25. Sonntag B 22.09.2024
Solange wir im Gottesdienst nur Zuschauer und Zuhörer sind (wie beim Fernsehen), geschieht mit uns nichts, und wir verstehen den Weg Jesu nicht. Er wartet darauf, dass wir mitgehen, mittragen, mitleiden. Dann beginnen wir ihn zu verstehen.
Eröffnungsvers
Das Heil des Volkes bin ich - so spricht der Herr.
In jeder Not, aus der sie zu mir rufen, will ich sie erhören.
Ich will ihr Herr sein für alle Zeit.
Ehre sei Gott, S. 371 f.
Tagesgebet
Heiliger Gott,
du hast uns das Gebot der Liebe
zu dir und zu unserem Nächsten aufgetragen
als die Erfüllung des ganzen Gesetzes.
Gib uns die Kraft,
dieses Gebot treu zu befolgen,
damit wir das ewige Leben erlangen.
Darum bitten wir durch Jesus Christus..
Erste Lesung Weish 2, 1a.12.17-20
Zu einem ehrlosen Tod wollen wir ihn verurteilen
Lesung aus dem Buch der Weisheit.
1aDie Frevler tauschen ihre verkehrten Gedanken aus
und sagen:
12 Lasst uns dem Gerechten auflauern!
Er ist uns unbequem und steht unserem Tun im Weg.
Er wirft uns Vergehen gegen das Gesetz vor
und beschuldigt uns des Verrats an unserer Erziehung.
17Wir wollen sehen, ob seine Worte wahr sind,
und prüfen, wie es mit ihm ausgeht.
18Ist der Gerechte wirklich Sohn Gottes,
dann nimmt sich Gott seiner an
und entreißt ihn der Hand seiner Gegner.
19Durch Erniedrigung und Folter wollen wir ihn prüfen,
um seinen Gleichmut kennenzulernen
und seine Widerstandskraft auf die Probe zu stellen.
20Zu einem ehrlosen Tod wollen wir ihn verurteilen;
er behauptet ja, es werde ihm Hilfe gewährt.
AntwortpsalmPs 54 (53), 3-4.5-6.8-9 (Kv: 6)
Kv Gott ist mir Helfer,GL 431
der Herr ist unter denen, die mein Leben stützen. - Kv
3Gott, durch deinen Namen rette mich, *
verschaff mir Recht mit deiner Kraft!
4Gott, höre mein Bittgebet, *
vernimm die Worte meines Mundes! - (Kv)
5Denn fremde Menschen standen auf gegen mich, /
Gewalttätige trachteten mir nach dem Leben, *
sie stellten sich Gott nicht vor Augen.
6Siehe, Gott ist mir Helfer, *
der Herr ist unter denen, die mein Leben stützen. - (Kv)
8Bereitwillig will ich dir opfern, *
will deinem Namen danken, Herr, denn er ist gut.
9Denn er hat mich herausgerissen aus all meiner Not, *
mein Auge schaut herab auf meine Feinde. - Kv Die Frucht der Gerechtigkeit wird in Frieden für die gesät, die Frieden schaffen
Zweite Lesung Jak 3,16-4,3
Lesung aus dem Jakobusbrief.
Schwestern und Brüder!
3, 16Wo Eifersucht und Streit herrschen,
da gibt es Unordnung und böse Taten jeder Art.
17Doch die Weisheit von oben
ist erstens heilig,
sodann friedfertig, freundlich, gehorsam,
reich an Erbarmen und guten Früchten,
sie ist unparteiisch, sie heuchelt nicht.
18Die Frucht der Gerechtigkeit
wird in Frieden für die gesät,
die Frieden schaffen.
4, 1Woher kommen Kriege bei euch,
woher Streitigkeiten?
Etwa nicht von den Leidenschaften, die in euren Gliedern streiten?
2Ihr begehrt
und erhaltet doch nichts.
Ihr mordet und seid eifersüchtig
und könnt dennoch nichts erreichen.
Ihr streitet und führt Krieg.
Ihr erhaltet nichts, weil ihr nicht bittet.
3Ihr bittet und empfangt doch nichts,
weil ihr in böser Absicht bittet,
um es in euren Leidenschaften zu verschwenden.
Ruf vor dem EvangeliumVers: vgl. 2 Thess 2, 14
Halleluja. Halleluja.
Durch das Evangelium hat Gott uns berufen
zur Herrlichkeit Jesu Christi, unseres Herrn.
Halleluja..
Evangelium Mk 9, 30-37
Aus dem heiligen Evangelium nach Markus.
In jener Zeit
30 zogen Jesus und seine Jünger durch Galiläa.
Jesus wollte aber nicht, dass jemand davon erfuhr;
31denn er belehrte seine Jünger
und sagte zu ihnen:
Der Menschensohn
wird in die Hände von Menschen ausgeliefert
und sie werden ihn töten;
doch drei Tage nach seinem Tod wird er auferstehen.
32Aber sie verstanden das Wort nicht,
fürchteten sich jedoch, ihn zu fragen.
33Sie kamen nach Kafárnaum.
Als er dann im Haus war,
fragte er sie: Worüber habt ihr auf dem Weg gesprochen?
34Sie schwiegen,
denn sie hatten auf dem Weg miteinander darüber gesprochen,
wer der Größte sei.
35Da setzte er sich,
rief die Zwölf
und sagte zu ihnen: Wer der Erste sein will,
soll der Letzte von allen und der Diener aller sein.
36Und er stellte ein Kind in ihre Mitte,
nahm es in seine Arme
und sagte zu ihnen:
37Wer ein solches Kind in meinem Namen aufnimmt,
der nimmt mich auf;
und wer mich aufnimmt,
der nimmt nicht nur mich auf,
sondern den, der mich gesandt hat.
Das Tor zum neuen Leben.
Jesus zieht es von den Menschen weg in die Einsamkeit. Ihn beschäftigt, was auf ihn zukommen wird. Ihm wird immer deutlicher, dass sein Auftrag, das Volk für das Wirken Gottes aufzuschließen, nicht eine Sache der Organisation sein kann. Es hängt nicht davon ab, in wie viele Orte er kommen wird und wie flächendeckend Jünger ausgesandt werden. Er wird bei allem Jubel, den die Leute ihm entgegen bringen, die Erfolgsleiter nicht steil hinan steigen. Das, wozu er gekommen ist, verläuft auf einer ganz anderen Ebene.
Das eigene Schicksal Der Durchbruch des Reiches Gottes ist engstens mit seinem eigenen Schicksal verknüpft, mit dem, wie er die Herausforderungen seines Weges annimmt, welche Ängste er überwindet, wie er daran wächst. Mit seinen eigenen Worten gesagt: Wie er den Willen des Vaters erfüllt, wie tief er als Mensch seiner innersten Wahrheit nahe kommt, wie er zu seiner, ihm von Gott bestimmten Größe gelangt.
Aus seiner eigenen Geschichte weiß er: Der Aufenthalt in der Wüste, die Konfrontation mit dem Satan, die Nähe der wilden Tiere und der Engel waren für ihn nötig, um sagen zu können: Das Reich Gottes ist nahe (Mk 1,15). Dies ist mehr als eine Nachricht; er ist es selbst, seine Person, die Atmosphäre, die er verbreitet, die spontane Güte, die er ausstrahlt, das Feuer, das er entzündet, die Aufmerksamkeit und die Betroffenheit, die er auslöst, und der Widerstand, den er erfährt. In dem, wie er auftritt und was er ist, hat er ein Tor geöffnet für ein neues Dasein, für neue Perspektiven im Umgang miteinander; für das, was Menschen erwarten und erhoffen.
Als ihm mehr und mehr Ablehnung entgegenschlägt, wird ihm - so dürfen wir annehmen - gerade in der Abgeschiedenheit bewusst, dass da noch ein Tor zu öffnen ist. Er selbst nennt es „Taufe" (Lk 12, 50). Die neue Taufe
Er muss noch einmal ganz tief eingetaucht werden in den Bereich, wo die Gegensätze aufeinander prallen. Weil er sich zum ganzen Volk Israel gesandt weiß, muss er sich dessen Führung stellen, ebenso der römischen Besatzungsmacht; er, der ganz aus seiner tiefsten Wahrheit lebt, der die Authentizität in Person ist, muss in der Welt der verdrehten und verstellten Religiosität, der primitiven Emotionen, der Ängste, des Taktierens, der brutalen Macht sein ganz anderes Gesicht zeigen.
Dies wird ihn das Leben kosten. Er wird ein Machtloser sein, ein Ausgelieferter, mit dem man alles machen kann. Aber genau diese Ohnmacht wird das neue Tor öffnen. Jesus sagt: „Der Menschensohn wird auferstehen" (Mk 9, 31).
Dieser Vorgang ist das „Etwas", das Geheimnis, worüber Jesus die Jünger belehren will und worin sie ihn nicht verstehen. Gerade weil sie dafür blind sind, streiten sie, wer der erste sei.
Hingegen will sie Jesus auf eine Lebensweise vorbereiten, in der keiner mehr um Rang und Ansehen, um Besitz und Macht zu kämpfen braucht. Es wird eine solche Dichte des Erlebens sein, in der ein lebendiger Austausch der Freude keinen Neid mehr aufkommen lässt. Es ist dann kein Mangel mehr, bei dem man vom andern haben will, was man selbst nicht hat. Jesus wettert nicht vordergründig gegen Ehrgeiz und Eifersucht, sondern will seine Jünger in einen Lebensentwurf einführen, in dem dieses Verhalten überflüssig wird.
Kindisch oder wie ein Kind
Man könnte den Streit um den Rang, der bis heute seine Jünger umtreibt, „kindisch" nennen; denn er ist verständlich bei Kindern, die sich ihres Wertes noch nicht sicher sind und die Anerkennung der Eltern und der Erwachsenen brauchen.
Jesus zeigt nun wie dieses „kindische" Verhalten überwunden wird. Er stellt ein Kind in die Mitte und erweist ihm seine überfließende spontane Zuwendung.
Es ist ein Strom der Herzlichkeit und der Annahme. Jesus will sagen: So ist es, wenn man sich ganz vom Geist Gottes ergreifen lässt. So kann es auch bei euch sein. Durch das Tor, das im Tode Jesu sich auftut, kann die Energie Gottes frei strömen. In der Sprache der ersten Jünger heißt das: „Er hat seinen Geist ausgegossen"(vgl.Apg2, 33). Nach diesem Ereignis sind sie „ ein Herz und eine Seele" (Apg 4,32). Da ist die Frage nach dem ersten oder zweiten Platz erledigt.
Ein seltenes Beispiel
Was damals geschah, hat sich eher seltener in der Geschichte der Kirche zugetragen. Hier darf man an das Leben der ersten Brüder des heiligen Franziskus denken. Ein mittelalterlicher Schriftsteller berichtet darüber:
„Von welcher Liebesglut waren die neuen Jünger Christi entflammt! Welche Liebe zu frommer Gemeinschaft war in ihnen lebendig! Wenn sie sich nämlich irgendwo trafen oder auf dem Weg irgendwo begegneten, sprang ein Pfeil geistiger Liebe über, der über alle natürliche Zuneigung den Samen einer wahren, höheren Liebe streute.
...Kein Neid, keine Bosheit, kein Groll, kein Widerspruch, kein Argwohn, keine Bitterkeit hatte bei ihnen Platz, vielmehr wohnten große Eintracht, dauernder Friede, Danksagung und Lobgesang bei ihnen...".
In der Schilderung des franziskanischen Ursprungs taucht vieles von dem auf, wovon viele heute träumen: spontane Herzlichkeit, Freude und Heiterkeit im Umgang mit einander; eine Kraft, die einander anzieht..
Dem Zusammenleben der jungen Brüderschaft liegt eine gemeinsame Erfahrung zugrunde. Sie waren ergriffen von demselben Geist, der beim Gespräch, beim Gebet und bei der Eucharistie immer neu aufbricht. Man wird rücksichtsvoll im Umgang miteinander und achtet auf die Freiheit und Eigenart jedes Einzelnen.
Man stelle sich die Atmosphäre vor, von welcher der Biograf berichtet: die Sehnsucht, zusammenzukommen; die Freude, zusammen zu sein; die Zuversicht, die Eintracht, der Friede,die Danksagung und der Lobgesang. Dies ist möglich, wenn jeder sein Tor zum großen Ziel durchschreitet.
Glaubensbekenntnis, S. 374 ff.
Fürbitten vgl. S. 805 ff.
.Gabengebet
Herr, unser Gott,
nimm die Gaben deines Volkes an
und gib, dass wir im Geheimnis
der heiligen Eucharistie empfangen,
was wir im Glauben erkennen.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
Präfation, S. 427 ff.
KommunionversPs 119 (118), 4-5
Herr, du hast deine Befehle gegeben, damit man sie genau beachtet.
Wären doch meine Schritte fest darauf gerichtet,
deinen Gesetzen zu folgen.
Oder:Joh 10, 14
So spricht der Herr:
Ich bin der gute Hirt, ich kenne die Meinen,
und die Meinen kennen mich.
Schlussgebet
Allmächtiger Gott,
du erneuerst uns durch deine Sakramente.
Gewähre uns deine Hilfe
und mache das Werk der Erlösung,
das wir gefeiert haben,
auch in unserem Leben wirksam.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
FÜR DEN TAG UND DIE WOCHE
Kinder haben eine besondere Begabung zur Begeisterung und zum Staunen; „wer das Reich Gottes nicht annimmt wie ein Kind, wird nicht hineingelangen", sagt Jesus, der Liebhaber des Lebens (Mk 10, 15). ... In jeder Lebenssituation, auch im hohen Alter, brauche ich dieses Wohlwollen, um Verwandlung an mir geschehen zu lassen. Staunen, dass auch gut eingespielte Mechanismen oder immer wiederkehrende „Fallen" mir zur Wachstumschance werden, ist nur möglich, wenn mir der Schonraum des Kindes zugestanden wird. Zum Staunen, wie sich verhärtete Beziehungen aufweichen lassen, weil einander Verwandlung zugestanden wird, gehört die Offenheit des Kindes in mir. Hier liegt einer der tiefsten Gründe, warum in meinem ganzen Leben das Staunen Raum haben soll: Bei Gott zählt nicht, was ich war, sondern nur, was ich bin. (Pierre Stutz)