32. Sonntag im Jahreskreis  12.November 2023

Eröffnungsvers
Ps 88 (87), 3
Herr, lass mein Gebet zu dir dringen,
wende dein Ohr meinem Flehen zu.
Ehre sei Gott
Tagesgebet
Allmächtiger und barmherziger Gott,
wir sind dein Eigentum,
du hast uns in deine Hand geschrieben.
Halte von uns fern, was uns gefährdet,
und nimm weg, was uns an Seele und Leib bedrückt,
damit wir freien Herzens deinen Willen tun.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.

ERSTE Lesung

Weish 6, 12-16
Wer die Weisheit sucht, findet sie
Lesung aus dem Buch der Weisheit
12Strahlend und unvergänglich ist die Weisheit; wer sie liebt, erblickt sie schnell, und wer sie sucht, findet sie.
13Denen, die nach ihr verlangen, gibt sie sich sogleich zu erkennen.
14Wer sie am frühen Morgen sucht, braucht keine Mühe, er findet sie vor seiner Türe sitzen.
15Über sie nachzusinnen ist vollkommene Klugheit; wer ihretwegen wacht, wird schnell von Sorge frei.
16Sie geht selbst umher, um die zu suchen, die ihrer würdig sind; freundlich erscheint sie ihnen auf allen Wegen und kommt jenen entgegen, die an sie denken.
Antwortpsalm
Ps 63 (62), 2.3-4.5-6.7-8 (R: vgl. 2)

R Meine Seele dürstet nach dir, mein Gott. - R
(GL neu 420)

2 Gott, du mein Gott, dich suche ich,
meine Seele dürstet nach dir.
 Nach dir schmachtet mein Leib
wie dürres, lechzendes Land ohne Wasser. - (R)
3 Darum halte ich Ausschau nach dir im Heiligtum,
 um deine Macht und Herrlichkeit zu sehen.
4Denn deine Huld ist besser als das Leben;
darum preisen dich meine Lippen. - (R)
5 Ich will dich rühmen mein Leben lang,
in deinem Namen die Hände erheben.
6    Wie an Fett und Mark wird satt meine Seele,
mit jubelnden Lippen soll mein Mund dich preisen. - (R)
7 Ich denke an dich auf nächtlichem Lager
und sinne über dich nach, wenn ich wache.
8  Ja, du wurdest meine Hilfe;
jubeln kann ich im Schatten deiner Flügel.
  R Meine Seele dürstet nach dir, mein Gott.

ZWEITE Lesung

1 Thess 4, 13-18
Gott wird durch Jesus auch die Verstorbenen zusammen mit ihm zur Herrlichkeit führen
Lesung aus dem ersten Brief des Apostels Paulus an die Thessalonicher
13Brüder, wir wollen euch über die Verstorbenen nicht in Unkenntnis lassen, damit ihr nicht trauert wie die anderen, die keine Hoffnung haben.
14Wenn Jesus - und das ist unser Glaube - gestorben und auferstanden ist, dann wird Gott durch Jesus auch die Verstorbenen zusammen mit ihm zur Herrlichkeit führen.
15Denn dies sagen wir euch nach einem Wort des Herrn: Wir, die Lebenden, die noch übrig sind, wenn der Herr kommt, werden den Verstorbenen nichts voraushaben.
16Denn der Herr selbst wird vom Himmel herabkommen, wenn der Befehl ergeht, der Erzengel ruft und die Posaune Gottes erschallt. Zuerst werden die in Christus Verstorbenen auferstehen;
17dann werden wir, die Lebenden, die noch übrig sind, zugleich mit ihnen auf den Wolken in die Luft entrückt, dem Herrn entgegen. Dann werden wir immer beim Herrn sein.
18Tröstet also einander mit diesen Worten!

Ruf vor dem Evangelium

Vers: vgl. Mt 24, 42a.44
Halleluja. Halleluja.
Seid wachsam und haltet euch bereit!
Denn der Menschensohn kommt
zu einer Stunde, in der ihr es nicht erwartet.
Halleluja.

Evangelium (Mt 25, 1-13)

Der Bräutigam kommt! Geht ihm entgegen!
+ Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus
In jener Zeit erzählte Jesus seinen Jüngern das folgende Gleichnis:
1Mit dem Himmelreich wird es sein wie mit zehn Jungfrauen, die ihre Lampen nahmen und dem Bräutigam entgegengingen.
2Fünf von ihnen waren töricht, und fünf waren klug.
3Die törichten nahmen ihre Lampen mit, aber kein Öl,
4die klugen aber nahmen außer den Lampen noch Öl in Krügen mit.
5Als nun der Bräutigam lange nicht kam, wurden sie alle müde und schliefen ein.
6Mitten in der Nacht aber hörte man plötzlich laute Rufe: Der Bräutigam kommt! Geht ihm entgegen!
7Da standen die Jungfrauen alle auf und machten ihre Lampen zurecht.
8Die törichten aber sagten zu den klugen: Gebt uns von eurem Öl, sonst gehen unsere Lampen aus.
9Die klugen erwiderten ihnen: Dann reicht es weder für uns noch für euch; geht doch zu den Händlern und kauft, was ihr braucht.
10Während sie noch unterwegs waren, um das Öl zu kaufen, kam der Bräutigam; die Jungfrauen, die bereit waren, gingen mit ihm in den Hochzeitssaal, und die Tür wurde zugeschlossen.
11Später kamen auch die anderen Jungfrauen und riefen: Herr, Herr, mach und auf!
12Er aber antwortete ihnen: Amen, ich sage euch: Ich kenne euch nicht.
13Seid also wachsam! Denn ihr wisst weder den Tag noch die Stunde.

Die große Sehnsucht

Es ist die Jahreszeit mit Nebel und nasser Kälte, die uns nach innen treibt. Nicht nur dass wir die Wärme im Zimmer suchen, wir gehen in unser Inneres, wenn wir die Gräber unserer Angehörigen besuchen. Unser Blick wendet sich zu denen, die mit uns einmal zusammen waren und heute nicht mehr da sind. Es ist gut, wenn wir die Frage zulassen:                                                                                                                                                 Was wird einmal mit uns sein? Was kommt auf uns zu?                                                                                  Wir möchten da gar nicht so genau hinschauen. Aber wir werden älter. An den Beispielen anderer sehen wir: wir werden nicht mehr so viel können, körperlich und auch geistig. Wir werden geschwächt, vielleicht sogar behindert sein. Was wird am Ende sein? Was haben wir zu erwarten ganz zum Schluss?                                     Wir wären froh, wenn wir etwas darüber wüssten. Aber vor jener Welt hängt ein Vorhang, den wir nicht selbst wegziehen können. Nun gibt es Menschen, die mit dieser Frage sehr überzeugend zurechtkamen und die uns ihre Erfahrungen mitteilen können. Es sind die, von denen die Heilige Schrift und die Geschichten der Heiligen berichten.   

Das große Ereignis der Zukunft                                                                                                                           Für die Christen der Frühzeit bringt die Zukunft das große Ereignis. Sie erwartens die Wiederkunft Christi  allen sichtbar auf den Wolken des Himmels. Dies entspricht nicht mehr unserem Weltbild. Es hilft weiter, wenn wir an die Begegnungen mit Jesus vor seinem Tod denken. Für die Beteiligten waren es Erlebnisse, die sie nicht  mehr vergessen konnten, die ihrem Leben eine völlig neue Richtung gaben, erschütternd schön, die Schicksale umgkehrten. Noch unbegreiflich  dichter, beglückender und ergreifender dürfen wir uns die endgültige, letzte Begegenung mit  Christus vorstellen, welche  am Ende  auf uns zukommt. Wenn wir diese Wahrheit  voll und ganz auf uns wirken ließen, würde sie wie bei Christen der Frühzeit Sehnsucht und Hoffnung auslösen und   vieles in uns verändern. Gegenwärtiges Leidwird würde etwas  von seiner Härte verlieren, unser Denken nach vorne ausgerichtet. Die Gegenwart würde von der Zukunft überstrahlt. Das  Himmelreich, von dem so oft  die Rede ist, wirft sein LIcht voraus. Dies  war für die frühen Christen ein neues   Lebensgefühl, das über das Dunkle ihrer Zeit hinaustrug.

Die Hochzeit- das große Ereignis

   Jesus hat  für seine umwerfende Botschaft Bilder gewählt, welche  Hörer und  Leser in der Tiefe ihres Wesens treffen. Eines davon ist die Hochzeit. Nichts bewegt die Gefühle, die Gedanken und die Entschlüsse mehr als die Liebe zweier Menschen, die sich gegenseitig das Tor zum Glück öffnen und dies endgültig  besiegeln wollen. Es tun sich Räume des Erlebens auf, die sie vorher nie kannten. Man hat sich  im  andern  selbst neu entdeckt.  Und doch bleibt es noch ein Geringes gegenüber dem, wenn ein Mensch voll und ganz  von Gott ergriffen ist.  Deshalb haben die ersten Christen und die Mystiker nachfolgender Generationen ihre Erfahrungen mit Gott mit den Bildern menschlicher Liebe ausgedrückt.Sie hatten etwas erlebt, was noch schöner und beglückender war als die neu entdeckte Nähe zweier Menschen. Wie Verliebte waren sie  in der Tiefe ihres Herzens getroffen, berührt von einer Macht, die größer als sie selbst, die  sie  in der letzten Tiefe ihres Wesens verwandelt.

Die Hochzeit, die wir  von Gott erwarten                                                                                                             So wurde die „Hochzeit" zum sichtbaren Ausdruck dafür, was wir von Gott erwarten dürfen. Auf  diesem Hintergrund erfindet Jesus die Geschichte von den zehn Jungfrauen, die  dem großen Glück einer Hochzeit entgegengehen. Zunächst geht es bei dem Wort Jungfrau nicht um eine moralische Norm. Mit Jungfräulichkeit ist vielmehr jener Lebensabschnitt einer jungen Frau gemeint, in dem sie zur vollen Liebesfähigkeit erwacht, wo sie von dem  Wunsch getragen ist, bald den Geliebten zu sehen, ihn in die Arme zu schließen, seine Nähe zu spüren und sich hinzugeben. Es ist die Zeit, in der Ihr Blick  nur auf den sehnlichst Erwarteten gerichtet ist. Ihr Inneres ist  ausgespannt dem großen Glück entgegen. Töricht wäre es, sich davon ablenken zu lassen. Nehmen wir das die so wichtige Lebenserfahrung ernst,  dürfen Erfahrungen  der Liebe  in uns aufsteigen lassen, um eine  eine Ahnung von dem zu bekommen, was einmal auf uns zukommen wird. Am Ende der Geschichte steht ja eine Hochzeit, die "Hochzeit des Lammes." (Offb19,9).

Erwachen aus dem Wesensschlaf                                                                                                                       Es sind die klugen Jungfrauen,  die vorausschauen und Vorsorge treffen.Töricht wäre es, nicht vorbereitet, nicht wach zu sein für das größte und schönste Ziel des Lebens, d.h. für die Wahrheiten uneres Lebens, die unsere Zukunft bestimmen, für das, was zum eigenen Glück beiträgt und was es verhindert, für das, was  zu einem passt,  was echt ist und wichtig. Die Sache mit Gott hat mit diesem wach Sein zu tun. Menschen, die von Gott berührt wurden, sagen, es fühle sich an, als ob der innere Mensch erwacht sei, als wäre man vorher wie im Schlafe gelegen. Es ist der Wesensschlaf, der so viele befallen hat. Man ist abgestumpft und gleichgültig gegenüber allem, was das eigene Wesen und das eigene Glück ausmacht Es ist Desinteresse an allem  Lebendigen, an allem, was die Herzen bewegt und nachdenklich macht. Dies kann auch unter dem Mantel von Rechtgläubigkeit und Gesetzestreue geschehen. Bei aller bürgerlichen und kirchlichen Wohlanständigkeit kann man das eigentliche Leben,das, was man heute mit "nachhaltig" bezeichnet,  verfehlen. Man kann  die reale Chance verschlafen. Es gibt  Entscheidungen , die nicht mehr rückgängig gemacht werden können. Dann ist man  töricht wie die Jungfrauen im Gleichnis.  In diesem Sinn werden wir  zum wach Sein aufgerufen. Noch einmal sollten wir uns fragen: Was wird auf uns zukommen? Die Erfahrung der frühen Christen sagt: Unsere Geschichte  endet mit einem großen Ereignis, von dem das Glück einer Hochzeit nur ein schwaches Bild ist. Entscheidend ist, ob wir uns von der großen Sehnsucht und  Erwartung, vom Funken der Hochzeitsfreude anstecken lassen.  

 

Glaubensbekenntnis
Fürbitten: Im Jahreskreis
Zur Eucharistiefeier Wenn uns nichts und niemand begegnet - kommt es vielleicht daher, dass wir nichts erwarten? Was erwarten wir, wenn wir zusammenkommen, um Eucharistie zu feiern? Wen erwarten wir?
Gabengebet
Gott, unser Vater,
nimm unsere Opfergaben gnädig an
und gib, dass wir mit gläubigem Herzen
das Leidensgeheimnis deines Sohnes feiern,
der mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.
Präfationen für die Sonntage im Jahreskreis
Kommunionvers
Ps 23 (22), 1-2
Der Herr ist mein Hirte, nichts wird mir fehlen.
Er lässt mich lagern auf grünen Auen
und führt mich zum Ruheplatz am Wasser.
 
Oder:
Vgl. Lk 24, 35
Die Jünger erkannten den Herrn Jesus,
als er das Brot brach.
Schlussgebet
Wir danken dir, gütiger Gott,
für die heilige Gabe,
in der wir die Kraft von oben empfangen.
Erhalte in uns deinen Geist
und lass uns dir stets aufrichtig dienen.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.