24. Sonntag B 15.09.2024
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Eröffnungsvers Sir 36, 18.21-22
Herr, gib Frieden denen, die auf dich hoffen,
und erweise deine Propheten als zuverlässig.
Erhöre das Gebet deiner Diener und deines Volkes.
Ehre sei Gott, S. 371 f.
Tagesgebet
Gott, du Schöpfer und Lenker aller Dinge,
sieh gnädig auf uns.
Gib, dass wir dir mit ganzem Herzen dienen
und die Macht deiner Liebe an uns erfahren.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
Erste LesungJes 50, 5-9a
Ich hielt meinen Rücken denen hin, die mich schlugen
Lesung aus dem Buch Jesája.
5Gott, der Herr, hat mir das Ohr geöffnet.
Ich aber wehrte mich nicht
und wich nicht zurück.
6Ich hielt meinen Rücken denen hin, die mich schlugen,
und meine Wange denen, die mir den Bart ausrissen.
Mein Gesicht verbarg ich nicht
vor Schmähungen und Speichel.
7Und Gott, der Herr, wird mir helfen;
darum werde ich nicht in Schande enden.
Deshalb mache ich mein Gesicht hart wie einen Kiesel;
ich weiß, dass ich nicht in Schande gerate.
8Er, der mich freispricht, ist nahe.
Wer will mit mir streiten?
Lasst uns zusammen vortreten!
Wer ist mein Gegner im Rechtsstreit?
Er trete zu mir heran.
9aSiehe,
Gott, der Herr, wird mir helfen.
Antwortpsalm
Ps 116 (114), 1-2.3-4.5-6.8-9 (Kv: vgl. 9)
Kv Ich gehe meinen Weg vor GottGL 629, 3
im Lande der Lebenden. - Kv
(Oder: Halleluja.)
1Ich liebe den Herrn; *
denn er hört meine Stimme, mein Flehen um Gnade.
2Ja, er hat sein Ohr mir zugeneigt, *
alle meine Tage will ich zu ihm rufen. - (Kv)
3Mich umfingen Fesseln des Todes, /
Bedrängnisse der Unterwelt haben mich getroffen, *
Bedrängnis und Kummer treffen mich.
4Ich rief den Namen des Herrn: *
„Ach Herr, rette mein Leben!" - (Kv)
5Gnädig ist der Herr und gerecht, *
unser Gott erbarmt sich.
6Arglose behütet der Herr. *
Ich war schwach, er hat mich gerettet. - (Kv)
8Ja, du hast mein Leben dem Tod entrissen, /
mein Auge den Tränen, *
meinen Fuß dem Straucheln.
9So gehe ich meinen Weg vor dem Herrn *
im Lande der Lebenden. - Kv
Zweite LesungJak 2, 14-18
Der Glaube für sich allein ist tot, wenn er nicht Werke vorzuweisen hat
Lesung
aus dem Jakobusbrief.
14Meine Schwestern und Brüder,
was nützt es, wenn einer sagt, er habe Glauben,
aber es fehlen die Werke?
Kann etwa der Glaube ihn retten?
15Wenn ein Bruder oder eine Schwester ohne Kleidung sind
und ohne das tägliche Brot
16 und einer von euch zu ihnen sagt: Geht in Frieden,
wärmt und sättigt euch!,
ihr gebt ihnen aber nicht, was sie zum Leben brauchen -
was nützt das?
17So ist auch der Glaube für sich allein tot,
wenn er nicht Werke vorzuweisen hat.
18Aber es könnte einer sagen: Du hast Glauben
und ich kann Werke vorweisen;
zeige mir deinen Glauben ohne die Werke
und ich zeige dir aus meinen Werken den Glauben.
Ruf vor dem EvangeliumVers: Gal 6, 14
Halleluja. Halleluja.
Ich will mich allein des Kreuzes Jesu Christi, unseres Herrn, rühmen,
durch das mir die Welt gekreuzigt ist und ich der Welt.
Halleluja.
ZUM EVANGELIUM Die wichtigste Frage im ganzen Evangelium lautet: Wer ist dieser Jesus eigentlich? Ein Handwerker aus Nazaret - ein Wanderprediger - ein Träumer - ein Prophet? Simon Petrus antwortet: Du bist der Messias. Jesus selbst aber nennt sich den „Menschensohn". Er ist der Messias, der erwartete Retter, aber nicht der Messias hochgespannter Erwartungen, sondern der Menschensohn, der durch Leiden und Tod gehen wird. Wer an ihn glaubt, folgt ihm auf seinem Weg.
Evangelium Mk 8, 27-35
Du bist der Christus. - Der Menschensohn muss vieles erleiden
Aus dem heiligen Evangelium nach Markus.
In jener Zeit
27 ging Jesus mit seinen Jüngern
in die Dörfer bei Cäsaréa Philíppi.
Auf dem Weg fragte er die Jünger:
Für wen halten mich die Menschen?
28Sie sagten zu ihm: Einige für Johannes den Täufer,
andere für Elíja,
wieder andere für sonst einen von den Propheten.
29Da fragte er sie: Ihr aber,
für wen haltet ihr mich?
Simon Petrus antwortete ihm: Du bist der Christus!
30Doch er gebot ihnen, niemandem etwas über ihn zu sagen.
31Dann begann er, sie darüber zu belehren:
Der Menschensohn muss vieles erleiden
und von den Ältesten,
den Hohepriestern und den Schriftgelehrten
verworfen werden;
er muss getötet werden
und nach drei Tagen auferstehen.
32Und er redete mit Freimut darüber.
Da nahm ihn Petrus beiseite
und begann, ihn zurechtzuweisen.
33Jesus aber wandte sich um,
sah seine Jünger an
und wies Petrus mit den Worten zurecht:
Tritt hinter mich, du Satan!
Denn du hast nicht das im Sinn, was Gott will,
sondern was die Menschen wollen.
34Er rief die Volksmenge und seine Jünger zu sich
und sagte:
Wenn einer mit mir gehen will,
verleugne er sich selbst,
nehme sein Kreuz auf sich
und folge mir nach.
35Denn wer sein Leben retten will,
wird es verlieren;
wer aber sein Leben um meinetwillen
und um des Evangeliums willen verliert,
wird es retten
Der Messias ist anders
Dieser Abschnitt des Evangeliums lässt uns eher ratlos zurück als dass er uns froh macht. Am Anfang scheint etwas aufzuleuchten, das große Hoffnung weckt: Jesus ist der erwartete Messias. Man verband damit die Wende der Zeit und der eigenen Lebensgeschichte. Endlich heraus aus all den Mühseligkeiten, heraus aus dem Rackern und Plagen, heraus aus Enge und Bedrückung in die Weite und Freiheit. Dann aber die harten Worte an Petrus, der sie so -wie wir meinen- nicht verdient hat, und die harten Worte an uns: von der Selbstverleugnung, vom Kreuz tragen, vom Leben aufgeben...Man könnte den Eindruck gewinnen, als sei das Evangelium doch in erster Linie Forderung, die das Leben schwerer macht, als es schon ist. Dies ist auch der Vorwurf vieler, die ihr Christentum aufgeben und ohne Religion, wie sie sagen, auch ganz gut zurechtkommen.
die kostbare Begegnung
Gerade deswegen sind wir heute herausgefordert, den Mann aus Nazareth umfassender zu verstehen und seine Bedeutung neu zu erfassen. Dies ist mehr, als dass wir daran festhalten, dass er der Sohn Gottes ist. Versuchen wir, einfach genauer zu betrachten, wie er auf die Leute von damals gewirkt hat.
Als die ersten Jünger ihren Freunden und Bekannten berichteten: „Wir haben den Messias gefunden"(Joh1, 41), sagten sie das mit leuchtenden Augen, so darf man annehmen. Es war die Freude, einen Schatz entdeckt zu haben, für den man gerne alles gibt. So kann man sich auch vorstellen, dass dem Petrus die Stimme bebte, als er sein Bekenntnis hervorbrachte. Das Ereignis mit dem reichen Fischfang hatte ihn erschüttert und sein Leben total umgedreht.
Die Leute von Kapharnaum, die Jesus zum ersten Mal erlebten, waren außer sich und fragten einander, was das zu bedeuten habe. Der Eindruck, den Jesus hinterließ, war so gewaltig, dass man an die alten Propheten erinnert wurde. Da war Elija, der den König herausforderte, der Feuer vom Himmel regnen ließ, der im feurigen Wagen in den Himmel fuhr, von dem man glaubte, er werde am Ende ebenso wiederkommen. Unvergessen ist Jeremia, der allein gegen das ganze Volk stand und den Untergang Jerusalems miterleben musste. Und schließlich Johannes der Täufer am Jordan, zu dem die Massen strömten.
Wir dürfen sagen: Jesus war eine auffallende Erscheinung, an der die Menschen der Zeit nicht vorbeigehen konnten. Er hatte eine Ausstrahlung und Lebendigkeit, die überzeugte, wo man aufhorchte. Es ging von ihm eine Kraft aus, die heilte: den Aussätzigen, den Blinden, die kranke Schwiegermutter des Petrus; eine Kraft, die Menschen von ihren Dämonen befreite und in eine Atmosphäre des Glücks eintauchte. Das griechische Wort für Kraft ist „dynamis", von dem unser Wort „Dynamik" kommt. Jesus hat eine Dynamik entfacht, die Menschen aufrüttelte und es leicht machte, sich ihm anzuschließen. Er verbreitete eine Atmosphäre, wo man leben konnte anders als vorher.
die Wahrheit seines Lebens
Die Rede Jesu vom Leiden und bitteren Ende muss wie ein Faustschlag gewesen sein auf eine Stimmung, die gefüllt ist von den hohen Messiaserwartungen. Es wird verständlich, dass Petrus das Unvollstellbare zu verhindern versucht. Die Reaktion Jesu erscheint uns zunächst überzogen. Wie kann man jemand „Satan" nennen, der ihn kurz zuvor als Messias bekannt, dann aus Besorgnis einen guten Rat zu geben meint? Hier stoßen wir an die Grenze unseres herkömmlichen Verstehens.
Jesus kommt von einer ganz anderen Seite. Er hat andere Wertigkeiten und Prioritäten, andere Einschätzungen von dem, was richtig ist. Es ist die absolute Wahrheit oder der Inhalt und Sinn seines Leben, die hinter allem steht und die zugleich die Quelle seiner Kraft ist. Darin liegt das Geheimnis seiner Ausstrahlung und außerordentlichen Wirksamkeit. Jesus spricht vom Vater, dessen Wille ihm über alles geht. Er kann nur auftreten und wirken, wenn er mit dieser Instanz in ihm selbst eins ist. Dieses „eins werden" geschieht im Gebet. Deshalb ist es für Jesus so wichtig, sich nach einem öffentlichen Auftreten in die Einsamkeit zurück zu ziehen und sich immer erneut auf die innerste Stimme auszurichten. Diese sagt ihm, er müsse nach Jerusalem gehen und sich der Öffentlichkeit und der Führung des Volkes stellen. Er ist nicht nur zu den Dörfern in Galiläa sondern zum ganzen Volk gesandt. Dies wird ihm sein Leben kosten. Zu dieser Gewissheit war Jesus gelangt. Es war der Auftrag Gottes. Ihn zu verweigern hätte geheißen, von seiner tiefsten Quelle abgeschnitten zu werden, gegen seine ureigenste Überzeugung zu verstoßen, sein eigenes Herz auszureißen. Es wird verständlicher, dass Jesus ungewöhnlich scharf auf das Ansinnen des Petrus reagiert und ihn sogar auf der Seite Satans sieht.
Der das Verbrechen verweigerte
Dazu finden wir eine Parallele aus unserer Zeit. Gemeint ist der Kriegsdienstverweigerer Franz Jägerstätter, der für seine Überzeugung 1943 hingerichtet wurde. Aufgrund seines tiefen Glaubens und seines echten Charakters kommt er zu der Überzeugung, dass der Krieg, den Deutschland begonnen hatte, ungerecht und ein Verbrechen ist. Als Soldat mitzukämpfen heißt für ihn in letzter Konsequenz: sich an einem Verbrechen beteiligen. In der Sprache der Justiz heißt das nichts anderes als Beihilfe zum Mord! Diese Einsicht kam den meisten Deutschen erst eine Generation später, wenigen nur damals. Aber den allerwenigsten war es so klar wie dem Bauern aus Oberösterreich. Ganz offen erklärt er seine Meinung und weiß, was ihn erwartet. Seine Frau versucht, ihm sein Vorhaben auszureden besonders im Hinblick auf seine Kinder. Er muss einen sehr einsamen Weg gehen gegen seine Frau und seine Kinder, gegen die Gleichaltrigen und die Leute im Dorf, auch gegen kirchliche Stellen, die dafür kein Verständnis haben. Die Tragik seines Lebens erreicht ihren Höhepunkt, als eine Entscheidung für Hitler gegen sein eigenes Gewissen und damit - um es in aller Schärfe zu sagen- für den Satan gewesen wäre. Im Hinblick auf die Gräueltaten, die von den Nazis begannen wurden, und die er mit seinem Einsatz unterstützt hätte, ist dieses Wort nicht unberechtigt. Im Grunde ist es der Inhalt eines Traumes, den Jägerstätter vor seiner Entscheidung hatte: Er sieht einen Zug voll jubelnder Menschen und dieser Zug fährt in die Hölle. Damals hatte man ihn verachtet und beschimpft selbst nach dem Krieg. Sein Name durfte nicht auf dem Kriegerdenkmal des Dorfes erscheinen. Heute wäre man froh, hätte es mehrere solche aufrechte Männer vor allem in den oberen Rängen gegeben. Inzwischen ist seine menschliche Größe und seine heroische Tat in der Öffentlichkeit anerkannt auch in der Kirche. Er wurde am 27.Oktober 2007 im Linzer Mariendom als Märtyrer selig gesprochen.
Kehren wir zurück zu den Worten Jesu, die uns so hart aufstoßen: sich selbst verleugnen, sein Kreuz auf sich nehmen, sein Leben verlieren. Es kann nicht darum gehen, sein Leben noch schwerer machen als es schon ist und dann unter der Überforderung keuchen und stöhnen. Gemeint ist vielmehr: die Wahrheit seines Lebens suchen, die Sensibilität für ihre Anziehung zu wecken und zu ihr zu stehen. Das kann hart werden und bittere Entscheidungen verlangen, aber es macht frei und führt zur Quelle der Kraft und Freude.
Glaubensbekenntnis, S. 374 ff.
Fürbitten vgl. S. 805 ff.
ZUR EUCHARISTIEFEIER Nur wer in der Nachfolge Jesu bereit ist, mit ihm auch den Weg des Kreuzes zu gehen, weiß wirklich, wer er ist. Und er weiß, je länger, je mehr, das große Geschenk der Erlösung zu schätzen, das uns durch den Messias zuteilwird.
Gabengebet
Herr,
nimm die Gebete und Gaben deiner Kirche an;
und was jeder Einzelne
zur Ehre deines Namens darbringt,
das werde allen zum Heil.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
Präfation, S. 427 ff.
KommunionversPs 36 (35), 8
Gott, wie köstlich ist deine Huld.
Die Menschen bergen sich im Schatten deiner Flügel.
Oder:Vgl. 1 Kor 10, 16
Der Kelch des Segens, über den wir den Segen sprechen,
ist Teilhabe am Blut Christi.
Das Brot, das wir brechen, ist Teilhabe am Leib Christi.
Schlussgebet
Herr, unser Gott,
wir danken dir,
dass du uns Anteil
am Leib und Blut Christi gegeben hast.
Lass nicht unser eigenes Streben
Macht über uns gewinnen,
sondern gib, dass die Wirkung dieses Sakramentes
unser Leben bestimmt.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
FÜR DEN TAG UND DIE WOCHE
Du bist es Christus, du forderst mich unablässig heraus und fragst mich: Wer bin ich für dich?
Du bist der, der mich liebt bis in das Leben, das niemals endet.
Du öffnest mir den Weg zum Wagnis. Du gehst mir auf dem Weg zur Heiligkeit voran. Glücklich ist dort, wer grenzenlos liebt, bis in den Tod; auf diesem Weg, der bis zum Zeugnis des Martyriums führen kann.
Du bist es, der Tag und Nacht in mir betet, ohne dass ich wüsste wie. Mein Stammeln ist ein Gebet: Dich bei dem einen Namen Jesus nennen, darin erfüllt sich unsere Gemeinschaft.
Du hast es mir wiederholt gesagt: Lebe das, was du vom Evangelium begriffen hast, und sei es noch so wenig. Verkünde mein Leben unter den Menschen. Du, folge mir nach. (Frère Roger, Taizé)
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