Tiefenpsychologisch und  Hl.Schrift 

Den Glauben verstehen lernen

Erlösung erleben oder zu glauben?
Die Botschaft von der Erlösung durch Christus hat in unserer nachchristlichen Gesellschaft seine Anziehungskraft verloren. Der Unterschied zwischen der heutigen Verkündigung und der des Apostels Paulus, der sicher keine bessere Welt vor sich hatte, ist der, dass damals mit der Verkündigung die Erlösung auch erlebt wurde, d.h. die Menschen wurden tatsächlich ver­wandelt. Sie bekamen anderes Denken, andere Interessen, andere Werte. Es wirkte sich im anderen Verhalten aus. Heute dagegen muss Erlösung "geglaubt'1 werden auf Grund einer äußeren Autorität. Deshalb lässt sich der "Glaube" nur mehr auf Grund von Autoritätsabhängigkeiten vermitteln, z.B. Kindern über den Weg der Eingliederung in die Kultur.
Soll die christliche Botschaft wieder attraktiv werden in der Öffentlichkeit, so müssen wir die  "Erlösung" nicht nur verkünden, sondern sie muss sie auch vermitteln, d.h. Wege zu ihrer Erfahrung aufzeigen.
Die Tiefenpsychologie kann dazu einige Hilfestellungen geben.

1. Christliche Erlösung aus der Sicht der Tiefenpsychologie0 C.G.Jungs.

Der unerlöste Mensch ist dadurch gekennzeichnet, dass er inner­lich zerrissen ist: zerrissen von den ungeordneten Kräften des Unbewussten, die sein Bewusstsein überwältigen» Er lebt im Bereich der Finsternis. (Kol01,13) Er steht unter dem Gesetz der Sünde und des Todes. (Rö 6 f,) Er glaubt, das Unbewusste vernachlässigen zu können und merkt nicht, wie er von diesem beherrscht wird. Die Gespaltenheit und Unausgewogen­heit zwischen Bewusstsein und dem Unbewussten ist ein wesent­liches Kennzeichen des modernen Menschen. Man könnte alle Konflikte, die der Mensch durchzustehen hat, auf einen Grund­konflikt zurückführen: die Diskrepanz zwischen dem, wo der Mensch jetzt steht und der innersten Sinnspitze, die auf Gott zielt. In der psychologischen Sprache kann man sagen: erst wenn die Ganzheit der menschlichen Psyche alle Strebungen, Kräfte und Erlebnisweisen auf die innerste Personmitte, das Selbst, hin geordnet sind, wird der Mensch seinen Frieden finden. Symbolisch ist diese Anordnung durch das Radsymbol, Sonnen­rad oder Rosette ausgedrückt.
Ein solcher Mensch ist "im Licht" (joh,3) erleuchtet, d.h. sein Bewusstsein wurde vom Selbst, dem göttlichen Funken, der letzten übergeordneten Instanz erhellt, "Ich bin das Licht der Welt" (Joh,8,12)
Deshalb heißt es auch; "Wach auf du Schläfer und Christus wird dich erleuchten," (Eph,5,l4)
Man könnte als Kennzeichen des erlösten Menschen folgen­des anführen;

 

1.1 Ein hoher und sich immer mehr steigernder Grad an Bewusstheit, Damit ist nicht der Intelligenzquotient ge­meint, sondern die Beachtung und Zulassung unbewusster Inhalte im eigenen Innern einerseits und eine ganz­heitliche Sicht der Außenwelt andererseits« Der erlöste Mensch kann gelassen die Dinge von allen Seiten be­trachten, braucht sich nicht auf die eine oder andere Weise politisch oder weltanschaulich ausrichten. Er sieht die Dinge von einer Seite, die anderen, die noch von der Kollektivpsyche gefangen sind, verschlossen sind.. So sah der hl. Franziskus das Unrecht der Kreuzzüge. im Gegensatz zur Auffassung der kirchlichen Obrigkeit und zu Bernhard von Clairvaux

1.2. Entfaltung der Person, Ich-stärke und aktive Weltgestaltung«,
„Ich werde euch zu Menschenfischern machen"(Mk1,17) sagte Jesus zu den Fischern von Galiläa und befähigt sie, Geschichte zu machen.
3.Der inneren Einheit und Ganzheit entspricht eine äußere
Der erlöste Mensch hat einen inneren Bezug zur Schöpfung und allen Menschen, selbst zu seinen Gegnern,
Im Sonnengesang des hl. Franziskus sind Erlebnisweisen des erlösten Menschen ausgedrückt; höchste Nähe zu Gott, innerste Verbundenheit mit dem Kosmos, mit allen Menschen, selbst mit den Feinden und Relativität und Über­windung der Schmerzen und keine Angst vor dem Tod.

1.2 Funktion der Symbole
Symbole sind Gegenstände, Bilder oder Sprachausdrücke die für etwas anderes stehen, anderes Vertreten als sie selbst sind« Im Bereich der Psyche stehen sie für eine unbekannte Wirklichkeit, die Transzendenz, Symbole haben einen eidetischen Charakter, d,h, sie weisen auf etwas Un­bekanntes hin und bewirken es auch. Die Sakramente im katholischen Sinn sind nach diesem Verständnis echte Symbole0 Auch die Symbole in den 'Träumen bezeichnen nicht nur Inhalte des Unbewußten, sondern haben auch eine gestaltende Wirkung auf das Bewußtsein und auf das Unbewußte, Diese verändernden, wirksamen Kräfte des Unbewußten werden Archetypen genannt.
Sie unterliegen nicht unmittelbar unserem Willen, "Erlösung" ist, psychologisch gesehen, die Ordnung dieser Bilder und Einbindung dieser Kräfte, Sie unterliegt deshalb nicht unmittelbar unserem Willen, sondern "Erlösung" geschieht, ist Gnade,
Äußere Symbole, z,B, Wasser, Feuer, Kreuz sind Projektionen des Unbewußten nach außen. Die Symbole sind Träger oder Gefäße der Archetypen, Das Außen entsprich dem Innen, Das heißt auch: die Beachtung und Verehrung der Symbole, wie das in der Liturgie geschieht, ist zugleich auch eine Beachtung und Verehrung der Kräfte des Unbewußten zumindest bei den Menschen, die noch eine innere Verbindung mit dem Unbewußten haben.
In diesem Sinn hat nach Jung die Ausübung der Religion eine wichtige Funktion für die seelische Gesundheit, vor allem für seelische Entwicklung, Der religionslose Mensch hingegen ist ohne Rückbindung (Religion), er ist entwurzelt»
Ein Symbol,das in allen Religionen, besonders im Christentum eine bedeutende Rolle spielt, ist das Wasser,
Auf Grund seiner natürlichen Mächtigkeit als Lebensspender oder Mutterboden des Lebens, aber auch auf Grund seiner tödlichen verschlingenden Wirkung wurde das Wasser als Symbol des kollek­tiven Unbewußten betrachtet. So wie aus dem Wasser das Leben kommt, aber zugleich von ihm bedroht wird, so steigt aus dem- Unbewußten das Leben bzwr. das Licht des Bewußtseins,
Das Zentrum des Bewußtseins ist das Ich, Dieses Bewußtsein wird aber stSndig vom Unbewußten bedroht und muß sich des­halb immer erneut mit dem Unbewußten auseinandersetzen.
Jedes Leben , das vom Wasser abgeschnitten ist verdorrt.
Ein solcher Mensch ist in höchster Gefahr seine Orientierung zu verlieren und die tödliche Wirkung des Unbewußten zu er­fahren.
Ein weiteres wichtiges Symbol für Vorgänge im Unbewußten ist das Umkreisen der Mitte0 Die Mitte des Kreises steht für die höchste Instanz in der menschlichen Psyche, für das Selbst oder für das Bild Gottes, Die Gedanken eines Menschen, der von den letzten Fragen seiner Existenz getroffen ist, umkrei­sen sozusagen die Mitte, In der Liturgie sei an die Prozessior um die Kirche oder um das Dorf, oder an das Umkreisen des Altars bei der Beräucherung mit Weihrauch erinnert.
Es sei nochmals betont: die Symbole, die in der Liturgie vollzogen werden, bezeichnen und bewirken Vorgänge im Un- bexwußten zumindest bei den Menschen, die noch eine lebendige Beziehung zur Religion haben,.Die Wirkung, d0h, die Ergriffen­heit bei liturgischen Handlungen hängt in hohem Maße von dem ab, der die liturgische Handlung leitet. Die Ergriffenheit des Gemeindeleiters und Priesters überträgt sich auf ►unbe­wußten Kanälen auch auf die Gläubigen,
2, Die TaufSymbolik als_Erneuerung_und_Wandlung_der_Per- sönlichkeit 0
Die Taufsymbolik t»estand ursprünglich darin, daß der Kate- chumene oder Glaubensschpler in den Taufbrunnen oder das Taufbecken hinabstieg, darin untertauchte und auf der anderen Seite wieder nach oben stxieg. Die Wirkung der Taufe, beschric ben als Wiedergeburt, Tod und Auferstehung, neue Schöpfung, bestanden, psychologisch gesehen- in einer umfassenden Erneu­erung und Wandlung der Persönlichkeit, Sie war ein entschei­dender Schritt zur Selbstwerdung oder Individuation, Um diesei Zusammenhang noch deutlicher zu machen, sollen einige bibli­sche Symbole näher betrachtet werden.
2,1 Das Zeichen des Jonas, Mk.12,38-^2^ Lk,21♦29-39®
Als die Gegner Jesu ein Zeichen vom Himmel verlangen, verweist sie Jesus auf das Zeichen des Jonas und deutet den Aufenthalt des Jonas im Bauch des Fisches als Bild für seinen Tod und seine Auferstehung,
In diesem Hinweis ist zugleich ein bei allen Völkern vorkommendes Symbol für den inneren Vorgang der seelischen Wandlung angespro- chen0 Dieser Wandlungsprozeß hat in Tod und Auferstehung Jesu seine letzte Überhöhung gefunden. Es handelt sich um den soge­nannten "Walfischdrachenmythos" oder um die sogenannte "Nacht­meerfahrt", Es geht dabei um einen "Grundplan", ein Symbolmodell des Individuationsverlaufes des Einzelmenschen, Der Inhalt ist etwa folgender: "Ein Held wird von einem Ungetüm im Westen ver­schlungen, Dieses fährt mit ihm nach Osten, wo er an Land geht und wo sich der Held befreit, indem er den Bauch des Ungetüms
aufschneidet0 In dessen Bauch hatte er ein Feuer angezündet
und ein Stück des herabhängenden Herzens mitgenommen,"
Unschwer läßt sich darin die Geschichte des Jonas in abgewandelt­er Form erkennen.
Zunächst kann dieser Mythos als ein Symbol für den natürlichen Ablauf von Tag und Nacht gedeutet werden. Die Sonne geht im Westen unter (wird von einem Ungetüm verschlungen), vollbringt die Nachtmeerfahrt von West nach Ost im Bauch des Ungeheuers, und geht dann erneuert und befreit im Osten wieder auf. Der Held steht also für die Sonne, das Ungeheuer für die Nacht und Finsternis, Zugleich entspricht dieses Symbol dem inneren Vor­gang der Erneuerung und Verwandlung der Persönlichkeit, also der Individuation, Das Ichbewußtsein taucht in die Nacht, in die Finsternis des Unbewußten ein. Es ist eine Art Rückkehr oder Regression in den seelischen Mutterleib, Von außen sieht dieser Vorgang so aus: Ein Mensch zieht sich von der Umwelt zurück und ist ganz mit sich selbst beschäftigt. Er sucht die Einsamkeit auf und setzt sich mit seinen Gefühlen, Strebungen und seelischen Problemen auseinander. In diesem Hinabsteigen ins Unbexvußte ent­deckt er schöpferische Energien und Kräfte, Dies wird im Mythos mit dem Abschneiden des Herzens ausgedrückt, d,h0 das Kost­barste und Wertvollste nimmt er mit. Als erneuerter und gereif­ter Mensch
2,1 Das Zeichen des Jonas, Mk.12^38-42^ Lk, 11,29-39»
Als die Gegner Jesu ein Zeichen vom Himmel verlangen, verweist sie Jesus auf das Zeichen des Jonas und deutet den Aufenthalt des Jonas im Bauch des Fisches als Bild für seinen Tod und seine Auferstehung,
In diesem Hinweis ist zugleich ein bei allen Völkern vorkommendes Symbol für den inneren Vorgang der seelischen Wandlung angespro- chen0 Dieser Wandlungsprozeß hat in Tod und Auferstehung Jesu seine letzte Überhöhung gefunden. Es handelt sich um den soge­nannten "Walfischdrachenmythos" oder um die sogenannte "Nacht­meerfahrt", Es geht dabei um einen "Grundplan", ein Symbolmodell des Individuationsverlaufes des Einzelmenschen, Der Inhalt ist etwa folgender: "Ein Held wird von einem Ungetüm im Westen ver­schlungen, Dieses fährt mit ihm nach Osten, wo er an Land geht und wo sich der Held befreit, indem er den Bauch des Ungetüms aufschneideto In dessen Bauch hatte er ein Feuer angezündet und ein Stück des herabhängenden Herzens mitgenommen,"
Unschwer läßt sich darin die Geschichte des Jonas in abgewandelt­er Form erkennen.
Zunächst kann dieser Mythos als ein Symbol für den natürlichen Ablauf von Tag und Nacht gedeutet werden. Die Sonne geht im Westen unter (wird von einem Ungetüm verschlungen), vollbringt die Nachtmeerfahrt von West nach Ost im Bauch des Ungeheuers, und geht dann erneuert und befreit im Osten wieder auf. Der Held steht also für die Sonne, das Ungeheuer für die Nacht und Finsternis, Zugleich entspricht dieses Symbol dem inneren Vor­gang der Erneuerung und Verwandlung der Persönlichkeit, also der Individuation, Das Ichbewußtsein taucht in die Nacht, in die Finsternis des Unbewußten ein. Es ist eine Art Rückkehr oder Regression in den seelischen Mutterleib, Von außen sieht dieser Vorgang so aus: Ein Mensch zieht sich von der Umwelt zurück und ist ganz mit sich selbst beschäftigt. Er sucht die Einsamkeit auf und setzt sich mit seinen Gefühlen, Strebungen und seelischen Problemen auseinander. In diesem Hinabsteigen ins Unbewußte ent­deckt er schöpferische Energien und Kräfte, Dies wird im Mythos mit dem Abschneiden des Herzens ausgedrückt, d,h0 das Kost­barste und Wertvollste nimmt er mit. Als erneuerter und gereif­ter Mensch
kehrt er ans Tageslicht zurück, d.h. er wendet sich wieder seiner Umgebung zu,


Jesus hat diesen Prozeß in seinem Aufenthalt in der Wüste Mit, 1,12 vollzogen, schließlich in seiner letzten Endgültigkeit in seinem Tod und seiner Auferstehung, Der Tod ist ja - psychologisch ge­sehen - ein Hinabsteigen ins Unbewußte, Dies meint Jesus, wenn er davon spricht, daß der Menschensohn, wie Jonas im Bauche des Fisches war, drei Tage und drei Nächte im Herzen der Erde sein wird, Mto12,4o, Jesus wollte mit "Herz der Erde" mehr aussagen, als bloß die Tatsache seines Begräbnisses0 Mit Herz der Erde ist die Unterwelt gemeint. Im apostolischen Glaubensbekenntnis heißt es: er ist hinabgestiegen in das Reich des Todes, früher betete man: abgestiegen zu der Hölle0 Nach alter Vorstellung hat Jesus dann die Väter, d.h. die Menschheit mit heraufgenommene Petr.3,19, "kr hat den Geistern im Gefängnis gepredigte" Psychologisch gespro­chen: Jesus ist ganz und gar in das kollektive Unbewußte hinabgestd gen, wo in Bildern und Symbolen die bereits verstorbene M Menschhed anwesend ist. Die Auferstehung Jesu muß dann als die höchste Bewußt werdung bezeichnet werden, die je ein Mensch erfahren hat0 Als Auf­erstandener kann er sich dieser Welt zuwenden und anwesend sein.
In der hl„Schrift ist diese Tatsache mit der Sendung des hl0Geistes aus ge s pro chen.
Das Zeichen des Jonas ist gleichbedeutend mit dem "Walfischdrachen­mythos" oder der "Nachtmeerfahrt" etwa des Jason oder Herakles in der griechischen Mythologie, Es ist ein Symbol oder ein Grundmodell des Individuatio nsprozesses des einzelnen: Absinken des Ichbewußt­seins in das Unbewußte, verweilen in der Finsternis und schließlich Wiederkehr als verwandelt und erneuert,
Jesus hat dieses Modell als Menschensohn, als Urmensch, als der zweite Adam in seinem Tod lind seiner Auferstehung erfüllt. Die Erlö­sung,* speziell das Geschehen in der Erwachsenentaufe, besteht im Vollziehen dieses Grundmodells der Verwandlung,
Sehr gut paßt zum Zeichen des Jonas als dem Walfischdrachenmythos und der Nachtmeerfahrt auch das Bild des Durchzuges der Israeliten durch das Rote Meer, Dieselben Elemente, Meer, Nacht, Fahrt, Wan­dern, West nach Ost, Befreiung, d.h, neues Bewußtsein sind auch hier zu finden. Zu Recht wurde deshalb der Durchzug durch das Rote Meer als ein Symbol der Taufe betrachtet und die Osternacht mit der Nacht des Auszuges aus Ägypten gleichgesetzt. Eine Aussage ist_ diesen Bildern gemeinsam: die entscheidende Wende beginnt in der Tiefe des Unbewußten bzw, auf dem Höhepunkt der Krise,
Folgende Symbole lassen sich also als Grundmodell der Erneuerung und Verwandlung, der Individuation in eine Linie bringen: das Zeichen des Jonas - Walfischdrachenmythos bzw. Nachtmeerfahrt - Tod und Auferstehung Jesu - das Geschehen in derTaufe als Wieder­geburt und Tod und Auferstehung - der Durchzug der Israeliten durch das Rote Meer - schließlich die hl„Messe als eine Erinnerung und Gegenwärtigsetzung des Heilsgeschehens. In abgeschwächter Form: jedes Gebet und jede Meditation, jedes intensive Kontakt- aufnehmen mit dem Unbewußten und Erneuertwerden auch durch Schlaf und Atmung.
2.2 Die Taufe als Wiedergeburt.
Jesus selbst hat das zentrale Geschehen seines Lebens, nämlich Tod und Auferstehung im Ritus der Taufe symbolisiert gesehen. "Feuer auf die Erde zu werfen bin ich gekommen und wie sehr wünschte ich, es würde schon brennen! Mit einer Taufe muß ich getauft werden und wie bedrängt es mich, bis sie vollbracht ist." Lk.12,49-5o0 Das Tauferlebnis war für die ersten Christen das einschneidenste Ereig­nis ihres Lebens. Dieses Neuheitserlebnis wurde sehr bald mit Wie­dergeburt ausgedrückt, ein Ausdruck, der auch in der My^erienreli- gion des Ostens eine große Rolle spielte0 Das Wasser drückt den geistigen Mutterboden, das Unbewußte aus, Das Wasser und das Unbe­wußte haben eine regenerierende Kraft, Um diese Kraft zu erfahren muß man in engste Berührung mit dem Element Wasser bzw. mit dem Unbewußten kommen« Das heißt konkret: Das alte Bewußtsein mit sei­nen Konflikten, Schmerzen, Niederlagen, falschen Hoffnungen und Vorstellungen muß absterben. Ein neuer Anfang mit neuen Kategorien des Denkens, der Rangordnung, der Werte, mit neuen schöpferischen Energien ist möglich und zwar ganz tief in der Tiefe des Unbewußten, in der Personmitte oder im Selbst. Bei Joh,3/ff. heißt es: "Wahrlich wahrlich ich sage dir: wenn einer nicht geboren wird von oben aus Wasser und Geist, kann er das Reich Gottes nicht schauen", Joh,3•3• In eine moderne Sprache übersetzt könnte es so lauten: Wer nicht aus der Tiefe seiner Existenz, bzw, aus seiner Personmitte heraus eine Umkehrung seines bisherigen Denkens und Fuhlens, seiner Wert­ordnung und Vorstellung erlebt hat, hat vom Reich Gottes wenig Ahnung,
2.3 Taufe als Tod und Auferstehung.

Der tiefgreifende Prozeß der Verwandlung und Erneuerung durch die Taufe wurde auch von Paulus in Beziehung gesetzt zum Tod und Auf­erstehung Jesu, Die Neubekehrten erlebten für sich den Tod.
und die Auferstehung des Herrn, bzw0 das Taufgeschehen war ein Nachvollziehen dessen, was in Jesus bereits geschehen ist. Es handelt sich um dasselbe Grundmodell der Verwandlung0 "Qder wißt ihr nicht, daß wir alle, die wir getauft sind, auf Jesus Christus, auf seinen Tod getauft sind. Mitbegraben wurden wir also mit ihm durch die Taufe auf seinen Tod«, damit wie Christus auferweckt wurde von den Toten durch die Herrlichkeit; des Vaters, so auch wir im Neusein des Lebens wandeln," Röm„6 3-^o Das Neusein des Lebens ist das entscheidende, in dem die Macht der Sünde gebrochen und ein Leben in Freiheit möglich ist. Wichtig ist zu betonen, daß Paulus hier wieder den Bekehrungsprozeß des Erwach­senen im Auge hat, der aus der Versklavung an das Unbewußte, und
Zetta (jaa.
dessen ungeordneten Kräfte, sprich G^¥***rf"en, befreit wurde«,

3. Christus^ ein Symbol^des^Selbst

1 Das Selbst als Ganzheit

Der Individuationsprozeß bzw, die Erlösung, erstrebt einen Zustand, in dem alle Teilaspekte der bewußten und unbewußten Psyche harmonisch um die Personmitte, Selbst, geordnet, dem Ganzen dienen0 Mit Ganz­heit ist hier nicht nur der ganze Umfang der Persönlichkeit gemeint, sondern auch Vergangenheit und Zukunft, Diese Mitte der Person ist dadurch gekennzeichnet, daß sie zugleich den innersten Kern wie derii> Umfang der Psyche ausmacht, Erlebnismößig ist die Erfahrung dieser Mitti i höchster Ausstrahlung,deutsamkeit oder auch der höchste Wert0Dieses Selbst, Seelengrund, Seelenfünklein, "letztlich Unerkennbare11 gibt sich in allen Phasen des Individuationsprozesses, von der Geburt bis ans Lebensende, in immer anderen Symbolen kund. Das Aufscheinen dieser Symbole in Träumen soll dem Ich weiterhelfen, sozusagen als höhere, transpersonale Instanz seinen Weg aus den Sackgassen einer Lebenskrise weisen«,Zu diesen Symbolen gehören in erster Linie die Mandalas, Mandala stammt aus dem Bereich der östlichen Meditationspraxis0 Es kann am besten mit "magischer Kreis" übersetzt werden;, Mandalas sind die bedeutsamsten Bilder des Selbst; am häufigsten erscheinen sie alsKreis oder Quadrat. Meist beinhalten sie eine symmetrische Anord­nung von Bildern um die Mitte. Vgl.Sonnenrad0 Andere Symbole des Selbst: Kugele*die Perle, der Diamant, der Kristall, die Blüte, das Kind, der Anthropos = Mensch,Es lohnt sich, biblische Symbole unter dem Aspekt des Selbst zu betrachiten: das Paradies mit den vier Flüssen und dem Baum der Er­kenntnis, das neue Jerusalem mit den zwölf Toren, im Quadrat ge­baut. (Off o 21, 15-21)Zu nennen wäre auch: alle Geschichten über die wunderbare Geburt des Kindes, angefangen von Isaak, Moses, Samuel, Johannes, bis hinauf zu Jesus und bis zur Geburt und wunderbaren Errettung des Kindes in der Geheimen Offanbarung0 (bff.12, 1 - 18)Als eines der wichtigsten Symbole ist selbstverständlich das Ivreuz zu betrachten. Es stellt am klarsten die ordnende Funktion des Selbst dar.Wenn Symbole des Selbst, d.h, Symbole der Erlösung in Träumen bei ausweglosen Situationen aufscheinen, soll damit dem Menschen gesagt werden, daß eine andere Instanz da ist, welche die Erlösung bzwc den Prozeß der Ganzwerdung gegen alle Widerstände herbeiführt.3<>2 Christus als der Teleios anthfopos, als der Theos aner, als der vollständige Mensch, als der zweite Adam, vereinigt in sich alle Eigenschaften des Selbst. Er ist der Niedrigste, Kleinste und Höchste-, zugleich, Mensch und Gott - Anfang und Ende - Urbild und Sohn des Menschen. Mit Recht wird er deshalb als Symbol des Selbst bezeichnet. Selbst glaubenslosen Menschen kann Christus mit den vier Aposteln als Symbol des Selbst erscheinen. Jung sagt dazu: "Dieser Archetyp des Selbst hat in jeder Seele auf die "Botschaft" geantwortet, sodaß der konkrete Rabbi Jesus in kürzester Frist vom konstellierten Archetypus assimiliert wurde. So verwirklichte Christus die Jdee des Selbst." (G0C0Jung, ■=Symbol-±k-•d-es-Gef st en. sv3&4 Die Ich^Aussagen Jesu bei J oli'f' Tonnen unter diesem Aspekt des Selbst eher verstanden werden, "Ich bin der Anfang". In der psychologischen Sprache würde die Ich-Aussage so lauten: Ich bin das Selbst in jedem von Euch, die oberste Instanz die schon da war als ihr noch gar kein Ich-bewußtsein hattet, "ich bin das Brot des Lebens" - ich bin die Sinnmitte; wer aus dieser Sinnmitte lebt, wird nie mehr sterben."Ich. bin der Weinstock - ihr seid die Reben.""Ich bin der gute Hirte." In diesen Aussagen wird die einende Kraft des Selbst deutlich; Trennung und Spaltung unter Menschen ist durch das gegenständliche, rein rationale denkende Bewußtsein bedingt. In der Erfahrung und im Ergriffensein vom Urgrund, kommen sich die Menschen nahe."Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben": das Selbst ist unbe­grenzt ; Selbstwerdung heißt immer auf dem Weg sein0 "Die Wahrheit" - Selbstwerdung ist nur möglich über die eigene Echtheit, d.h. bedingungslos zur eigenen Wahrheit stehen."Leben" - es ist jener innerste Kern, wo das Urfeuer des Lebensflackert und aus dem heraus das Leben seine Impulse erhält,vgl. Joh,6,35 f. 15 f. 1^,6 3.3 Aussagen über Christus.Christus als der Stein ist eine bedeutende Aussage, die in die Nähe des lapis philosophoru®, des Steins der Weisen führt, den die Alchemisten suchten.Im Grunde ging es ihnen um seelische Ver­wandlung. Der Stein der Weisen ist ein Name für das Selbst.Jesus bezeichnet sich selbst als den Stein den die Bauleute ver­worfen halben, aber zum Eckstein geworden ist. Mt0 21,42 bzw.Ps.118Aufschlußreic h ist es auch, Christi Stellung im Kosmos im Epheser-zuund Kolosserbrief unter dem Aspekt des psychischen Kosmos betrach­ten. "Christus ist eingesetzt über alle Macht und Gewalt und Kraft und Herrschaft und jeden Namen, der genannt wird nicht nur in die­ser Welt, sondern auch in der zukünftigen." Ephes. 1, 2o, 21. Christus wurde sozusagen auf den Thron der menschlichen Psyche gesetzt; er wurde zum mächtigsten Erlebnisfaktor, der alle anderen Kräfte des Unbewußten ordnet und einbindet«, Im Kolosserbrief heißt es: "Er ist das Bild Gottes, des Unsichtbaren, der Erstgebo­rene aller Schöpfung. Denn in ihm wurde alles erschaffen, was im Himmel und auf Erden, das Sichtbare (Bewußte) und das Unsichtba­re (Unbewußte), ob Throne oder Herrschaften oder Mächte oder Gewal­ten, alles ist durch ihn und auf ihn hin geschaffen." (Kol01,13-2o) Der alles überragenden Stellung Christi im Kosmos entspricht seine überragende Stellung in der menschlichen Psyche als Symbol des Selbst,,

Zusammenfassung:

Die Erlösung durch Christus, die in der Analytischen Psychologie dem Individuationsprozeß entspricht, wird durch Symbole darge­stellt und bewirkt. Sie ist nicht machbar, unterliegt nicht der Willensanstrengung des Menschen sondern ist Widerfahrnis,Das Grundmodell der Individuation bzw, des Erlösungsgeschehens wird durch das Zeichen des Jonas, des Walfischdrachenmythos, Durchzug durch das Rote Meer bzw, Nachtmeerfahrt, Tod und Auf­erstehung und Wiedergeburt symbolisiert.Im Tauigeschehen, auch in der Eucharistie und in Gebet und Meditation wird dieses Grundmodell lebendig,Christus vereinigt in sich alle Aussagen über das Selbst, er wird deshalb mit Recht als ein Symbol des Selbst bezeichnet.

Literatur:

Barz Helmut "Selbsterfahrung" Kreuz-Verlag Stuttgart

Heimler Adolf "Selbsterfahrung und Glaube" Pfeiffer München

Jakobi Jolande " Der Weg der Individuation" Walter Olten

Jung C,G, "Zur Psychologie östlicher und westlicher Religionen" Ges,Werke Band 11 Walter Olten

Jung C.G. "Aion" Ges0Werke 9/lI

Rosenberg Alfons "Christliche Bildmeditation" Iiösel-Verlag

Sanford John "Alles Leben ist innerlich" Walter Olten

Wehr Gerhard "Wege der religiösen Erfahrung" Walter Olten

Wolf Hanna "Jesus der Mann" Radius Verlag Stuttgart,

Array