Siebter Sonntag der Osterzeit (29.05.2022 )


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ERÖFFNUNGSVERS
   PS 27 (26), 7-9
Vernimm, o Herr, mein lautes Rufen;
sei mir gnädig und erhöre mich!
Mein Herz denkt an dein Wort: „Sucht mein Angesicht!"
Dein Angesicht, Herr, will ich suchen.
Verbirg nicht dein Gesicht vor mir! Halleluja.
Ehre sei Gott


TAGESGEBET
Allmächtiger Gott,
wir bekennen, dass unser Erlöser - bei dir in deiner Herrlichkeit ist.
Erhöre unser Rufen
und lass uns erfahren,
dass er alle Tage bis zum Ende der Welt
bei uns bleibt, wie er uns verheißen hat.
Er, der in der Einheit des Heiligen Geistes
mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.

 


ERSTE LESUNG (APG 7, 55-60)

Ich sehe den Himmel offen und den Menschensohn zur Rechten Gottes stehen
Lesung
aus der Apostelgeschichte.

In jenen Tagen
55blickte Stéphanus, erfüllt vom Heiligen Geist,
zum Himmel empor,
sah die Herrlichkeit Gottes
und Jesus zur Rechten Gottes stehen
56und rief:
Siehe, ich sehe den Himmel offen
und den Menschensohn zur Rechten Gottes stehen.
57Da erhoben sie ein lautes Geschrei,
hielten sich die Ohren zu,
stürmten einmütig auf ihn los,
58trieben ihn zur Stadt hinaus und steinigten ihn.
Die Zeugen legten ihre Kleider
zu Füßen eines jungen Mannes nieder, der Saulus hieß.
59So steinigten sie Stéphanus;
er aber betete
und rief: Herr Jesus, nimm meinen Geist auf!
60Dann sank er in die Knie
und schrie laut:
Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht an!
Nach diesen Worten starb er.


ANTWORTPSALM PS 97 (96), 1-2.6-7.9 U. 12 (KV: 1A U. 9A)
Kv Der HERR ist König,GL 52,1
er ist der Höchste über der ganzen Erde. - Kv
Oder: Kv Halleluja. - Kv
1Der HERR ist König. Es juble die Erde! *
Freuen sollen sich die vielen Inseln.
2Rings um ihn her sind Wolken und Dunkel, *
Gerechtigkeit und Recht sind die Stützen seines Thrones. - (Kv)
6Seine Gerechtigkeit verkünden die Himmel, *
seine Herrlichkeit schauen alle Völker.
7Alle, die Bildern dienen, werden zuschanden, /
die sich der Götzen rühmen. *
Vor ihm werfen sich alle Götter nieder. - (Kv)
9Denn du, HERR, bist der Höchste über der ganzen Erde, *
hoch erhaben bist du über alle Götter.
12Freut euch am HERRN, ihr Gerechten, *
dankt seinem heiligen Namen! - Kv

 


ZWEITE LESUNG (OFFB 22, 12-14.16-17.20)

 


Komm, Herr Jesus!
Lesung
aus der Offenbarung des Johannes.

Ich, Johannes, hörte eine Stimme, die zu mir sprach:
12Siehe, ich komme bald
und mit mir bringe ich den Lohn
und ich werde jedem geben,
was seinem Werk entspricht.
13Ich bin das Alpha und das Ómega,
der Erste und der Letzte,
der Anfang und das Ende.
14Selig, die ihre Gewänder waschen:
Sie haben Anteil am Baum des Lebens
und sie werden durch die Tore in die Stadt eintreten können.
16Ich, Jesus, habe meinen Engel gesandt
als Zeugen für das, was die Gemeinden betrifft.
Ich bin die Wurzel und der Stamm Davids,
der strahlende Morgenstern.
17Der Geist und die Braut aber sagen: Komm!
Wer hört, der rufe: Komm!
Wer durstig ist, der komme!
Wer will, empfange unentgeltlich das Wasser des Lebens!
20Er, der dies bezeugt, spricht:
Ja, ich komme bald. -
Amen.
Komm, Herr Jesus!


RUF VOR DEM EVANGELIUMVERS: VGL. JOH 14, 18; 16, 22B

Halleluja. Halleluja.
(So spricht der Herr:)
Ich lasse euch nicht als Waisen zurück.
Ich komme zu euch. Dann wird euer Herz sich freuen.
Halleluja.

EVANGELIUM (JOH 17, 20-26)

In jener Zeit erhob Jesus seine Augen zum Himmel
und betete:
Heiliger Vater, ich bitte nicht nur für diese hier,
sondern auch für alle, die durch ihr Wort an mich glauben.
21Alle sollen eins sein:
Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir bin,
sollen auch sie in uns sein,
damit die Welt glaubt, dass du mich gesandt hast.
22Und ich habe ihnen die Herrlichkeit gegeben,
die du mir gegeben hast,
damit sie eins sind, wie wir eins sind,
23ich in ihnen und du in mir.
So sollen sie vollendet sein in der Einheit,
damit die Welt erkennt,
dass du mich gesandt hast
und sie ebenso geliebt hast, wie du mich geliebt hast.
24Vater, ich will, dass alle, die du mir gegeben hast,
dort bei mir sind, wo ich bin.
Sie sollen meine Herrlichkeit sehen,
die du mir gegeben hast,
weil du mich schon geliebt hast vor Grundlegung der Welt.
25Gerechter Vater, die Welt hat dich nicht erkannt,
ich aber habe dich erkannt
und sie haben erkannt, dass du mich gesandt hast.
26Ich habe ihnen deinen Namen kundgetan
und werde ihn kundtun,
damit die Liebe, mit der du mich geliebt hast, in ihnen ist
und ich in ihnen bin.

Die Einheit der Jünger - nur  Wunschfantasie?


Am Schluss der Abschiedsrede betet Jesus für seine Jünger. Sein Anliegen ist: dass sie eins seien! Dass einander verstehen, sich beieinander aufgehoben fühlen, wenn schon andere Ansichten, dann  einander tolerieren, einander achten, . Dieses Gebet scheint kaum erhört zu worden zu sein gerade in unserer Zeit, in der zum Thema Kirche mehr von Konflikten, von Streit und harter Auseinandersetzung berichtet wird als von anziehender, wohltuender Einheit. Ein Blick in die Geschichte kann diese Sicht bestätigen. Ein wohlwollender, gerechter Betrachter kann aber auch ganz anderes entdecken, was einer scharfen, ätzenden Kritik durchaus standhält. Auch heute noch gehen die Herzen auf, wenn der Name Franziskus fällt, und dies geschieht über die Grenzen der Konfessionen, Religionen und Kulturen hinweg. Er gehört zu denen, welchen es gelungen ist, die Worte Jesu  glaubwürdig darzustellen. An ihm und seinen ersten Brüdern und Schwestern wird deutlich, was mit den so schwer verständlichen Worten Jesu von der Einheit seiner Jünger gemeint ist. In der  Lebensbeschreibung lesen wir: „Von welcher Liebesglut waren die neuen Jünger Christi entflammt! ...Voll Sehnsucht suchten sie zusammenzukommen, umso größer war ihre Freude, zusammen zu sein, schwer war dagegen die Trennung von einander, bitter das Scheiden, hart das Geschieden sein......deshalb waren sie überall voll Zuversicht, von keiner Furcht befangen, von keiner Sorge zerstreut, und ohne Besorgnis sahen sie dem morgigen Tag entgegen....Bei all dem trachteten sie nach Frieden und Verträglichkeit mit allen, handelten immer lauter und friedfertig und gaben sich die größte Mühe, alles Ärgernis zu vermeiden....Kein Neid, keine Bosheit, kein Groll, kein Widerspruch, kein Argwohn, keine Bitterkeit hatte bei ihnen Platz, vielmehr wohnten große Eintracht, dauernder Friede, Danksagung und Lobgesang bei ihnen."                                                                                                                                                          Ein neues Lebensgefühl                                                                                                                                                                                                                                                                                       Es ist ein neues Lebensgefühl, aus dem heraus man die Dinge, die Menschen in ihrer Leidenschaft und in ihrem Leid, die politischen Verhätnisse und selbst die Schöpfung anders sieht, nicht mehr mit  Anklage und Zorn, reagiert, sondern mit Zuversicht und Hoffnung. Es ist eine innere Gestimmtheit im Zusammensein, die heute gesucht wird, die stärker, dichter, lebendiger und echter ist als der ausgehöhlte, langweilige, geistlose Alltag. Gemeint ist mehr als eine gute Laune. Man kommt gerne zusammen, es  ist anziehend und nicht mühsam, miteinander zu leben. Man braucht keine Angst zu haben, von anderen kritisiert, angegriffen, entwertet, ausgestochen, übergangen, übervorteilt zu werden. Es sind Gleichgesinnte, welche dieselbe Wellenlänge haben. Es fällt leicht und tut gut miteinander zu reden, man freut sich auf jede Begegnung. Man muss nicht jedes Wort abwägen, man hat nicht das Gefühl, auf Unverständnis und Ablehnung zu stoßen. IIm franziskanischen Ursprung finden wir eine Atmosphäre des Zusammenseins, die das Leben erträglicher, reicher und erfüllter macht, wo lebendiger, spontaner Austausch möglich ist. Es ist etwas von dem, wovon viele träumen und wofür es sich lohnt zu leben. Es dürfte in dem enthalten sei, was Jesus mit dem einen Satz ausdrückt: „Sie sollen eins sein, wie du Vater in mir bist und ich in dir bin". In der Apostelgeschichte heißt es dann von den ersten Christen: "Sie waren ein Herz und eine Seele" (Apg 4,32). Danach richtet sich die Sehnsucht, die unter dem Namen „Liebe" in Tausend Varianten uns ständig vor Augen geführt wird, in keinem Film und in keinem Theaterstück  fehlen darf, ein Zeichen dafür, wie sehr es die Menschen bewegt.

Der nicht erfüllte Traum: das Gelingen der Liebe 

Bei vielen ist es ein beständiges Auf und Ab, zwischen Nähe und Distanz, zwischen Erfüllung und Enttäuschung. Man sucht die Nähe, weil man die Einsamkeit nicht mehr aushält, dann wird es einem wieder zu eng und es wäre besser, alleine zu leben. Nach der Trennung taucht wieder eine neue Nähe auf, wo dann das Spiel von neuem beginnt. Dies geschieht beileibe nicht aus bösem Willen, aus  Leichtsinn und Oberflächlichkeit. Für viele, die in ehelichen oder nichtehelichen Partnerschaften leben, ist es einfach eine Not, die sie hindert, tiefer und umfassender einander näher zu kommen und sich für ein endgültiges Ja zu entscheiden. Weil das Thema der Nähe und des Verstehens so zentral ist, weil es das Schicksal so vieler bestimmt, hat es Jesus zum Inhalt seiner Abschiedsrede und seines letzten Gebets gemacht. Es ist nichts anderes als das Gelingen der Liebe,  der Inhalt seiner Lebensaufgabe. Dies ist mit  Heil und Erlösung gemeint. Wenn Jesus mit einem Gebet seine Sorge um die Einheit aller zum Ausdruck bringt, heißt das als erstes: Man kann sie nicht nach Plan wie eine Ware herstellen, auch nicht mit geschickten psychologischen Anweisungen. Bei allem guten Willen, bei allem psychologisch klugen Verhalten ist die Einheit, nach der man sich sehnt, etwas, das man nicht machen kann, etwas, was sich von innen wie von selbst ereignet, was einem geschenkt wird.. Unser Beitrag ist, was wir tun können, ist, dass wir für innere Vorgänge achtsam und aufnahmebereit sind. Dann kann etwas Neues in uns und zwischen denen, die uns wichtig sind, aufbrechen.. Es kann nur aus dem schöpferischen Urgrund der Seele kommen, aus dem verborgenen Funken, der zum Feuer werden will.. Es kann sich in der Stille über das Gebet öffnen. Wir sollten deshalb noch einmal genauer hinschauen, wie das war, als Jesus gebetet hat.

Die Nabe des Rades

Von Jesus  wird berichtet, dass sich während des Gebets sein Aussehen veränderte, dass sein Gewand weiß wurde wie Schnee und sein Gesicht  wie die Sonne.leuchtete. Jesus hat einen Raum geöffnet, von dem die Jünger nur sagen konnten: Hier ist gut sein. Wir wollen Hütten bauen und hierbleiben! (Vgl. 17,4) Es ist die Verbindung mit dem Punkt, den Jesus mit dem Wort „Vater" ausdrückt. Gemeint ist der Grund seiner Seele und der Urgrund der Welt, an den Jesus angeschlossen und mit dem er eins geworden ist. Wir dürfen sogar sagen: Es ist die Kraft, mit der die Welt erschaffen wurde, die Energie, die allem Bestehenden zugrunde liegt. Als die Jünger in die Atmosphäre Jesu eingetaucht waren, haben sie ähnlich wie ihr Meister den Anschluss an diesen Punkt, an die Mitte der Welt erfahren. Es ist der Grund, der allen gemeinsam ist, der alle trägt und alle inspiriert. Wahrscheinlich hat Jesus diesen Vorgang im Auge, als er sagt: "Ich habe ihnen die Herrlichkeit gegeben, die du mir gegeben hast, damit sie eins seien"(Joh 17,22). Man darf sich vorstellen: Gott ist wie in der Nabe eines Rades gegenwärtig und hält alles zusammenhält. Je näher jede/r einzelne der Nabe, d.h. der Mitte kommt, umso näher kommen wir einander. Wenn wir die  Tiefe unseres Herzens suchen, finden wir den Anschluss an die Nabe des Rades, geht uns  wie Jesus „der Vater" als die Mitte und die Quelle unseres Lebendig seins auf,  beginnen wir, auch die Barrieren und Abgründe zwischen uns zu überwinden. Menschen, die den Glauben an Jesus auf dieser Ebene entdeckt haben, empfinden seitdem ihr Leben als umfassender, tiefgründiger, sinnvoller und heller und üben eine intensive Ausstrahlung aus. Wer immer ihnen  begegnet, spürt  bedingungslose Wertschätzung. Es ist ein Glanz, der von selbst leuchtet und von innen her die Einheit  schafft.

 


GABENGEBET
Herr und Gott,
nimm die Gebete und Opfergaben
deiner Gläubigen an.
Lass uns diese heilige Feier
mit ganzer Hingabe begehen,
damit wir einst das Leben
in der Herrlichkeit des Himmels erlangen.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
Präfationen von Christi Himmelfahrt


KOMMUNIONVERS JOH 17, 22
Ich bitte dich, Vater, lass sie eins sein,
wie wir eins sind. Halleluja.
SCHLUSSGEBET
Erhöre uns, Gott, unser Heil,
und schenke uns die feste Zuversicht,
dass durch die Feier der heiligen Geheimnisse
die ganze Kirche jene Vollendung erlangen wird,
die Christus, ihr Haupt,
in deiner Herrlichkeit schon besitzt,
der mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.
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