3.Sonntag der Osterzeit C

Liturgische Texte zum Tag: www.erzabtei-beuron.de/schott/

1.Lesung Apg 5, 27b-32.40b-41

Man führte sie (die Apostel) herbei und stellte sie vor den Hohen Rat. Der Hohepriester verhörte sie 28 und sagte: Wir haben euch streng verboten, in diesem Namen zu lehren; ihr aber habt Jerusalem mit eurer Lehre erfüllt; ihr wollt das Blut dieses Menschen über uns bringen. 29 Petrus und die Apostel antworteten: Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen. 30 Der Gott unserer Väter hat Jesus auferweckt, den ihr ans Holz gehängt und ermordet habt. 31 Ihn hat Gott als Herrscher und Retter an seine rechte Seite erhoben, um Israel die Umkehr und Vergebung der Sünden zu schenken. 32 Zeugen dieser Ereignisse sind wir und der Heilige Geist, den Gott allen verliehen hat, die ihm gehorchen.


2.Lesung  Offb 5,11 - 14
                                                                                                                                 
Ich, Johannes,  sah und ich hörte die Stimme von vielen Engeln rings um den Thron und um die Lebewesen und die Ältesten; die Zahl der Engel war zehntausendmal zehntausend und tausendmal tausend. 12 Sie riefen mit lauter Stimme: Würdig ist das Lamm, das geschlachtet wurde, / Macht zu empfangen, Reichtum und Weisheit, / Kraft und Ehre, Herrlichkeit und Lob. 13 Und alle Geschöpfe im Himmel und auf der Erde, unter der Erde und auf dem Meer, alles, was in der Welt ist, hörte ich sprechen: Ihm, der auf dem Thron sitzt, und dem Lamm / gebühren Lob und Ehre und Herrlichkeit und Kraft in alle Ewigkeit. 14 Und die vier Lebewesen sprachen: Amen. Und die vierundzwanzig Ältesten fielen nieder und beteten an.

Evangelium Joh 21, 1 - 19

+Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes

1 Danach offenbarte sich Jesus den Jüngern noch einmal. Es war am See von Tiberias und er offenbarte sich in folgender Weise. 
2 Simon Petrus, Thomas, genannt Didymus (Zwilling), Natanaël aus Kana in Galiläa, die Söhne des Zebedäus und zwei andere von seinen Jüngern waren zusammen.
 3 Simon Petrus sagte zu ihnen: Ich gehe fischen. Sie sagten zu ihm: Wir kommen auch mit. Sie gingen hinaus und stiegen in das Boot. Aber in dieser Nacht fingen sie nichts. 
4 Als es schon Morgen wurde, stand Jesus am Ufer. Doch die Jünger wussten nicht, dass es Jesus war.
 5 Jesus sagte zu ihnen: Meine Kinder, habt ihr nicht etwas zu essen? Sie antworteten ihm: Nein.
 6 Er aber sagte zu ihnen: Werft das Netz auf der rechten Seite des Bootes aus und ihr werdet etwas fangen. Sie warfen das Netz aus und konnten es nicht wieder einholen, so voller Fische war es.
 7 Da sagte der Jünger, den Jesus liebte, zu Petrus: Es ist der Herr! Als Simon Petrus hörte, dass es der Herr sei, gürtete er sich das Obergewand um, weil er nackt war, und sprang in den See.
 8 Dann kamen die anderen Jünger mit dem Boot - sie waren nämlich nicht weit vom Land entfernt, nur etwa zweihundert Ellen - und zogen das Netz mit den Fischen hinter sich her.
 9 Als sie an Land gingen, sahen sie am Boden ein Kohlenfeuer und darauf Fisch und Brot.
 10 Jesus sagte zu ihnen: Bringt von den Fischen, die ihr gerade gefangen habt.
 11 Da ging Simon Petrus und zog das Netz an Land. Es war mit hundertdreiundfünfzig großen Fischen gefüllt, und obwohl es so viele waren, zerriss das Netz nicht.
 12 Jesus sagte zu ihnen: Kommt her und esst! Keiner von den Jüngern wagte ihn zu fragen: Wer bist du? Denn sie wussten, dass es der Herr war.
 13 Jesus trat heran, nahm das Brot und gab es ihnen, ebenso den Fisch.
 14 Dies war schon das dritte Mal, dass Jesus sich den Jüngern offenbarte, seit er von den Toten auferstanden war.

 

Vom Alltag in die Tiefe

Wir treffen heute die Jünger am See Genezareth, in ihrer Heimat, wo sie zum ersten Mal Jesus begegneten. Hinter ihnen liegen die einschneidenden Ereignisse in Jerusalem. Sie sind wieder in den Alltag entlassen, so scheint es. Die mühsame Arbeit, die oft so erfolglos und entmutigend ist, hat sie wieder. Der kurze Austausch zwischen den Jüngern hat fast etwas Banales an sich. "Ich gehe fischen….Ich gehe auch mit…” (Joh 19,3)  klingt nicht nach Offenbarung großer Wahrheiten. Es ist gewöhnlich und wenig dramatisch. Die Erzählung holt uns da ab, wo wir gewöhnlich auch sind: einfach damit beschäftigt, das gewöhnliche Dasein zu bewältigen, die Aufgaben des Tages zu erledigen, das Essen auf den Tisch zu bringen, die Wohnung und das Haus in Ordnung zu halten.…Ereignisse, von denen es nichts Besonderes zu erzählen gibt. Wir sind da ohne große Gedanken, einfach um unsere Arbeit zu tun.

In dieser Verfassung und noch mit einem Schuss Ärger über den Misserfolg der Nacht standen die Jünger wohl am Ufer, als sie Jesus sahen. Sie erkannten ihn wahrscheinlich deshalb nicht, weil sie innerlich noch ganz wo anders waren. Was uns anschließend geschildert wird, ist eine Geschichte des Erkennens. Es ist ein Weg nach innen zu einer Dimension der Wahrnehmung, die erst erschlossen werden muss. Hier sind wir den Aposteln ziemlich ähnlich. Es ist, als ob wir eingeladen würden, aus dem ganz gewöhnlichen Alltag mit den Aposteln in die Tiefe des Erlebens zu steigen und zu einer Begegnung mit dem unbekannten Andern zu gelangen.

Es beginnt mit dem ganz Gewöhnlichem, mit der Sorge um das tägliche Essen, mit Misserfolg und Unsicherheit und  endet mit der Erkenntnis, die alles übertrifft. Am Schluss dieses Prozesses ist die selbstverständliche Überzeugung, dass es Jesus ist, der den Auftrag gibt, der in der Tiefe des gemeinsamen Mahles anwesend ist.
Wollen wir da einsteigen, gilt es unter anderem, die einzelnen Szenen als Bilder auf uns wirken zu lassen. Gehen wir den einzelnen Abschnitten nach.
                                                                            
Da wird der Morgen erwähnt. Es ist die Grenze zwischen Nacht und Tag, zwischen Dunkelheit und Licht. Der Morgen bringt das Ergebnis der Nacht, wir sind erfrischt und gestärkt, wir sehen manches anders, wir erwachen aus Unbewusstheit und Dämmerzustand zum klaren Denken. "Da dämmert mir etwas" sagt man, wenn uns von einer Sache allmählich ein Licht aufgeht.

Es geht um ein inneres Erwachen, wenn wir etwas von der Auferstehung begreifen wollen. Ein altes christliches Tauflied, das im Epheserbrief überliefert ist, lautet: ”Wach auf, du Schläfer, und Christus wird dich erleuchten!” (Eph 4,14)
Die Wandlung, die in den ersten Christen vor sich ging, ist wie der anbrechende Morgen. Es ist, wie wenn man aus einer traumhaften Welt, aus dem Dämmerzustand in die eigentliche Wirklichkeit vordringt: aus Dunkelheit und Unbewusstheit zum Licht und Klarheit des Denkens. Es ist genau das Gegenteil von dem, was in öffentlichen Diskursen und Kommentaren zu hören ist: Die Auferstehung Jesu sei der erregten Fantasie seiner Jünger entsprungen und habe mit der normalen Realität nichts zu tun. Es ist ein Erwachen zur unverstellten Sicht der Wirklichkeit, während unser so genanntes kritisches Sehen, das nur Beweise kennt, für unser Innerstes und Eigentliches, für Heil und Unheil blind macht. Unter dem Blick des Erkenntnisweges dürfen wir auch die weiteren Begebenheiten sehen.

Als vorläufiger Höhepunkt wird der reiche Fischfang berichtet, nachdem die Jünger noch einmal in die Boote steigen, hinausfahren und gegen alle Berufserfahrung die große Überraschung erleben. Mit den Fischen ernten sie den Reichtum der Tiefe.
Übertragen auf den Fortschritt der Erkenntnis heißt das: sie haben Kontakt mit der Tiefe ihrer Seele, sie sind angeschlossen an den Punkt der Seele, aus dem heraus man sich selbst und die ganze Situation anders sieht.
Es hatte schon damit begonnen, als sie dem Fremden - der Jesus ist - Vertrauen schenkten und den Fischfang noch einmal versuchten. Mit dem Reichtum der Tiefe öffnet sich ihnen die Erkenntnis des Herrn des Urgrunds. Sie sind ergriffen und erschüttert über das Unerwartete. Genau darin tut sich das neue Auge auf. “Es ist der Herr” (Joh19,7) ruft gerade der Jünger, den Jesus liebt. Es ist die innere Nähe, welche ihm das Erkennen bringt, das Gespür für die Eigenart des Meisters.

Werfen wir noch einen Blick auf jene Szene, wie die Fischer an Land gehen. Sie wird ausführlich geschildert und hat deshalb einen Aussagewert. Sie ist wiederum ein Bild für den Erkenntnisweg.
In einem Boot zu sitzen oder an Land zu sein erzeugt ein sehr unterschiedliches Gefühl. Es ist jeweils eine andere Unterlage, auf der man sich niederlässt. Man spricht ja auch vom schwankenden Boden oder vom sicheren Grund, um innere Unsicherheit oder Gewissheit auszudrücken. Auf die Jünger angewandt kann das heißen: Indem sie an Land gehen, gewinnen sie immer mehr an Sicherheit: “Ja es ist der Herr!” 
Die Geschichte endet mit dem Mahl, zu dem Jesus sie einlädt. Er ist der, der das Zusammensein ermöglicht und die Speisen austeilt. Die Jünger sind endgültig angekommen. Jetzt sind sie wirklich daheim; jetzt ist er wieder in ihrer Mitte wie damals und doch ganz anders. Der Weg des Erkennens hat sein Ziel erreicht.