In der Heiligen Nacht
Gott hat ja gesagt zum Menschen, zu allen und zu jedem. Zu mir. Gott kommt uns entgegen, er nimmt uns an. Das Wort, das er uns sagt, ist sein Sohn: „Ein Kind ist uns geboren." Gott liebt uns und er wartet auf unsere Liebe
.
EröffnungsversPs 2, 7
Der Herr sprach zu mir:
Mein Sohn bist du, heute habe ich dich gezeugt.
Oder:
Freut euch im Herrn,
heute ist uns der Heiland geboren.
Heute ist der wahre Friede vom Himmel herabgestiegen.
Ehre sei Gott, S. 365 f.
Tagesgebet
Herr, unser Gott,
in dieser hochheiligen Nacht
ist uns das wahre Licht aufgestrahlt.
Lass uns dieses Geheimnis
im Glauben erfassen und bewahren,
bis wir im Himmel
den unverhüllten Glanz deiner Herrlichkeit schauen.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
Zur 1. Lesung Einem verwüsteten Land, einem verängstigten Volk kündigt der Prophet (um 730 v. Chr.) eine Zukunft an, in der es Gerechtigkeit, Frieden und Freude gibt. Jetzt schon leuchtet ein Licht in die Finsternis herein: die Geburt des königlichen Kindes, des Retters. Übergroße Namen und Eigenschaften werden ihm zugesprochen; der Blick weitet sich: In dem neugeborenen Kind liegt die Hoffnung der Menschheit beschlossen.
Erste LesungJes 9, 1-6
Ein Sohn wurde uns geschenkt; man rief seinen Namen aus:
Fürst des Friedens
Lesung
aus dem Buch Jesája.
1Das Volk, das in der Finsternis ging,
sah ein helles Licht;
über denen, die im Land des Todesschattens wohnten,
strahlte ein Licht auf.
2Du mehrtest die Nation,
schenktest ihr große Freude.
Man freute sich vor deinem Angesicht,
wie man sich freut bei der Ernte,
wie man jubelt, wenn Beute verteilt wird.
3Denn sein drückendes Joch
und den Stab auf seiner Schulter,
den Stock seines Antreibers zerbrachst du
wie am Tag von Mídian.
4Jeder Stiefel, der dröhnend daherstampft,
jeder Mantel, im Blut gewälzt, wird verbrannt,
wird ein Fraß des Feuers.
5Denn ein Kind wurde uns geboren,
ein Sohn wurde uns geschenkt.
Die Herrschaft wurde auf seine Schulter gelegt.
Man rief seinen Namen aus:
Wunderbarer Ratgeber, Starker Gott,
Vater in Ewigkeit, Fürst des Friedens.
6Die große Herrschaft
und der Frieden sind ohne Ende
auf dem Thron Davids und in seinem Königreich,
es zu festigen und zu stützen durch Recht und Gerechtigkeit,
von jetzt an bis in Ewigkeit.
Der Eifer des Herrn der Heerscharen
wird das vollbringen.
Antwortpsalm
Ps 96 (95), 1-2.3 u. 11.12-13a (Kv: vgl. Lk 2, 11)
Kv Heute ist uns der Heiland geboren:GL 635,3
Christus, der Herr. - Kv
1Singet dem Herrn ein neues Lied, *
singt dem Herrn, alle Lande,
2singt dem Herrn, preist seinen Namen! *
Verkündet sein Heil von Tag zu Tag! - (Kv)
3Erzählt bei den Nationen von seiner Herrlichkeit, *
bei allen Völkern von seinen Wundern!
11Der Himmel freue sich, die Erde frohlocke, *
es brause das Meer und seine Fülle. - (Kv)
12Es jauchze die Flur und was auf ihr wächst. *
Jubeln sollen alle Bäume des Waldes
13avor dem Herrn, denn er kommt, *
denn er kommt, um die Erde zu richten. -
Kv
Zur 2. Lesung Gottes Wort ist hörbar, seine Gnade ist sichtbar geworden: im Sohn, der geboren wurde und gestorben ist für uns. Zwischen der ersten Ankunft Christi und der Offenbarung seiner Herrlichkeit läuft die Zeit der Geschichte und die unseres eigenen Lebens. Es ist eine Zeit der Hoffnung und der Bewährung.
Zweite LesungTit 2, 11-14
Die Gnade Gottes ist erschienen, um alle Menschen zu retten
Lesung
aus dem Brief des Apostels Paulus an Titus.
11Die Gnade Gottes ist erschienen,
um alle Menschen zu retten.
12Sie erzieht uns dazu,
uns von der Gottlosigkeit
und den irdischen Begierden loszusagen
und besonnen, gerecht und fromm in dieser Welt zu leben,
13während wir auf die selige Erfüllung unserer Hoffnung warten:
auf das Erscheinen der Herrlichkeit
unseres großen Gottes und Retters Christus Jesus.
14Er hat sich für uns hingegeben,
damit er uns von aller Ungerechtigkeit erlöse
und für sich ein auserlesenes Volk schaffe,
das voll Eifer danach strebt, das Gute zu tun.
Ruf vor dem Evangelium
Vers: vgl. Lk 2, 10-11
Halleluja. Halleluja.
Ich verkünde euch eine große Freude:
Heute ist uns der Retter geboren;
er ist der Christus, der Herr.
Halleluja.
Zum Evangelium Aus Betlehem stammte Isai, der Ahnherr des davidischen Königshauses. Dort wird Jesus, der Sohn Davids, geboren, der Gottessohn, der Messias. Himmel und Erde (Engel und Menschen) huldigen ihm, auch wenn es noch Nacht ist. Das Zeichen seiner Ankunft ist die Armut, die Schwachheit des Kindes.
EvangeliumLk 2, 1-14
Heute ist euch der Retter geboren
Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas.
1Es geschah aber in jenen Tagen,
dass Kaiser Augústus den Befehl erließ,
den ganzen Erdkreis in Steuerlisten einzutragen.
2Diese Aufzeichnung war die erste;
damals war Quirínius Statthalter von Syrien.
3Da ging jeder in seine Stadt, um sich eintragen zu lassen.
4So zog auch Josef
von der Stadt Nazaret in Galiläa
hinauf nach Judäa in die Stadt Davids, die Betlehem heißt;
denn er war aus dem Haus und Geschlecht Davids.
5Er wollte sich eintragen lassen
mit Maria, seiner Verlobten,
die ein Kind erwartete.
6Es geschah, als sie dort waren,
da erfüllten sich die Tage, dass sie gebären sollte,
7und sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen.
Sie wickelte ihn in Windeln
und legte ihn in eine Krippe,
weil in der Herberge kein Platz für sie war.
8In dieser Gegend lagerten Hirten auf freiem Feld
und hielten Nachtwache bei ihrer Herde.
9Da trat ein Engel des Herrn zu ihnen
und die Herrlichkeit des Herrn umstrahlte sie
und sie fürchteten sich sehr.
10Der Engel sagte zu ihnen: Fürchtet euch nicht,
denn siehe, ich verkünde euch eine große Freude,
die dem ganzen Volk zuteilwerden soll:
11Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren;
er ist der Christus, der Herr.
12Und das soll euch als Zeichen dienen:
Ihr werdet ein Kind finden,
das, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt.
13Und plötzlich war bei dem Engel ein großes himmlisches Heer,
das Gott lobte
und sprach:
14 Ehre sei Gott in der Höhe
und Friede auf Erden
den Menschen seines Wohlgefallens.
Heilige Nacht
Wenn wir gefragt würden, warum wir um die späte Stunde gegen Mitternacht in einer Kirche sind, kämen wir in Verlegenheit. Ist es Brauch, ist es das Verlangen nach Stimmung, Atmosphäre, nach dem besonderen Erleben? Kein Argument der Vernunft spricht für den Aufwand an Zeit und Mühe für diese Nacht. Eher sollten wir der Stimme des Herzens lauschen und ihr Gehör schenken. Sie sagt uns: In der Heiligen Nacht ist es wie im Märchen: da sind Menschen hilfsbereit, da gibt es Engel, da gibt es noch Wunder und Wandlungen. Da ist alles anders. Die Heilige Nacht ist noch mehr als ein Märchen: es sind gültige Erfahrungen mit Gott:
Der Himmel öffnet sich
Der Himmel öffnet sich, der Glanz Gottes umstrahlt die Menschen, die Engel beginnen zu singen, in einem Kind finden sie Gottes Antlitz. Was müssen Menschen erlebt haben, wenn sie solche Geschichten erzählen? Mit Recht kann man sagen: Sie waren im Himmel! Der Himmel kam auf die Erde herunter. So mag es den Gesandten des russischen Großfürsten Wladimir ergangen sein, die als Heiden im Jahr 1089 in Konstantinopel zum ersten Mal einen orthodoxen Gottesdienst erlebten. Sie sagten:
Wir waren im Himmel.
Der Himmel kann sich auch heute auf verschiedene Weise auftun. Wenn die Liebe zwei Menschen erfasst und die geheimste Kammer des Herzens öffnet, dann ist etwas vom Himmel auf die Erde gekommen. Wenn sie sich in der Tiefe ihrer Seele begegnen, ist es, wie wenn jeder einem Engel begegnen würde. Es ist, als ob die Seele Flügel bekommen würde und einen neuen Raum findet, leicht und zart. Wem dies geschehen ist, sieht und hört anders, nicht mehr durch den trüben Schleier seiner Angst, seiner Sorgen, seines Missmuts, seiner Verärgerung und seines Zorns, er bekommt im Bilde gesprochen die Augen und die Ohren eines Engels. Er schaut hinter den äußeren Glanz und hinter das anspringende Elend. Er sieht Erbärmlichkeit gewiss, aber noch mehr unter dem Geröll von Lasten, Ängsten und Not den kostbaren Edelstein in einem jeden. Ein Mensch mit den Augen eines Engels kann sagen wie einst Jakob, als er sich anschickte, sich mit seinem Bruder zu versöhnen: "Ich habe in dein Gesicht geschaut wie in das Antlitz Gottes".
Der göttliche Funke
Der größte Fortschritt wäre es demnach, wenn wir mit den Augen der Engel erkennen würden, dass jeder Mensch, ob angesehen oder verachtet, in sich selbst ein heiliges Bild der Gottheit ist, dass jeder in sich eine Kostbarkeit und eine Schönheit darstellt. Gesagt wird uns heute: Wenn der göttliche Funke, das ist die Liebe. aufbricht, wird es Wirklichkeit. Wer Engel gehört hat, bekommt selbst Engelszungen: Wir können Menschen so zu Herzen reden, dass sie angerührt werden, dass sie mitschwingen. Wir finden Worte füreinander, die trösten und aufklären, welche die Wahrheit so aussprechen, dass sie nicht verletzt, sondern befreit und ermutigt. Wir können so zu einem Menschen sprechen, dass wir ihm sein eigenes Wesen zurückgeben, so wohltätig und wohltuend, dass er sich aufgehoben fühlt mit seiner Sehnsucht und mit seinen Sorgen.
Engelszungen
Engelszungen haben bedeutet, dass wir Anschluss finden an die große Harmonie der Schöpfung, die uns trägt und unsere vergeblichen Anstrengungen abnimmt. Wir dürfen sozusagen mitsingen und mit einstimmen in den großen, jubelnden Chor. Der Verheißung dürfen wir trauen, dass wir Gott und allen lebenden Wesen zugleich nahe sein werden.
Wer von Gott berührt wurde, bekommt selbst Hände von Engeln, Hände, die heilen, sanft berühren und bergen, sodass sich das Schicksal eines Menschen beruhigt, dass er geschützt ist vor seiner Vergangenheit, vor den quälenden Vorwürfen und den verletzenden Angriffen. Hände von Engeln können so führen, wie sie Josef, Maria und das Kind nach Ägypten geleitet haben, sie können vor tödlichen Irrwegen und Abstürzen bewahren. Wenn der Himmel auf die Erde kommt, entstehen Räume, wo Menschen in ihre Mitte gerückt sind, leben und blühen wie die Rose im Frühling, wo sie einander nahe sein dürfen, angstlos und licht. Sie gleichen dem, der in dieser Nacht zu uns kommt, als lebende Ikonen. Sie zeigen sein Dasein und spiegeln seine Gnade.
Glaubensbekenntnis, S. 368 ff.
Zu den Worten hat Fleisch angenommen bzw. empfangen durch den Heiligen Geist knien alle.
Fürbitten vgl. S. 804 f.
Zur Eucharistiefeier Gott, du hast „Ja" gesagt zur Welt und du hast „Ja" gesagt zu mir. Das Kind in der Krippe ist das Zeichen deiner Liebe, genauso wie das Brot auf dem Altar. Ich danke dir, dass das Ja-Wort, das du zu mir sprichst, ein Licht ist, das meine Dunkelheit erleuchtet.
Gabengebet
Allmächtiger Gott,
in dieser heiligen Nacht
bringen wir dir unsere Gaben dar.
Nimm sie an
und gib, dass wir durch den wunderbaren Tausch
deinem Sohn gleichgestaltet werden,
in dem unsere menschliche Natur
mit deinem göttlichen Wesen vereint ist.
Darum bitten wir durch ihn, Christus, unseren Herrn.
Weihnachtspräfation, S. 409 f.
In den Hochgebeten I-III eigener Einschub
KommunionversJoh 1, 14
Das Wort ist Fleisch geworden,
und wir haben seine Herrlichkeit geschaut.
Schlussgebet
Herr, unser Gott,
in der Freude über die Geburt unseres Erlösers
bitten wir dich:
Gib uns die Gnade, ihm unser ganzes Leben zu weihen,
damit wir einst Anteil erhalten
an der ewigen Herrlichkeit deines Sohnes,
der mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.Array