Sonntag 11.09.2022  24. SO C


ERÖFFNUNGSVERS Vgl. Sir 36, 18.21-22
Herr, gib Frieden denen, die auf dich hoffen,
und erweise deine Propheten als zuverlässig.
Erhöre das Gebet deiner Diener und deines Volkes.
Ehre sei Gott


TAGESGEBET
Gott, du Schöpfer und Lenker aller Dinge,
sieh gnädig auf uns.
Gib, dass wir dir mit ganzem Herzen dienen
und die Macht deiner Liebe an uns erfahren.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
ERSTE LESUNG Ex 32, 7-11.13-14
Der Herr ließ sich das Böse reuen, das er seinem Volk angedroht
Lesung aus dem Buch Exodus
In jenen Tagen
7sprach der Herr zu Mose: Geh, steig hinunter, denn dein Volk, das du aus Ägypten heraufgeführt hast, läuft ins Verderben.
8Schnell sind sie von dem Weg abgewichen, den ich ihnen vorgeschrieben habe. Sie haben sich ein Kalb aus Metall gegossen und werfen sich vor ihm zu Boden. Sie bringen ihm Schlachtopfer dar und sagen: Das sind deine Götter, Israel, die dich aus Ägypten heraufgeführt haben.
9Weiter sprach der Herr zu Mose: Ich habe dieses Volk durchschaut: Ein störrisches Volk ist es.
10Jetzt lass mich, damit mein Zorn gegen sie entbrennt und sie verzehrt. Dich aber will ich zu einem großen Volk machen.
11Da versuchte Mose, den Herrn, seinen Gott, zu besänftigen, und sagte: Warum, Herr, ist dein Zorn gegen dein Volk entbrannt? Du hast es doch mit großer Macht und starker Hand aus Ägypten herausgeführt.
13Denk an deine Knechte, an Abraham, Isaak und Israel, denen du mit einem Eid bei deinem eigenen Namen zugesichert und gesagt hast: Ich will eure Nachkommen zahlreich machen wie die Sterne am Himmel, und: Dieses ganze Land, von dem ich gesprochen habe, will ich euren Nachkommen geben, und sie sollen es für immer besitzen.
14Da ließ sich der Herr das Böse reuen, das er seinem Volk angedroht hatte.
ANTWORTPSALM Ps 51 (50), 3-4.12-13.17 u.19 (R: vgl. Lk 15, 18)
R Ich will zu meinem Vater gehen (GL 56, 3)
und meine Schuld bekennen. - R
3 Gott, sei mir gnädig nach deiner Huld, VII. Ton
tilge meine Frevel nach deinem reichen Erbarmen!
4 Wasch meine Schuld von mir ab,
und mach mich rein von meiner Sünde! - (R)
12 Erschaffe mir, Gott, ein reines Herz,
und gib mir einen neuen, beständigen Geist!
13 Verwirf mich nicht von deinem Angesicht,
und nimm deinen heiligen Geist nicht von mir! - (R)
17 Herr, öffne mir die Lippen,
und mein Mund wird deinen Ruhm verkünden.
19 Das Opfer, das Gott gefällt, ist ein zerknirschter Geist,
ein zerbrochenes und zerschlagenes Herz wirst du, Gott, nicht verschmähen. - R
ZWEITE LESUNG 1 Tim 1, 12-17
Christus Jesus ist gekommen, um die Sünder zu retten
Lesung aus dem ersten Brief des Apostels Paulus an Timotheus
12Ich danke dem, der mir Kraft gegeben hat: Christus Jesus, unserem Herrn. Er hat mich für treu gehalten und in seinen Dienst genommen,
13obwohl ich ihn früher lästerte, verfolgte und verhöhnte. Aber ich habe Erbarmen gefunden, denn ich wusste in meinem Unglauben nicht, was ich tat.
14So übergroß war die Gnade unseres Herrn, die mir in Christus Jesus den Glauben und die Liebe schenkte.
15Das Wort ist glaubwürdig und wert, dass man es beherzigt: Christus Jesus ist in die Welt gekommen, um die Sünder zu retten. Von ihnen bin ich der erste.
16Aber ich habe Erbarmen gefunden, damit Christus Jesus an mir als Erstem seine ganze Langmut beweisen konnte, zum Vorbild für alle, die in Zukunft an ihn glauben, um das ewige Leben zu erlangen.
17Dem König der Ewigkeit, dem unvergänglichen, unsichtbaren, einzigen Gott, sei Ehre und Herrlichkeit in alle Ewigkeit. Amen.
RUF VOR DEM EVANGELIUM Vers: vgl. 2 Kor 5, 19
Halleluja. Halleluja.
Gott hat in Christus die Welt mit sich versöhnt
und uns das Wort von der Versöhnung anvertraut.
Halleluja.

:

Evangelium Lk 15,1-10

+ Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas
In jener Zeit
1kamen alle Zöllner und Sünder zu ihm, um ihn zu hören.
2Die Pharisäer und die Schriftgelehrten empörten sich darüber und sagten: Er gibt sich mit Sündern ab und isst sogar mit ihnen.
3Da erzählte er ihnen ein Gleichnis und sagte:
4Wenn einer von euch hundert Schafe hat und eins davon verliert, lässt er dann nicht die neunundneunzig in der Steppe zurück und geht dem verlorenen nach, bis er es findet?
5Und wenn er es gefunden hat, nimmt er es voll Freude auf die Schultern,
6und wenn er nach Hause kommt, ruft er seine Freunde und Nachbarn zusammen und sagt zu ihnen: Freut euch mit mir; ich habe mein Schaf wieder gefunden, das verloren war.
7Ich sage euch: Ebenso wird auch im Himmel mehr Freude herrschen über einen einzigen Sünder, der umkehrt, als über neunundneunzig Gerechte, die es nicht nötig haben umzukehren.
8Oder wenn eine Frau zehn Drachmen hat und eine davon verliert, zündet sie dann nicht eine Lampe an, fegt das ganze Haus und sucht unermüdlich, bis sie das Geldstück findet?
9Und wenn sie es gefunden hat, ruft sie ihre Freundinnen und Nachbarinnen zusammen und sagt: Freut euch mit mir; ich habe die Drachme wieder gefunden, die ich verloren hatte.
10Ich sage euch: Ebenso herrscht auch bei den Engeln Gottes Freude über einen einzigen Sünder, der umkehrt.

 

Die Sünde, die ihren Namen verloren hat

Wer will schon zu den Sündern gehören? "Sünde" ist im Denken der meisten in weite Ferne gerückt. Das Wort ist im Sprachgebrauch einfach abhanden gekommen. Die Zeit ist vorbei, in der man sich wegen Kleinigkeiten die Vergebung in der Beichte holte. Eigentlich müsste ja eine sündenfreie Zeit angebrochen sein, wo Menschen ohne Konflikte, in tiefem Frieden und in vollster Harmonie miteinander leben. Ein Blick in das alltägliche Leben zeigt ein ganz anderes Bild. Da sieht man in den politischen Auseinandersetzungen, am Arbeitsplatz, im privaten Bereich eher Schlachtfelder. Menschen entwerten und entwürdigen einander. Es ist häufig ein Hauen und Stechen um das bloße Überleben. Sünde ist keine Erfindung, sie ist auch nicht abgeschafft, sondern sie ist Tatsache, aber sie hat andere Namen und einen anderen Ort in dem Bereich, der unser Leben ausmacht. Die Menschen fühlen sich nicht mehr "sündig", wohl aber gibt es genug, die sich als enttäuscht, betrogen, gedemütigt, klein gemacht, erniedrigt, entwertet bezeichnen würden. Von wem immer dies geschehen sein mag, vom Lebenspartner, vom Arbeitgeber, von den Behörden, von der Politik, es läuft immer darauf hinaus, dass dunkle Emotionen, Enttäuschung, Zorn und Hass den Blick für die Wirklichkeit verstellen, die Absichten in die falsche Richtung lenken und das anderen antun, was einem selbst angetan wurde oder was man sogar aus blindem Eifer für rechtens hält.. In der Sprache, in der Paulus seine Briefe geschrieben hat, im Altgriechischen wird für Sünde das Wort "hamartia" verwendet, was nichts anderes als "Verfehlung" heißt. Es meint, dass man die Wahrheit des Gesagten verfehlt, das heißt konkret, dass man den andern nicht versteht, dass man aber auch den Sinn der eigenen Geschichte und seines Wesens nicht begriffen hat, dass man aneinander vorbeiredet und vorbei handelt, dass man um sich Schutzwälle von Vermutungen, Unterstellungen, falschen Ansichten aufbaut. Weil wir selbst verbittert, missgestimmt und traurig sind, sehen wir die Welt auch mit diesen getrübten Augen und halten die andern für bös und hinterlistig. Was die Menschen bedrückt, sind nicht die Schuldgefühle, sondern eher die Ausweglosigkeit verfahrener Situationen, wo man nicht mehr weiterweiß, wo keine Aussicht auf eine glückliche Veränderung besteht.
Was mit „Sünde" ursprünglich gemeint ist, ist tiefer und umfassender als das, was einem als Verfehlung bei der Gewissenserforschung bewusst wird. Es hat mit jenem Bereich zu tun, der schon da ist, noch bevor wir anfangen zu denken. Niemand hat sich seine Eltern ausgesucht und die Art, wie man aufgenommen wurde, wie man mit einem als schutzloses Kind umging, welche emotionale Nahrung man mitbekommen hat. Wir tragen die Schätze wie die Lasten unserer Ahnen und deren Welt in uns. Wir erben das Guthaben und die Schulden unserer Eltern. Genau diese Gegebenheiten machen es aus, wie man als Erwachsener mit dieser Welt zurechtkommt. Sie geben die Richtung unserer Überzeugungen und unseres Handelns vor. Was noch dazu kommt: Sie sind nicht unmittelbar zugänglich. Wir können daran aus eigener Kraft wenig ändern.
Es ist wie ein Netz, in das man sich verfangen hat.
Man kann von üblen Strömungen aus der Tiefe des eigenen Wesens überschwemmt sein, so dass man nur noch trübe Wasser sieht.
Gefühle haben ihre eigene Dynamik, die mit dem bloßen Willen nicht zu ordnen ist. Es gibt Situationen, wo jede Entscheidung verkehrt ist, ein Übel mit sich bringt und die Betroffenen zu zerreißen droht. So manche Liebe endet in Enttäuschung und Verbitterung, die sich auslöschen lässt, selbst über Jahre hinweg. Es sollte deutlich werden, dass es eine Macht gibt, die über unseren vernünftigen Überlegungen und über unserem guten Willen steht. Kein anderer als Paulus, der vom grimmigen Verfolger zum Apostel Christi wurde, hat dies anhand seiner eigenen Geschichte erkannt. Er spricht von der Macht der Sünde und er weiß, was er sagt. „Nicht das Gute, das ich will, tue ich, sondern das Böse, das ich nicht will ...Wenn ich aber das tue, was ich nicht will, dann bin nicht mehr ich es, der so handelt, sondern die in mir wohnende Sünde." (Rö7, 19,20). Er sieht sich als Gefangener, der sich selbst nicht befreien kann. „Aber ich habe Erbarmen gefunden, denn ich wusste in meinem Unglauben nicht, was ich tat", bekennt er in der Lesung dieses Tages.
Daran sollten wir denken, wenn im Evangelium von „Sündern" die Rede ist. Jesus weiß um diese Hintergründe und auch um den Schlüssel, den Teufelskreis zu durchbrechen. Es ist wahr: Jeder sehnt sich im Innersten danach, als gleichwertiger Mensch gesehen, verstanden und angenommen zu sein. Die falschen Wege, die viele gehen, haben ihre Ursache darin, dass dies nie in ihrem Leben eingetreten ist. Jesus spricht genau diesen Punkt an und dies nicht nur mit Worten, vielmehr noch mehr in der ganzen Art, wie er mit ihnen umgeht. Er duldet nicht nur Leute in seiner Nähe, von denen sich ein anständiger Mensch fernhält, die bekannten Zöllner und andere ihrer Art. Er sucht sie sogar auf, isst und trinkt mit ihnen. Einen von ihnen, Matthäus nimmt er als Apostel. Er sieht bei denen, die sich gegen Brauch und Herkommen verfehlen und die Moral untergraben, keine grimmigen, verschlagenen, hinterhältigen Gesichter. Er begegnet Menschen, die auf der Suche sind nach ein bisschen Anerkennung und Wärme, nach einem guten Wort. Es sind solche, die sich freuen, dass er kommt. Dies ist für sie völlig neu und überraschend: Da ist jemand, der sie nicht ablehnt und verachtet, der sich sogar für sie interessiert, sie erzählen lässt, ernst nimmt und wertschätzt. Sie erfahren eine Zuwendung, die sie in ihrem Leben noch nie gekannt hatten. Es trifft sie an der Stelle ihrer Seele, wo die Interessen, Gefühle und die Motivationen ihren Sitz haben. Von hier aus wird ihre innere Welt umgedreht. Von Jesus geht eine Kraft aus, die Menschen gerade dort erreicht, wo ihr lebenslanger Schmerz sitzt, und diesen heilt. Darin dürfen wir die „göttliche Vollmacht" sehen, die von ihm gesagt wird, mehr sogar als in den Wundern. Jesus findet bei den „Sündern" das Echo von dem, was er vermitteln will. Deshalb ist seine Freude genauso groß oder sogar noch größer als die seiner neuen Freunde. Es ist die Freude des Hirten, der um sein Schaf gebangt und dafür seine ganze Herde aufs Spiel gesetzt hat; es ist die Freude der Frau, die das Geldstück für den Einkauf gefunden hat; es ist die Freude des Vaters, dessen Sorge um den Sohn ein glückliches Ende nimmt, der seinen Jubel feiern will. So werden die Begegnungen Jesu denen, die ihn brauchen und verstehen, zu einem gemeinsamen Fest.


Glaubensbekenntnis
Fürbitten: Im Jahreskreis
GABENGEBET
Herr,

nimm die Gebete und Gaben deiner Kirche an;
und was jeder Einzelne
zur Ehre deines Namens darbringt,
das werde allen zum Heil.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

Präfationen für die Sonntage im Jahreskreis
KOMMUNIONVER
S Ps 36 (35), 8
Gott, wie köstlich ist deine Huld.
Die Menschen bergen sich im Schatten deiner Flügel.
Oder: Vgl. 1 Kor 10, 16
Der Kelch des Segens, über der wir den Segen sprechen,
ist Teilhabe am Blut Christi.
Das Brot, das wir brechen, ist Teilhabe am Leib Christi.
SCHLUSSGEBET
Herr, unser Gott,
wir danken dir,
dass du uns Anteil
am Leib und Blut Christi gegeben hast.
Lass nicht unser eigenes Streben
Macht über uns gewinnen,
sondern gib, dass die Wirkung dieses Sakramentes
unser Leben bestimmt.
Darum bitten wir durch Christus, unseren