Kirchweihfest

Die Kirche - Museum oder Heimat?

1.Lesung(1Kön,8-22-30

Dann trat Salomo in Gegenwart der ganzen Versammlung Israels vor den Altar des HERRN, breitete seine Hände zum Himmel aus23 und betete: HERR, Gott Israels, im Himmel oben und auf der Erde unten gibt es keinen Gott, der so wie du Bund und Huld seinen Knechten bewahrt, die mit ungeteiltem Herzen vor ihm leben.24 Du hast das Versprechen gehalten, das du deinem Knecht, meinem Vater David, gegeben hast. Deine Hand hat heute erfüllt, was dein Mund versprochen hat. 25 Und nun, HERR, Gott Israels, halte auch das andere Versprechen, das du deinem Knecht David, meinem Vater, gegeben hast, als du sagtest: Es soll dir nie an einem Nachkommen fehlen, der vor mir auf dem Thron Israels sitzt, wenn nur deine Söhne darauf achten, ihren Weg so vor mir zu gehen, wie du es getan hast.26 Gott Israels, möge sich jetzt dein Wort, das du deinem Knecht David, meinem Vater, gegeben hast, als wahr erweisen.27 Wohnt denn Gott wirklich auf der Erde? Siehe, selbst der Himmel und die Himmel der Himmel fassen dich nicht, wie viel weniger dieses Haus, das ich gebaut habe.28 Wende dich, HERR, mein Gott, dem Beten und Flehen deines Knechtes zu! Höre auf das Rufen und auf das Gebet, das dein Knecht heute vor dir verrichtet! 29 Halte deine Augen offen über diesem Haus bei Nacht und bei Tag, über der Stätte, von der du gesagt hast, dass dein Name hier wohnen soll! Höre auf das Gebet, das dein Knecht an dieser Stätte verrichtet!30 Achte auf das Flehen deines Knechtes und deines Volkes Israel, wenn sie an dieser Stätte beten! Höre sie im Himmel, dem Ort, wo du wohnst! Höre sie und verzeih!

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2. Lesung (1Kor3,9-17)

Denn wir sind Gottes Mitarbeiter; ihr seid Gottes Ackerfeld, Gottes Bau.10 Der Gnade Gottes entsprechend, die mir geschenkt wurde, habe ich wie ein weiser Baumeister den Grund gelegt; ein anderer baut darauf weiter. Aber jeder soll darauf achten, wie er weiterbaut.11 Denn einen anderen Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist: Jesus Christus.12 Ob aber jemand auf dem Grund mit Gold, Silber, kostbaren Steinen, mit Holz, Heu oder Stroh weiterbaut:13 Das Werk eines jeden wird offenbar werden; denn der Tag wird es sichtbar machen, weil er sich mit Feuer offenbart. Und wie das Werk eines jeden beschaffen ist, wird das Feuer prüfen.14 Hält das Werk stand, das er aufgebaut hat, so empfängt er Lohn.15 Brennt es nieder, dann muss er den Verlust tragen. Er selbst aber wird gerettet werden, doch so wie durch Feuer hindurch.16 Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt?17 Wer den Tempel Gottes zerstört, den wird Gott zerstören. Denn Gottes Tempel ist heilig und der seid ihr.

 

Evangelium Lk, 19, 1-20

Jesus ging nach Jericho hinein und zog hindurch. Und siehe, da war ein Mann mit Namen Zachäus, der war ein Oberer der Zöllner und war reich. Und er begehrte, Jesus zu sehen, wer er wäre, und konnte es nicht wegen der Menge; denn er war klein von Gestalt. Und er lief voraus und stieg auf einen Maulbeerbaum, um ihn zu sehen; denn dort sollte er durchkommen. Und als Jesus an die Stelle kam, sah er auf und sprach zu ihm: „Zachäus, steig eilend herunter; denn ich muss heute in deinem Haus einkehren." Und er stieg eilend herunter und nahm ihn auf mit Freuden. Als sie das sahen, murrten sie alle und sprachen: „Bei einem Sünder ist er eingekehrt." Zachäus aber trat vor den Herrn und sprach: „Siehe, Herr, die Hälfte von meinem Besitz gebe ich den Armen, und wenn ich jemanden betrogen habe, so gebe ich es vierfach zurück." Jesus aber sprach zu ihm: „Heute ist diesem Hause Heil widerfahren, denn auch er ist Abrahams Sohn. Denn der Menschensohn ist gekommen, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist."  

Die KIrche - Museum oder Heimat?

Kirchen sind zu Museen geworden", könnte man sagen, wenn man die Scharen betrachtet, die als Touristen interessiert, fasziniert oder auch ratlos und gelangweilt durch die altehrwürdigen Räume strömen. So gesehen hat die Zahl der Kirchenbesucher - im ganz  wörtlichen Sinn - nicht abgenommen. Die Kirche als historisch wertvolles Gebäude erfreut sich immer noch großer Beliebtheit.Sofort steigt natürlich der Einwand auf, dass diese Art, mit einer Kirche als Gotteshaus umzugehen doch recht oberflächlich ist und der eigentliche Sinn und Zweck doch gar nicht erfasst wird. Im Sinne der Bergpredigt sollten wir mit unserem Urteil eher vorsichtig sein. Die Frage ist tatsächlich zu stellen, ob bei diesen scheinbar nur kunsthistorisch Interessierten nicht doch noch tiefere Motive verborgen sind, nämlich die Suche nach einer geheimen Kostbarkeit, nach dem Mysterium. Man darf mit gewissem Recht sogar annehmen, dass die oft unwillkommenen Besucher einer Spur nachgehen, die sie selbst nicht recht benennen können, aber in einer gotischen Kathedrale z.b. unmittelbar wahrnehmen. Deshalb ist es einmal ganz gut, noch bevor man in einer Kirche den Kunst- oder Kirchenführer zur Hand nimmt, sich erst einmal hinzusetzen, zur Ruhe zu kommen, einige Atemzüge mit geschlossenen Augen zu tun, sich selbst einmal aushalten, den Raum einfach auf sich wirken lassen. Es könnte einem aufgehen, was man im Innersten sucht: die Stille, den Frieden, das Zuhause, die Geborgenheit, die Tiefe und Weite der Seele; man könnte sogar etwas von dem entdecken, was größer und mächtiger ist als wir selbst und was uns der inneren Verworrenheit und Leere entreißt. Wir könnten sogar zu der Einsicht gelangen, dass die Schätze, die wir in den heiligen Räumen bewundern, in uns selbst sind.

Über die Kirche als Institution hört man meist nur Unverständnis und Ablehnung, wenn nicht Feindseliges. Ob es nicht davon kommt, dass für die meisten der Ort der Stille, die Stätte des Heiligen in ihnen selbst verschüttet ist? Es sollte zu denken geben, dass Zen - Kurse, das heißt Meditation im absoluten Schweigen heute gerade bei jüngeren Erwachsenen äußerst beliebt, dass Veranstaltungen dieser Art sehr bald ausgebucht sind und ständig neue buddhistische Zentren entstehen. Dies spricht dafür, dass die Stille als solche eine Anziehung hat. Man könnte von der Kraft des Nicht - Denkens und des Nicht - Tuns sprechen; in Wirklichkeit aber wird durch das absolute Still - halten und Still - sein das Tor für eine Dynamik geöffnet, die nicht aus der Welt des Alltäglichen ist. Es ist das Erlebnisfeld des Heiligen, das uns auf einen anderen Standpunkt stellt, die Dinge zu sehen und zu hören; das unsere Emotionen ins Gleichgewicht bringt, beruhigt und sie im wahrsten Sinn des Wortes erlöst.Der heilige Franziskus sagt in seinem Testament, dass er sehr gern in armen und verlassenen Kirchen weilte. Warum wohl? Man darf annehmen, dass in ihm die Freude aufgestiegen ist, die ihn auf den Weg gebracht, ihn ständig begleitet hat und die als unsagbar oder als unfassbar bezeichnet wird. Wenn er ein Gotteshaus betrat, auch wenn es alt und baufällig war, sprach er: „Wir beten dich an, Herr Jesus Christus und preisen dich. Denn durch dein heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst."

Dieses Gebet war für ihn keine fromme Übung, sondern es kam ihm vom Herzen. Es war tiefste Überzeugung. Er hat gespürt, was erlöst sein heißt: daheim sein bei allen Geschöpfen, die Menschen lieben können, auch wenn arm, schmutzig oder eklig sind, die Kraft in sich zu tragen, Einsamkeit, Ablehnung, Zorn und Neid zu überwinden, dem Leid, der Krankheit und selbst dem Tod in die Augen zu schauen. Es ist die Kostbarkeit der Gottesnähe, die das eigene Leben und die Welt in einem anderen Licht erscheinen lässt.Wer Gott in sich selbst gefunden hat, wird auch die Schätze entdecken, die in der vielgeschmähten alten Kirche seit zweitausend Jahren verborgen sind. Franziskus gehört zu denen, welche die Kostbarkeiten ausgegraben haben und davon lebten, während sich andere darum streiten, welche dazugehören oder nicht und um den eigentlichen Wert nicht mehr wissen.  Wer sie jedoch in der tiefe der eigenen Seele sucht, könnte sogar soweit kommen, dass er statt mit bloßer Kritik einmal auch mit Freude auf diese Gemeinschaft der Glaubenden schaut. Die  Kirche als Gebäude weist darauf hin, dass sie der Raum ist, in dem man von den inneren Schätzen leben kann.

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