Sonntag 14.09.2025

Fest Kreuzerhöhung

EröffnungsversVgl. Gal 6, 14

Wir rühmen uns des Kreuzes unseres Herrn Jesus Christus.
In ihm ist uns Heil geworden und Auferstehung und Leben.
Durch ihn sind wir erlöst und befreit.

Ehre sei Gott, S. 365 f.
Tagesgebet

Allmächtiger Gott,
deinem Willen gehorsam,
hat dein geliebter Sohn
den Tod am Kreuz auf sich genommen,
um alle Menschen zu erlösen.
Gib, dass wir in der Torheit des Kreuzes
deine Macht und Weisheit erkennen
und in Ewigkeit teilhaben
an der Frucht der Erlösung.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.

.

Erste LesungNum 21, 4-9

Wenn jemand von einer Schlange gebissen wurde und zu der Kupferschlange aufblickte, blieb er am Leben

Lesung
aus dem Buch Númeri.

In jenen Tagen
4 brachen die Israeliten vom Berg Hor auf
und schlugen die Richtung zum Roten Meer ein,
um Edom zu umgehen.
Das Volk aber verlor auf dem Weg die Geduld,
5es lehnte sich gegen Gott und gegen Mose auf
und sagte: Warum habt ihr uns aus Ägypten heraufgeführt?
Etwa damit wir in der Wüste sterben?
Es gibt weder Brot noch Wasser
und es ekelt uns vor dieser elenden Nahrung.
6Da schickte der Herr Feuerschlangen unter das Volk.
Sie bissen das Volk
und viel Volk aus Israel starb.
7Da kam das Volk zu Mose
und sagte: Wir haben gesündigt,
denn wir haben uns gegen den Herrn und gegen dich aufgelehnt.
Bete zum Herrn, dass er uns von den Schlangen befreit!
Da betete Mose für das Volk.
8Der Herr sprach zu Mose:
Mach dir eine Feuerschlange
und häng sie an einer Stange auf!
Jeder, der gebissen wird,
wird am Leben bleiben, wenn er sie ansieht.
9Mose machte also eine Schlange aus Kupfer
und hängte sie an einer Stange auf.
Wenn nun jemand von einer Schlange gebissen wurde
und zu der Kupferschlange aufblickte,
blieb er am Leben.
AntwortpsalmPs 78 (77), 1-2.34-35.36-37.38ab u. 39 (Kv: vgl. 7b)

Kv Vergesst die Taten Gottes nicht! - KvGL 623,6

1Lausche, mein Volk, meiner Weisung! *
Neigt euer Ohr den Worten meines Mundes!
2Ich öffne meinen Mund zu einem Spruch; *
ich will Geheimnisse der Vorzeit verkünden. - (Kv)
34Wenn Gott dreinschlug, fragten sie nach ihm, *
kehrten um und suchten ihn.
35Sie dachten daran, dass Gott ihr Fels ist *
und Gott, der Höchste, ihr Erlöser. - (Kv)
36Doch sie täuschten ihn mit ihrem Mund *
und belogen ihn mit ihrer Zunge.
37Ihr Herz hielt nicht fest zu ihm, *
sie hielten seinem Bund nicht die Treue. - (Kv)
38abDoch er ist barmherzig, *
vergab die Schuld und vernichtete nicht.
39Denn er dachte daran, dass sie Fleisch sind, *
nur ein Hauch, der vergeht und nicht wiederkehrt. - Kv

t.

Zweite LesungPhil 2, 6-11

Christus Jesus erniedrigte sich; darum hat ihn Gott über alle erhöht

Lesung
aus dem Brief des Apostels Paulus
an die Gemeinde in Philíppi.

6Christus Jesus war Gott gleich,
hielt aber nicht daran fest, Gott gleich zu sein,
7sondern er entäußerte sich
und wurde wie ein Sklave
und den Menschen gleich.
Sein Leben war das eines Menschen;
8er erniedrigte sich
und war gehorsam bis zum Tod,
bis zum Tod am Kreuz.
9Darum hat ihn Gott über alle erhöht
und ihm den Namen verliehen,
der größer ist als alle Namen,
10damit alle im Himmel, auf der Erde und unter der Erde
ihr Knie beugen vor dem Namen Jesu
11und jeder Mund bekennt:
„Jesus Christus ist der Herr" -
zur Ehre Gottes, des Vaters.
Ruf vor dem Evangelium

Halleluja. Halleluja.
Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und preisen dich;
denn durch dein heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst.
Halleluja.

 

EvangeliumJoh 3, 13-17

Der Menschensohn muss erhöht werden

Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes.

In jener Zeit sprach Jesus zu Nikodémus:
13Niemand ist in den Himmel hinaufgestiegen
außer dem, der vom Himmel herabgestiegen ist:
der Menschensohn.
14Und wie Mose die Schlange in der Wüste erhöht hat,
so muss der Menschensohn erhöht werden,
15damit jeder, der glaubt,
in ihm ewiges Leben hat.
16Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt,
dass er seinen einzigen Sohn hingab,
damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht,
sondern ewiges Leben hat.
17Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt,
damit er die Welt richtet,
sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird.

Das Kreuz - die Herausforderung.

Vor einigen Jahren erregte das Urteil des Bundesgerichtshofes über die Anwesenheit von Kreuzen in den Schulen großes Aufsehen , sogar im Ausland. Es sind bis heute Stimmen zu hören, die in diesem Symbol die lebensfeindliche und depressive Seite des Christentums erkennen wollen. Das Kreuz, noch mehr der Gekreuzigte wurde zum Anlaß, sich selbst und das Leben falsch zu verstehen.

Die Antwort: das gelebte Leben

Nur das gelebte Leben kann uns jenes Symbol, das soviel Widerstand hervorruft, öffnen. Dazu brauchen wir Zeit, Jahre oft Jahrzehnte. . Kann es sein, daß Gott, der Vater, der die Liebe selbst ist, die Grausamkeit an seinem Sohn gewollt hat? Die ersten Christen und Jesus selbst sehen den Kreuzestod in einer Reihe mit der Verfolgung der Propheten der jüdischen Geschichte, die unmittelbar von Gott ihren Auftrag erhielten.
Weil „Gott anders ist" (2), waren auch sie radikal anders, standen sie gegen die Meinung der Zeit. Weil sie die Wahrheit darstellten in dem, was sie sagten und in dem, wie sie waren, passten sie in kein Klischee, nicht einmal in das eines Gottesmannes und religiösen Führers. (Vgl. Amos 7, 12 - 14).
Als solche wurden sie nicht anerkannt und nicht gehört und erlitten ein schweres Schicksal. Auf diesem Hintergrund ist es berechtigt zu sagen, daß Jesus deswegen sterben mußte, weil er voll und ganz zu dem stand, was die Wahrheit seines Lebens war. Hierin erfüllte er den Willen Gottes, welcher mit Verwirklichung seines Wesens Hand in Hand ging. Der grausame Tod war die Folge dessen, dass Jesus das Menschsein mit all seinen Gegensätzlichkeiten voll und ganz ausgetragen hat.

Das Kreuz: Schnittpunkt der Gegensätze

Das Kreuz stellt den Schnittpunkt der Linien dar, die menschliche Existenz ausmachen und in die sich Jesus gestellt hat. Im Kreuz treffen sich die vertikale Linie, in der sich Mensch und Gott gegenüberstehen, und die horizontale, welche das Verhältnis von Mensch zu Mensch und dessen Einbürgerung in diese Welt meint. Jesus steht im Kreuzungspunkt der Linien. In der Einsamkeit, die er immer wieder aufsucht, ringt er mit Gott, dem Vater, und er weiß sich mitten im Geschehen der Menchen mit ihrer Not, mit ihrem Leid und mit ihrer Hoffnung.

Man könnte sich sogar vorstellen, Jesus hätte als Einsiedler irgendwo in Galiläa mit seinem Gott und mit ein paar Schülern  gelebt. Wahrscheinlich hätte ihm niemand etwas getan. Aber dass er sein Volk für die Herrschaft Gottes öffnen wollte, dass er mit seiner Überzeugung an die Öffentlichkeit trat, daß er gerade Jerusalem aufsuchte und sich der Führung des Volkes stellte, das hat ihn in die Mitte aller damals möglichen Spannungen gebracht und ihm das Leben gekostet.

 der Wahrheit ins Auge schauen.

Um noch einmal Mißverständnisse abzuwehren: Sein Kreuz auf sich nehmen kann nicht heißen immer das Schwerere wählen, nur an den dunklen Seiten des Lebens Geschmack finden, sich immer neue noch drückendere Lasten aufladen, sondern der Wahrheit ins Auge schauen, anders gesagt: den Sinn für Wahrheit entwickeln. Die bedeutet, dass wir nicht vor den Problemen unseres Lebens davonlaufen, indem wir in ständige Ablenkung und oberflächliche Bedürfnisbefriedigung ausweichen.
Denn es ist die Wahrheit, daß unser Leben durchkreuzt wird. Damit sind unsere Pläne, Erwartungen und Hoffnungen gemeint, die so häufig und so brutal vom Schicksal, von unserm eigenen Unvermögen, von der Art und Weise, wie die Menschen um uns sind, gebremst, enttäuscht oder sogar zerbrochen werden.
Wir werden in die Gegensätze, welche die Dynamik des Lebens mit sich bringt, Nähe und Verlassenheit, Freundschaft und Ablehnung, hineingezogen. Ohne daß wir es  wollen, sehen wir uns plötzlich mit dem Leid konfrontiert.
Unser Glaube an die Erhöhung des Kreuzes und des Gekreuzigten besagt, dass es einen Punkt in uns selbst gibt, in der Mitte unserer Existenz, der stärker ist als jeder Druck von außen, jede Angst und Dunkelheit.
Genau in diesen Punkt ist Jesus eingetreten und durchgegangen, und mit ihm die vielen, die wie er für die Wahrheit eingetreten sind.

Wer ist der Stärkere?

Was Überwindung von Leid und Todesangst sein kann, dazu liefern die Widerstandskämpfer des Dritten Reiches überzeugende Beweise. Neben den bekannten Namen wie Dietrich Bonhoeffer und Alfred Delp sei ein Mann angeführt, der als Rechtsanwalt in die Verschwörung des 20. Juli verwickelt war und Justizminister eines neuen Deutschlands werden sollte. Als gläubiger Katholik hatte er nach dem Fehlschlag mit seinem Leben abgeschlossen und eine solche innere Sicherheit und Überlegenheit erlangt, dass er dem Vorsitzenden des Volksgerichtshofes, dem berüchtigten Roland Freisler offen widersprach und ihm den Satz entgegenschrie: „Wenn ich hänge, müssen Sie mehr Angst haben als ich!" (3)
Wer dies im Angesicht des Todes sagen kann, wer "durch" ist, steht an dem Punkt, der jenseits von Tod und Leben liegt. Dasswir selbst es sind, die durch - müssen, daran soll uns das Kreuz mahnen, dem wir in unseren Kirchen, Wohnungen, auf Berggipfeln und öffentlichen Plätzen und Einrichtungen begegnen.

Anmerkungen:
1. C. G. Jung, GW XI, 532
2. Vgl. John A. T. Robinson, Gott ist anders, München 1963
3. Christ in der Gegenwart Nr. 11/97 / S 86

 

Zur Eucharistiefeier Unmenschlich wäre das Kreuz, wäre es nicht das Kreuz des Gottmenschen. So aber ist es die Wende der Zeit, der Altar der Welt. Gottes Heiligkeit und seine unfassbare Freiheit leuchten im Kreuz. Im Kreuz Jesu und im Kreuz, das dem Jünger zu tragen gegeben wird.
Gabengebet

Herr, unser Gott,
dieses heilige Opfer hat auf dem Altar des Kreuzes
die Sünde der ganzen Welt hinweggenommen.
Es mache auch uns rein von aller Schuld.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

Präfation, S. 429

oder Präfation vom Leiden Christi I, S. 415
KommunionversJoh 12, 32

So spricht der Herr:
Wenn ich von der Erde erhöht bin, werde ich alle an mich ziehen.
Schlussgebet

Herr Jesus Christus,
du hast am Holz des Kreuzes
der Welt das ewige Leben erworben.
Führe uns durch diese Feier,
in der wir deinen geopferten Leib
empfangen haben,
zur Herrlichkeit der Auferstehung.
Der du lebst und herrschest in alle Ewigkeit.

 

Array