21. Sonntag im Jahreskreis

EröffnungsversPs 86 (85), 1-3

Wende dein Ohr mir zu, erhöre mich, Herr,
hilf deinem Knecht, der dir vertraut, sei mir gnädig, o Herr.
Den ganzen Tag rufe ich zu dir.

Ehre sei Gott, S. 371 f.

Tagesgebet
Gott, unser Herr,
du verbindest alle, die an dich glauben,
zum gemeinsamen Streben.
Gib, dass wir lieben, was du befiehlst,
und ersehnen, was du uns verheißen hast,
damit in der Unbeständigkeit dieses Lebens
unsere Herzen dort verankert seien,
wo die wahren Freuden sind.

Darum bitten wir durch Jesus Christus

ERSTE Lesung  Jos 24, 1-2a.15-17.18b

Wir wollen dem Herrn dienen: denn er ist unser Gott
Lesung aus dem Buch Josua
In jenen Tagen
1versammelte Josua alle Stämme Israels in Sichem; er rief die Ältesten Israels, seine Oberhäupter, Richter und Listenführer zusammen, und sie traten vor Gott hin.
2Josua sagte zum ganzen Volk:
15Wenn es euch aber nicht gefällt, dem Herrn zu dienen, dann entscheidet euch heute, wem ihr dienen wollt: den Göttern, denen eure Väter jenseits des Stroms dienten, oder den Göttern der Amoriter, in deren Land ihr wohnt. Ich aber und mein Haus, wir wollen dem Herrn dienen.
16Das Volk antwortete: Das sei uns fern, dass wir den Herrn verlassen und anderen Göttern dienen.
17Denn der Herr, unser Gott, war es, der uns und unsere Väter aus dem Sklavenhaus Ägypten herausgeführt hat und der vor unseren Augen alle die großen Wunder getan hat. Er hat uns beschützt auf dem ganzen Weg, den wir gegangen sind, und unter allen Völkern, durch deren Gebiet wir gezogen sind.
18bAuch wir wollen dem Herrn dienen; denn er ist unser Gott

AntwortpsalmPs 34 (33), 2-3.16-17.18-19.20-21.22-23 (Kv: 9a)

Kv Kostet und seht, wie gut der Herr ist! - KvGL 39, 1

2Ich will den Herrn allezeit preisen; *
immer sei sein Lob in meinem Mund.
3Meine Seele rühme sich des Herrn; *
die Armen sollen es hören und sich freuen. - (Kv)
16Die Augen des Herrn sind den Gerechten zugewandt, *
seine Ohren ihrem Hilfeschrei.
17Das Angesicht des Herrn richtet sich gegen die Bösen, *
ihr Andenken von der Erde zu tilgen. - (Kv)
18Die aufschrien, hat der Herr erhört, *
er hat sie all ihren Nöten entrissen.
19Nahe ist der Herr den zerbrochenen Herzen *
und dem zerschlagenen Geist bringt er Hilfe. - (Kv)
20Viel Böses erleidet der Gerechte, *
doch allem wird der Herr ihn entreißen.
21Er behütet all seine Glieder, *
nicht eins von ihnen wird zerbrochen. - (Kv)
22Den Frevler wird die Bosheit töten, *
die den Gerechten hassen, werden es büßen.
23Der Herr erlöst das Leben seiner Knechte, *

 

Zweite Lesung
Eph 5, 21-32

Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Epheser
Brüder!

21Einer ordne sich dem andern unter in der gemeinsamen Ehrfurcht vor Christus.
22Ihr Frauen, ordnet euch euren Männern unter wie Christus, dem Herrn;
23denn der Mann ist das Haupt der Frau, wie auch Christus das Haupt der Kirche ist; er hat sie gerettet, denn sie ist sein Leib.
24Wie aber die Kirche sich Christus unterordnet, sollen sich die Frauen in allem den Männern unterordnen.
25Ihr Männer, liebt eure Frauen, wie Christus die Kirche geliebt und sich für sie hingegeben hat,
26um sie im Wasser und durch das Wort rein und heilig zu machen.
27So will er die Kirche herrlich vor sich erscheinen lassen, ohne Flecken, Falten oder andere Fehler; heilig soll sie sein und makellos.
28Darum sind die Männer verpflichtet, ihre Frauen so zu lieben wie ihren eigenen Leib. Wer seine Frau liebt, liebt sich selbst.
29Keiner hat je seinen eigenen Leib gehasst, sondern er nährt und pflegt ihn, wie auch Christus die Kirche.
30Denn wir sind Glieder seines Leibes.
31Darum wird der Mann Vater und Mutter verlassen und sich an seine Frau binden, und die zwei werden ein Fleisch sein.
32Dies ist ein tiefes Geheimnis; ich beziehe es auf Christus und die Kirche

Ruf vor dem EvangeliumVers: vgl. Joh 6, 63b.68c

Halleluja. Halleluja.
Deine Worte, Herr, sind Geist und Leben.
Du hast Worte des ewigen Lebens.
Halleluja.

 

Evangelium  Joh 6, 60-69

+ Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes
In jener Zeit
60sagten viele der Jünger Jesu, die ihm zuhörten: Was er sagt, ist unerträglich. Wer kann das anhören?
61Jesus erkannte, dass seine Jünger darüber murrten, und fragte sie: Daran nehmt ihr Anstoß?
62Was werdet ihr sagen, wenn ihr den Menschensohn hinaufsteigen seht, dorthin, wo er vorher war?
63Der Geist ist es, der lebendig macht; das Fleisch nützt nichts. Die Worte, die ich zu euch gesprochen habe, sind Geist und sind Leben.
64Aber es gibt unter euch einige, die nicht glauben. Jesus wusste nämlich von Anfang an, welche es waren, die nicht glaubten, und wer ihn verraten würde.
65Und er sagte: Deshalb habe ich zu euch gesagt: Niemand kann zu mir kommen, wenn es ihm nicht vom Vater gegeben ist.
66Daraufhin zogen sich viele Jünger zurück und wanderten nicht mehr mit ihm umher.
67Da fragte Jesus die Zwölf: Wollt auch ihr weggehen?
68Simon Petrus antwortete ihm: Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens.
69Wir sind zum Glauben gekommen und haben erkannt: Du bist der Heilige Gottes.


Der große Suche

„Daraufhin zogen sich viele Jünger zurück und wanderten nicht mehr mit ihm(Joh 6,66). Dieser Satz hat eine Aktualität gewonnen wie kaum zu einer anderen Zeit. Jedes Jahr verlassen in der Größenordnung einer Großstadt ungefähr 180 000 Menschen die Kirche. Es ist eine Bewegung, die alle Verantwortlichen ratlos macht. Erklärungen, es gehe den Menschen nur um eigenwillige, oberflächliche und egoistische Selbstverwirklichung, greifen nicht. Es wäre zu einfach, sich damit zu trösten, dass es nun einmal eine kleine Herde (Lk 12,32)sei, die Jesus berufen hat. Daneben steht das Wort Jesu vom Salz der Erde das seinen Geschmackverliert und zu nichts mehr taugt (Mt5,14).
Philosophische Überlegungen und soziologische Erhebungen mögen zwar interessant sein, aber greifen nicht, um der Bewegungen Einhalt zu gebieten. Hilfreicher ist es, den einzelnen konkreten Menschen vor Augen zu haben, seine Glaubens - und Lebensgeschichte, seine Not, seine Angst und seine Sehnsucht und seine berechtigtes Verlangen nach Glück und einem erfüllten Leben. So ist es geboten, genauer hinzuschauen, was ihn verlasst, von der Kirche und vom Christentum Abschied zu nehmen. Lassen wir einmal die beiseite, die zwar ins Taufregister eingetragen wurden, aber denen der Glaube nie etwas bedeutet hat. Beschränken wir uns auf die, welche Jünger Jesu waren als Ministranten, in der Jugend oder sogar im Pfarrgemeinderat sogar sehr aktiv dabei waren.
Eine Entscheidung gegen den Glauben ist nicht eine Sache von heute auf morgen. Es ist eher eine langsame Entwicklung. Andere Elemente des Daseins werden immer wichtiger: als erstes die Anforderungen des Berufes, dann Probleme in der Ehe und die Sorge um die Familie. Dann gibt es einfach eine Wandlung der Persönlichkeit von Natur aus, in der das einmal Gelernte und Geübte immer unbedeutender wird. Wie der Glaube wachsen und blühen kann, kann er auch verkümmern und vertrocknen. 

Die kirchlichen Angebote                                                                                                                                                                                   

Die kirchlichen Angebote werden als abgestumpft, routiniert und inhaltslos erlebt. Die Sonntagsmesse sagt einem nichts mehr. Es wird etwas abgespult, was einen nicht mehr anspricht. Die Texte sind einem so fremd, wie wenn sie lateinisch wären. Was noch gravierender ist: Man kann auch nicht mehr beten. Es ist alles wie tot. Es kommt einem vor: Das mit Gott ist doch nur Fantasie. Es war eine Phase im Leben, die nun endgültig vorbei ist. Trotzdem ist man nicht zufrieden. Allzu viele finden ihre Unzufriedenheit im Handeln der Kirchenleitung bestätigt und ziehen entsprechende Konsequenzen. Das Wort von Friedrich Nitzsche "Gott ist tot" macht wieder die Runde und man glaubt, die endgültige Lösung gefunden zu haben. Eines sollte man in einer solchen Situation beachten: Nicht Gott ist tot, sondern das Organ, um ihn wahrzunehmen. Es ist verschüttet und vertrocknet. Hier ist nun der Ort der Entscheidung: will ich die Einsicht zulassen, dass ich in einer Sackgasse meines Lebens bin und dass man durchaus etwas dagegen tun kann. Niemand kann einem Gott beweisen, aber das Organ für Gott kann wieder lebendig werden.

Das Organ für Gott

Es geschieht dann, wenn ich aufhöre, alle Welt anzuklagen, vielmehr wenn ich mich mir selbst zuwende. Gemeint ist, dass ich einmal genauer hinschaue auf all das, was mir das Leben schwer macht, und dabei den Schmerz zulasse. Es ist sogar eine Gnade, wenn man wieder weinen kann. Es gab früher ein Messformular um die Gabe der Tränen. Wenn sie fließen, kommen die Gefühle in Fluss und der innere Mensch beginnt zu leben. Der heilige Augustinus erfuhr die große Wende seines Lebens,  als es ihn das Weinen packte und schüttelte Er nennt es Gewittersturm mit Starkregen. Tränen kann man nicht unmittelbar hervorbringen. Sie sind Ergebnis eines seelischen Ablaufs außerhalb unseres willentlichen Zugriffs. Wenn er einmal in Gang gekommen ist, verstehen wir etwas von dem Wort: „ Niemand kann zu mir kommen, wenn es ihm nicht vom Vater gegeben ist" (Joh 6.65). An anderer Stelle steht: „Wenn ihn der Vater nicht zieht"(Joh6,44).Man kann dieses Geschehen nicht absichtlich hervorrufen, aber man kann ihm den Boden bereiten.
Mit anderen Worten: man kann sich der Gnade Gottes öffnen. Augustinus drückt das so aus: Als ich aus dem geheimen Grund meiner Seele mein ganzes Elend hervorzog und es vor meiner Seele zum Anblick angehäuft hatte" (1). Er hat sich mit der dunklen Seite seiner Persönlichkeit konfrontiert und damit eine  Bewegung außerhalb seines Willensbereiches ausgelöst.

In ein Ashram nach Indien
Bei allen bedauernswerten Erscheinungen unserer Zeit ist eine echte Suche nach Sinn und vertieften Leben festzustellen gerade bei den Veranstaltungen, die in den fernöstlich ausgerichteten Meditationshäusern stattfinden. Es sind Kurse, die mit höchsten Anforderungen und mit hohen Kosten verbunden sind. Die Teilnehmer kommen zum großen Teil aus akademischen Berufen, sogar aus dem naturwissenschaftlichen Bereich. Ungezählte fahren nach Indien oder nach Thaland, um in einem hinduistischen oder buddhistischen Kloster ihre religiöse Sehnsucht zu stillen. Man muss ihnen zugestehen: Sie gehen einer unerfüllten Sehnsucht nach, sie nehmen sie ernst und stellen in die Mitte ihrer Bemühungen. Für Suchende dieser Art ist der heilige Augustinus das treffendste Modell. Ganz gleich auf welchem Weg jemand sucht, wichtig ist eine Erfahrung, die über die Banalität der Unterhaltungs- und Freizeitindustrie hinausgeht, eine Ergriffenheit, die einen zutiefst erfasst, die ein Leben erfüllt und ganz macht, die einen auch trägt, wenn einem alles genommen wird.
Wer dies von sich sagen kann, in dem ist das Organ für Gott wieder lebendig geworden und die Aufnahmebereitschaft für sein Wort. Ihm kann es gelingen, wie Petrus zu sprechen „Wir sind zum Glauben gekommen und haben erkannt: Du bist der Heilige Gottes"(Joh 6,69).

1)Augustinus, Bekenntnisse,VIII,12,28

Gabengebet

Herr und Gott,
du hast dir
das eine Volk des Neuen Bundes erworben
durch das Opfer deines Sohnes,
das er ein für alle Mal dargebracht hat.                                                                                                                                                                                                                                                                                                             Sieh gnädig auf uns                                                                                                                                                                                                                                                                                      und schenke uns in deiner Kirche                                                                                                                                                                                                                                                               Einheit und Frieden.                                                                                                                                                                                                                                                                                      Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

Präfation, S. 427 ff.
KommunionversVgl. Ps 104 (103), 13-15

Herr, von den Früchten deiner Schöpfung werden alle satt.
Du schenkst dem Menschen Brot von der Erde
und Wein, der sein Herz erfreut.

Oder:Joh 6, 54

So spricht der Herr:
Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, hat das ewige Leben,
und ich werde ihn auferwecken am Letzten Tag.
Schlussgebet

Herr, unser Gott,
schenke uns durch dieses Sakrament
die Fülle deines Erbarmens und mache uns heil.
Gewähre uns deine Hilfe,
damit wir so vor dir leben können,
wie es dir gefällt.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

FÜR DEN TAG UND DIE WOCHE

Aus Liebe Dass wir dich doch als das sehen möchten, was du bist und warst und bis zu deiner Wiederkunft sein wirst: als das Zeichen des Ärgernisses und den Gegenstand des Glaubens, als den geringen Menschen und doch den Retter und Erlöser des Menschengeschlechts, der aus Liebe zur Erde kam, um die Verlorenen zu suchen, um zu leiden und zu sterben, und der du doch bekümmert wiederholen musstest: Selig, wer an mir nicht Ärgernis nimmt. Dass wir dich so sehen möchten und dass wir uns dann nicht an dir ärgern möchten. (Søren Kierkegaard)

 

 

 

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