1. November
Allerheiligen
Hochfest
Allerheiligen ist wie ein großes Erntefest; eine „Epiphanie von Pfingsten" hat man es auch genannt. Die Frucht, die aus dem Sterben des Weizenkorns wächst und reift, sehen wir. Noch ist die Ernte aber nicht beendet; Allerheiligen richtet unseren Blick auf das Endziel, für das Gott uns geschaffen hat. Noch stöhnen wir unter der Last der Vergänglichkeit, aber uns trägt die Gemeinschaft der durch Gottes Erwählung Berufenen und Geheiligten; uns treibt die Hoffnung, dass auch wir zur Freiheit und Herrlichkeit der Kinder Gottes gelangen werden. Und wir besitzen als Anfangsgabe den Heiligen Geist.
Eröffnungsvers
Freut euch alle im Herrn am Fest aller Heiligen;
mit uns freuen sich die Engel und loben Gottes Sohn.
Ehre sei Gott, S. 365 f.
Tagesgebet
Allmächtiger, ewiger Gott,
du schenkst uns die Freude,
am heutigen Fest
die Verdienste aller deiner Heiligen zu feiern.
Erfülle auf die Bitten so vieler Fürsprecher
unsere Hoffnung
und schenke uns dein Erbarmen.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
Zur 1. Lesung Zwischen einer Reihe von Visionen im Buch der Offenbarung über die Katastrophen der Weltgeschichte steht die Vision von der glanzvollen Versammlung der Geretteten vor dem Thron Gottes. Die Welt ist also nicht so dunkel, wie es dem Blick der Menschen oft scheinen möchte. Die Rettung kommt „von unserem Gott ... und von dem Lamm" (Offb 7, 10). Durch den Opfertod und die Erhöhung des Lammes ist der Tod überwunden, das Leben ist in diese vergängliche Welt und ihre Ordnungen gekommen. Zwar ist der leibliche Tod noch nicht aus der Welt geschafft. Aber für alle, die „ihre Gewänder gewaschen und im Blut des Lammes weiß gemacht haben", ist der Tod das, was er auch für das geopferte Lamm war: ein Hinübergehen aus Not und Verfolgung in die Welt Gottes, wo es keine Not und keinen Tod mehr gibt.
Erste Lesung Offb 7, 2-4.9-14
Ich sah eine große Schar aus allen Nationen und Sprachen; niemand konnte sie zählen
Lesung aus der Offenbarung des Johannes.
2Ich, Johannes,
sah vom Aufgang der Sonne her
einen anderen Engel emporsteigen;
er hatte das Siegel des lebendigen Gottes
und rief den vier Engeln,
denen die Macht gegeben war,
dem Land und dem Meer Schaden zuzufügen,
mit lauter Stimme zu und sprach:
3Fügt dem Land, dem Meer und den Bäumen keinen Schaden zu,
bis wir den Knechten unseres Gottes
das Siegel auf die Stirn gedrückt haben!
4Und ich erfuhr die Zahl derer,
die mit dem Siegel gekennzeichnet waren.
Es waren hundertvierundvierzigtausend
aus allen Stämmen der Söhne Israels, die das Siegel trugen:
9Danach sah ich und siehe, eine große Schar
aus allen Nationen und Stämmen, Völkern und Sprachen;
niemand konnte sie zählen.
Sie standen vor dem Thron und vor dem Lamm,
gekleidet in weiße Gewänder,
und trugen Palmzweige in den Händen.
10Sie riefen mit lauter Stimme und sprachen:
Die Rettung kommt von unserem Gott, der auf dem Thron sitzt,
und von dem Lamm.
11Und alle Engel standen rings um den Thron,
um die Ältesten und die vier Lebewesen.
Sie warfen sich vor dem Thron auf ihr Angesicht nieder,
beteten Gott an
12 und sprachen:
Amen, Lob und Herrlichkeit,
Weisheit und Dank,
Ehre und Macht und Stärke
unserem Gott in alle Ewigkeit. Amen
13Da nahm einer der Ältesten das Wort und sagte zu mir:
Wer sind diese, die weiße Gewänder tragen,
und woher sind sie gekommen?
14Ich erwiderte ihm: Mein Herr, du weißt das.
Und er sagte zu mir:
Dies sind jene, die aus der großen Bedrängnis kommen;
sie haben ihre Gewänder gewaschen
und im Blut des Lammes weiß gemacht.
AntwortpsalmPs 24 (23), 1-2.3-4.5-6 (Kv: vgl. 6)
Kv Aus allen Völkern hast du sie erwählt,GL 653,3
die dein Angesicht suchen, o Herr. - Kv
1Dem Herrn gehört die Erde und was sie erfüllt, *
der Erdkreis und seine Bewohner.
2Denn er hat ihn auf Meere gegründet, *
ihn über Strömen befestigt. - (Kv)
3Wer darf hinaufziehn zum Berg des Herrn, *
wer darf stehn an seiner heiligen Stätte?
4Der unschuldige Hände hat und ein reines Herz, /
der seine Seele nicht an Nichtiges hängt *
und keinen trügerischen Eid geschworen hat. - (Kv)
5Er wird Segen empfangen vom Herrn *
und Gerechtigkeit vom Gott seines Heils.
6Das ist das Geschlecht, das nach ihm fragt, *
die dein Angesicht suchen, Jakob. - Kv
.
Zweite Lesung 1Joh 3, 1-3
Wir werden Gott sehen, wie er ist
Lesung aus dem ersten Johannesbrief.
Schwestern und Brüder!
1Seht, welche Liebe uns der Vater geschenkt hat:
Wir heißen Kinder Gottes
und wir sind es.
Deshalb erkennt die Welt uns nicht,
weil sie ihn nicht erkannt hat.
2Geliebte, jetzt sind wir Kinder Gottes.
Doch ist noch nicht offenbar geworden,
was wir sein werden.
Wir wissen,
dass wir ihm ähnlich sein werden, wenn er offenbar wird;
denn wir werden ihn sehen, wie er ist.
3Jeder, der diese Hoffnung auf ihn setzt,
heiligt sich,
so wie er heilig ist.
Ruf vor dem EvangeliumVers: Mt 11, 28
Halleluja. Halleluja.
(So spricht der Herr:)
Kommt alle zu mir,
die ihr mühselig und beladen seid!
Ich will euch erquicken.
Halleluja.
Evangelium Mt 5, 1-12a
Freut euch und jubelt: Denn euer Lohn wird groß sein im Himmel
Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus.
In jener Zeit,
1 als Jesus die vielen Menschen sah, die ihm folgten,
stieg er auf den Berg.
Er setzte sich
und seine Jünger traten zu ihm.
2Und er öffnete seinen Mund,
er lehrte sie und sprach:
3Selig, die arm sind vor Gott;
denn ihnen gehört das Himmelreich.
4Selig die Trauernden;
denn sie werden getröstet werden.
5Selig die Sanftmütigen;
denn sie werden das Land erben.
6Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit;
denn sie werden gesättigt werden.
7Selig die Barmherzigen;
denn sie werden Erbarmen finden.
8Selig, die rein sind im Herzen;
denn sie werden Gott schauen.
9Selig, die Frieden stiften;
denn sie werden Kinder Gottes genannt werden.
10Selig, die verfolgt werden um der Gerechtigkeit willen;
denn ihnen gehört das Himmelreich.
11Selig seid ihr, wenn man euch schmäht und verfolgt
und alles Böse über euch redet um meinetwillen.
12aFreut euch und jubelt:
Denn euer Lohn wird groß sein im Himmel.
Wo beginnt das Heilig-werden?
„Es ist eine seltsame Freude in mir, dass alles so gekommen ist, und so ist es wohl gut. Sonst könnte in mir keine solche Kraft und Freude und Sicherheit sein." Dies schreibt Etty Hillesum, eine junge, jüdische Frau aus Holland 1943in ihr Tagebuch, bevor sie als Opfer des nazistischen Rassenwahns nach Auschwitz verschleppt wird. Sie hatte bei dem schrecklichen Schicksal zu einem tiefen Glauben gefunden.Genau um diese seltsame Freude geht es. Es ist ein anderes Wort für "selig", das auch mit „O das Glück" übersetzt wird". Im Grunde ist es das zentrale Thema, wenn wir von den Heiligen reden und sie verstehen wollen.Sie werden uns gewöhnlich als Figuren dargestellt, die übermenschliche Taten vollbracht haben. Von heroischen Tugenden ist bei einer Heiligsprechung die Rede: Mutter Teresa hat in Kalkutta die Sterbenden auf der Straße aufgelesen und ihnen zu einem würdigen Tod verholfen. Damian de Veuster hat als Missionar auf der Insel Molokai in der Südsee sein Leben den Aussätzigen gewidmet und wurde dabei selbst Opfer der Krankheit. Der heilige Franziskus ging am Beginn seines neuen Lebens ebenfalls unter die Aussätzigen. Von jedem Heiligen wird etwas Auffallendes und Außergewöhnliches berichtet und sei es nur, dass die Person ihre Krankheit oder ein anderes schweres Schicksal in bewundernswerter Geduld, in stiller, ausstrahlender Freude ertragen hat wie Anna Schäfer aus Mindelstetten in der Nähe von Ingolstadt. Wir bewundern solche großen Gestalten, und können sie, wenn es nötig ist, als gutes Beispiel in der Predigt und im Religionsunterricht verwenden. Der Gedanke allerdings, selbst Ähnliches zu tun, kann gar nicht aufkommen. Denn da fühlen wir uns total überfordert. So hat der heilige Franziskus viele Bewunderer, aber wenig Nachfolger. Wir müssen uns fragen, woran das liegt. Es hilft wenig, dem Zeitgeist, der Genusssucht und Oberflächlichkeit der Menschen von heute die Schuld zu geben. Besser ist es, genauer hinzuschauen, wie es bei den Heiligen begonnen hat. Am Anfang eine wichtige Botschaf
Am Anfang steht keineswegs eine heroische Selbstüberwindung, keine übermenschliche Tat, die alle in Staunen versetzt. Bei Etty Hillesum sind es ihre Not, ihre Schwäche und ihre Neugier, die sie zu einem Psychotherapeuten führen. Damit beginnt für sie ein Weg zu einer spirituellen Tiefe, zur Echtheit und übermenschlichen Reife, mit der sie dem Grauen im Lager begegnen kann.Die „seltsame Freude" trotz allem Schrecklichen ist nicht Ergebnis ihrer guten Vorsätze sondern eines persönlichen Wachstums, das sie zusammen mit ihrem Therapeuten erleben darf.Dabei entspricht das Verhältnis der beiden keineswegs den therapeutischen, noch den bürgerlichen, schon gar nicht den kirchlichen Regeln. Als die junge Frau miterleben muss, wie willkürlich und grausam mit ihren Eltern, Verwandten, Freunden und Bekannten verfahren wird, schreibt sie dennoch aus voller Überzeugung in ihr Tagebuch: „Das Leben ist schön, reich und voller Sinn". In ihr muss eine Kraft sein, die stärker ist als das größte Elend. Wir dürfen sogar sagen: Es ist etwas von dem, was im Prozess der Heiligsprechung „heroische Tugend" genannt wird.Gewöhnlich werden die Heiligen als die Vorbilder hingestellt, denen wir nacheifern sollten. Aber das Schicksal dieser Frau kann man nicht nachahmen. Es braucht vielmehr einen Weg, wie man zur eigenen „seltsamen Freude" findet. Wie kann die Kraft geweckt werden, dass wir unser Leben, das auch schwer und verschlungen sein mag, ähnlich wie sie meistern? Dafür gibt sie einige Hinweise. Den entscheidenden Schritt tut sie, als sie sich mit Neugier und Wahrheitsliebe ihrer inneren Seite zuwendet, die von Unsicherheit, Schwäche und Leidenschaft geprägt ist. Dies ist die große Wende in ihrem Leben. So ist es auch beim heiligen Franziskus, als er auf die Stimme der Träume hört und vom schon begonnenen Kriegszug heimkehrt. Der Anfang des neuen Lebens des Heiligen ist nicht die Wiederherstellung des Kirchleins St. Damiano, sondern indem er sein Inneres ernst nimmt.Ähnlich ist auch beim heiligen Ignatius, als er nach der Lektüre verschiedener Literatur seine Stimmung beobachtet und erkennt, dass er den Sitz seiner Gefühle auch beeinflussen kann. Bald entdeckt er, dass er von dieser bisher unbekannten Seite regelrecht angezogen wird und zwar in einer solchen Wucht, dass er alles, was ihm bisher wichtig war, aufgibt. In diesen Tagen gehen wir an die Gräber unserer Angehörigen und werden nachdenklich. Wir wenden unseren Blick nach innen. Uns wird bewusst: keiner von uns wird ihrem Schicksal entrinnen. Die Frage darf uns beschäftigen: Wofür habe ich gelebt? Was kommt heraus, wenn man alles zusammenzählt?Das Ergebnis richtet sich nach der Art, was wir wissen wollen. Wir können fragen: Was habe ich von meinem Leben gehabt? Dabei kommt man meist zu dem Ergebnis: Außer ein paar schönen Ereignissen war das meiste Anstrengung, Arbeit und viel Enttäuschung.Man kann sich auch die Frage stellen: Wie bin ich dabei geworden? Im besten Fall könnte die Antwort lauten: Zufrieden, gelassen, vertrauenswürdig, ein Mensch, der trotz Enttäuschung auf ein erfülltes Leben zurückblicken kann, der innerlich groß ist, der großzügig und verständnisvoll über Menschen mit anderer Art und mit anderem Schicksal urteilt. Ein Mensch, der an Schicksalsschlägen gereift ist, der Sicherheit, Verstehen und Wohlwollen ausstrahlt, der eine Atmosphäre verbreitet , in der man sich gut fühlt und zu Hause sein kann, der sogar etwas von der seltsamen Freude einer Etty Hillesum in sich trägt.Die genannten Eigenschaften werden bei der Heiligsprechung unter diesen Namen nicht erwähnt, aber sie sind uns möglich und die großen Gestalten sind davon geprägt, ob sie nun als Heilige verehrt werden oder nicht.
Glaubensbekenntnis, S. 368 ff.
Zur Eucharistiefeier Heilige und Sünder versammeln sich um den Altar. Hoffnung auf Heil und Herrlichkeit haben wir alle nur deshalb, weil Gott uns retten will, „denn seine Huld währt ewig". Am Tag der Ernte wird es ein großes Staunen geben.
Gabengebet
Herr, unser Gott,
nimm die Gaben entgegen,
die wir am heutigen Fest darbringen.
Wir glauben, dass deine Heiligen bei dir leben
und dass Leid und Tod sie nicht mehr berühren.
Erhöre ihr Gebet
und lass uns erfahren, dass sie uns nahe bleiben
und für uns eintreten.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
Präfation, S. 429
KommunionversMt 5, 8-10
Selig, die ein reines Herz haben;
denn sie werden Gott sehen.
Selig, die Frieden stiften;
denn sie werden Söhne Gottes genannt werden.
Selig, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden;
denn ihnen gehört das Himmelreich.
Schlussgebet
Gott, du allein bist heilig,
dich ehren wir, wenn wir der Heiligen gedenken.
Stärke durch dein Sakrament
in uns das Leben der Gnade
und führe uns auf dem Weg der Pilgerschaft
zum ewigen Gastmahl,
wo du selbst die Vollendung der Heiligen bist.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
Array