Christkoenigssonntag  A

Hochfest

Eröffnungsvers
Offb 5, 12; 1, 6
Würdig ist das Lamm, das geschlachtet ist, Macht zu empfangen,
Reichtum und Weisheit, Kraft und Ehre.
Ihm sei die Herrlichkeit und die Herrschermacht in Ewigkeit.
Ehre sei Gott
Tagesgebet
Allmächtiger, ewiger Gott,
du hast deinem geliebten Sohn
alle Gewalt gegeben im Himmel und auf Erden
und ihn zum Haupt der neuen Schöpfung gemacht.
Befreie alle Geschöpfe von der Macht des Bösen,
damit sie allein dir dienen
und dich in Ewigkeit rühmen.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.

ERSTE Lesung

Ez 34, 11-12.15-17
Ihr, meine Herde, ich sorge für Recht zwischen Schafen und Schafen, zwischen Widdern und Böcken
Lesung aus dem Buch Ezechiel
11So spricht Gott, der Herr: Jetzt will ich meine Schafe selber suchen und mich selber um sie kümmern.
12Wie ein Hirt sich um die Tiere seiner Herde kümmert an dem Tag, an dem er mitten unter den Schafen ist, die sich verirrt haben, so kümmere ich mich um meine Schafe und hole sie zurück von all den Orten, wohin sie sich am dunklen, düsteren Tag zerstreut haben.
15Ich werde meine Schafe auf die Weide führen, ich werde sie ruhen lassen - Spruch Gottes, des Herrn.
16Die verloren gegangenen Tiere will ich suchen, die vertriebenen zurückbringen, die verletzten verbinden, die schwachen kräftigen, die fetten und starken behüten. Ich will ihr Hirt sein und für sie sorgen, wie es recht ist.
17Ihr aber, meine Herde - so spricht Gott, der Herr -, ich sorge für Recht zwischen Schafen und Schafen, zwischen Widdern und Böcken.
Antwortpsalm
Ps 23 (92), 1-3.4.5.6 (R: 1)

R Der Herr ist mein Hirte,
nichts wird mir fehlen. - R                                                                                                                                        1 Der Herr ist mein Hirte, nichts wird mir fehlen-

2Er lässt mich lagern auf grünen Auen
 und führt mich zum Ruheplatz am Wasser.
3Er stillt mein Verlangen;
er leitet mich auf rechten Pfaden, treu seinem Namen. - (R)
4 Muss ich auch wandern in finsterer Schlucht,
ich fürchte kein Unheil;
 denn du bist bei mir,
dein Stock und dein Stab geben mit Zuversicht. - (R)
5 Du deckst mir den Tisch
vor den Augen meiner Feinde.
 Du salbst mein Haupt mit Öl,
du füllst mir reichlich den Becher. - (R)
6 Lauter Güte und Huld
werden mir folgen mein Leben lang,
und im Haus des Herrn
 darf ich wohnen für lange Zeit.
 R Der Herr ist mein Hirte,
 nichts wird mir fehlen.

Zweite Lesung

1 Kor 15, 20-26.28
Christus wird seine Herrschaft Gott, dem Vater, übergeben, damit Gott herrscht über alles und in allem
Lesung aus der ersten Brief des Apostels Paulus an die Korinther
Brüder!
20Christus ist von den Toten auferweckt worden als der Erste der Entschlafenen.
21Da nämlich durch e i n e n Menschen der Tod gekommen ist, kommt durch e i n e n Menschen auch die Auferstehung der Toten.
22Denn wie in Adam alle sterben, so werden in Christus alle lebendig gemacht werden.
23Es gibt aber eine bestimmte Reihenfolge: Erster ist Christus; dann folgen, wenn Christus kommt, alle, die zu ihm gehören.
24Danach kommt das Ende, wenn er jede Macht, Gewalt und Kraft vernichtet hat und seine Herrschaft Gott, dem Vater, übergibt.
25Denn er muss herrschen, bis Gott ihm alle Feinde unter die Füße gelegt hat.
26Der letzte Feind, der entmachtet wird, ist der Tod.
28Wenn ihm dann alles unterworfen ist, wird auch er, der Sohn, sich dem unterwerfen, der ihm alles unterworfen hat, damit Gott herrscht über alles und in allem.
Ruf vor dem Evangelium
Vers: Mk 11, 9.10
Halleluja. Halleluja.
Gesegnet sei, der kommt im Namen des Herrn!
Gesegnet sei das Reich unseres Vaters David,
das nun kommt.
Halleluja.

Evangelium Mt 25, 31-46

Der Menschensohn wird sich auf den Thron seiner Herrlichkeit setzen, und er wird die Menschen voneinander scheiden
+ Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern:
31Wenn der Menschensohn in seiner Herrlichkeit kommt und alle Engel mit ihm, dann wird er sich auf den Thron seiner Herrlichkeit setzen.
32Und alle Völker werden von ihm zusammengerufen werden, und er wird sie voneinander scheiden, wie der Hirt die Schafe von den Böcken scheidet.
33Er wird die Schafe zu seiner Rechten versammeln, die Böcke aber zur Linken.
34Dann wird der König denen auf der rechten Seite sagen: Kommt her, die ihr von meinem Vater gesegnet seid, nehmt das Reich in Besitz, das seit der Erschaffung der Erde für euch bestimmt ist.
35Denn ich war hungrig, und ihr habt mir zu essen gegeben; ich war durstig, und ihr habt mir zu trinken gegeben; ich war fremd und obdachlos, und ihr habt mich aufgenommen;
36ich war nackt und ihr habt mir Kleidung gegeben; ich war krank, und ihr habt mich besucht; ich war im Gefängnis, und ihr seid zu mir gekommen.
37Dann werden ihm die Gerechten antworten: Herr, wann haben wir dich hungrig gesehen und dir zu essen gegeben, oder durstig und dir zu trinken gegeben?
38Und wann haben wir dich fremd und obdachlos gesehen und aufgenommen, oder nackt und dir Kleidung gegeben?
39Und wann haben wir dich krank oder im Gefängnis gesehen und sind zu dir gekommen?
40Darauf wird der König ihnen antworten: Amen, ich sage euch: Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.
41Dann wird er sich an die auf der linken Seite wenden und zu ihnen sagen: Weg von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das für den Teufel und seine Engel bestimmt ist!
42Denn ich war hungrig, und ihr habt mir nichts zu essen gegeben; ich war durstig, und ihr habt mir nichts zu trinken gegeben;
43ich war fremd und obdachlos, und ihr habt mich nicht aufgenommen; ich war nackt und ihr habt mir keine Kleidung gegeben; ich war krank und im Gefängnis, und ihr habt mich nicht besucht.
44Dann werden auch sie antworten: Herr, wann haben wir dich hungrig oder durstig oder obdachlos oder nackt oder krank oder im Gefängnis gesehen und haben dir nicht geholfen?
45Darauf wird er ihnen antworten: Amen, ich sage euch: Was ihr für einen dieser Geringsten nicht getan habt, das habt ihr auch mir nicht getan.
46Und sie werden weggehen und die ewige Strafe erhalten, die Gerechten aber das ewige Leben.

Die Würde des Menschen - die Ehre Gottes 

Zu oft haben wir die Aufforderung zur Hilfe für Notleidende gehört, gerade in letzter Zeit, nachdem wieder Millionen in die Flucht getrieben werden. Wir können sie nicht oft genug gehören. Aber zu viele Aufrufe stumpfen auch ab. Man wehrt ab,  erfüllt seinen Pflichtbeitrag und möchte dann eher wieder in Ruhe gelassen werden.
Nun enthalten die gehörten Texte etwas von einer endgültigen Entscheidung und von einem endgültigen Schicksal, dem wir nicht ausweichen können. Es heißt: Dann wird der König denen auf der rechten Seite sagen:
Was ihr einem der Geringsten getan habt, das habt ihr mir getan- was ihr einem der Geringsten nicht getan habt, das habt ihr mir nicht getan!"(Mt25, 34,40)
Mit diesen Worten wird jeder Notleidende,  sogar jeder Mensch in seinem Wert dem Richter der Welt, der höchsten Instanz aller Zeiten gleichgestellt. "Die Würde des Menschen ist unantastbar" steht als oberste Norm in  der Verfassung der   Bundesrepublik. Aber was ist, wenn die Würde den Mehrheitsbeschlüssen politischer Versammlungen und den Meinungen des Alltags ausgeliefert ist? Da kann sie durchaus ins Wanken geraten nicht nur auf den Kriegsschauplätzen, auch im Alltag, auf den Finanzmärkten, in politischen Beschlüssen, bei  der Justiz, im Umgang miteinander. Die Würde des Menschen wird jeweils verschieden interpretiert. Offen wird dies bei den Diskussionen über Anfang und Ende des Lebens  bei den Themen Abtreibung und Sterbehilfe.Mit dem Begriff allein ist es nicht getan. 

Die Größe des Menschen - die Tiefe der Begegnung

Jesus gibt heute eine Begründung für die Größe des Menschen, die nicht von einer Weltanschauung oder von philosophischen Theorie abgeleitet ist.   Er sagt, er selbst ist in jedem Menschen, dem wir begegnen, in jedem, der unserer Hilfe bedarf. Die Würde des Menschen ist Gott selbst. Wir dürfen es noch erweitern: in jedem, der unser Verstehen, unser Mitgefühl, unsere Nähe braucht. Würde ist vom konkreten Verhalten nicht zu trennen.Es ist nur nur die Hälte der Nächstenliebe, wenn wir sie  auf materielle, organisierte  Hilfe beschränken. Noch wichtiger ist gegenseitige Wertschätzung, ein Klima des Vertrauens, Begegnung in Augenhöhe.  Gemeint ist, dass wir  andern in der Tiefe des Herzens nahe kommen. Es geschieht dann, wenn wir von seinem Schicksal, von seinem Leid und von seiner Hoffnung , von seiner Einmaligkeit und Größe mitgenommen werden. Es ist ein Ereignis, das aufrüttelt und wach macht. Die Mauern, die um jeden von  seiner Lebensgeschichte, von Herkunft, Eigenart, Beruf, Stellung, Amt und Würde, Religion und Weltanschauung gezogen sind, werden durchlässig.

Der göttliche Kern

Es wird der Kern zweier Menschen offenbar,der sich nicht mehr definieren, d.h. eingrenzen lässt, der das Denken und Fühlen des Alltäglichen überschreitet. Nach dem Schöpfungsbericht ist es das Bild Gottes im Menschen, die Mystiker nennen diesen absoluten, unantastbaren Kern den göttlichen Funken oder den Seelenfunken.
Genau an diesem Ort der Seele begegnen wir Christus, von dem Paulus sagt:
„Nicht mehr ich lebe, Christus lebt in mir."(Gal 6,22).
Am wichtigsten ist Jesus die Begegnung mit Menschen, in welcher dieser Funke überspringt, wo sein Eigenstes, sein Wesen als Sohn Gottes berührt wird. Es ist für ihn am schönsten, wenn er ein Echo in seinem Gegenüber spürt, wenn er verstanden wird. Das nennt er Glaube.
In der Geschichte von der samaritischen Frau am Jakobsbrunnen ist ein solcher Vorgang geschildert. Es beginnt mit der recht banal erscheinenden Bitte Jesu: "Gib mir zu trinken!" Für die Samariterin ist es mehr. Da ist ein Tabu gebrochen, eine Grenze überschritten. In ihr erwachen Verwunderung und Neugier, die Jesus noch steigert. Er spricht von dem geheimnisvollen Wasser, das er geben könnte, und stellt sich als jemand dar, der selbst den Stammvater Jakob übertrifft. Im Laufe des Gesprächs kommen sie immer mehr auf das Wesentliche.
Erst als die volle Bereitschaft der Aufnahme da ist, kann Jesus sein innerstes Geheimnis preisgeben: "Ich bin es, ich, der mit dir redet."(Joh 4,26). Es sind der Kern seiner Persönlichkeit und der der Samariterin, die einander berühren. Man könnte auch sagen: Jesus spürt sein Ureigenstes in dieser Frau, den Funken Gottes, der er selber ist.
Hier finden wir eine Antwort auf die Frage, was denn die Würde des Menschen ausmacht und worin ihre Unantastbarkeit begründet ist. Wir dürfen sagen: Es ist das Bild Gottes, das jeder Mensch in sich trägt, das durch keine noch so kluge philosophische Beweiskette begründet werden, noch Ergebnis von Diskussionen sein kann, sondern in der Begegnung von Mensch zu Mensch in der Tiefe der Seelen erfahrbar wird. Wer in ein solches Ereignis einmal eingetaucht wird, weiß mehr von dem, was echt, was im letzten wirklich und wahr, was kostbar, was unumstößlich ist, was den höchsten Rang hat, worüber es keine Diskussion mehr geben kann.
Für diese Einmaligkeit und Größe, steht der Name Christus, der König.
Mit diesem Titel verhält es sich anders als bei einem Herrscher, dem man sich zu unterwerfen hat, der Angst und Schrecken verbreitet, der um der Macht willen die Würde des Menschen nieder stampft.
Vor Pilatus bezeichnet sich Jesus als der König, der für die Wahrheit einsteht, für die Größe und Schönheit, die im Grunde eines jeden angelegt sind, für das Aufblühen und Wachsen, für das Glück eines jeden. Er ist der Punkt, um den sich alles dreht, in uns selbst, in unseren Verbindungen und Verwicklungen miteinander. Er ist dort, wo jeder von uns ganz er selbst ist, wo einem nichts Fremdes übergestülpt wird, wo einen keine Mächte klein halten. Er ist die Mitte und die Atmosphäre zugleich, in der wir einander nahe kommen, einander Erbarmen schenken, in welcher Bedrückte aufatmen und Entmutigte Hoffnung schöpfen..
Der Name Christus-König sagt Endgültiges aus, weil es nichts Größeres geben kann als die Ehre Gottes und die Würde des Menschen oder anders gesagt: Weil die Würde des Menschen die Ehre Gottes ist, dessen Bild wir in uns tragen.
Es wird verständlich, dass jedes Tun daran gemessen wird, wie wir uns zu dieser Größe verhalten, ob wir uns vor ihr verschließen und uns entfernen oder ob wir uns öffnen und uns von ihr anziehen lassen, ob wir den Ruf "Kommt her" vernehmen.

Glaubensbekenntnis
Gabengebet
Herr, unser Gott,
wir bringen das Opfer deines Sohnes dar,
das die Menschheit mit dir versöhnt.
Er, der für uns gestorben ist,
schenke allen Völkern Einheit und Frieden,
der mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.
 
Präfation
Christus als Priester und König
In Wahrheit ist es würdig und recht, dir, Herr, heiliger Vater, immer und überall zu danken. Du hast deinen eingeborenen Sohn, unseren Herrn Jesus Christus, mit dem Öl der Freude gesalbt zum ewigen Priester und zum König der ganzen Schöpfung. Als makelloses Lamm und friedenstiftendes Opfer hat er sich dargebracht auf dem Altar des Kreuzes, um das Werk der Erlösung zu vollziehen. Wenn einst die ganze Schöpfung seiner Herrschaft unterworfen ist, wird er dir, seinem Vater, das ewige, alles umfassende Reich übergeben: das Reich der Wahrheit und des Lebens, das Reich der Heiligkeit und der Gnade, das Reich der Gerechtigkeit, der Liebe und des Friedens. Durch ihn rühmen dich Himmel und Erde, Engel und Menschen und singen das Lob deiner Herrlichkeit: Heilig ...
Kommunionvers
Ps 29 (28), 10-11
Der Herr thront als König in Ewigkeit.
Der Herr segne sein Volk mit Frieden.
Schlussgebet
Allmächtiger Gott,
du hast uns berufen,
Christus, dem König der ganzen Schöpfung, zu dienen.
Stärke uns durch diese Speise,
die uns Unsterblichkeit verheißt,
damit wir Anteil erhalten
an seiner Herrschaft und am ewigen Leben.
Darum bitten wir durch ihn, Christus, unseren Herrn.


Für den Tag und die Woche
In Gottes Händen Für den Christen gibt es die frei machende, gelöste Gelassenheit dessen, der vom Überfluss der göttlichen Gerechtigkeit lebt, die Jesus Christus heißt. Eine Gelassenheit, die weiß: Ich kann letztlich gar nicht zerstören, was ER aufgebaut hat. Von da geht eine tiefe Freiheit aus, ein Wissen um die reuelose Liebe Gottes, der, durch alle Verirrungen hindurch, uns gut bleibt. Aber gleichzeitig weiß doch der Christ darum, dass er nicht ins Beliebige entlassen ist, dass sein Tun nicht Spielerei ist, die Gott ihm lässt, ohne sie ernst zu nehmen. Er weiß, dass er antworten muss, dass er als Verwalter von Anvertrautem Rechenschaft schuldig ist.  (J. Ratzinger)

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