm gelangen,
der mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.