Elfter Sonntag im Jahreskreis


EröffnungsversPs
27 (26), 7.9
Vernimm, o Herr, mein lautes Rufen, sei mir gnädig und erhöre mich.
Du bist meine Hilfe: Verstoß mich nicht,
verlass mich nicht, du Gott meines Heils!
Ehre sei Gott
Tagesgebet

Gott, du unsere Hoffnung und unsere Kraft, ohne dich vermögen wir nichts.
Steh uns mit deiner Gnade bei,
damit wir denken, reden und tun was dir gefällt.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.

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Erste LesungEx 19, 2-6a

Ihr sollt mir als ein Königreich von Priestern und als ein heiliges Volk gehören
Lesung
aus dem Buch Éxodus.

In jenen Tagen
kamen die Israeliten in die Wüste Sínai.
Sie schlugen in der Wüste das Lager auf.
Dort lagerte Israel gegenüber dem Berg.
Mose stieg zu Gott hinauf.
Da rief ihm der Herr vom Berg her zu:
Das sollst du dem Haus Jakob sagen
und den Israeliten verkünden:
Ihr habt gesehen, was ich den Ägyptern angetan habe,
wie ich euch auf Adlerflügeln getragen
und zu mir gebracht habe.
Jetzt aber,
wenn ihr auf meine Stimme hört und meinen Bund haltet,
werdet ihr unter allen Völkern mein besonderes Eigentum sein.
Mir gehört die ganze Erde,
ihr aber sollt mir als ein Königreich von Priestern
und als ein heiliges Volk gehören.


AntwortpsalmPs 100 (99), 1-3.4-5 (Kv: vgl. 3c)
Kv Wir sind das Volk des Herrn,GL 56, 1
die Herde seiner Weide. - Kv
Jauchzt dem Herrn, alle Lande! /
Dient dem Herrn mit Freude! *
Kommt vor sein Angesicht mit Jubel!
Erkennt: Der Herr allein ist Gott. /
Er hat uns gemacht, wir sind sein Eigentum, *
sein Volk und die Herde seiner Weide. - (Kv)
Kommt mit Dank durch seine Tore, /
mit Lobgesang in seine Höfe! *
Dankt ihm, preist seinen Namen!
Denn der Herr ist gut, /
ewig währt seine Huld *
und von Geschlecht zu Geschlecht seine Treue. - Kv

Zweite LesungRöm 5, 6-11


Lesung
aus dem Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Rom.

Schwestern und Brüder!
Christus ist,
als wir noch schwach waren,
für die zu dieser Zeit noch Gottlosen gestorben.
Dabei wird nur schwerlich jemand für einen Gerechten sterben;
vielleicht wird er jedoch
für einen guten Menschen sein Leben wagen.
Gott aber erweist seine Liebe zu uns darin,
dass Christus für uns gestorben ist,
als wir noch Sünder waren.
Nachdem wir jetzt
durch sein Blut gerecht gemacht sind,
werden wir durch ihn erst recht
vor dem Zorn gerettet werden.
Da wir mit Gott versöhnt wurden durch den Tod seines Sohnes,
als wir noch Gottes Feinde waren,
werden wir erst recht, nachdem wir versöhnt sind,
gerettet werden durch sein Leben.
Mehr noch,
ebenso rühmen wir uns Gottes
durch Jesus Christus, unseren Herrn,
durch den wir jetzt schon die Versöhnung empfangen haben.


Ruf vor dem EvangeliumVers: Mk 1, 15
Halleluja. Halleluja.
Das Reich Gottes ist nahe.
Kehrt um und glaubt an das Evangelium!
Halleluja.
.

EvangeliumMt 9, 36 - 10, 8

Jesus rief seine zwölf Jünger zu sich und sandte sie aus
Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus.
In jener Zeit,
als Jesus die vielen Menschen sah,
hatte er Mitleid mit ihnen;
denn sie waren müde und erschöpft
wie Schafe, die keinen Hirten haben.
Da sagte er zu seinen Jüngern: Die Ernte ist groß,
aber es gibt nur wenig Arbeiter.
Bittet also den Herrn der Ernte,
Arbeiter für seine Ernte auszusenden!
Dann rief er seine zwölf Jünger zu sich
und gab ihnen die Vollmacht, die unreinen Geister auszutreiben
und alle Krankheiten und Leiden zu heilen.
Die Namen der zwölf Apostel sind:
an erster Stelle Simon, genannt Petrus,
und sein Bruder Andreas,
dann Jakobus, der Sohn des Zebedäus,
und sein Bruder Johannes,
Philíppus und Bartholomäus,
Thomas und Matthäus, der Zöllner,
Jakobus, der Sohn des Alphäus,
und Thaddäus,
Simon Kananäus und Judas Iskáriot,
der ihn ausgeliefert hat.
Diese Zwölf sandte Jesus aus
und gebot ihnen: Geht nicht den Weg zu den Heiden
und betretet keine Stadt der Samaríter,
sondern geht zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel!
Geht und verkündet: Das Himmelreich ist nahe!
Heilt Kranke,
weckt Tote auf,
macht Aussätzige rein,
treibt Dämonen aus!
Umsonst habt ihr empfangen,
umsonst sollt ihr geben.

Der verlorene Glanz der Botschaft

Es sind nun nicht ganz zweitausend Jahre seit dem Jesus zum ersten Mal seine Apostel ausgesandt hat, den Menschen das Himmelreich zu verkünden. Wir dürfen fragen: Was ist aus ihr geworden? Wie steht es heute mit seiner Botschaft? Es sieht ja nicht gerade danach aus, dass die Leute darum froh wären, dass der christliche Glaube in unserem Land aufblühte, eher bemerken wir Abbau und Rückzug. Es wird offen, wenn Pfarreien zusammengelegt, Klöster geschlossen werden und die Kirchenaustritte wie noch nie in der Geschichte zunehmen. Bei dem Auftrag Jesu, Kranke und Aussätzige zu heilen, könnten wir einiges vorweisen. Ein überzeugendes Beispiel ist die Ordensfrau Ruth Pfau und alle freiwilligen, selbstlosen Helfer, die sie durch ihren Geist inspiriert hat. Sie hat sich in Pakistan im schmutzigsten Elend für die Aussätzigen eingesetzt und ein flächendeckendes Netz von Betreuungsstationen aufgebaut. Die Behauptung, durch das Christentum habe sich in der Welt nichts geändert, hat zumindest diese Frau  widerlegt. Es ließen sich noch viele anführen, welche in derselben Gesinnung handelten. Einen eingefleischten Gegner des Christentums werden auch solche Tatsachen nicht in seiner Meinung ändern. Er wird in der Geschichte und heute genügend Anlässe finden, die seine Ablehnung bestätigen.
Gerade die Abkehr vom verkündeten und gelebten Christentum in den europäischen Ländern sollte Grund genug sein, unseren Glauben zu überdenken und neu verstehen zu lernen. Denn die Frage brennt uns unter den Nägeln: Warum greift es so wenig, wenn in unseren Kirchen beteuert wird: „Das Himmelreich ist nahe!".
Eine Entscheidung für die Botschaft Jesu liegt nicht in äußeren Fakten, sondern in den tieferen Schichten der Seele, im „Herzen", dort, wo Menschen zutiefst berührt sind. Die Pfingstrede des Petrus endet mit der Feststellung des Verfassers: „Da schnitt es ihnen ins Herz"(Ap2, 37). Es waren immerhin drei Tausend, bei denen sich dies ereignet hat. Wir dürfen auch an Jesus selbst denken, der bei seinem ersten Auftreten in der Synagoge zu Kapharnaum seine Zuhörer zum Staunen brachte und diese zutiefst erschüttert das Erlebnis weiter erzählten. Dass Dämonen aufschrien und gehorchten, mag die Wirkung Jesu noch unterstreichen. Warum fühlen sich Menschen bei derselben Botschaft heute eher gelangweilt und reagieren mit Gleichgültigkeit?                                                                                           Es lohnt sich, dem nachzugehen, was der Erfolg  einer Rede ist. Es kommt ganz darauf an, wer etwas sagt, aus welcher Tiefe sein Wort kommt, welche Vorgeschichte der Redner hat, an welche Felder der Erfahrung er angeschlossen ist. Hilfreich ist, auf die neuen religiösen Bewegungen außerhalb der Kirche zu achten. Auf einem Kongress zu diesem Thema konnte man Personen antreffen, die mit höchstem Ernst nach Vertiefung ihres Lebens suchen, die Gespür für echte spirituelle Werte zeigen. Man nimmt eine wohltuende Atmosphäre von Dichte, Freiheit und Offenheit wahr. Dabei mag es überraschen, dass der einladende Arzt, Leiter einer psychosomatischen Klinik und zugleich ein höchst innerlicher Mensch, sich offen zum Buddhismus bekennt. "Der Feind sagt uns die Wahrheit", sagt Dalai Lama der geistige und politische Führer Tibets, welcher  in der Öffentlichkeit großes Vertrauen genießt. Es wäre klug, seinen Rat zu befolgen und zu berücksichtigen, was bei den besagten religiösen Aufbrüchen anziehend und wertvoll ist.
Um es noch einmal in aller Deutlichkeit hervorzuheben:                                                                                                     Es ist die Kraft der Stille,                                                                                                                                             welche spirituellen Ergriffenheit ermöglicht, eine Dimension der menschlichen Erfahrung, die man in jüngster Zeit in therapeutischen Kreisen wieder entdeckt hat. In der erwähnten Klinik wird dafür Zeit und Raum geschaffen.
Auf jener Tagung war kein Wort von der frohen Botschaft Jesu gefallen und trotzdem: Was hindert uns, hier echte christliche Werte zu erkennen und anzunehmen, dass sich etwas von der Absicht Jesu ereignet hat?
"In der Stille und im Vertrauen liegt eure Kraft"(Jes 30,15), wird im kirchlichen Abendgebet rezitiert. Wir werden durch die Suchbewegungen von außen angemahnt, die reiche Kultur der Stille im christlichen Raum neu aufleben zu lassen und darin eine große Chance zu sehn. Jesus selbst hat sich nach einem anstrengenden Tag in die Einsamkeit zurückgezogen, um Kraft zu schöpfen.
Noch eine andere wichtige Wahrheit wird uns von Seite der Seelenheilkundigen nahe gebracht, nämlich:                Das Heilige heilt.
Es ist eine Kraft in der Tiefe des Herzens, die stärker ist als die Emotionen, als die Verwirrungen und Mechanismen der Gefühle; eine Kraft, die beruhigt, verwandelt und in die rechte Ordnung bringt. Wir sind nicht einfach den dunklen Mächten ausgeliefert, die in der Sprache früherer Zeiten Dämonen genannt wurden und keineswegs mit der Aufklärung verschwunden sind. Sie leben unter anderem Namen weiter. Sie zu überwinden, ist den heute üblichen psychotherapeutischen Ansätzen nur in bescheidenem Maße gelungen.
Inzwischen wird das Heilige als spirituelle Kraft in therapeutischen Kreisen- gewiss noch nicht überall- nicht mehr als bedeutungslos oder sogar als pathologisch eingeschätzt, sondern - zumindest in der erwähnten Klinik- als Faktor der Heilung anerkannt. Damit sind wir wieder bei der Aussendungsrede Jesu, der die Nähe Gottes mit der Heilung der Kranken verbindet. Es geht darum,                                                                                                                                   zu erfahren, dass Gott in uns
wohnt als die größte Kostbarkeit, als die Kraft, welche unser inneres Durcheinander ordnet, dem Bösen, das uns zerreißen will, von Innen her Einhalt gebietet und uns einen Raum des Glücks öffnet. Wer von den anonymen Mächten, die sein Leben in Schach hielten befreit wurde, wird am ehesten verstehen, was es heißt "Das Himmelreich ist nahe". Wo immer sich etwas in der Tiefe des Herzens öffnet, kommen Worte der Verkündigung an und greifen ins Leben ein. Es könnte sich sogar Ähnliches zeigen wie bei den Jüngern, die mit der Freude über ihren Erfolg Jesus selbst ansteckten und zu einem Jubel veranlassten (Lukas 10,17-21).


Glaubensbekenntnis
Fürbitten

Zur Eucharistiefeier   Wir sind gerufen, zu Gesandten im Namen Jesu zu werden. Der Glaube, der in uns durch die Taufe grundgelegt wurde, ist nicht unser persönliches Privileg, sondern Verpflichtung und Auftrag: „Umsonst habt ihr empfangen, umsonst sollt ihr geben."
Gabengebet
Herr, durch diese Gaben
nährst du den ganzen Menschen:
du gibst dem irdischen Leben Nahrung
und dem Leben der Gnade Wachstum.
Lass uns daraus immer neue Kraft schöpfen
für Seele und Leib.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
Präfation
KommunionversPs 27 (26), 4
Nur eines erbitte ich mir vom Herrn, danach verlangt mich:
im Haus des Herrn zu wohnen alle Tage meines Lebens.
Oder:Joh 17, 11
Heiliger Vater, bewahre sie in deinem Namen, die du mir gegeben hast,
damit sie eins sind wie wir.
Schlussgebet
Herr, unser Gott, das heilige Mahl ist ein sichtbares Zeichen,
dass deine Gläubigen in dir eins sind.
Lass diese Feier wirksam werden
für die Einheit der Kirche.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
Für den Tag und die Woche