Wie kommen wir aus den Sackgassen des Lebens?

Heilung durch eine höhere Macht

Seelische Probleme - Ehekrisen, Burnout, Depressionen, Suchtverhalten - nehmen immer mehr zu. Psychologische Beratungsstellen sind überlaufen. Auch die Psychotherapeuten können nicht alle Probleme lösen. Inzwischen hat sich die Auffassung verbreitet, dass bei vielen Problemen eine Frage nach dem letzten Sinn, nach dem Religiösen steckt.  Ist es sinnvoll, sich an eine höhere Macht zu wenden? Wie kann man überhaupt Zugang finden? Es gibt heute viele Wege zur höheren und heilenden Wirklichkeit. Selbst ein beschwerlicher Gang an einen Wallfahrtsort kann ein solcher sein.

I. Bilder von Sackgassen

Auf der Titelseite einer Illustrierten - ausliegend im Wartezimmer eines Arztes - sind folgende Schlagzeilen zu lesen: „Sie(eine bekannte Schauspielerin) kämpft um ihre Kinder“; (anderer Name): „Mein Ex-Mann will mich fertig machen“; „Meine Mutter tyrannisiert mich“; Scheidung von … „Der große Betrug“. Aus der Bildzeitung: „Der Sohn von.. rechnet mit seiner Mutter ab“. „Die grausame Beichte des … Er zeigt die Narben, die ihm sein Vater zugefügt hat“…

Hinter den einzelnen Sätzen stehen Schicksale, Engstellen des Lebens, die aufgeladen sind mit Schmerzen, Ängsten, Enttäuschung, Bitterkeit, Wut, Ausweglosigkeit, schlaflosen Nächten. Das Besondere daran ist, dass Menschen einander Leid zufügen in der festen Überzeugung, es sei nur ihr gutes Recht, sich zu behaupten, für sich zu sorgen. Nicht immer steckt böser Wille dahinter. Vielfach ist es einfach die bloße Notwendigkeit des Überlebens, wie sie sich für den/die einzelne(n) darstellt, oftmals geht es nicht, dass man einander wehtut.

Innenansicht einer unauffälligen Sackgasse

Es soll hier in einer Art Selbstgespräch dargestellt werden, wie es in einem Menschen aussieht, der am Rande des Zusammenbruchs ist:

Schlaflose Nächte, bis zum letzten angespannt und gereizt; ein Wort genügt, um in Tränen auszubrechen oder einen Wutanfall auszulösen. Dabei kann ich gar keinen Grund angeben für den Zustand. Alle sagen: Du hast doch einen so guten Mann, so nette Kinder. Finanzielle Sorgen gibt es auch nicht. Die gute Stimmung ist oberstes Gebot. Man kann sie doch nicht mit saurer Kritik verderben. Alle wollen, dass ich hilfsbereit bin, immer ein freundliches Gesicht zeige, dass ich nie Nein sage. Niemandem konnte ich bisher erklären, wie es wirklich um mich steht.

In Wirklichkeit sieht es so aus: Ich kann die Leistung nicht erbringen, ohne total erschöpft zu sein. Wenn ich das zu äußern wage, sehe ich schon die hämischen Gesichter und höre: Wie man sich nur so anstellen kann! Am besten wäre: einmal richtig krank sein, etwas vorweisen können, dass man ein Recht auf Entlastung und Ruhe hat. Wie gut täte ein Mensch, der mich nicht sofort unterbricht, der mir allen Ernstes zuhört, bei dem ich das Dauerlächeln ablegen und Tränen zulassen kann, der mir sagt, dass man auch vor lauter Nächstenliebe und selbstlosem Einsatz überfordert sein kann, dass man auch ein Recht hat auf ein Stück Eigenständigkeit, auf eine eigene Zeit, auf einen eigenen Raum, dass man nicht jedes Kreuz auf sich nehmen muss, sondern nur das, welches zu einem passt.

II. Dimensionen der Sackgassen

1.Sackgasse im Beruf

In der Diskussion ist heute der Begriff Burn - out. Nach Wikipedia ist ein „Burnout - Syndrom" (englisch: (to) burn out: „ausbrennen“ bzw. ausgebrannt sein) ein Zustand ausgesprochener emotionaler Erschöpfung mit reduzierter Leistungsfähigkeit. Es kann als Endzustand einer Entwicklungslinie bezeichnet werden, die mit idealistischer Begeisterung beginnt und über frustrierende Erlebnisse zu Desillusionierung und Apathie, psychosomatischen Erkrankungen und Depression oder Aggressivität und einer erhöhten Suchtgefährdung führt. Burnout ist keine Krankheit, sondern ein Problem der Lebensbewältigung. Es handelt sich um eine körperliche, emotionale und geistige Erschöpfung aufgrund beruflicher Überlastung. Diese wird meist durch Stress ausgelöst, der aufgrund verminderter Belastbarkeit nicht bewältigt werden kann. Ein wichtiges Kennzeichen ist das Erleben von Misserfolg. Die Betroffenen haben häufig das Gefühl, dass sie trotz Überlastung nicht viel erreichen oder bewirken. Es fehlen Erfolgserlebnisse. Die Erschöpfung resultiert aus einer übermäßigen emotionalen oder physischen Anstrengung (Anspannung). Es ist die Stress - Dimension des Burnout - Syndroms“. (1)

Es fehlt die Belohnung und damit auch die Bestätigung der Arbeit und der Persönlichkeit. Die Betroffenen fühlen sich schwach, kraftlos, müde und matt. Sie leiden unter Antriebsschwäche und sind leicht reizbar. Im schlimmsten Fall führt Burnout zu Arbeitsunfähigkeit und Frührente.

2.Sackgasse einer Ehe

Noch mehr als im Beruf sind heute Einbrüche im ganz persönlichen Bereich, in einer Ehe oder in einer ganz privaten Beziehung an der Tagesordnung. Sie können dramatisch und verletzend sein, aber auch schleichend und lähmend, in jedem Fall sind sie einschneidend und schmerzlich. Die konkrete Situation kann man als Außenstehender folgendermaßen erleben:                                    

Es ist Frühstück. Die Frau macht es seit 35 Jahren und steht entsprechend früher auf. Der Mann kommt zum Frühstück im Morgenmantel. Die Zeitung hat er gerade aus dem Briefkasten geholt. Dann ist von ihm nichts mehr zu sehen. Er macht sich nur bemerkbar durch Glucksen, wenn er wieder einen Schluck Kaffee nimmt. Die Frau sagt, sie müsse heute zum Einkaufen, ob sie für ihn etwas mitzubringen habe. Eine klare Antwort ist nicht zu hören. Soweit die Situation von außen beobachtet. An eine Trennung haben beide noch nie gedacht. Sie ist einfach nicht machbar. Es sind zu viele Verflechtungen mit den Schwiegereltern, mit dem Vermögen. Der Leidensdruck hat noch nicht die nötige Sprengkraft erreicht.

Eine Frau, seit zwanzig Jahren verheiratet, schildert den Zustand ihrer Ehe so: „Wir leben zusammen und sind doch so weit weg voneinander. Das Schlimme ist, dass mein Mann das gar nicht merkt, dass er meint, wir seien ein glückliches Paar. Er ruft mich bei jeder Gelegenheit an - mit dem Handy ist ja alles möglich - obwohl ich eigentlich meine Ruhe haben möchte. Der körperliche Austausch, überhaupt körperliche Nähe, ist mir zuwider, weil die Seele nicht mitschwingt. Ich kann ihm nicht sagen, wie es mir wirklich zu Mute ist, ich bekomme kein Echo und stoße nur auf eine Mauer. Es ist eine Atmosphäre, als ob man nicht mehr atmen kann. Am liebsten ist es mir, wenn er nicht da ist.“
Ein andere Aussage: „Der Mensch, der mit mir lebt und der mir einmal wichtig war, ist mir so fremd geworden. Ich weiß nicht, was in ihm vorgeht. Wir leben nicht mehr miteinander, wir leben nebeneinander her“.

Eine Beziehung kann tatsächlich austrocknen, im wörtlichen Sinn “nichts - sagend“ werden. Es gibt Entwicklungen, in denen die emotionale, erotische und personale Anziehung erloschen ist. Es treffen dann die drei Kennzeichen eines Burnout zu: Gleichgültigkeit, keine spontane Anteilnahme, keine Hilfsbereitschaft, keine harmonische Zusammenarbeit. Es finden keine Erfolgserlebnisse miteinander statt. Konkret heißt das: Kein erfüllender sexueller Austausch, keine Nähe, wo man sich öffnen kann, kein Gespräch, das von selbst läuft. Es fließt nichts mehr zwischen den beiden. Meist tritt auch Erschöpfung auf, weil das Zusammensein nur noch anstrengend wird. Der andere wird einem zur Last statt zur Freude.

3.Religiöse Sackgasse

Die Frage nach der Religion taucht in den üblichen psychologischen Fragebögen nicht auf, in den Alltagsgesprächen meist nur als bittere und beißende Kritik an der Kirche; sie scheint dem Bühnenstück von Goethes Faust vorbehalten zu sein, wo sie als die Frage Gretchens: „Wie hältst du es mit der Religion?“  in die Literatur eingegangen ist. Man möchte sich nicht in die Karten schauen lassen. Gerade die Verdrängung sagt etwas aus über die Verlegenheit zu diesem Thema und bestätigt die These von einer religiösen Sackgasse. Inzwischen gibt es sogar in aufgeklärten Kreisen eine Neubesinnung auf Religion.  Es ist durchaus modern, ein Ashram in Indien aufzusuchen oder an einem Zenkurs im eigenen Land oder in Japan teilzunehmen. In medizinischen Kreisen ist die Ansicht nicht mehr ganz fremd, dass die religiöse Einstellung für die Heilung wichtig ist. Vom Lehrstuhl für „Spiritual Care“ an der Universität in München wurde sogar ein Fragebogen zur religiösen Einstellung bei der Anamnese ausgearbeitet. Man kann im Bezug auf die religiöse Sackgasse folgende Unterscheidungen treffen:

3.1 Sackgasse in der Kirche

Es sind Personen betroffen, die im Raum der Kirche aufgewachsen sind, ihren Glauben durchaus leben wollen, aber den Maßnahmen der Kirchenleitung nicht zustimmen und sich dagegen auflehnen.

Die Konfrontation wird inzwischen auch offen ausgetragen. Es sind die Ereignisse der letzten Jahre und Wochen, die zu tiefen Erschütterungen im Verhältnis zur Institution geführt haben. In letzter Zeit gab es in einer Regionalzeitung die Schlagzeile: Empörung über den Bischof (3). Hintergrund sind die Pläne zur Zusammenlegung der Pfarreien. Der Eindruck besteht: Man wird als Mitglied der Kirche nicht ernst genommen. Es löst Ärger, Zorn, Enttäuschung, Abkehr und zuletzt Austritt aus.

3.2 Eine Sackgasse im ganz persönlichen Bereich

Die kirchlichen Angebote werden als abgestumpft, routiniert und inhaltslos erlebt. Die Sonntagsmesse sagt einem nichts mehr. Es wird etwas abgespult, was einen nicht mehr anspricht. Die Texte sind einem so fremd, als wenn sie lateinisch wären. Was noch gravierender ist: Man kann auch nicht mehr beten. Es ist alles wie tot. Es kommt einem vor: Das mit Gott ist doch nur Fantasie. Es war eine Phase im Leben, die nun endgültig vorbei ist. Trotzdem ist man nicht zufrieden.

3.3 Die unerfüllte Sehnsucht

„Es wäre schön, wenn man jetzt an einen Gott glauben könnte!“. Der bekannte Schauspieler Joachim Fuchsberger hatte mit 83 seinen Sohn auf tragische Weise verloren. Man stellte ihm folgende Frage: Hatten Sie nach dem Tod Ihres Sohnes das Gefühl, jetzt könnte Religion Ihnen irgendwie helfen? Fuchsberger: Nein. Es wäre schön, wenn man jetzt an einen Gott glauben könnte. Aber ich kann es nicht. Ich beneide alle Menschen, die ihren Trost in einem starken Glauben suchen und finden. Ich habe in unserer Todesanzeige geschrieben „völlig sinnlos hat der Tod das Licht des Alters gelöscht.“ 

Es gibt die Suche nach einer Erfahrung, die über die Banalität der Unterhaltungs - und Freizeitindustrie hinausgeht,  nach einer Ergriffenheit, die einen ganz erfasst, die ein Leben erfüllt und ganz macht, die einen auch trägt, wenn einem alles genommen wird. Häufig steht eine frustrierte Sinnsuche dahinter, keine Antwort und kein Verstehen von kirchlicher Seite, wenn Menschen die Kirche verlassen, in die Esoterik flüchten, in Sekten abdriften oder in eine Neurose geraten.

III. Öffnen der Sackgasse

1.Emotionale Erholung gegen emotionale Erschöpfung

Als erstes ist hier das einfühlende und verstehende Gespräch gefragt, das leicht zugänglich ist und keinen weiteren größeren, auch nicht finanziellen Aufwand braucht. Es macht eine/n gute/n Seelsorger/in, Therapeuten/in, Lebensberater/in aus, wenn er/sie einen Raum des Aufatmens anbietet, in dem der /die Suchende sein darf, wie er/sie ist, nichts zu verstecken braucht, wo jedes Wort und jedes Gefühl ernst genommen wird.

Ich denke an eine Frau, die mit vierzig zum ersten Mal erlebt hat, dass ihr jemand aufmerksam zuhört. Sie, die immer übergangen wurde, sich immer zurückgenommen hat, nie sie selbst war, sich nie behauptet hat, immer nachgeben musste, steht nun im Mittelpunkt und darf Zeit und Raum für sich beanspruchen.
Was der Leidende bisher vermisst hatte, nämlich Bestätigung und Annahme, wird ihm gewährt. Es wird ihm vermittelt, nicht immer mit Worten, eher in der Art der Beziehung, des Zuhörens, dass er/sie wertvoll ist, dass es berechtigte Gründe gibt, warum er/sie das Geforderte nicht leisten kann. Wörtlich könnte es heißen: Du bist nicht hysterisch, du bist nicht verrückt, du bist nicht schlecht, dein Anliegen ist berechtigt.

Auf diese Weise wird die Einsamkeit, die Last, alles allein tragen zu müssen überwunden. Es baut sich die eigene Identität, Eigenständigkeit, wieder auf. Energien aus dem ganz Eigenen werden geweckt, damit die Erschöpfung gemindert und schließlich überwunden. Vertrauen, Lebensmut kehren zurück. Wenn Gefühle wieder spontan hervortreten, schwindet auch die Gleichgültigkeit, die wie eine Mauer von den anderen abschottet. Dies muss nicht heißen, dass die eingefrorene Beziehung wieder auflebt. Dies ist nur dann möglich, wenn beide einen solchen Prozess durchmachen und noch eine Anziehung da ist. Eine gute Eheberatung kann bewirken, dass beide wieder zueinanderfinden, sich versöhnen oder versöhnt, in Frieden auseinandergehen.

2.Weg vom Äußeren, von der Fixierung an Umgebung, Partner, Obrigkeit, Politiker - Hin zum Eigenen

Der  Ausweg aus der Sackgasse beginnt nicht mit äußeren Strategien, z. B. zum Rechtsanwalt zugehen, mit Protesten und Klagen - die Frage ist nämlich ob man überhaupt dazu in der Lage ist - sondern in der Hinwendung zur eigenen Person. Jede/r darf sich sagen: Wenn ich schon an meiner Umgebung nichts verändern kann, so kann mich niemand daran hindern, mich selbst zu verändern. Denn aus Angst, Leid und Wut agieren Menschen blind und unüberlegt und zerstören noch beim andern den letzten Funken der Zuneigung. Mit Vorwürfen kann man sich keine spontane Zuwendung, die man im tiefsten möchte, holen. Man verbaut sich auf diese Weise den Weg aus seinem Ich - Gehäuse. Es ist nämlich die innere Struktur, welche Einsamkeit, Isolierung und Nicht - Gelingen schafft und vor allem die Wahrnehmung beeinflusst. Der Schlüssel, um seinem Leben eine Wende zu geben, liegt in einem selbst. Solange ich selbst unter Druck stehe, setze ich auch andere unter Druck ohne es zu wollen, sodass sich der andere vor uns verschließt. Wir können achtsamer werden für unsere innere Befindlichkeit und für die Spannung in uns selbst. So kann sich bei uns etwas lösen, was nicht ohne Wirkung nach außen sein wird.

3.Die höhere Macht ist in der Tiefe unseres  Wesens

Wie ist es nun, wenn uns das Religiöse oder ganz einfach der Sinn abhanden gekommen ist?
Gespräche, bei denen wir aufatmen dürfen, schaffen einen Raum des Vertrauens, in dem wir tiefere Gefühle zulassen können. Sobald wir von etwas ergriffen werden, das wir nicht selbst sind und das uns doch gut tut, sind wir auf dem Weg zu einer ganzheitlichen, neuen, beglückenden Form des Religiösen. Es gibt eine Instanz in uns, die uns von innen her führt, unsere Einfälle und Impulse ordnet und uns zum größeren Umfang unserer Persönlichkeit führen will. Anders gesagt, es gibt ein Zentrum unseres seelischen Organismus, das größer ist als unser kleines Ich mit seinem eingeschränkten Bewusstsein und Können. Es ist unser wahres Selbst. Wer daran angeschlossen ist, ist ganz er/sie selbst, das heißt er/sie ist echt, wahrhaftig, vertrauenswürdig, voller Güte und Einfühlungsvermögen und strahlt Erfülltheit und Freude aus. Diese Instanz ist zugleich das Tor oder das Wahrnehmungsorgan für die ganz andere Seite unseres Daseins, für Transzendenz oder für das, was gewöhnlich Gott genannt wird. In der Sprache der Tiefenpsychologie C.G. Jungs ist es der Archetyp des Gottesbildes oder der Ganzheit.

Das heißt: Gott ist dort, wo jeder von uns ganz ist, wo Gefühle und kritisches Denken zusammenkommen.

Die Wege dazu sind alle Methoden, welche unsere ganze Aufmerksamkeit und den ganzen Einsatz beanspruchen, bei denen auch der Leib mit ein bezogen wird. Es sind die Stille, der Leib und der Atem, welche in die Tiefe führen und das religiöse Zentrum öffnen. Die große Beliebtheit der Meditation im Stile des Zen hat darin ihre Begründung. Eine Einführung zum Gebet der Stille hat folgende Ausschreibung: Damit wir wieder aufatmen können, damit uns das Beten leichter fällt,  damit das Religiöse mitten im Leib spürbar wird, damit die Stille kostbar wird, damit das Herz höher schlägt.
Ein anderer bedeutender Zugang ist die Fußwallfahrt, die in den letzten Jahrzehnten als eine Selbsterfahrung ganz eigner Art neu entdeckt wurde. Es sind inzwischen Scharen, die auf mittelalterlichen Wegen nach Santiago gehen,  nach Rom, Assisi oder sogar nach Jerusalem. Die Konzentration auf die Füße lenkt vom Kopf, das heißt von Gedanken ab, führt zum Erleben der Ganzheit von Leib, Seele, Geist und zur Erfahrung von Transzendenz. Es bestätigt die Erfahrung: Das Religiöse geht über den Leib.

Was heute Burnout, Sackgasse des Lebens, Depression heißt, wird in der Sprache der Bibel und geistlichen Schriftsteller Dunkelheit genannt. Zum rechten Umgang damit kann uns ein Gedicht von Sabine Heuser hinführen.

Wir müssen damit aufhören,
 den Dunkelheiten des Lebens auszuweichen.
 

Wir müssen mit der Gewohnheit brechen,
 sie zu verbergen, sie zu verdrängen, ihnen auszuweichen.

Es ist unumgänglich,
 sie als festen Bestandteil des Alltags zu integrieren.
 

Ansonsten schwimmen wir immer an der Oberfläche, 
wie tote Fische, denen es nicht mehr möglich ist,
 den Grund des Stromes aufzusuchen.
 

Schwimmen können wir alle.
 Aber den Grund erreichen wir nur durch Tauchen.

Sabine Heuser



1) de.wikipedia.org/wiki/Burnout-Syndrom                         
2) Süddeutsche Zeitung Magazin 28.1.2011,18) www.donaukurier.de › Home › Bayern
3) www.donaukurier.de7. Febr. 2012 – Augsburg (DK) Der Augsburger Bischof Konrad Zdarsa gerät unter Druck: nicht von Kirchenfeinden, sondern Katholiken. Nach dem ...
4) Spiritletter [inspiration@spiritletter.de] vom 6.3.2012