15. SONNTAG IM JAHRESKREIS  16.07.23 


ERÖFFNUNGSVERS Ps 17 (16), 15
Ich will in Gerechtigkeit dein Angesicht schauen,
mich satt sehen an deiner Gestalt, wenn ich einst erwache.
Ehre sei Gott
TAGESGEBET
Gott, du bist unser Ziel,
du zeigst den Irrenden das Licht der Wahrheit
und führst sie auf den rechten Weg zurück.
Gib allen, die sich Christen nennen, die Kraft,
zu meiden, was diesem Namen widerspricht,
und zu tun, was unserem Glauben entspricht.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.

Erste Lesung

Lesung aus dem Buch Jesaja
So spricht der Herr:
10Wie der Regen und der Schnee vom Himmel fällt und nicht dorthin zurückkehrt, sondern die Erde tränkt und sie zum Keimen und Sprossen bringt, wie er dem Sämann Samen gibt und Brot zum Essen,
11so ist es auch mit dem Wort, das meinen Mund verlässt: Es kehrt nicht leer zu mir zurück, sondern bewirkt, was ich will, und erreicht all das, wozu ich es ausgesandt habe.


ANTWORTPSALM Ps 65 (64), 10.11-12.13-14 (R: vgl. Lk 8, 8)
R Dein Wort, Herr, fiel auf guten Boden (GL neu 584,4)
und brachte reiche Frucht. - R
10 Du sorgst für das Land und tränkst es; II. Ton
du überschüttest es mit Reichtum.
Der Bach Gottes ist reichlich gefüllt,
du schaffst ihnen Korn, so ordnest du alles. - (R)
11 Du tränkst die Furchen, ebnest die Schollen,
machst sie weich durch Regen, segnest ihre Gewächse.
12 Du krönst das Jahr mit deiner Güte,
deinen Spuren folgt Überfluss. - (R)
13 In der Steppe prangen die Auen,
die Höhen umgürten sich mit Jubel.
14 Die Weiden schmücken sich mit Herden,
die Täler hüllen sich in Korn.
Sie jauchzen und singen. - Rt.

ZWEITE LESUNG Röm 8, 18-23

 

DIE GANZE SCHÖPFUNG WARTET SEHNSÜCHTIG AUF DAS OFFENBARWERDEN DER SÖHNE GOTTES
Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Römer
Brüder und Schwestern!
18Ich bin überzeugt, dass die Leiden der gegenwärtigen Zeit nichts bedeuten im Vergleich zu der Herrlichkeit, die an uns offenbar werden soll.
19Denn die ganze Schöpfung wartet sehnsüchtig auf das Offenbarwerden der Söhne Gottes.
20Die Schöpfung ist der Vergänglichkeit unterworfen, nicht aus eigenem Willen, sondern durch den, der sie unterworfen hat; aber zugleich gab er ihr Hoffnung:
21Auch die Schöpfung soll von der Sklaverei und Verlorenheit befreit werden zur Freiheit und Herrlichkeit der Kinder Gottes.
22Denn wir wissen, dass die gesamte Schöpfung bis zum heutigen Tag seufzt und in Geburtswehen liegt.
23Aber auch wir, obwohl wir als Erstlingsgabe den Geist haben, seufzen in unserem Herzen und warten darauf, dass wir mit der Erlösung unseres Leibes als Söhne offenbar werden.
RUF VOR DEM EVANGELIUM
Halleluja. Halleluja.
Der Samen ist das Wort Gottes, der Sämann ist Christus.
Wer Christus findet, der bleibt in Ewigkeit.
Halleluja.


EVANGELIUM Mt 13, 1-23

EIN SÄMANN GING AUFS FELD, UM ZU SÄEN
+ Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus
1An jenem Tag verließ Jesus das Haus und setzte sich an das Ufer des Sees.
2Da versammelte sich eine große Menschenmenge um ihn. Er stieg deshalb in ein Boot und setzte sich; die Leute aber standen am Ufer.
3Und er sprach lange zu ihnen in Form von Gleichnissen. Er sagte: Ein Sämann ging aufs Feld, um zu säen.
4Als er säte, fiel ein Teil der Körner auf den Weg, und die Vögel kamen und fraßen sie.
5Ein anderer Teil fiel auf felsigen Boden, wo es nur wenig Erde gab, und ging sofort auf, weil das Erdreich nicht tief war;
6als aber die Sonne hochstieg, wurde die Saat versengt und verdorrte, weil sie keine Wurzeln hatte.
7Wieder ein anderer Teil fiel in die Dornen, und die Dornen wuchsen und erstickten die Saat.
8Ein anderer Teil schließlich fiel auf guten Boden und brachte Frucht, teils hundertfach, teils sechzigfach, teils dreißigfach.
9Wer Ohren hat, der höre!
10Da kamen die Jünger zu ihm und sagten: Warum redest du ihnen in Gleichnissen?
11Er antwortete: Euch ist es gegeben, die Geheimnisse des Himmelreiches zu erkennen; ihnen aber ist es nicht gegeben.
12Denn wer hat, dem wird gegeben, und er wird im Überfluss haben; wer aber nicht hat, dem wird auch noch genommen, was er hat.
13Deshalb rede ich zu ihnen in Gleichnissen, weil sie sehen und doch nicht sehen, weil sie hören und doch nicht hören und nichts verstehen.
14An ihnen erfüllt sich die Weissagung Jesajas: Hören sollt ihr, hören, aber nicht verstehen; sehen sollt ihr, sehen aber nicht erkennen.
15Denn das Herz dieses Volkes ist hart geworden, und mit ihren Ohren hören sie nur schwer, und ihre Augen halten sie geschlossen, damit sie mit ihren Augen nicht sehen und mit ihren Ohren nicht hören, damit sie mit ihrem Herzen nicht zur Einsicht kommen, damit sie sich nicht bekehren und ich sie nicht heile.
16Ihr aber seid selig, denn eure Augen sehen und eure Ohren hören.
17Amen, ich sage euch: Viele Propheten und Gerechte haben sich danach gesehnt zu sehen, was ihr seht, und haben es nicht gesehen, und zu hören, was ihr hört, und haben es nicht gehört.
18Hört also, was das Gleichnis vom Sämann bedeutet.
19Immer wenn ein Mensch das Wort vom Reich hört und es nicht versteht, kommt der Böse und nimmt alles weg, was diesem Menschen ins Herz gesät wurde; hier ist der Samen auf den Weg gefallen.
20Auf felsigen Boden ist der Samen gefallen, der das Wort hört und sofort freudig aufnimmt,
21aber keine Wurzeln hat, sondern unbeständig ist; sobald er um des Wortes willen bedrängt oder verfolgt wird, kommt er zu Fall.
22In die Dornen ist der Samen bei dem gefallen, der das Wort zwar hört, aber dann ersticken es die Sorgen dieser Welt und der trügerische Reichtum, und es bringt keine Frucht.
23Auf guten Boden ist der Samen bei dem gesät, der das Wort hört und es auch versteht; er bringt dann Frucht, hundertfach oder sechzigfach oder dreißigfach.


Das vergessene Wachstum

Fast entsteht der Eindruck, als ob Jesus absichtlich in einer verschlüsselten Sprache reden würde, damit die Volksmenge ihn nicht versteht. Dabei ist es doch seine Absicht, die Herzen seiner Zuhörer für das Reich Gottes aufzuschließen. Worüber Jesus sich beklagt, dürfte darin zu suchen sein, dass er am Punkt Null der spirituellen Erfahrung seiner Landsleute anfangen muss. Er muss wie der Bauer erst den Boden bereiten, um mit der Aussaat beginnen zu können. Er spürt nicht das Gegenüber, das ihm das nötige Echo seiner Aussagen und inneren Gestimmtheit geben könnte. Deshalb zunächst die Klage über die Verhärtung der Herzen.
Wir müssen aber doch zugeben: Auch wir tun uns schwer mit den Gleichnissen. Uns ist der Sämann, der mit der Hand die Körner auswirft, ganz und gar fremd, während Jesus den Alltag seiner Zuhörer anspricht. Es sind wenige im Verhältnis zur großen Zahl der Bewohner, die heute noch einen Garten haben und dort säen und ernten, gewiss nicht mehr in der Sorge um den Lebensunterhalt. Aber was immer im Garten wächst und blüht, bringt Interesse, Licht, Zuversicht in ein Leben, das in einer Welt der Computer zu veröden droht.

 

Der steinige Boden

 

Damit ist auch die Ebene angesprochen, auf der Jesus die Herzen seiner Zuhörer erreichen will. Ihm geht es darum, sie zu interessieren für etwas, das sie noch nicht kennen, dafür, wie Gott in dieser Welt erfahrbar wird, wie man sein Wirken spüren und erleben kann. Aber er stößt sehr bald an Grenzen. Der harte und steinige Boden seiner Heimat Palästina, ist ein Bild für Unverständnis, Gedankenlosigkeit und Abweisung seiner Landsleute. Für den Schatz der frohen Botschaft sind nicht alle offen, damals und heute.

Der gute Boden

Für das Wort Gottes braucht es wie für den Samen auch einen guten, aufnahmefähigen Boden. Wir bereiten ihn dann, wenn wir ganz einfach mit uns selbst Kontakt aufnehmen, mit der Rückseite unseres Daseins, wo wir schwach, enttäuscht, leidend, bedürftig und für Hilfe dankbar sind, wo das innere Erdreich noch weich ist und noch fruchtbar werden kann. Es geschieht, wenn wir unser Herz sprechen lassen, wenn es sich nicht mehr verstecken muss. Wenn es einen Raum gibt, wo wir auch weinen dürfen, öffnet sich unser Innerstes. Für Menschen, die vom Druck und den Reizen der Außenwelt geprägt sind, ist es schwer, den Weg in das eigene Herz zu finden. Dazu können uns unsere Träume helfen. Es ist sehr aufschlussreich, ihre Bilder mit der Sprache Jesu zu vergleichen. Es gibt Träume aus der unmittelbaren, alltäglichen Umgebung, es gibt aber auch solche, wo die blanke Natur am Werk ist, wo grünende Saatfelder auftauchen, faszinierend schöne Blumen, Schlangen und andere wilde Tiere. Es ist die Botschaft von einer Welt, die gar nicht in unserem Alltag vorkommt, aber doch unsere Stimmungen, Gefühle, Motivationen, unsere Hoffnungen oder unsere Verzweiflung wesentlich bestimmt. Es jener Teil der Seele, der in der Rede Jesu das "Herz" genannt wird. Hier sind Mächte und Kräfte lebendig, die sich nicht programmieren lassen, sondern sich nach eigenen Gesetzen entfalten.

Die Sprache der Seele                                                                                                                                                                                                                                                                                    Träume sind Äußerung der unbewussten Seele, die Sprache des Herzens,und weisen darauf hin, dass sich in der Tiefe unserer Existenz ein Wachsen, Blühen und Reifen vollzieht, eine innere Entwicklung zu tieferen Einsichten, zum inneren Ausgleich und Frieden, zur Versöhnung mit unserer Lebensgeschichte und mit den Personen, welche diese mitbestimmten. Voraussetzung ist allerdings, dass wir uns diesem Geschehen mit Aufmerksamkeit zuwenden. Früher sprach man von einer gereiften Persönlichkeit, wenn man einem Menschen begegnete, der geistige Weite, Güte und Verstehen, Überlegenheit und Abstand gegenüber den Aufregungen und Kleinheiten des täglichen Umgangs ausstrahlte, innere Größe besaß, deren Grundlage tiefe Religiosität war. Man darf mit Recht vermuten, dass hier etwas von dem aufscheint, was Jesus mit dem Reich Gottes meint. Es will in uns wachsen und zur Reife kommen. Anders gesagt:Wir selbst dürfen wachsen und eine reiche Ernte mit uns selbst erwarten. Das Thema des "Wachsens" ist eine Dimension unseres Lebens, welche mit dauerhaftem Glück, mit Erfüllung, mit Zufriedenheit mit sich und der Welt, mit Hoffnung und Zukunft zu tun hat. Es tut gut zu sehen, wie Kinder heranwachsen, eigenständiger und vernünftiger werden, immer mehr von sich aus bewältigen können, Erfolg haben in der Schule oder im Beruf. Wer eigene Kinder hat, wird dem sofort zustimmen. Es sollte uns aufgehen, dass das, was das Leben auf Dauer wertvoll macht, nicht auf der Ebene zu finden ist, wo wir planen und machen, Argumente vorbringen, recht haben wollen, Anerkennung suchen, Karriere und Einkommen anstreben

.Das Kostbare des Lebens

Die Kostbarkeit unseres Lebens liegt eher in einem Bereich, den wir selbst nicht unmittelbar machen können, wo wir vielmehr auf die Kräfte des Wachstums angewiesen sind. Denken wir an das Vertrauen, das über Jahre zwischen Lebenspartnern heranwachsen kann, an das Verstehen und die Harmonie von Menschen, die in unser Leben eintreten und uns wichtig werden. Das Eigentliche ist etwas, das wir nicht so recht mit Worten beschreiben können, für uns aber unsagbar kostbar und bedeutsam ist. Früher sagte man: Gott lässt das Getreide wachsen, dann sprach man von den Keimkräften der Natur, heute eher von biologischen Gesetzmäßigkeiten - Bezeichnungen, die sich nicht widersprechen. Denn sie haben eines zum Inhalt: das eigentliche Geschehen ist unserer willkürlichen Verfügung entzogen und eine andere Instanz ist dafür verantwortlich. So erfahren wir es ja täglich bei uns selbst: Konflikte, schwierige, sogar aussichtslos erscheinende Situationen können wir nicht mit noch so gutem Willen und selbst nicht mit psychologischer Beratung lösen. Aber sie können überwachsen werden. Nach und nach verlieren sie ihre quälende Bedeutsamkeit. Wenn wir uns in das spirituelles Leben einüben, heißt das, dass wir uns dem zuwenden, "was uns unbedingt angeht". Auf diesem Weg öffnet sich immer mehr ein Gespür für das Wesen und das Wesentliche in uns. Dann fällt vieles, was uns bisher beschäftigt hat, wie von selbst als unbedeutend ab. Als gläubige Menschen sagen wir: Es ist die Gnade Gottes, die unscheinbar und unsichtbar am Werk ist und zur Erfahrung des Wesentlichen hinführen will. Wir dürfen erkennen, an diesem Problem ein Stück gewachsen und gereift zu sein. Oder in der Sprache des Gleichnisses ausgedrückt: es brachte Frucht, in manchen Fällen sogar mehr als hundertfach.

Glaubensbekenntnis
Fürbitten: Im Jahreskreis
Z
GABENGEBET
Gott,
sieh auf dein Volk, das im Gebet versammelt ist,
und nimm unsere Gaben an.
Heilige sie, damit alle, die sie empfangen,
in deiner Liebe wachsen und dir immer treuer dienen.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
Präfationen für die Sonntage im Jahreskreis
KOMMUNIONVERS Ps 84 (83), 4-5
Der Sperling findet ein Haus
und die Schwalbe ein Nest für ihre Jungen ¬
deine Altäre, Herr der Heere, mein Gott und mein König!
Selig, die wohnen in deinem Haus, die dich allezeit loben!

Oder: Joh 6, 56
So spricht der Herr:
Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt,
der bleibt in mir, und ich bleibe in ihm.
SCHLUSSGEBET
Herr, unser Gott,
wir danken dir für die heilige Gabe.
Lass deine Heilsgnade in uns wachsen,
sooft wir diese Speise empfangen.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
FÜR DEN TAG UND DIE WOCHE
Sprache der Dichtung Man muss sich doch darüber klar sein, dass in der Religion die Sprache in einer ganz anderen Weise gebraucht wird als in der Wissenschaft. Die Sprache der Religion ist mit der Sprache der Dichtung näher verwandt als mit der Sprache der Wissenschaft ... Wenn in den Religionen aller Zeiten in Bildern und Gleichnissen und Paradoxien gesprochen wird, so kann das kaum etwas anderes bedeuten, als dass es eben keine anderen Möglichkeiten gibt, die Wirklichkeit, die hier gemeint ist, zu ergreifen. Aber es heißt nicht, dass sie keine echte Wirklichkeit sei. (Werner Heisenberg)