27. Sonntag - A

08.10.2023

ERÖFFNUNGSVERS Est 13, 9.10-11 (Vulgata)
Deiner Macht ist das All unterworfen, Herr,
und niemand kann sich dir widersetzen;
denn du hast Himmel und Erde gemacht
und alles, was wir unter dem Himmel bestaunen.
Du bist der Herr über alles.
Ehre sei Gott
TAGESGEBET
Allmächtiger Gott,
du gibst uns in deiner Güte mehr,
als wir verdienen,
und Größeres, als wir erbitten.
Nimm weg, was unser Gewissen belastet,
und schenke uns jenen Frieden,
den nur deine Barmherzigkeit geben kann.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.

ERSTE LESUNG Jes 5, 1-7

Der Weinberg des Herrn der Heere ist das Haus Israel
Lesung aus dem Buch Jesája
1Ich will ein Lied singen von meinem geliebten Freund, ein Lied vom Weinberg meines Liebsten. Mein Freund hatte einen Weinberg auf einer fruchtbaren Höhe.
2Er grub ihn um und entfernte die Steine und bepflanzte ihn mit edelsten Reben. Er baute mitten darin einen Turm und hieb eine Kelter aus. Dann hoffte er, dass der Weinberg süße Trauben brächte, doch er brachte nur saure Beeren.
3Nun sprecht das Urteil, Jerusalems Bürger und ihr Männer von Juda, im Streit zwischen mir und dem Weinberg!
4Was konnte ich noch für meinen Weinberg tun, das ich nicht für ihn tat? Warum hoffte ich denn auf süße Trauben? Warum brachte er nur saure Beeren?
5Jetzt aber will ich euch kundtun, was ich mit meinem Weinberg mache: Ich entferne seine schützende Hecke; so wird er zur Weide. Seine Mauer reiße ich ein; dann wird er zertrampelt.
6Zu Ödland will ich ihn machen. Man soll seine Reben nicht schneiden und soll ihn nicht hacken; Dornen und Disteln werden dort wuchern. Ich verbiete den Wolken, ihm Regen zu spenden.
7Ja, der Weinberg des Herrn der Heere ist das Haus Israel, und die Männer von Juda sind die Reben, die er zu seiner Freude gepflanzt hat. Er hoffte auf Rechtsspruch - doch siehe da: Rechtsbruch, und auf Gerechtigkeit - doch siehe da: der Rechtlose schreit.
ANTWORTPSALM Ps 80 (79), 9 u. 12.13-14.15-16.19-20 (R: Jes 5, 7a)
R Der Weinberg des Herrn der Heere ist das Haus Israel. - R (GL neu 307,5)
9 Du hobst in Ägypten einen Weinstock aus, I. Ton
du hast Völker vertrieben, ihn aber eingepflanzt.
12 Seine Ranken trieb er hin bis zum Meer
und seine Schösslinge bis zum Eufrat. - (R)
13 Warum rissest du seine Mauern ein?
Alle, die des Weges kommen, plündern ihn aus.
14 Der Eber aus dem Wald wühlt ihn um,
die Tiere des Feldes fressen ihn ab. - (R)
15 Gott der Heerscharen, wende dich uns wieder zu!
Blicke vom Himmel herab, und sieh auf uns!
Sorge für diesen Weinstock
16 und für den Garten, den deine Rechte gepflanzt. - (R)
19 Erhalt uns am Leben!
Dann wollen wir deinen Namen anrufen und nicht von dir weichen.
20 Herr, Gott der Heerscharen, richte uns wieder auf!
Lass dein Angesicht leuchten, dann ist uns geholfen. - R

ZWEITE LESUNG Phil 4, 6-9

Was ihr angenommen habt, das tut; und der Gott des Friedens wird mit euch sein
Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Philipper
Brüder!

6Sorgt euch um nichts, sondern bringt in jeder Lage betend und flehend eure Bitten mit Dank vor Gott!
7Und der Friede Gottes, der alles Verstehen übersteigt, wird eure Herzen und eure Gedanken in der Gemeinschaft mit Christus Jesus bewahren.
8Schließlich, Brüder: Was immer wahrhaft, edel, recht, was lauter, liebenswert, ansprechend ist, was Tugend heißt und lobenswert ist, darauf seid bedacht!
9Was ihr gelernt und angenommen, gehört und an mir gesehen habt, das tut! Und der Gott des Friedens wird mit euch sein.
RUF VOR DEM EVANGELIUM Vers: vgl. Joh 15, 16
Halleluja. Halleluja.
(So spricht der Herr:)
Ich habe euch erwählt und dazu bestimmt, dass ihr Frucht bringt
und dass eure Frucht bleibt.
Halleluja.

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EVANGELIUM Mt 21, 33-44

Er wird den Weinberg an andere Winzer verpachten
+ Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus
In jener Zeit sprach Jesus zu den Hohenpriestern und den Ältesten des Volkes:
33Hört noch ein anderes Gleichnis: Es war ein Gutsbesitzer, der legte einen Weinberg an, zog ringsherum einen Zaun, hob eine Kelter aus und baute einen Turm. Dann verpachtete er den Weinberg an Winzer und reiste in ein anderes Land.
34Als nun die Erntezeit kam, schickte er seine Knechte zu den Winzern, um seinen Anteil an den Früchten holen zu lassen.
35Die Winzer aber packten seine Knechte; den einen prügelten sie, den andern brachten sie um, einen dritten steinigten sie.
36Darauf schickte er andere Knechte, mehr als das erste Mal; mit ihnen machten sie es genauso.
37Zuletzt sandte er seinen Sohn zu ihnen; denn er dachte: Vor meinem Sohn werden sie Achtung haben.
38Als die Winzer den Sohn sahen, sagten sie zueinander: Das ist der Erbe. Auf, wir wollen ihn töten, damit wir seinen Besitz erben.
39Und sie packten ihn, warfen ihn aus dem Weinberg hinaus und brachten ihn um.
40Wenn nun der Besitzer des Weinbergs kommt: Was wird er mit solchen Winzern tun?
41Sie sagten zu ihm: Er wird diesen bösen Menschen ein böses Ende bereiten und den Weinberg an andere Winzer verpachten, die ihm die Früchte abliefern, wenn es Zeit dafür ist.
42Und Jesus sagte zu ihnen: Habt ihr nie in der Schrift gelesen: Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, er ist zum Eckstein geworden; das hat der Herr vollbracht, vor unseren Augen geschah dieses Wunder?
44Und wer auf diesen Stein fällt, der wird zerschellen; auf wen der Stein aber fällt, den wird er zermalmen.
43Darum sage ich euch: Das Reich Gottes wird euch weggenommen und einem Volk gegeben werden, das die erwarteten Früchte bringt.

Die Ernte des Lebens 

Diese Tage des Herbstes waren einmal die Zeit, in der  die Ernte des Jahres  eingebracht ist, das Heu, das Korn, die Kartoffeln und die Trauben. Im guten Fall konnte man auf einen erfüllten Sommer zurückblicken und manche Sorge war abgefallen. Man war dabei, das Jahr langsam abzuschließen und dem zu danken, von dem alles kommt. Von diesen Erfahrungen sind die meisten Bewohner des Landes  inzwischen weit entfernt. Erntedank empfinden viele als irgendwie aufgesetzt. Das Fest des Dankens könnte sich heute eher nach einer erfolgreich bestandenen Prüfung, nach der Zusage eines Arbeitsplatzes, nach einem erhaltenen und erledigten Auftrag, nach einer Beförderung und manch anderen Erfolgen ansiedeln. Es sind Ereignisse, die sich völlig unabhängig von den Jahreszeiten im Leben des Einzelnen vollziehen.
Das heutige Evangelium lenkt unseren Blick auf eine Ernte, die mehr bedeutet als die Sicherheit für die nächsten Monate.  Es handelt von einem Gutsbesitzer, der seine Erträge einfordert, die ihm gerechterweise zustehen, aber verweigert werden. Die Geschichte hat Jesus erfunden, um aufzuzeigen, dass seine Mühe, die Botschaft Gottes den Menschen seiner Zeit nahe zu bringen, gescheitert ist. Man würde den Text falsch verstehen, nähme man ihn zum Anlass, die Zeitgenossen Jesu anzuklagen. Es ist vielmehr die Frage gestellt:
Wie ist es mit der Ernte, die von uns verlangt wird? Sind auch wir jemand Rechenschaft schuldig?

Ein Blick in die Wahrheit

Sofort lauert der Verdacht, da wird wieder eine Autorität aufgebaut, die einfordert, was wir mit Mühe erworben haben, die uns das Erarbeitete nicht gönnt. Im Grunde geht es um etwas anderes, um das, was unser Leben ausmacht, was hält und trägt, was Sinn und Erfüllung gibt.
Wenn wir an einem Wendepunkt unseres Lebens angekommen sind, bei einem Jubiläum oder am Ende unserer Berufstätigkeit, sollten wir einmal genauer hinschauen, was wirklich wichtig ist. Es mag Genugtuung geben, wenn man auf Erfolge blicken kann, auf das, was man geleistet, vor allem auf das, was man erworben hat. Hier aber kann sich der Blick verengen oder schon längst verengt haben, wenn nur der äußere Besitz zählt. Dazu passt das Gleichnis vom Mann, der eine gute Ernte hat und neue Scheunen baut, um seinen Reichtum unterzubringen. Welcher Illusion er erliegt, wird offen, als in derselben Nacht noch seine Seele von ihm gefordert und ihm alles genommen wird.                                                                                                                                                                 Der Traum seines Lebens
Es ist eine Geschichte, die sich zu allen Zeiten ereignet. Heute könnte sie so lauten. Ein erfolgreicher Geschäftsmann erfüllt sich den Traum seines Lebens. Dazu zählen eine Villa am Gardasee, ein Olivenhain, ein Prachtgarten, ein Boot, ein herrliches Panorama ringsum, keine Nachbarn, die stören, eigentlich ein Paradies. Aber der Mann mit seinen dreiundsiebzig Jahren kennt nur eines: Zorn über alles und jedes in seinem Leben: über seine Frau, die ihn verlassen, über den Sohn, der ihn enttäuscht hat, über Vater und Mutter, die schon längst tot, aber immer noch an seinem Unglück schuld sind, wie er meint, über die Regierung, ganz gleich welche. Seine Grundverfassung ist Ärger und Unzufriedenheit. Es ist die innere Leere, von der er sich sein Leben lang erfolgreich ablenken konnte, die jetzt aber immer mehr durchbricht und ihm zu schaffen macht. Im Grunde hat er gar nichts, was ihn freut und was ihn zufrieden stellt.

Ein anderes Lebensbild                                                                                                                                                  Dazu das Lebensbild eines Mannes von den Urbewohnern Amerikas, eines in seinem Stamm sehr geachteten und weisen Medizinmannes. Er hatte es zu keinerlei Vermögen gebracht, weil es ihm nie wichtig war. Als alter Mann vergleicht er seine Lebensqualität mit der der Weißen seines Alters. "Für mich ist das Schönste, sagt er, meinen Enkelkindern Geschichten aus meinem Volk zu erzählen, anstatt wie besessen in der Welt herumzufahren. Die strahlenden Augen der Kinder sind für mich die höchste Belohnung.Der Tod kann mich jederzeit holen. Heute zum Beispiel wäre ein schöner Tag zum Sterben".                                                                                                                   Die andere Ernte

Es gibt zwei Aufgaben, die uns gestellt sind, und es gibt zwei verschiedene Arten der Ernte. Die eine ist: Was ist uns gelungen im äußeren Bereich, in unserem Beruf, in der Familie, im Kreis der Freunde und Bekannten, auch in der Öffentlichkeit? Die andere Frage lautet: Was hat die Arbeit mit mir gemacht? Was ist aus mir geworden? Welche inneren Qualitäten sind in mir gewachsen?
Bin ich mit meinem Leben versöhnt und zufrieden oder verbittert und zerstritten? Es gibt einen inneren Reichtum, der Wohlwollen und Einfühlung ausstrahlt, der Menschen in den Verstrickungen und Verwirrungen ihres Lebens verstehen kann.
Man kann dies auch Weisheit des Alters nennen, eine auch heute sehr geschätzte Eigenschaft.
Wer immer aus der Mitte seines Wesens spricht, ob Politiker, Priester, Papst oder eine Frau, ein Mann, die ihr Leben lang gearbeitet haben, wird durch Einfachheit, Echtheit und Güte die Herzen der Menschen gewinnen. Wenn eine Ernte eingefordert wird, muss es nicht irgendeine höhere Instanz sein, die sich uns aufzwingt, es ist das Leben selbst! Sie besteht nicht in der Höhe des Kontos, eher darin, ob man auf dem Grund seines Wesens angekommen ist, ob man in Ruhe Abschied nehmen kann. Nach allen Überlegungen über Wert und Unwert des Lebens ist es geraten, den Impulsen aus der Mitte und Tiefe unseres Daseins die Priorität zu geben. Im Grund ist es die Mahnung des Apostels in der heutigen Lesung, das zu suchen, was "wahrhaft, edel, recht, was lauter, liebenswert, ansprechend ist, was Tugend heißt und lobenswert ist" (Phil 4,9). Mit dieser Einstellung gehören wir zu denen, die an der Aussaat beteiligt sind und die eine reiche Ernte erwarten dürfen.
Glaubensbekenntnis
Fürbitten: Im Jahreskreis
ZUR EUCHARISTIEFEIER Jesus ist der wahre Weinstock. Wer mit ihm verbunden bleibt, wer sein Wort hört und danach lebt, der hat das ewige Leben, schon in dieser Zeit.
GABENGEBET
Allmächtiger Gott,
nimm die Gaben an,
die wir nach deinem Willen darbringen.
Vollende in uns
das Werk der Erlösung und der Heiligung
durch die Geheimnisse,
die wir zu deiner Verherrlichung feiern.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
Präfationen für die Sonntage im Jahreskreis
KOMMUNIONVERS Klgl 3, 25
Gut ist der Herr zu dem, der auf ihn hofft, zur Seele, die ihn sucht.

Oder: Vgl. 1 Kor 10, 17
Ein Brot ist es, darum sind wir viele ein Leib.
Denn wir alle haben teil an dem einen Brot und dem einen Kelch.
SCHLUSSGEBET
Gott und Vater,
du reichst uns das Brot des Lebens
und den Kelch der Freude.
Gestalte uns nach dem Bild deines Sohnes,
der im Sakrament unsere Speise geworden ist.
Darum bitten wir durch ihn, Christus, unseren Herrn.
FÜR DEN TAG UND DIE WOCHE
Das Geheimnis Friede kommt daraus, dass der Sinn zu Ende gelebt wird. Die halben Dinge machen Unfrieden. Jenes Zu-Ende-geführt-Sein des Werkes, jene restlose Verwirklichung des Vaterwillens - daraus kommt der unendliche Friede, der in Christus ist. Auch uns kommt er nur daher, aus dem Mitvollzug dieses Geheimnisses. (R. Guardini)
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