32.Sonntag B 10.11.2024

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EröffnungsversPs 88 (87),
Herr, lass mein Gebet zu dir dringen,
wende dein Ohr meinem Flehen zu.
Ehre sei Gott, S. 371 f.

Tagesgebet

Allmächtiger und barmherziger Gott,
wir sind dein Eigentum,
du hast uns in deine Hand geschrieben.
Halte von uns fern, was uns gefährdet,
und nimm weg, was uns an Seele und Leib bedrückt,
damit wir freien Herzens deinen Willen tun.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.


ZUR 1. LESUNG   Witwen und Waisen gehören in der Bibel zu den Menschen, die Schutz und Hilfe brauchen. Aber die Witwe, die ihre schwierige Lage annimmt, kann eine innere Größe gewinnen, die den Reichen kaum erreichbar ist. Sie lernt zu unterscheiden zwischen dem, was vergeht, und dem, was bleibt. Sie weiß, dass Gott sich um sie kümmert. Die Witwe von Sarepta in der Elija-Erzählung ist ein Beispiel für eine solche Haltung

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Erste Lesung1 Kön 17, 10-16

Die Witwe machte aus der Handvoll Mehl ein kleines Gebäck und brachte es zu Elija heraus
Lesung
aus dem ersten Buch der Könige
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In jenen Tagen
10 machte sich der Prophet Elíja auf
und ging nach Sarépta.
Als er an das Stadttor kam,
traf er dort eine Witwe, die Holz auflas.
Er bat sie:
Bring mir in einem Gefäß ein wenig Wasser zum Trinken!
11Als sie wegging, um es zu holen,
rief er ihr nach: Bring mir auch einen Bissen Brot mit!
12Doch sie sagte: So wahr der Herr, dein Gott, lebt:
Ich habe nichts mehr vorrätig als eine Handvoll Mehl im Topf
und ein wenig Öl im Krug.
Ich lese hier ein paar Stücke Holz auf und gehe dann heim,
um für mich und meinen Sohn etwas zuzubereiten.
Das wollen wir noch essen und dann sterben.
13Elíja entgegnete ihr: Fürchte dich nicht!
Geh heim und tu, was du gesagt hast!
Nur mache zuerst für mich ein kleines Gebäck
und bring es zu mir heraus!
Danach kannst du für dich und deinen Sohn etwas zubereiten;
14denn so spricht der Herr, der Gott Israels:
Der Mehltopf wird nicht leer werden
und der Ölkrug nicht versiegen
bis zu dem Tag,
an dem der Herr wieder Regen auf den Erdboden sendet.
15Sie ging
und tat, was Elíja gesagt hatte.
So hatte sie mit ihm und ihrem Haus viele Tage zu essen.
16Der Mehltopf wurde nicht leer
und der Ölkrug versiegte nicht,
wie der Herr durch Elíja versprochen hatte.


AntwortpsalmPs 146 (145), 6-7.8-9a.9b-10 (Kv: 1)
Kv Lobe den Herrn, meine Seele! - KvGL 58, 1
(Oder: Halleluja.)
6Der Herr ist es, der Himmel und Erde erschafft, /
das Meer und alles, was in ihm ist. *
Er hält die Treue auf ewig.
7Recht schafft er den Unterdrückten, /
Brot gibt er den Hungernden, *
der Herr befreit die Gefangenen. - (Kv)
8Der Herr öffnet die Augen der Blinden, *
der Herr richtet auf die Gebeugten,
der Herr liebt die Gerechten. *
9aDer Herr beschützt die Fremden. - (Kv)
9bcEr hilft auf den Waisen und Witwen, *
doch den Weg der Frevler krümmt er.
10Der Herr ist König auf ewig, *
dein Gott, Zion, durch alle Geschlechter. -

 

 

Zweite Lesung  Hebr 9, 24-28

Christus wurde ein einziges Mal geopfert, um die Sünden vieler hinwegzunehmen
Lesung
aus dem Hebräerbrief.
24Christus ist nicht
in ein von Menschenhand gemachtes Heiligtum
hineingegangen,
in ein Abbild des wirklichen,
sondern in den Himmel selbst,
um jetzt vor Gottes Angesicht zu erscheinen für uns;
25auch nicht, um sich selbst viele Male zu opfern,
wie der Hohepriester
jedes Jahr mit fremdem Blut in das Heiligtum hineingeht;
26sonst hätte er viele Male seit der Erschaffung der Welt
leiden müssen.
Jetzt aber ist er am Ende der Zeiten ein einziges Mal erschienen,
um durch sein Opfer die Sünde zu tilgen.
27Und wie es dem Menschen bestimmt ist,
ein einziges Mal zu sterben,
worauf dann das Gericht folgt,
28 so wurde auch Christus ein einziges Mal geopfert,
um die Sünden vieler hinwegzunehmen;
beim zweiten Mal wird er nicht wegen der Sünde erscheinen,

sondern um die zu retten, die ihn erwarten.


Ruf vor dem Evangelium  Vers: Mt 5, 3
Halleluja. Halleluja.
Selig, die arm sind vor Gott;
denn ihnen gehört das Himmelreich.
Halleluja.

Evangelium     Mk 12, 41-44

 

Aus dem heiligen Evangelium nach Markus.41

In jener Zeit,als Jesus im Tempel dem Opferkasten gegenübersaß,sah er zu, wie die Leute Geld in den Kasten warfen.Viele Reiche kamen und gaben viel.42Da kam auch eine arme Witweund warf zwei kleine Münzen hinein.43Er rief seine Jünger zu sichund sagte: Amen, ich sage euch:Diese arme Witwehat mehr in den Opferkasten hineingeworfen als alle andern.44Denn sie alle haben nur etwas von ihrem Überfluss hineingeworfen;diese Frau aber, die kaum das Nötigste zum Leben hat,sie hat alles hergegeben, was sie besaß,ihren ganzen Lebensunterhalt.

Von der Freude des Augenblicks

Bei aller Bewunderung für die Frau im Tempel zu Jerusalem steigt bei vielen die Frage auf:
Will Gott überhaupt ein solches Opfer? Wer von uns möchte schon, dass man ihm etwas schenkt, das den Geber den letzten Einsatz kostet?
Hier haben Kritiker der Kirche ein leichtes Spiel. Wurden nicht die prächtigen Kirchen, die wir in unserem Land bewundern, gerade von den Abgaben und Mühen der armen Leute gebaut? In vielen, nicht nur theologischen Kreisen ist heute das Wort Opfer umstritten und es ist schon gar nicht möglich, es einem kritischen Publikum verständlich zu machen. Es passe nicht zu einem Gott, den Jesus verkündet hat. Es wird auf die Erzählung vom verlorenen Sohn hingewiesen (Lk 15,11-32). Darin beschreibt Jesus Gott als einen Vater, der vom heimgekehrten Sohn schon gar nichts verlangt, sondern sich nur darüber freut, dass er da. Es muss ein Fest gefeiert werden, das schönste Gewand und der kostbarste Ring sind gerade gut genug, um die Freude auszudrücken. Von Reue, Sühne, Opfer ist keine Rede, erst recht nicht von Forderungen, die bis in die letzte Substanz gehen.

Braucht Gott unser Opfer?
Kritische Anfragen an eine falsch verstandene und missbrauchte Wohltätigkeit im religiösen Bereich sind Jesus durchaus vertraut. Im vorausgehenden Text greift er die religiösen Führer seiner Zeit an, welche die gut gemeinten Almosen der armen Leute schamlos für sich verbrauchen - eine Kritik, die Empfänger von Wohltaten zu allen Zeiten ernst nehmen müssten.
Warum dann doch das Lob Jesu für die arme Witwe? Von außen gesehen ist ihre Tat eine Bagatelle, eigentlich ein Nichts. Damit bessert man keine Schäden aus, damit wird kein Unterhalt Bediensteter bestritten.
Aber darum geht es Jesus gar nicht. Wichtig ist für ihn, was im Herzen eines Menschen vorgeht. Er hat einen geschärften Blick für die innere Größe.
Sie hat mit dem Dasein Gottes zu tun, mit dem „Wirken des Vaters", wie sich Jesus gerne ausdrückt. Deshalb wird er auf sie aufmerksam.
Unvergessen bleibt eine ältere Frau, die Pfandbriefe für 2000 Mark einem Wallfahrtsort , dem Heiligtum ihrer Heimat schenkte. Die strahlenden Augen, die Freude im Gesicht, die überzeugende Herzlichkeit. Sie hatte sich das Geld als bäuerliche Dienstmagd unter schwersten Mühen verdient.
So könnte es bei der Witwe gewesen sein, die Jesus gelobt hat. Auch ihr ist - so dürfen wir annehmen - die Freude ins Gesicht geschrieben und noch alles, was sie in diesem Augenblick bewegt. Mit den paar Groschen rafft sie alles zusammen, was in ihr noch an Mut und Kraft vorhanden ist, und begibt sich ganz und gar in die Hände Gottes.
In diesem Denken ist sie auf der Spur Jesu, der auf die Vögel des Himmels verweist, wenn es um die Sorge für die Zukunft geht.

Die kostbaren Momente
Hier nähern wir uns Jesus, wie er im Innersten fühlt und denkt.  Er hat einen klaren Sinn für die Dichte und den Wert des Erlebens sowohl in menschlichen Begegnungen wie in der unmittelbaren Nähe Gottes. Für ihn hängt beides zuinnerst zusammen. Anders gesagt: In der Tiefe, Echtheit, Innigkeit, mit der sich Menschen einander öffnen und die Nähe und Wertschätzung erfahren, wird Gott gegenwärtig. Es sind die kostbarsten Momente im Leben. Sie sind die Lasten und Sorgen vieler Jahre wert. So können es Eltern bei der Hochzeit ihrer Kinder empfinden oder wenn sie ihr Enkelkind in den Armen halten. Wie von selbst ist dieses Gefühl da:  Es hat sich gelohnt.
Auch im Leben Jesu kurz vor seinem Tod gibt es eine beeindruckende Szene, welche den Wert der Begegnung, des Erlebens im Hier und Jetzt überzeugend darstellt.(Vgl.Joh 12,1-8
Jesus ist in Bethanien im Haus von Maria und Martha und Lazarus 
Man feiert ein Mahl. Die Atmosphäre ist erfüllt von der Freude, die Jesus mitbringt. Er kehrt gerne dort ein. Maria nimmt ein Gefäß mit kostbarem Nardenöl (ein Pfund) und salbt damit seine Füße und trocknet sie mit ihren Haaren. Dies ist den Umstehenden eher peinlich. Für sie passt in keiner Weise das Ausgießen des ganzen Gefäßes, das man höchstens in kleinsten Dosierungen verwendet, zur Sorge für die  Armen, für die zu sorgen gerade Jesus am Herzen liegt. Sie sehen darin pure Verschwendung. Es ist von 300 Denaren die Rede. Im Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg ist ein Denar Tageslohn.  Für 300 Denare hätte ein Schwerstarbeiter ein ganzes Jahr schuften müssen. (Mt 20,1-16)..
Jesus aber  empfindet genauso wie diese Frau. Es ist eine Begegnung, in der beide von Gott berührt werden. Deshalb nimmt er sie in Schutz.
Es ist ähnlich wie bei der Witwe im Tempel. Sie hat alles gegeben. Sie tut es, weil die Kostbarkeit des Öls der inneren Kostbarkeit entspricht, weil ihr einfach danach ist, alles auszuschütten.
Was bleibt, ist das eine: die Sinne zu schärfen für das, was kostbar ist, was uns ergreift, was uns ausfüllt. Die Bereitschaft zu wecken, dass sich solche Augenblicke, die das Evangelium beschreibt, möglichst oft ereignen.

Glaubensbekenntnis, S. 374 ff.
Fürbitten vgl. S. 805 ff.

ZUR EUCHARISTIEFEIER   Wer vor Gott hintritt, muss nichts Besonderes vorweisen oder leisten, das ihn dafür würdig macht. Wir dürfen zu Gott kommen, wie wir sind, mit allem was uns ausmacht. Mit den Gaben auf dem Altar nimmt er unser Leben entgegen und wandelt unser Inneres.

Gabengebet
Gott, unser Vater,
nimm unsere Opfergaben gnädig an
und gib, dass wir mit gläubigem Herzen
das Leidensgeheimnis deines Sohnes feiern,
der mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.
Präfation, S. 427 ff.
Kommunionvers
Ps 23 (22), 1-2
Der Herr ist mein Hirte, nichts wird mir fehlen.
Er lässt mich lagern auf grünen Auen
und führt mich zum Ruheplatz am Wasser.
Oder:Vgl. Lk 24, 35
Die Jünger erkannten den Herrn Jesus,
als er das Brot brach.
Schlussgebet
Wir danken dir, gütiger Gott,
für die heilige Gabe,
in der wir die Kraft von oben empfangen.
Erhalte in uns deinen Geist
und lass uns dir stets aufrichtig dienen.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.


FÜR DEN TAG UND DIE WOCHE
Von den Armen können wir lernen, dass uns das Wesentliche geschenkt wird und wir uns das Leben nicht verdienen können. Jesus preist die Armen glücklich, weil sie offen sind für das Reich Gottes. Sie fühlen sich angewiesen auf Gottes Gnade. Reichtum kann dazu führen, dass wir uns hinter unserer Maske verschanzen und uns Gott gegenüber verschließen. Wir können von den Armen lernen, das Leben zu genießen. Wenn Arme feiern, dann geben sie alles her, was sie gerade haben. (Anselm Grün)