12. Sonntag im Jahreskreis

 

Eröffnungsvers

Ps 28 (27), 8-9

Der Herr ist die Stärke seines Volkes,

er ist Schutz und Heil für seinen Gesalbten.

Herr, hilf deinem Volk und segne dein Erbe,

führe und trage es in Ewigkeit.

Ehre sei Gott

Tagesgebet

Heiliger Gott,

gib, dass wir deinen Namen

allezeit fürchten und lieben.

Denn du entziehst keinem deine väterliche Hand,

der fest in deiner Liebe verwurzelt ist.

Darum bitten wir durch Jesus Christus.

 

ERSTE Lesung

Ijob 38, 1.8-11

Hier muss sich legen deiner Wogen Stolz

Lesung aus dem Buch Ijob

1Der Herr antwortete dem Ijob aus dem Wettersturm und sprach:

8Wer verschloss das Meer mit Toren, als schäumend es dem Mutterschoß entquoll,

9als Wolken ich zum Kleid ihm machte, ihm zur Windel dunklen Dunst,

10als ich ihm ausbrach meine Grenze, ihm Tor und Riegel setzte

11und sprach: Bis hierher darfst du und nicht weiter, hier muss sich legen deiner Wogen Stolz?

 

Antwortpsalm

Ps 107 (106), 23-24.26-27.28-29.30-31 (R: vgl. 15a)

 

            R Danken sollen alle dem Herrn;

(GL neu 444)

            denn seine Huld währt ewig. - R

 

            (Oder: Halleluja)

23        Sie, die mit Schiffen das Meer befuhren

V. Ton

          und Handel trieben auf den großen Wassern,

24      die dort die Werke des Herrn bestaunten,

          seine Wunder in der Tiefe des Meeres. - (R)

26      Sie, die zum Himmel emporstiegen

          und hinabfuhren in die tiefste Tiefe,

          so dass ihre Seele in der Not verzagte,

27      die wie Trunkene wankten und schwankten,

          am Ende waren mit all ihrer Weisheit. - (R)

28      Sie, die dann in ihrer Bedrängnis schrien zum Herrn,

          die er ihren Ängsten entriss

29      - er machte aus dem Sturm ein Säuseln,

          so dass die Wogen des Meeres schwiegen. - (R)

30      Sie, die sich freuten, dass die Wogen sich legten

          und er sie zum ersehnten Hafen führte:

31      sie alle sollen dem Herrn danken für seine Huld,

          für sein wunderbares Tun an den Menschen.

          R Danken sollen alle dem Herrn;

          denn seine Huld währt ewig.

          (Oder: Halleluja.)

 

ZWEITE Lesung

2 Kor 5, 14-17

Wenn jemand in Christus ist, dann ist er eine neue Schöpfung

Lesung aus dem zweiten Brief an die Korinther

Brüder!

14Die Liebe Christi drängt uns, da wir erkannt haben: Einer ist für alle gestorben, also sind alle gestorben.

15Er ist aber für alle gestorben, damit die Lebenden nicht mehr für sich leben, sondern für den, der für sie starb und auferweckt wurde.

16Also schätzen wir von jetzt an niemand mehr nur nach menschlichen Maßstäben ein; auch wenn wir früher Christus nach menschlichen Maßstäben eingeschätzt haben, jetzt schätzen wir ihn nicht mehr so ein.

17Wenn also jemand in Christus ist, dann ist er eine neue Schöpfung: Das Alte ist vergangen, Neues ist geworden.

Ruf vor dem Evangelium

Vers: vgl. Lk 7, 16

Halleluja. Halleluja.

Ein großer Prophet trat unter uns auf:

Gott nahm sich seines Volkes an.

Halleluja.

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Evangelium

Mk 4, 35-41

Was ist das für ein Mensch, dass ihm sogar der Wind und der See gehorchen?

+ Aus dem heiligen Evangelium nach Markus

35An jenem Tag, als es Abend geworden war, sagte Jesus zu seinen Jüngern: Wir wollen ans andere Ufer hinüberfahren.

36Sie schickten die Leute fort und fuhren mit ihm in dem Boot, in dem er saß, weg; einige andere Boote begleiteten ihn.

37Plötzlich erhob sich ein heftiger Wirbelsturm, und die Wellen schlugen in das Boot, so dass es sich mit Wasser zu füllen begann.

38Er aber lag hinten im Boot auf einem Kissen und schlief. Sie weckten ihn und riefen: Meister, kümmert es dich nicht, dass wir zugrunde gehen?

39Da stand er auf, drohte dem Wind und sagte zu dem See: Schweig, sei still! Und der Wind legte sich, und es trat völlige Stille ein.

40Er sagte zu ihnen: Warum habt ihr solche Angst? Habt ihr noch keinen Glauben?

41Da ergriff sie große Furcht, und sie sagten zueinander: Was ist das für ein Mensch, dass ihm sogar der Wind und der See gehorchen?

 

Die unglaubliche Geschichte - Der Sturm auf dem See

 

Es gibt Geschichten von   Jesus, die wir kaum zu glauben wagen; für viele ein Anlass, abzuschalten und von Märchen zu reden. Gerade aber Erzählungen wie die vom Sturm auf dem See lassen noch etwas vom Erleben der Jünger ahnen, dass von Jesus ausgelöst wurde: wie aufregend es war, mit ihm zusammen zu sein. Das Wort: „Was ist das für ein Mensch?"vermitteln einen guten Eindruck davon, wie betroffen, wie fassungslos, aufgewühlt seine Begleiter nach manchem Ereignis waren. Schon von Anfang an sahen die frühen Christen eine Erzählung wie die­se als Bild ihrer eigenen Geschichte mit dem Leben, mit ihrem Glau­ben an Jesus.  Wenn wir sie heute als solche betrachten, kommen wir selber mitten darin vor.

       Das Leben als Überfahrt

Unser Leben ist eine Überfahrt von einem Ufer zum andern - so zeigen es Träume auf, so überliefert es die Weisheit der Völke,                                                                                      so stellt es sich in Werken der Dichtkunst dar. Es gibt Zeiten, wo alles still ist wie ein Bergsee; das Leben nimmt seinen gewohnten Gang vom Morgen bis zum Abend, vom Abend bis zum Morgen. Nichts Aufregendes geschieht. Dann aber gibt es Zeiten, wo alles plötzlich ganz anders ist, wo uns der Boden unter den Füßen weggezogen wird, wo alte Sicherheiten und Überzeugungen nicht mehr tragen; was einmal als unverrückbar und heilig galt,  seinen Wert verliert; wo unser Glück zu zerbrechen droht. Es ist, als ob wir unversehens in einen Sturm hineingeraten wären; so gewaltig, so viel größer, so unüberschaubar ist das, was uns überfällt, und so ohnmächtig erleben wir uns dabei. Wenn wir in unser Leben hineinschauen, wird wohl jeder solche Situationen entdecken. Es kann sein, dass   uns plötzlich ein Mensch, mit dem wir eng verbunden sind, durch den Tod entrissen wird; oder dass einen nahen Angehörigen eine schwere Krankheit trifft. Oft ist es einfach die Angst um ein krankes Kind, oder dass  die Kinder verunglücken könnten.

Nicht zuletzt leiden so viele unter der Angst, dass sich der geliebte Mensch abwenden könnte, dass man verlassen wird, dass   man niemandem etwas bedeutet und der ganze Aufwand an Arbeit und Mühen um das Fortkommen umsonst war. Es ist die Angst, nicht wirklich gelebt, sein Leben nicht erfüllt zu haben. Die Angst kann sich in Panik steigern, so dass man keine ruhi­ge Minute mehr hat, keinen klaren Gedanken fassen, keine Entscheidung treffen kann, und sich die Überzeugung breit macht: Es hat doch keinen Sinn! - und das ganze Dasein wie vergiftet erscheint. Heute wird uns gesagt; Christus ist trotz allem da auch wenn wir wie die Jünger damals meinen, er kümmere sich nicht um unser Schicksal.               

             Der Raum der Ruhe

Was in der Geschichte auffällt:  trotz all dem Wind und Wellengang ist um Jesus Ruhe und er gibt sich dem Schlaf hin.  Und diese Ruhe breitet sich aus, sobald er aufsteht und spricht. Von diesem Raum und diesem Punkt der Ruhe geht die Rettung aus. Ein solch ein fester Punkt der Ruhe ist für uns in den Krisen und Einbrüchen, die wir durchmachen, von entscheidender Bedeutung. Manche sagen, dass ihnen in ganz schweren Stunden ein Wort aus der Hl. Schrift wie ein Haltegriff war, an dem sie sich festklammerten oder wie eine Liege  mit einem sanften Kissen, wohin sie sich zurückzogen und ausruhten. Indem sie einen Satz aus der HI. Schrift, der ihnen plötzlich einfiel, immer wiederholten, konnten sie einer umsichgreifenden Panik Einhaltgebieten. Ein solches Wort kann sein: „Der Herr ist mein Hirte; nichts wird mir fehlen" aus dem Psalm 23. Einem Priester in einer schweren Krise kam plötzlich der lateinische Satz, den der Bischof bei einer der Weihen  gesprochen hatte, in den Sinn:Es ist dem Psalm 16 entnommen und heißt wörtlich übersetzt: „Der Herr ist der Anteil meines Erbes und meines Kelches; du wirst mir mein Erbe zurückgeben."  Statt Unruhe, Verdrossenheit, Mutlosigkeit breiteten sich Ruhe und Gewissheit aus.

             Die Kraft des Friedens

 Wenn Jesus den Sturm als ein persönliches Gegenüber anspricht: „Schweig! Sei still!" erinnert das an Geschichten der Indianer und an  deren Art, mit Wind und Regen, mit Sonne und Mond umzugehen. Eines könnten wir von ihnen lernen: sie lebten in Frieden mit der Natur.  Das Wort Jesu an den Sturm lässt uns seine tiefe innere Verbundenheit mit der Schöpfung ahnen und die Kraft des Friedens spüren, der in ihm war. Unsere Aufgabe wird es sein, den Anschluss an diese Kraft des Friedens zu finden, indem wir Räume der Ruhe und der Festigkeit aufsuchen. Wir können uns jeden Tag eine freie Zeit aus s p  a  r e n , die ganz uns gehört; wo alles abfallen kann, was uns bedrängt, wo wir uns Worte der Hl. Schrift aneignen, gewissermaßen als Vorrat für die Zeiten der Not und als  Halt, sollte uns einmal der Boden entzogen werden. So gerüstet, verlieren wir nach und nach unsere Ängste vor der Tiefe und den Stürmen und wir können weitaus mehr wagen, als wir heute meinen.

 

 

Glaubensbekenntnis

Fürbitten: Im Jahreskreis

Zur Eucharistiefeier Christus ist für uns alle gestorben: sein ganzes Leben war Hingabe an die Menschen, Einübung für das große Opfer. Im Sterben jedes Menschen offenbart und vollendet sich, was er in der Zeit seines Lebens eingeübt hat.

Gabengebet

Barmherziger Gott,

nimm das Opfer des Lobes

und der Versöhnung an.

Löse uns durch diese Feier aus aller Verstrickung,

damit wir in freier Hingabe ganz dir angehören.

Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

Präfationen für die Sonntage im Jahreskreis

Kommunionvers

Ps 27 (26), 4

Aller Augen warten auf dich, o Herr,

und du gibst ihnen Speise zur rechten Zeit.

 

Oder:

Joh 10, 11.15

Ich bin der gute Hirt. Ich gebe mein Leben für meine Schafe - so spricht der Herr.

Schlussgebet

Gütiger Gott,

du hast uns

durch den Leib und das Blut Christi gestärkt.

Gib, dass wir niemals verlieren,

was wir in jeder Feier der Eucharistie empfangen.

Darum bitten wir durch Christus, unseren HerrArray