22.Sonntag  B 01.09.2024

Eröffnungsvers

Ps 86 (85), 3.5

Sei mir gnädig, o Herr. Den ganzen Tag rufe ich zu dir.
Herr, du bist gütig und bereit zu verzeihen;
für alle, die zu dir rufen, reich an Gnade.

Ehre sei Gott, S. 371 f.

Tagesgebet

Allmächtiger Gott,
von dir kommt alles Gute.
Pflanze in unser Herz
die Liebe zu deinem Namen ein.
Binde uns immer mehr an dich,
damit in uns wächst, was gut und heilig ist.
Wache über uns und erhalte, was du gewirkt hast.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.

ZUR 1. LESUNG Israel hat das Gesetz Gottes nicht als Last, sondern als Gabe verstanden, als Wegweisung für das Volk und für jeden Einzelnen. Heute noch wird im Judentum das „Fest der Gesetzesfreude" gefeiert. Das Gesetz Gottes muss immer wieder neu ausgelegt und in die jeweilige Zeit hineingestellt werden. Aber immer noch gilt die Norm: nichts hinzufügen und nichts wegnehmen. Das bedeutet nicht sklavische Bindung, sondern Klarheit und Freiheit.


Erste LesungDtn 4, 1-2.6-8

Bewahrt die Gebote des HERRN! Fügt nichts hinzu!

Lesung
aus dem Buch Deuteronómium.

Mose sprach zum Volk:
1Israel, hör auf die Gesetze und Rechtsentscheide,
die ich euch zu halten lehre!
Hört und ihr werdet leben,
ihr werdet in das Land,
das der Herr, der Gott eurer Väter, euch gibt, hineinziehen
und es in Besitz nehmen.

2Ihr sollt dem Wortlaut dessen, worauf ich euch verpflichte,
nichts hinzufügen und nichts davon wegnehmen;
ihr sollt die Gebote des Herrn, eures Gottes, bewahren,
auf die ich euch verpflichte.
6Ihr sollt sie bewahren und sollt sie halten.
Denn darin besteht eure Weisheit und eure Bildung
in den Augen der Völker.
Wenn sie dieses Gesetzeswerk kennenlernen,
müssen sie sagen: In der Tat,
diese große Nation ist ein weises und gebildetes Volk.
7Denn welche große Nation hätte Götter,
die ihr so nah sind, wie der Herr, unser Gott, uns nah ist,
wo immer wir ihn anrufen?
8Oder welche große Nation besäße Gesetze und Rechtsentscheide,
die so gerecht sind wie alles in dieser Weisung,
die ich euch heute vorlege?
AntwortpsalmPs 15 (14), 2-3.4.5 (Kv: 1)

Kv Herr, wer darf Gast sein in deinem Zelt,GL 34, 1
wer darf weilen auf deinem heiligen Berg? - Kv

2Der makellos lebt und das Rechte tut, /
der von Herzen die Wahrheit sagt, *
3der mit seiner Zunge nicht verleumdet hat,
der seinem Nächsten nichts Böses tat *
und keine Schmach auf seinen Nachbarn gehäuft hat. - (Kv)
4Der Verworfene ist in seinen Augen verachtet, *
aber die den Herrn fürchten, hält er in Ehren.
Er wird nicht ändern, *
was er zum eigenen Schaden geschworen hat. - (Kv)
5Sein Geld hat er nicht auf Wucher verliehen *
und gegen den Schuldlosen nahm er keine Bestechung an.
Wer das tut, *
der wird niemals wanken. - Kv

ZUR 2. LESUNG Gott, der Schöpfer des Alls („Vater der Gestirne"), ist absolut lauter in seinem Wesen und eindeutig in dem, was er tut. Dass von Gott nur gute Gaben kommen, ist eine Glaubensaussage. Allerdings scheint sie oft genug der erfahrenen Wirklichkeit zu widersprechen. Die eigentliche Gabe Gottes jedoch, die in allen anderen mitgemeint ist, ist das „Wort der Wahrheit": das Evangelium Jesu Christi. Wer durch den Glauben und die Taufe als neuer Mensch wieder geboren wurde, muss durch die Tat das verwirklichen, was er geworden ist. Er muss ständig neu das Wort hören und danach handeln.

Zweite Lesung  Jak 1, 17-18.21b-22.27

Werdet Täter des Wortes und nicht nur Hörer!

Lesung
aus dem Jakobusbrief.

Meine geliebten Schwestern und Brüder!
17Jede gute Gabe und jedes vollkommene Geschenk
kommt von oben herab,
vom Vater der Gestirne,
bei dem es keine Veränderung oder Verfinsterung gibt.
18Aus freiem Willen
hat er uns durch das Wort der Wahrheit geboren,
damit wir eine Erstlingsfrucht seiner Schöpfung seien.
21bNehmt in Sanftmut das Wort an,
das in euch eingepflanzt worden ist
und die Macht hat, euch zu retten!
22Werdet aber Täter des Wortes
und nicht nur Hörer,
sonst betrügt ihr euch selbst!
27Ein reiner und makelloser Gottesdienst ist es
vor Gott, dem Vater:
für Waisen und Witwen in ihrer Not zu sorgen
und sich unbefleckt von der Welt zu bewahren.
Ruf vor dem EvangeliumVers: vgl. Jak 1, 18

Halleluja. Halleluja.
Durch das Wort der Wahrheit hat uns der Vater das Leben geschenkt
und uns zu Erstlingen seiner Schöpfung gemacht.
Halleluja.

ZUM EVANGELIUM Für das Judentum in der Zeit Jesu spielte die Frage nach Rein und Unrein eine große Rolle. Nach Meinung der Pharisäer sollten alle die Reinheitsvorschriften einhalten, die ursprünglich nur für die Priester galten. Damit ergibt sich aber auch die Frage nach dem Verhältnis zwischen dem Gebot Gottes und den Vorschriften der Menschen („Überlieferung der Alten"). Jesus stellt sich in die Reihe der Propheten, die nach dem eigentlichen Gotteswillen fragen. Gott aber fragt nach dem Herzen des Menschen, nicht nach seinem äußeren Tun.


Evangelium   Mk 7, 1-8.14-15.21-23

Ihr gebt Gottes Gebot preis und haltet euch an die Überlieferung der Menschen

Aus dem heiligen Evangelium nach Markus.

In jener Zeit
1 versammelten sich die Pharisäer
und einige Schriftgelehrte, die aus Jerusalem gekommen waren,
bei Jesus.
2Sie sahen, dass einige seiner Jünger ihr Brot
mit unreinen, das heißt mit ungewaschenen Händen aßen.
3Die Pharisäer essen nämlich wie alle Juden nur,
wenn sie vorher mit einer Handvoll Wasser
die Hände gewaschen haben;
so halten sie an der Überlieferung der Alten fest.
4Auch wenn sie vom Markt kommen,
essen sie nicht, ohne sich vorher zu waschen.
Noch viele andere überlieferte Vorschriften halten sie ein,
wie das Abspülen von Bechern, Krügen und Kesseln.
5Die Pharisäer und die Schriftgelehrten fragten ihn also:
Warum halten sich deine Jünger
nicht an die Überlieferung der Alten,
sondern essen ihr Brot mit unreinen Händen?
6Er antwortete ihnen: Der Prophet Jesája hatte Recht
mit dem, was er über euch Heuchler sagte,
wie geschrieben steht:
Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen,
sein Herz aber ist weit weg von mir.
7Vergeblich verehren sie mich;
was sie lehren, sind Satzungen von Menschen.
8Ihr gebt Gottes Gebot preis
und haltet euch an die Überlieferung der Menschen.
14Dann rief Jesus die Leute wieder zu sich
und sagte: Hört mir alle zu
und begreift, was ich sage!
15Nichts, was von außen in den Menschen hineinkommt,
kann ihn unrein machen,
sondern was aus dem Menschen herauskommt,
das macht ihn unrein.
21Denn von innen, aus dem Herzen der Menschen,
kommen die bösen Gedanken,
Unzucht, Diebstahl, Mord,
22Ehebruch, Habgier, Bosheit,
Hinterlist, Ausschweifung,
Neid, Lästerung, Hochmut und Unvernunft.
23All dieses Böse kommt von innen
und macht den Menschen unrein.

Wem das Herz nahe ist.

Wir erleben heute eine Konfrontation Jesu mit den Schriftgelehrten, die sich durch das ganze Evangelium zieht. Auf der einen Seite die Gesetzeslehrer mit ihren Vorschriften und Geboten, auf der anderen Seite Jesus in seiner Freiheit, mit der Tradition umzugehen und mit seiner Art, Gott und die Menschen zu sehen. Bei allem, was Jesus sagt und tut, geht es ihm um das Herz. Damit ist jener Punkt in uns gemeint, in dem die Gefühle ihren Sitz haben, wo wir zutiefst betroffen sind im Schmerz und in der Freude, wo etwas in uns spricht, wo wir ganz wir selbst sind, wo wir zuhause sind, wo wir die größte Kraft haben und die höchste Erfüllung finden. Es ist dann der Fall, wenn sich zwei Menschen in diesem innersten Punkt berühren. Es ereignet sich dann das Kostbare, das mit dem Wort Liebe bezeichnet wird. Man kann auch sagen: Herz ist das, was unser wahres Wesen ausmacht. Heute klagt Jesus darüber, dass er diesen Punkt bei denen, welche das Gesetz das heißt den geschriebenen Willen Gottes bewahren und den Menschen zu verkünden meinen, nicht erreicht, dass er wie vor einer Wand steht.

Andererseits spürt man förmlich seine Freude, wenn er Menschen begegnet, die ihm ihr Herz öffnen. Es ereignet sich dann das Kostbare, wofür einer sein ganzes Vermögen daran geben kann und dies mit Leichtigkeit und frohem Herzen. Es kann sogar sein, dass jemand öffentliches Ärgernis und allgemeine Missachtung riskiert, weil die Begegnung mit Jesus über alles geht.
So war es bei jener Frau, die als Sünderin stadtbekannt ist und es wagt beim Gastmahl der Frommen und Angesehenen zu erscheinen, um Jesus ihre Dankbarkeit zu erweisen. Sie mag wohl vorher Jesus schon begegnet sein in einem Gespräch oder nur durch einen Blickkontakt. Dies hat bei ihr alles umgedreht. Sie spürt ein solches Glück, dass sie fassungslos vor Freude weint und versucht, ihre Liebe auszudrücken.
Jesus kommt es nicht darauf an, darüber zu wachen, ob die Gesetze eingehalten werden und einem Übertreter sein Strafregister vorzuhalten, sondern ihm geht es darum, das Herz eines Menschen zu berühren. Es wandelt sich dann von selbst. Dies ist bei jener Frau geschehen.
Eine andere Szene ist die mit dem Zöllner Zachäus auf dem Baum. Als Jesus ihn anspricht, geht für ihn der Himmel auf, er der Verachtete, an den man vorbei geht, der kein Wort und keinen Gruß wert ist, dem die Kinder Schimpf-und Spottnamen nachschreien, den kein Gastwirt leiden kann, weil er die andern Gäste vertreibt, bei ihm, der in den Augen der Leute ein nichts ist,
will der Meister einkehren. Als der Mann, der nur sein Geld kennt, erfährt, dass er dem großen Meister einen Besuch wert ist, kippt alles bei ihm um. Man kann es sich ausmalen, was in seinem Herzen vorgeht. Es ist ein ganz anderes Gefühl als das beim Blick in die gefüllten Kassen. Es ist etwas von Weite und Freiheit, von etwas Wunderbarem und Kostbarem. Das Geld, das ihm bisher alles war, hat für ihn seinen Wert verloren. Mit Leichtigkeit kann er die Hälfte verschenken.
Und Jesus freut sich mit ihm, weil er das Echo gefunden hat, das er suchte. Er erkennt ihn als echten Sohn Abrahams und gibt ihm seine Würde zurück.
Jesus überspringt die Grenzen der damaligen sozialen und religiösen Regeln, wenn es um den konkreten Menschen geht. Dies unterscheidet Jesus von allen, die zwar laut die hohen Ideale verkünden, aber vom betroffenen Menschen mit seinen Möglichkeiten und Grenzen doch etwas weiter entfernt sind.
Jesus bewegt sich auf einer anderen Ebene als die Gesetzeslehrer aller Zeiten.
Er will unmittelbar Leben wecken, ein Feuer entzünden, das von selbst weiter brennt.
Man kann mit dem Wort Liebe verschieden umgehen. Man kann vom Gebot der Liebe reden und es immer wieder einschärfen, man kann es mit Anstrengung zu halten versuchen, und man kann die Liebe wie ein Feuer spüren und darin fast verbrennen.
Im kirchlichen Raum wird Liebe meist verstanden als Aufforderung zum Tun. Meist reduziert sich das auf das Spenden. Man sagt, um das Gebot Jesu zu erfüllen, sei das Gefühl nicht wichtig. Dem kann man nicht unbedingt zustimmen. Zur Liebe gehören Freude und Freiheit. Es ist das Herz, das Jesus meint. Ein Handeln ohne Herz ist reine Pflichterfüllung. Man meint sich durch ein Almosen vom eigentlichen Auftrag, von der Wandlung des Herzens, loskaufen zu können. Selbst die Wohltätigkeit als solche ist nicht immer der Wille Gottes.
Dies hat Jesus ziemlich deutlich gesagt. Als er kurz vor seinem Tod in Bethanien bei seinen Freunden weilt, nimm eine unbekannte Frau ein Pfund echten kostbaren Nardenöls im Wert von dreihundert Denaren, salbt damit die Füße Jesu und trocknet sie mit ihren Haaren. Für Umstehende sieht es nach Verschwendung aus, mag es sogar peinlich sein. Indem Jesus den Vorwurf zurück weist, stellt er den Wert des Gefühls heraus. Was sich zwischen ihm und der Frau ereignet, ist die schon erwähnte Kostbarkeit, die leicht 300 Denare, ein ganzes Jahresverdienst aufwiegt. (Nach der Erzählung von Arbeitern im Weinberg ist der Tageslohn ein Denar).
Hier hat einfach das Herz gesprochen, sowohl das Herz der Frau wie das von Jesus in einer Tiefe, welche über alles Gewohnte hinausgeht. Es leuchtet etwas vom Glanz der Nachfolge auf, den wir neu entdecken dürfen.
Der Wert der Liebe als Erfahrung und Gefühl nicht nur der Wert der Liebe als Tat gehört zu den Schätzen nicht nur unseres Menschseins sondern noch mehr unseres Glaubens. Es ist zugleich die Heilung in der Tiefe des Herzens.

 

 

 

Glaubensbekenntnis, S. 374 ff.

Fürbitten vgl. S. 805 ff.

ZUR EUCHARISTIEFEIER Der Weg Jesu führt über das Paradox, das Ärgernis des Kreuzes. Es braucht die Umkehr, ein neues Denken, um begreifen zu können, was mit ihm und durch ihn geschieht. Wer sich darauf einlässt, spürt die Härte des Kreuzes - aber auch seine befreiende und erlösende Kraft.
Gabengebet

Herr, unser Gott,
diese Opferfeier bringe uns Heil und Segen.
Was du jetzt unter heiligen Zeichen wirkst,
das vollende in deinem Reich.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

Präfation, S. 427 ff.
KommunionversPs 31 (30), 20

Wie groß ist deine Güte, o Herr,
die du bereithältst für alle, die dich fürchten und ehren.

Oder:Mt 5, 9-10

Selig, die Frieden stiften;
denn sie werden Söhne Gottes genannt werden.
Selig, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden;
denn ihnen gehört das Himmelreich.
Schlussgebet

Allmächtiger Gott,
du hast uns gestärkt durch das lebendige Brot,
das vom Himmel kommt.
Deine Liebe,
die wir im Sakrament empfangen haben,
mache uns bereit,
dir in unseren Brüdern zu dienen.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

FÜR DEN TAG UND DIE WOCHE

Wagnis der Freude Lass uns doch spüren, dass es dir bis ins Einzelne und Kleinste hinein um die Liebe geht zu Gott und den Menschen, und nicht um unsere Ordnungen, die wir ängstlich verteidigen. Jesus, Bruder der Sünder, reiße uns die Herzen auf, wenn du uns heute zeigst, wo sich hinter heilig-bewährten Ordnungen Unrecht und Unmenschlichkeit verbirgt. Nicht Angst willst du uns machen, sondern Freude, es mit dem Gott zu wagen, der es so gnädig mit uns riskiert. (Theo Brüggemann)

 

 

Tagesgebet

Allmächtiger Gott,
von dir kommt alles Gute.
Pflanze in unser Herz
die Liebe zu deinem Namen ein.
Binde uns immer mehr an dich,
damit in uns wächst, was gut und heilig ist.
Wache über uns und erhalte, was du gewirkt hast.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.

 

Erste Lesung Dtn 4, 1-2.6-8


Lesung aus dem Buch Deuteronomium Mose sprach zum Volk: 1 Und nun, Israel, höre die Gesetze und Rechtsvorschriften, die ich euch zu halten lehre. Hört und ihr werdet leben, ihr werdet in das Land, das der Herr, der Gott eurer Väter, euch gibt, hineinziehen und es in Besitz nehmen. 2 Ihr sollt dem Wortlaut dessen, worauf ich euch verpflichte, nichts hinzufügen und nichts davon wegnehmen; ihr sollt auf die Gebote des Herrn, eures Gottes, achten, auf die ich euch verpflichte. 6 Ihr sollt auf sie achten und sollt sie halten. Denn darin besteht eure Weisheit und eure Bildung in den Augen der Völker. Wenn sie dieses Gesetzeswerk kennen lernen, müssen sie sagen: In der Tat, diese große Nation ist ein weises und gebildetes Volk. 7 Denn welche große Nation hätte Götter, die ihr so nah sind, wie Jahwe, unser Gott, uns nah ist, wo immer wir ihn anrufen?8 Oder welche große Nation besäße Gesetze und Rechtsvorschriften, die so gerecht sind wie alles in dieser Weisung, die ich euch heute vorlege?

 

Zweite Lesung Jak 1,17-18.21b-22.27


Lesung aus dem Jakobusbrief Meine lieben Brüder!

14 Dann rief er die Leute wieder zu sich und sagte: Hört mir alle zu und begreift, was ich sage:
15 Nichts, was von außen in den Menschen hinein kommt, kann ihn unrein machen, sondern was aus dem Menschen herauskommt, das macht ihn unrein.
16 []
21 Denn von innen, aus dem Herzen der Menschen, kommen die bösen Gedanken, Unzucht, Diebstahl, Mord,
22 Ehebruch, Habgier, Bosheit, Hinterlist, Ausschweifung, Neid, Verleumdung, Hochmut und Unvernunft.
23 All dieses Böse kommt von innen und macht den Menschen unrein.
17 jede gute Gabe und jedes vollkommene Geschenk kommt von oben, vom Vater der Gestirne, bei dem es keine Veränderung und keine Verfinsterung gibt.
18 Aus freiem Willen hat er uns durch das Wort der Wahrheit geboren, damit wir gleichsam die Erstlingsfrucht seiner Schöpfung seien.

Nehmt euch das Wort zu Herzen, das in euch eingepflanzt worden ist und das die Macht hat, euch zu retten.
22 Hört das Wort nicht nur an, sondern handelt danach; sonst betrügt ihr euch selbst.
27 Ein reiner und makelloser Dienst vor Gott, dem Vater, besteht darin: für Waisen und Witwen zu sorgen, wenn sie in Not sind, und sich vor jeder Befleckung durch die Welt zu bewahren.

Evangelium Mk 7, 1-8. 14-15.21-23

1 Die Pharisäer und einige Schriftgelehrte, die aus Jerusalem gekommen waren, hielten sich bei Jesus auf.
2 Sie sahen, dass einige seiner Jünger ihr Brot mit unreinen, das heißt mit ungewaschenen Händen aßen.
3 Die Pharisäer essen nämlich wie alle Juden nur, wenn sie vorher mit einer Hand voll Wasser die Hände gewaschen haben, wie es die Überlieferung der Alten vorschreibt.
4 Auch wenn sie vom Markt kommen, essen sie nicht, ohne sich vorher zu waschen. Noch viele andere überlieferte Vorschriften halten sie ein, wie das Abspülen von Bechern, Krügen und Kesseln.
5 Die Pharisäer und die Schriftgelehrten fragten ihn also: Warum halten sich deine Jünger nicht an die Überlieferung der Alten, sondern essen ihr Brot mit unreinen Händen?
6 Er antwortete ihnen: Der Prophet Jesaja hatte Recht mit dem, was er über euch Heuchler sagte: Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen, / sein Herz aber ist weit weg von mir.
7 Es ist sinnlos, wie sie mich verehren; / was sie lehren, sind Satzungen von Menschen.

8 Ihr gebt Gottes Gebot preis und haltet euch an die Überlieferung der Menschen

Wem das Herz nahe ist.

Wir erleben heute eine Konfrontation Jesu mit den Schriftgelehrten, die sich durch das ganze Evangelium zieht. Auf der einen Seite die Gesetzeslehrer mit ihren Vorschriften und Geboten, auf der anderen Seite Jesus in seiner Freiheit, mit der Tradition umzugehen und mit seiner Art, Gott und die Menschen zu sehen. Bei allem, was Jesus sagt und tut, geht es ihm um das Herz. Damit ist jener Punkt in uns gemeint, in dem die Gefühle ihren Sitz haben, wo wir zutiefst betroffen sind im Schmerz und in der Freude, wo etwas in uns spricht, wo wir ganz wir selbst sind, wo wir zuhause sind, wo wir die größte Kraft haben und die höchste Erfüllung finden. Es ist dann der Fall, wenn sich zwei Menschen in diesem innersten Punkt berühren. Es ereignet sich dann das Kostbare, das mit dem Wort Liebe bezeichnet wird. Man kann auch sagen: Herz ist das, was unser wahres Wesen ausmacht. Heute klagt Jesus darüber, dass er diesen Punkt bei denen, welche das Gesetz das heißt den geschriebenen Willen Gottes bewahren und den Menschen zu verkünden meinen, nicht erreicht, dass er wie vor einer Wand steht.

Andererseits spürt man förmlich seine Freude, wenn er Menschen begegnet, die ihm ihr Herz öffnen. Es ereignet sich dann das Kostbare, wofür einer sein ganzes Vermögen daran geben kann und dies mit Leichtigkeit und frohem Herzen. Es kann sogar sein, dass jemand öffentliches Ärgernis und allgemeine Missachtung riskiert, weil die Begegnung mit Jesus über alles geht.
So war es bei jener Frau, die als Sünderin stadtbekannt ist und es wagt beim Gastmahl der Frommen und Angesehenen zu erscheinen, um Jesus ihre Dankbarkeit zu erweisen. Sie mag wohl vorher Jesus schon begegnet sein in einem Gespräch oder nur durch einen Blickkontakt. Dies hat bei ihr alles umgedreht. Sie spürt ein solches Glück, dass sie fassungslos vor Freude weint und versucht, ihre Liebe auszudrücken.
Jesus kommt es nicht darauf an, darüber zu wachen, ob die Gesetze eingehalten werden und einem Übertreter sein Strafregister vorzuhalten, sondern ihm geht es darum, das Herz eines Menschen zu berühren. Es wandelt sich dann von selbst. Dies ist bei jener Frau geschehen.
Eine andere Szene ist die mit dem Zöllner Zachäus auf dem Baum. Als Jesus ihn anspricht, geht für ihn der Himmel auf, er der Verachtete, an den man vorbei geht, der kein Wort und keinen Gruß wert ist, dem die Kinder Schimpf-und Spottnamen nachschreien, den kein Gastwirt leiden kann, weil er die andern Gäste vertreibt, bei ihm, der in den Augen der Leute ein nichts ist,
will der Meister einkehren. Als der Mann, der nur sein Geld kennt, erfährt, dass er dem großen Meister einen Besuch wert ist, kippt alles bei ihm um. Man kann es sich ausmalen, was in seinem Herzen vorgeht. Es ist ein ganz anderes Gefühl als das beim Blick in die gefüllten Kassen. Es ist etwas von Weite und Freiheit, von etwas Wunderbarem und Kostbarem. Das Geld, das ihm bisher alles war, hat für ihn seinen Wert verloren. Mit Leichtigkeit kann er die Hälfte verschenken.
Und Jesus freut sich mit ihm, weil er das Echo gefunden hat, das er suchte. Er erkennt ihn als echten Sohn Abrahams und gibt ihm seine Würde zurück.
Jesus überspringt die Grenzen der damaligen sozialen und religiösen Regeln, wenn es um den konkreten Menschen geht. Dies unterscheidet Jesus von allen, die zwar laut die hohen Ideale verkünden, aber vom betroffenen Menschen mit seinen Möglichkeiten und Grenzen doch etwas weiter entfernt sind.
Jesus bewegt sich auf einer anderen Ebene als die Gesetzeslehrer aller Zeiten.
Er will unmittelbar Leben wecken, ein Feuer entzünden, das von selbst weiter brennt.
Man kann mit dem Wort Liebe verschieden umgehen. Man kann vom Gebot der Liebe reden und es immer wieder einschärfen, man kann es mit Anstrengung zu halten versuchen, und man kann die Liebe wie ein Feuer spüren und darin fast verbrennen.
Im kirchlichen Raum wird Liebe meist verstanden als Aufforderung zum Tun. Meist reduziert sich das auf das Spenden. Man sagt, um das Gebot Jesu zu erfüllen, sei das Gefühl nicht wichtig. Dem kann man nicht unbedingt zustimmen. Zur Liebe gehören Freude und Freiheit. Es ist das Herz, das Jesus meint. Ein Handeln ohne Herz ist reine Pflichterfüllung. Man meint sich durch ein Almosen vom eigentlichen Auftrag, von der Wandlung des Herzens, loskaufen zu können. Selbst die Wohltätigkeit als solche ist nicht immer der Wille Gottes.
Dies hat Jesus ziemlich deutlich gesagt. Als er kurz vor seinem Tod in Bethanien bei seinen Freunden weilt, nimm eine unbekannte Frau ein Pfund echten kostbaren Nardenöls im Wert von dreihundert Denaren, salbt damit die Füße Jesu und trocknet sie mit ihren Haaren. Für Umstehende sieht es nach Verschwendung aus, mag es sogar peinlich sein. Indem Jesus den Vorwurf zurück weist, stellt er den Wert des Gefühls heraus. Was sich zwischen ihm und der Frau ereignet, ist die schon erwähnte Kostbarkeit, die leicht 300 Denare, ein ganzes Jahresverdienst aufwiegt. (Nach der Erzählung von Arbeitern im Weinberg ist der Tageslohn ein Denar).
Hier hat einfach das Herz gesprochen, sowohl das Herz der Frau wie das von Jesus in einer Tiefe, welche über alles Gewohnte hinausgeht. Es leuchtet etwas vom Glanz der Nachfolge auf, den wir neu entdecken dürfen.
Der Wert der Liebe als Erfahrung und Gefühl nicht nur der Wert der Liebe als Tat gehört zu den Schätzen nicht nur unseres Menschseins sondern noch mehr unseres Glaubens. Es ist zugleich die Heilung in der Tiefe des Herzens.

 



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Ihr Pater Guido Kreppold

„Der Mensch ist es wert, dass er sich um sich selbst bekümmere,

                                                              und er hat in seiner eigenen Seele, woraus etwas werden kann.                                                                   C.G.Jung GWBd12,126