13.Sonntag im Jahreskreis C

Liturgische Texte: www.erzabtei-beuron.de/schott

1.Lesung 1 Kön 19, 16b.19 - 21

2.Lesung Gal 5, 1.13 - 18

Evangelium Lk 9, 51 - 62

Die ungastlichen Samariter
51 Als die Zeit herankam, in der er (in den Himmel) aufgenommen werden sollte, entschloss sich Jesus, nach Jerusalem zu gehen.
52 Und er schickte Boten vor sich her. Diese kamen in ein samaritisches Dorf und wollten eine Unterkunft für ihn besorgen.
53 Aber man nahm ihn nicht auf, weil er auf dem Weg nach Jerusalem war.
54 Als die Jünger Jakobus und Johannes das sahen, sagten sie: Herr, sollen wir befehlen, dass Feuer vom Himmel fällt und sie vernichtet?
55 Da wandte er sich um und wies sie zurecht.
56 Und sie gingen zusammen in ein anderes Dorf.

Von der Nachfolge
57 Als sie auf ihrem Weg weiter zogen, redete ein Mann Jesus an und sagte: Ich will dir folgen, wohin du auch gehst.

58 Jesus antwortete ihm: Die Füchse haben ihre Höhlen und die Vögel ihre Nester; der Menschensohn aber hat keinen Ort, wo er sein Haupt hinlegen kann.
 59 Zu einem anderen sagte er: Folge mir nach! Der erwiderte: Lass mich zuerst heimgehen und meinen Vater begraben.
60 Jesus sagte zu ihm: Lass die Toten ihre Toten begraben; du aber geh und verkünde das Reich Gottes!
61 Wieder ein anderer sagte: Ich will dir nachfolgen, Herr. Zuvor aber lass mich von meiner Familie Abschied nehmen.
62 Jesus erwiderte ihm: Keiner, der die Hand an den Pflug gelegt hat und nochmals zurückblickt, taugt für das Reich Gottes.


Der Ansturm auf Jerusalem

Wir können schlecht nachvollziehen, was Jesus von den Männern, die ihm nachfolgen wollen, verlangt. Warum soll man nicht Abschied nehmen, warum nicht dem eigenen Vater noch den letzten Dienst erweisen, was Ehrfurcht und Dankbarkeit gebieten? Jesus scheint hier eine sehr herbe und einfordernde Seite zu zeigen, die gar nicht nach Güte und Einfühlen aussieht.

Der Beginn des Textes kann uns weiterhelfen. „Als die Zeit herankam, in der Jesus in den Himmel aufgenommen werden sollte, wandte er sein Gesicht nach Jerusalem, um dorthin aufzubrechen“ (Lk 9,51). Jesus spürt, dass für ihn eine letzte Entscheidung ansteht und er auf den Höhepunkt seines Lebens zugeht. Es wurde für ihn zur Gewissheit, dass er sich der religiösen Führung des Volkes stellen und in das Zentrum der Macht und Auseinandersetzungen begeben muss. Es hat sogar den Anschein, als ob ihn etwas nach Jerusalem ziehen würde. Bei Markus lesen wir, dass Jesus den Jüngern voranschreitet, sodass sie staunen und sogar von Furcht ergriffen hinter ihm her gehen (Vgl. Mk 10, 32). Sie verstehen seine Entschlossenheit nicht. Jesus folgt einem inneren Drang, den er als die Erfüllung seines Lebens empfindet. Es treibt ihn völlig. Dazu gehört auch der rätselhafte Satz, den Jesus im Zusammenhang mit dem Feuer sagt: „Mit einer Taufe muss ich getauft werden und wie bedrängt es mich, bis sie vollzogen ist!“ (Lk 12,50) Was Jesus als Taufe bezeichnet, ist das Eintauchen in das Schicksal, das ihn in Jerusalem erwartet. Um es noch deutlicher zu sagen: Für Jesus gibt es keinen Zweifel mehr, dass er auf seinen Tod zugeht und dass mit diesem das Reich Gottes anbricht.

Wir dürfen uns fragen: Wie ist es, wenn einem der nahende Tod zur Gewissheit wird? Es können Ängste, Hadern mit Gott, stilles Hinnehmen abwechseln. Es kann sich auch die Sicherheit einstellen, dass man auf ein letztes, lang ersehntes Ziel zugeht. Dafür steht das Beispiel des Priesters und Studienrats Eberhard Gottsmann. Er starb drei Wochen nach der tödlichen Diagnose an Leberkrebs mit 53 Jahren. Als er erfuhren, dass es für ihn keine Heilung mehr gibt, schrieb er seine eigene Totenrede, die bei seiner Beerdigung verlesen wurde. Sie strahlt nur von Freude. Es ist die Gewissheit, dass er jetzt an seinem Ziel, in der alles überwältigenden, ungetrübten Liebe angekommen ist.

Mit Recht dürfen wir annehmen, dass Jesus auf dem Weg nach Jerusalem von einer ähnlichen, sogar wesentlich gesteigerten Stimmung erfasst ist. Wir dürfen auch an die Stellen in den Evangelien denken, die von seinem Gebet in der Einsamkeit, von seinen spirituellen Erfahrungen, würden wir heute sagen, berichten. Sein Äußeres beginnt zu leuchten und eine Energie dringt durch, welche die Massen anzieht und die Kranken heilt. Er ist eingetaucht in den Urgrund allen Seins, mit dem „Vater“ im innigsten Austausch und auf ihn geht er als dem großen Ziel zu. Für Jesus gibt es nur noch diese Ausrichtung und alles, was dieser entgegensteht, wird unbedeutend und ist zu vergessen, selbst wenn es die eigenen Verwandten sind. Die Dichte seiner Existenz und die Kraft seiner Ausstrahlung sind der Schlüssel für alles, was mit Nachfolge zu tun hat. Menschen haben sich Jesus angeschlossen, weil sie durch  die Begegnung mit ihm zutiefst beeindruckt, bewegt und beglückt wurden und etwas erfuhren, das nur als gewaltig, schön und kostbar bezeichnet werden kann. Es ging ihnen so nahe, dass das bisherige Denken und alle bevorzugten Interessen außer Kraft gesetzt werden.

Der heilige Franziskus wird im Kirchlein San Damiano von einer solchen Freude erfüllt, dass er in diesem Zustand Tage und Wochen in einer Höhle verbringt und dann als völlig anderer in die Stadt zurückkehrt. Ähnliches hat sich ereignet, als der Prophet Elia dem Elischa seinen Mantel umwirft. Der neue Jünger wird in die Atmosphäre Elias eingehüllt. Damit geht etwas von der großen Kraft des Gottesmannes über, der allein gegen den König und das ganze Volk steht, der sogar neue Herrscher einsetzt und mit einem Wagen aus Feuer in den Himmel fährt. Nichts könnte besser die Energie, die ihn getragen hat, darstellen. Die Nachfolge, zu der Jesus uns aufruft, beginnt nicht mit gewaltigen Anstrengungen, sondern damit, dass wir uns seiner Kraft (griechisch dynamis) öffnen, der Dynamik, die von ihm ausgeht. Wir dürfen in die Atmosphäre eintauchen, die Jesus ausstrahlt.