Osternacht 2018
Lesung Röm 6, 3 - 11
Sind wir mit Christus gestorben, so glauben wir, dass wir auch mit ihm leben werden
Lesung aus dem Brief an die Römer
Brüder!
3 Wir alle, die wir auf Christus Jesus getauft wurden, sind auf seinen Tod getauft worden.
4 Wir wurden mit ihm begraben durch die Taufe auf den Tod; und wie Christus durch die Herrlichkeit des Vaters von den Toten auferweckt wurde, so sollen auch wir als neue Menschen leben.
5 Wenn wir nämlich ihm gleich geworden sind in seinem Tod, dann werden wir mit ihm auch in seiner Auferstehung vereinigt sein.
6 Wir wissen doch: Unser alter Mensch wurde mitgekreuzigt, damit der von der Sünde beherrschte Leib vernichtet werde und wir nicht Sklaven der Sünde bleiben.
7 Denn wer gestorben ist, der ist frei geworden von der Sünde.
8 Sind wir nun mit Christus gestorben, so glauben wir, dass wir auch mit ihm leben werden.
9 Wir wissen, dass Christus, von den Toten auferweckt, nicht mehr stirbt; der Tod hat keine Macht mehr über ihn.
10 Denn durch sein Sterben ist er ein für alle Mal gestorben für die Sünde, sein Leben aber lebt er für Gott.
11 So sollt auch ihr euch als Menschen begreifen, die für die Sünde tot sind, aber für Gott leben in Christus Jesus.
Evangelium Mk 16, 1 - 7
Ihr sucht Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten; er ist auferstanden
+ Aus dem heiligen Evangelium nach Markus
1 Als der Sabbat vorüber war, kauften Maria aus Magdala, Maria, die Mutter des Jakobus, und Salome wohlriechende Öle, um damit zum Grab zu gehen und Jesus zu salben.
2 Am ersten Tag der Woche kamen sie in aller Frühe zum Grab, als eben die Sonne aufging.
3 Sie sagten zueinander: Wer könnte uns den Stein vom Eingang wegwälzen?
4 Doch als sie hinblickten, sahen sie, dass der Stein schon weggewälzt war; er war sehr groß.
5 Sie gingen in das Grab hinein und sahen auf der rechten Seite einen jungen Mann sitzen, der mit einem weißen Gewand bekleidet war; da erschraken sie sehr.
6 Er aber sagte zu ihnen: Erschreckt nicht! Ihr sucht Jesus von Nazaret, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden, er ist nicht hier. Seht, da ist die Stelle, wo man ihn hingelegt hatte.
7 Nun aber geht und sagt seinen Jüngern, vor allem Petrus: Er geht euch voraus nach Galiläa; dort werdet ihr ihn sehen, wie er es euch gesagt hat.
Geheimnisse der Nacht
Die Auferstehung Jesu hat niemand gesehen. Die Ereignisse, die berichtet werden, sind wie in einem Spiegel derer, die mit ihm bis in den Tod hinein verbunden waren, zu betrachten. Wir können sie deshalb nur auf der Folie eines glaubenden Herzens, mit Einfühlen und Verstehen entziffern. In jeder Nacht geschehen Dinge, die als Geheimnisse der Herzen gehütet werden, aber doch über Glück und Unglück, über Hoffnung und Verzweiflung bestimmen. Die Nacht nach dem Tod Jesu, als die Trauer zu Ende ging, hat ihr besonderes Geheimnis. Davon erzählt uns die Geschichte von den Frauen am Grab. Was sich in ihr ereignet hat, lässt sich bildhaft beschreiben mit den Worten: Es war wie der Duft der wohlriechenden Öle! Es war wie der frische, unverbrauchte, neue Tag! Wie die aufgehende Sonne, die das Leben in Bäumen und Gräsern und in den Gassen weckt. Da ist Maria von Magdala mit einem so außergewöhnlichen Schicksal, dass sich viele Legenden um sie gebildet haben. Jesus hatte aus ihr sieben böse Geister ausgetrieben (Mk 16,9, Lk 8,2). Wer sieben Teufel in sich trägt, in dem ist wirklich die Hölle los. Man stelle sich eine Frau vor, gepeinigt von dunklen Gefühlen mit dem Empfinden, ein Niemand, ein Nichts zu sein, vor aller Welt schuldig, zerrissen, voll Hass und Ekel gegen sich selbst und gegen die Umgebung, so als ob sie nicht mehr atmen könnte. Nacht war in ihr, bevor sie Jesus begegnete. Und seitdem war es Licht geworden. Ihre Seele blühte auf, ihr Herz begann zu singen aus Dankbarkeit und Freude. So dunkel ihre Nacht war, so hell war der Morgen, als sie, vom Blick Jesu getroffen, ihre Angst verlor. Die christliche Überlieferung setzt sie jener Frau gleich, die bei einem Gastmahl Jesus mit ihren Haaren berührt und dabei vor Glück weint (Lk 7,36 50). Was in der Begegnung mit Jesus aufgebrochen war, ist so stark, dass selbst die schrecklichen Ereignisse um seinen Tod es nicht zerstören können. Maria hat den Mut und die Kraft, unter seinem Kreuz zu stehen. Was in ihrer Seele aufgeblüht war, wurde zum Duft des Öles, mit welchem sie Jesus im Grab salben will. In diesem Duft liegt ihr Dank, ihre Hingabe, ihre Leidenschaft, ihre Treue und ihre unzerstörte Hoffnung. Als sie Jesus zum ersten Mal sah, ging für sie das Licht der Wärme, der Freude und der Lebendigkeit auf.
Jetzt am Ostermorgen wiederholt sich das erste große Wunder: Sie kommt wiederum aus der Nacht der Trauer und darf etwas völlig Unerwartetes erleben: Der Stein ist weggewälzt, das Grab ist offen. Die Frauen finden nicht einen verwesenden Leichnam vor, sondern einen Mann in der Kraft und Schönheit der Jugend. Was das Wesen Jesu ausmacht, lebt und ist da. Er ist anwesend in dieser Erscheinung, faszinierend und wohltuend wie damals, als sich Menschen um ihn scharten, in der jugendlichen Frische, die Erstarrtes aufbricht und Freude am Leben schenkt.Und doch heißt es: Er ist nicht hier. Sie sollten nach Galiläa gehen! Jesus bleibt verborgen hinter den Bildern. Um ihn selbst zu sehen, sollten sie zurückgehen zu ihrem ursprünglichen Vertrauen, zur ersten Begegnung, wo alles begann, zu jenem ersten Morgen, als sie Jesus fanden.
Das unerhört Neue ist so überwältigend, dass sie damit noch nicht umgehen können - ein Schrecken, der aus Lethargie, Hoffnungslosigkeit und Resignation aufweckt. Ein offenes Grab, von einer anderen Macht geöffnet, als die wir kennen, soll uns herausreißen aus der Gleichgültigkeit, aus der Oberflächlichkeit, mit der wir unseren Tod und die Botschaft der Auferstehung zudecken.
Das Geheimnis dieser Nacht lautet: es wird endgültig Tag in unseren Herzen und in dieser Welt. Kein Grab schließt sich für immer; in der Nacht wird das Licht geboren. Es ist das nicht mehr zu löschende Licht auf dem Antlitz Jesu.