Zwölfter Sonntag im Jahreskreis 22.06.2025

 

EröffnungsversPs 28 (27), 8-9

Der Herr ist die Stärke seines Volkes,
er ist Schutz und Heil für seinen Gesalbten.
Herr, hilf deinem Volk und segne dein Erbe,
führe und trage es in Ewigkeit.

Ehre sei Gott, S. 365 f.
Tagesgebet

Heiliger Gott,
gib, dass wir deinen Namen
allezeit fürchten und lieben.
Denn du entziehst keinem deine väterliche Hand,
der fest in deiner Liebe verwurzelt ist.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.

Zur 1. Lesung Von einer geheimnisvollen Persönlichkeit ist in der Lesung aus dem Buch Sacharja die Rede. Sie scheint eine königlich-prophetische Märtyrergestalt zu sein. Der Tod dieses Ungenannten war für das Volk eine Katastrophe, aber auch der Beginn einer vom Geist Gottes bewirkten Reue und Umkehr. Manche Erklärer denken an den Tod des Gottesknechts, von dem in Jesaja 53 die Rede ist. Nach dem Johannesevangelium (19, 37) ist Jesus am Kreuz der, „den sie durchbohrt haben". (Vgl. die Leidensweissagung im heutigen Evangelium.)

Erste LesungSach 12, 10-11; 13, 1

Sie werden auf den blicken, den sie durchbohrt haben (Joh 19, 37)

Lesung
aus dem Buch Sachárja.

So spricht der Herr:
12, 10Über das Haus David und über die Einwohner Jerusalems
werde ich einen Geist des Mitleids
und des flehentlichen Bittens ausgießen.
Und sie werden auf mich blicken, auf ihn,
den sie durchbohrt haben.
Sie werden um ihn klagen,
wie bei der Klage um den Einzigen;
sie werden bitter um ihn weinen,
wie man um den Erstgeborenen weint.


11An jenem Tag wird die Klage in Jerusalem
so groß sein wie die Klage um Hádad-Rímmon
in der Ebene von Megíddo.
13, 1An jenem Tag wird für das Haus David
und für die Einwohner Jerusalems
eine Quelle entspringen gegen Sünde und Unreinheit.
AntwortpsalmPs 63 (62), 2.3-4.5-6.8-9 (Kv: vgl. 2)

Kv Meine Seele dürstet nach dir, mein Gott. - KvGL 420

2Gott, mein Gott bist du, dich suche ich, *
es dürstet nach dir meine Seele.
Nach dir schmachtet mein Fleisch *
wie dürres, lechzendes Land ohne Wasser. - (Kv)
3Darum halte ich Ausschau nach dir im Heiligtum, *
zu sehen deine Macht und Herrlichkeit.
4Denn deine Huld ist besser als das Leben. *
Meine Lippen werden dich rühmen. - (Kv)
5So preise ich dich in meinem Leben, *
in deinem Namen erhebe ich meine Hände.
6Wie an Fett und Mark wird satt meine Seele, *
mein Mund lobt dich mit jubelnden Lippen. - (Kv)
8Ja, du wurdest meine Hilfe, *
ich juble im Schatten deiner Flügel.
9Meine Seele hängt an dir, *
fest hält mich deine Rechte. - Kv


Zweite LesungGal 3, 26-29

 

Ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus angezogen

Lesung
aus dem Brief des Apostels Paulus
an die Gemeinden in Galátien.

26Ihr alle seid durch den Glauben
Söhne Gottes in Christus Jesus.
27Denn ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid,
habt Christus angezogen.
28Es gibt nicht mehr Juden und Griechen,
nicht Sklaven und Freie,
nicht männlich und weiblich;
denn ihr alle seid einer in Christus Jesus.
29Wenn ihr aber Christus gehört,
dann seid ihr Abrahams Nachkommen,
Erben gemäß der Verheißung.
Ruf vor dem EvangeliumVers: Joh 10, 27

Halleluja. Halleluja.
(So spricht der Herr:)
Meine Schafe hören auf meine Stimme;
ich kenne sie und sie folgen mir.
Halleluja.

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EvangeliumLk 9, 18-24

Du bist der Christus Gottes. Der Menschensohn muss vieles erleiden

Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas.

In jener Zeit
18 betete Jesus für sich allein und die Jünger waren bei ihm.
Da fragte er sie:
Für wen halten mich die Leute?
19Sie antworteten: Einige für Johannes den Täufer,
andere für Elíja;
wieder andere sagen:
Einer der alten Propheten ist auferstanden.
20Da sagte er zu ihnen: Ihr aber,
für wen haltet ihr mich?
Petrus antwortete: Für den Christus Gottes.
21Doch er befahl ihnen und wies sie an,
es niemandem zu sagen.
22Und er sagte:
Der Menschensohn muss vieles erleiden
und von den Ältesten,
den Hohepriestern und den Schriftgelehrten
verworfen werden;
er muss getötet
und am dritten Tage auferweckt werden.
23Zu allen sagte er:
Wenn einer hinter mir hergehen will, verleugne er sich selbst,
nehme täglich sein Kreuz auf sich
und folge mir nach.
24Denn wer sein Leben retten will,
wird es verlieren;
wer aber sein Leben um meinetwillen verliert,
der wird es retten.

Nachfolge in Verruf

 Ein etwas düsterer Eindruck wird uns heute von der „frohen" Botschaft vermittelt. Von Leiden und Selbstverleugnung ist die Rede, also doch eine im Grunde nie recht zugegebene Lebensfeindlichkeit scheint die Essenz dieses Abschnittes zu sein. Es scheint hier genau jener Vorwurf bestätigt zu sein, der auf breiter Ebene heute gegen das Christentum erhoben wird, nämlich es verderbe einem die Freude am Leben.
Zunächst dürfen wir  die Frage zulassen: Welches Motiv sollten wir haben, Jesus nachzufolgen, wenn das nur Versagung und Einengung bringt, wenn ich mich selbst nicht wahrnehmen und nicht zulassen darf? So empfinden viele  Christlichkeit  und es ist kein Wunder, daß junge Menschen eine Kirche meiden, vor allem aber kirchliche Berufe, wo man weder Gefühle haben noch eigenständig denken dürfe. Selbst wenn das Wort „Selbstverleugnung" nur selten noch in den Mund genommen wird, die nicht ausgesprochenen Einstellungen sind immer noch so vorhanden.. So die Kritik Ungezählter am Zustand der heutigen Kirche. Eines ist gewiss: Es liegen hier auch ungezählte Missverständnisse außerhalb und innerhalb des Christentums vor.
Um zum Thema „Selbstverleugnung" zu kommen: Ich denke an einen Zen Meditationskurs, der wie so üblich, nicht unter christlichen Vorzeichen stand, der ja auf dem Buddhismus basiert. Was mir auffiel, ist die absolute Disziplin. Die Übungen des Sitzens mit untergeschlagenen Beinen beginnen um 6 Uhr morgens und enden um 10 Uhr abends. Den ganzen Tag über herrscht völliges Stillschweigen und das fünf Tage lang. Diese Kurse haben eine solche Nachfrage, daß es lange Wartelisten gibt, um überhaupt genommen zu werden.
Niemand käme auf die Idee, dem Leiter die harte Disziplin, d.h. also Selbstverleugnung zum Vorwurf zu machen. Das Ergebnis eines solchen Kurses ist nämlich höchst beglückend. Man sieht am Ende einer solchen Veranstaltung frohe und heitere Gesichter. Es wird echte Lebensfreude, Lebensgewissheit Tiefe und Sinn, Reichtum im Alltag vermittelt. Es wird ganz einfach Lebenskraft erschlossen; sie geht einerseits vorn Meister aus; ohne diese Kraft wäre er niemand und könnte nichts verlangen. Andererseits ist diese Kraft schon im Raum zu spüren, es ist etwas, was man sonst nie erfährt und wonach man sich im Innersten sehnt.
 Die Nachfolge Jesu war einmal anziehend, weil von ihm eine Kraft ausging,  eine Atmosphäre der Sicherheit, der Geborgenheit, der Klarheit, der Freiheit und Lebendigkeit, vor allem aber einer Tiefe und Ergriffenheit, die es sonst nirgends gab. Es ist durchaus mit der Ausstrahlung eines Zen Meisters vergleichbar.
Jesus nachfolgen heißt also in seiner Nähe sein, seine Kraft und Atmosphäre in sich spüren,  ähnlich  sein wie er, so frei, so überlegen, so spontan, so gütig, so lebensbejahend, daß man auch die alltäglichen Kleinigkeiten nicht übersieht. Diese Nähe zu Jesus ist im vorausgehenden Messiasbekenntnis ausgedrückt. Petrus hat etwas von dieser übermenschlichen Kraft und von diesem übermenschlichen Wesen gespürt; sonst hätte er auch nicht das Risiko der Nachfolge auf sich genommen. Die Grundaussage dieses Textes, obwohl nicht unmittelbar sichtbar, ist, daß wir zuerst eine Erfahrung mit der Fülle des Lebens brauchen,  die Spur entdecken, damit der beschwerlichen Weg der Nachfolge  bereichernd und nicht verarmend wirkt.
Jesus betont die Selbstdisziplin der Nachfolge, um klar zu sagen, daß es in seiner Nähe nicht um bloßes Schwelgen in Gefühlen geht. Spirituelle Aufbrüche mit Gruppeneuphorie ziehen viele Labile an, um sich tragen zu lassen, um endlich der Bedrückung des Alleinseins und der Verantwortung für sich selbst zu entkommen. Diese Form des spirituellen Lebens, wo der einzelne sich nur badet oder sonnt, hat Jesus bewusst abgelehnt. Man kann sich auch vorstellen, daß solche genug mit ihm gegangen sind. Er will deshalb deutlich machen, daß es ein harter Weg sein wird mit Standhalten und Aushalten; dass es damit zu tun hat, dass wir die Last des Alltäglichen bewusst auf uns nehmen und uns darin schulen.
Es gilt, ein hohes Ziel zu erreichen, nämlich das Leben selbst, das, was ein Leben reich, wertvoll und erfüllt macht und was über die Dauer, die Vergänglichkeit und Erbärmlichkeit unseres Daseins hinausgeht. So wie wir in der Arbeit eine hohe Selbstdisziplin brauchen, um der Anforderung gerecht zu werden, so müssen wir uns noch mehr in die Hand nehmen, um jenes Ziel zu erreichen, das ganz für uns selbst gedacht ist.
Leben in Fülle ist uns zugedacht. Es bleibt uns der mühsame und beschwerliche Weg dazu nicht erspart.

Glaubensbekenntnis, S. 368 ff.

Fürbitten vgl. S. 812 ff.

Zur Eucharistiefeier Herr Jesus Christus, ich danke dir für das große Vorrecht, dass ich Gemeinschaft mit dir haben darf und dass ich durch dich zu einem Kind Gottes geworden bin. Ich will dir nachfolgen und ich bitte dich, hilf mir durch deinen Geist. Gieße durch den Heiligen Geist deine guten Gaben in Fülle über mich aus und mach mich selber zu einer Quelle deiner Gaben für andere.
Gabengebet

Barmherziger Gott,
nimm das Opfer des Lobes
und der Versöhnung an.
Löse uns durch diese Feier aus aller Verstrickung,
damit wir in freier Hingabe ganz dir angehören.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

Präfation, S. 420 ff

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KommunionversP
s 145 (144), 15

Aller Augen warten auf dich, o Herr,
und du gibst ihnen Speise zur rechten Zeit.

Oder:Joh 10, 11.15

Ich bin der gute Hirt. Ich gebe mein Leben für meine Schafe -
so spricht der Herr.
Schlussgebet

Gütiger Gott,
du hast uns
durch den Leib und das Blut Christi gestärkt.
Gib, dass wir niemals verlieren,
was wir in jeder Feier der Eucharistie empfangen.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

Für den Tag und die Woche

Sich in die Nachfolge Jesu zu begeben bedeutet, sein Kreuz auf sich zu nehmen - wir alle haben unser Kreuz ... -, um ihn auf seinem Weg zu begleiten, einem unbequemen Weg, der nicht der Weg des Erfolgs, des flüchtigen Ruhmes ist, sondern jener, der zur wahren Freiheit führt, zu der Freiheit, die uns vom Egoismus und der Sünde befreit. Es geht darum, jener weltlichen Denkart eine eindeutige Absage zu erteilen, die das „Ich" und die eigenen Interessen in den Mittelpunkt des Daseins stellt: das ist nicht das, was Jesus von uns will! Jesus dagegen lädt uns ein, das eigene Leben für ihn, für das Evangelium zu verlieren, um es erneuert, verwirklicht und wahrhaft zu empfangen. (Papst Franziskus)