18. SONNTAG 31.07.2022  Jahreskreis  C

ERÖFFNUNGSVERS Ps 70 (69), 2.6
Gott, komm mir zu Hilfe; Herr, eile, mir zu helfen.
Meine Hilfe und mein Retter bist du, Herr, säume nicht.
Ehre sei Gott
TAGESGEBET
Gott, unser Vater,
steh deinen Dienern bei
und erweise allen, die zu dir rufen,
Tag für Tag deine Liebe.
Du bist unser Schöpfer
und der Lenker unseres Lebens.
Erneuere deine Gnade in uns, damit wir dir gefallen,
und erhalte, was du erneuert hast.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
ERSTE LESUNG Koh 1, 2; 2, 21-23
Was hat der Mensch von all seiner Mühe?
Lesung aus dem Buch Kohelet
2Windhauch, Windhauch, sagte Kohelet, Windhauch, Windhauch, das ist alles Windhauch.
21Denn es kommt vor, dass ein Mensch, dessen Besitz durch Wissen, Können und Erfolg erworben wurde, ihn einem andern, der sich nicht dafür angestrengt hat, als dessen Anteil überlassen muss. Auch das ist Windhauch und etwas Schlimmes, das häufig vorkommt.
22Was erhält der Mensch dann durch seinen ganzen Besitz und durch das Gespinst seines Geistes, für die er sich unter der Sonne anstrengt?
23Alle Tage besteht sein Geschäft nur aus Sorge und Ärger, und selbst in der Nacht kommt sein Geist nicht zur Ruhe. Auch das ist Windhauch.
ANTWORTPSALM Ps 90 (89), 3-4.5-6.12-13.14 u. 17 (R: vgl. 1)
R Herr, du bist unsere Zuflucht (GL 711, 2)
von Geschlecht zu Geschlecht. - R
3 Du lässt die Menschen zurückkehren zum Staub I. Ton
und sprichst: „Kommt wieder, ihr Menschen!"
4 Denn tausend Jahre sind für dich wie der Tag,
der gestern vergangen ist,
wie eine Wache m der Nacht. - (R)
5 Von Jahr zu Jahr säst du die Menschen aus;
sie gleichen dem sprossenden Gras.
6 Am Morgen grünt es und blüht,
am Abend wird es geschnitten und welkt. - (R)
12 Unsere Tage zu zählen, lehre uns!
Dann gewinnen wir ein weises Herz.
13 Herr, wende dich uns doch endlich zu!
Hab Mitleid mit deinen Knechten! - (R)
14 Sättige uns am Morgen mit deiner Huld!
Dann wollen wir jubeln und uns freuen all unsre Tage.
17 Es komme über uns die Güte des Herrn, unsres Gottes!
Lass das Werk unsrer Hände gedeihen,
ja, lass gedeihen das Werk unsrer Hände! - R
.
ZWEITE LESUNG Kol 3, 1-5.9-11
Strebt nach dem, was im Himmel ist, wo Christus zur Rechten Gottes sitzt
Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Kolosser
Brüder!
1Ihr seid mit Christus auferweckt; darum strebt nach dem, was im Himmel ist, wo Christus zur Rechten Gottes sitzt.
2Richtet euren Sinn auf das Himmlische und nicht auf das Irdische!
3Denn ihr seid gestorben, und euer Leben ist mit Christus verborgen in Gott.
4Wenn Christus, unser Leben, offenbar wird, dann werdet auch ihr mit ihm offenbar werden in Herrlichkeit.
5Darum tötet, was irdisch an euch ist: die Unzucht, die Schamlosigkeit, die Leidenschaft, die bösen Begierden und die Habsucht, die ein Götzendienst ist.
9Belügt einander nicht; denn ihr habt den alten Menschen mit seinen Taten abgelegt
10und seid zu einem neuen Menschen geworden, der nach dem Bild seines Schöpfers erneuert wird, um ihn zu erkennen.
11Wo das geschieht, gibt es nicht mehr Griechen oder Juden, Beschnittene oder Unbeschnittene, Fremde, Skythen, Sklaven oder Freie, sondern Christus ist alles und in allen.
RUF VOR DEM EVANGELIUM Vers: Mt 5, 3
Halleluja. Halleluja.
Selig, die arm sind vor Gott;
denn ihnen gehört das Himmelreich.
Halleluja.
EVANGELIUM Lk 12, 13-21
Wem wird all das gehören, was du angehäuft hast?
+ Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas
In jener Zeit
13bat einer aus der Volksmenge Jesus: Meister, sag meinem Bruder, er soll das Erbe mit mir teilen.
14Er erwiderte ihm: Mensch, wer hat mich zum Richter oder Schlichter bei euch gemacht?
15Dann sagte er zu den Leuten: Gebt acht, hütet euch vor jeder Art von Habgier. Denn der Sinn des Lebens besteht nicht darin, dass ein Mensch aufgrund seines großen Vermögens im Überfluss lebt.
16Und er erzählte ihnen folgendes Beispiel: Auf den Feldern eines reichen Mannes stand eine gute Ernte.
17Da überlegte er hin und her: Was soll ich tun? Ich weiß nicht, wo ich meine Ernte unterbringen soll.
18Schließlich sagte er: So will ich es machen: Ich werde meine Scheunen abreißen und größere bauen; dort werde ich mein ganzes Getreide und meine Vorräte unterbringen.
19Dann kann ich zu mir selber sagen: Nun hast du einen großen Vorrat, der für viele Jahre reicht. Ruh dich aus, iss und trink, und freu dich des Lebens!
20Da sprach Gott zu ihm: Du Narr! Noch in dieser Nacht wird man dein Leben von dir zurückfordern. Wem wird dann all das gehören, was du angehäuft hast?
21So geht es jedem, der nur für sich selbst Schätze sammelt, aber vor Gott nicht reich ist.
Der äußere Verlust und der innere Reichtum
Gegen die Vorsorge des reichen Mannes ist eigentlich nichts einzuwenden, so würden wir heute sagen. Sie entspricht genau dem Denken unserer Zeit. Wird nicht von oberster Stelle empfohlen, sich schon jetzt um die Zeit zu kümmern, in der man nicht mehr arbeiten kann? Sogar die kirchlichen Gemeinschaften sind verpflichtet, für ihre Mitglieder entsprechende Vorkehrungen zu treffen. Die Frage ist allerdings, was zum wichtigsten und einzigen Lebensinhalt wird.
Es gibt eine falsche und eine rechte Sorge. Heute sind es nicht mehr die größeren Scheunen. Es sind es eher die Häuser, die man noch baut, das Kapital, das man noch ertragreicher anlegt, die Versicherungen, die man abschließt. Es gibt eine Zeit, in der es notwendig und geboten ist, alle Kräfte einzusetzen, um sich und seiner Familie eine materielle Existenz zu sichern. Und es gibt eine Zeit, in der andere Prioritäten im Vordergrund stehen. Es ist ein Glück für einen Menschen, wenn er das rechtzeitig erkennt. Allerdings kommen wir meist nicht von selbst oder durch den guten Ratschlag eines Freundes darauf. Es sind vielmehr die äußeren Umstände, die eine neue Sicht des Lebens erzwingen. Dies ist meist sehr schmerzlich. Ich denke an einen Mann um die vierzig, der wie viele andere alles auf Aktien setzte und dann den großen Einbruch erfuhr. Mit der Hoffnung auf den großen Reichtum zerbrach auch seine Familie. In dieser Not wird er gezwungen, sich nach neuen Perspektiven umzuschauen. Er entdeckt das, wonach er und so viele andere wirklich hungern und was wirklich ausfüllt. Ihm geht auf, dass es doch etwas sehr Kostbares ist, wenn man sich gegenseitig versteht, wenn man die Zeit und die Ruhe hat, für einander da zu sein. Seine wichtigste Erkenntnis ist, dass das Religiöse nicht etwas Unsinniges, Überflüssiges und Nebensächliches ist, eine unnötige Last, die man getrost ablegen darf, sondern etwas Schönes und Kostbares, etwas, das dem ganzen Dasein neuen Schwung und neue Richtung gibt. Er bekennt offen, dass sein Lebe durch diese Krise an Substanz gewonnen hat.
Es ist äußerst aufschlussreich, die vielfältigen neuen spirituellen Aufbrüche genauer anzuschauen. Man findet dort einen Eifer, den man sich in der Kirche der Tradition wünschen würde. Es gibt viele , die sich schon längst von der heimatlichen Religion verabschiedet haben, aber doch Wesentliches in ihrem Leben vermissen und sich dann aus Neugier oder innerlich getrieben nach Indien, Burma, Ceylon oder Japan in ein buddhistisches Kloster flüchten, um dort Religion pur zu erfahren. Dort entdecken sie eine Intensität und Dichte des Religiösen, die sie als äußerst ergreifend und beglückend empfinden, dieselben, die von Religion gar nichts mehr gehalten hatten. Sie müssen feststellen, dass die Stille als solche äußerst beeindruckend und erfüllend sein kann. Inzwischen gibt es auch in unserem Land Meditationshäuser mit dem Angebot der qualifizierten Stille. Es werden immer mehr, welche darin einen großen inneren Reichtum finden und diesem gerne einen hohen Aufwand an Zeit und Geld schenken.
Vor einiger Zeit stand auch die Begeisterung für die Ureinwohner Amerikas und anderer Erdteile im Vordergrund. Heute, wo die Klimakatastrophe immer bedrohlicher wird, hat man aufgehört, von „Primitiven" zu reden, deren naive Vorstellungen lächerlich sind. Eher wird einem bewusst, dass deren Umgang mit der Schöpfung eine tiefe Weisheit enthält und der Ansatz für die Lösung der Probleme unserer Tage wäre. Ein in der westlichen und der eigenen Kultur sehr gebildeter Indianer sagte: „Der weiße Mann hat große Leistungen hervorgebracht. Aber er hat die Verbindung zum Schöpfer verloren." Bei den Indianern, bei denen die alte Tradition noch lebt, genießt der das größte Ansehen, welcher am meisten gibt, nicht der, welcher am meisten hat. Der Geizige wird verachtet. Ein Schüler einer Indianerschule, in der die Werte der alten Kultur, vor allem die ihrer Religion weitergegeben werden, sagt: "Unsere Religion lehrt uns, arm zu sein."
Wir dürfen hinzufügen: Die unsere schon auch! Wo immer der äußere Besitz den Vorrang einnimmt, muss man eingestehen, dass man die christliche Religion nicht verstanden hat.
Die Frage bleibt: Womit sollen wir beginnen? Beständige Aufrufe zum Verzicht machen eher ratlos, als dass sie die entscheidende Wende bringen. Ohne Zweifel geschieht viel Gutes im Umgang mit dem Vermögen. Bei aller Spendenfreudigkeit bleibt aber ein Unbehagen. Kritiker sagen, man beruhige nur sein Gewissen. Wir kommen bei dieser Frage dann weiter, wenn im Vordergrund nicht der mühsam abgerungene Verzicht steht, sondern die Aufmerksamkeit für den inneren Reichtum. Anstatt schon das große Opfer von sich zu fordern, sollte man sich eher fragen: "Was bereichert mich, was ist kostbar für mich?" So begann es beim heiligen Franziskus. In den Anfängen seines neuen Lebens war es für ihn, als ob sich eine neue Welt, sogar der Himmel selbst geöffnet hätte. „Ich habe einen Schatz gefunden", sagte er zu einem Freund, „und ich gehe nun in eine Höhle, um ihn anzuschauen". In Wirklichkeit war es ein innerer Schatz, den er entdeckt hatte. Ein wundersames Licht und eine unsagbare Freude erfüllten ihn, als er dort betete. Ohne seinen inneren Reichtum wäre die äußere Armut, die er so leidenschaftlich verteidigte, reine Selbstquälerei; sie wäre ohne die Freude, die er ausstrahlt. Hier dürfen wir auch an die Freude des Zöllners Zachäus denken, als er Jesus begegnete. Sie hat ihn befähigt, von seinem Reichtum zu lassen, was vorher unmöglich gewesen wäre. Er war wie viele seiner Art arm an Gefühlen und einsam. Als Jesus sein Haus betrat, hat er ihn von seinem Geiz befreit und von seiner Einsamkeit erlöst. Der Besuch Jesu wurde für ihn zu einer Kostbarkeit. Er wurde „reich vor Gott" (Lk 12,21).
Glaubensbekenntnis
GABENGEBET
Barmherziger Gott, heilige diese Gaben.
Nimm das Opfer an,
das dir im Heiligen Geist dargebracht wird,
und mache uns selbst zu einer Gabe,
die für immer dir gehört.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

Präfationen für die Sonntage im Jahreskreis
KOMMUNIONVERS Weish 16, 20
Herr, du hast uns Brot vom Himmel gegeben,
das allen Wohlgeschmack in sich enthält.
Oder: Joh 6, 35
So spricht der Herr:
Ich bin das Brot des Lebens,
wer zu mir kommt, wird nicht mehr hungern,
und wer an mich glaubt, wird nicht mehr Durst haben.
SCHLUSSGEBET
Barmherziger Gott,
in den heiligen Gaben empfangen wir neue Kraft.
Bleibe bei uns in aller Gefahr
und versage uns nie deine Hilfe,
damit wir der ewigen Erlösung würdig werden.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
FÜR DEN TAG UND DIE WOCHE
Die große Versuchung Sich nicht vorwärts zu bewegen, zu bleiben, wie man ist, sich auf das zu verlassen, was man hat, ist eine große Versuchung. Denn was man hat, kennt man, man fühlt sich darin sicher, man kann sich daran festhalten.
Wir haben Angst vor dem Schritt ins Ungewisse, ins Unsichere, und vermeiden ihn deshalb. Jeder neue Schritt birgt die Gefahr des Scheiterns, und das ist einer der Gründe, weshalb der Mensch die Freiheit fürchtet. (nach E. Fromm)

 

Array