26. SONNTAG IM JAHRESKREIS 01.10.2023


ERÖFFNUNGSVERS
Vgl. Dan 3, 31.29.30.43.42
Alles, was du uns getan hast, o Herr,
das hast du nach deiner gerechten Entscheidung getan,
denn wir haben gesündigt, wir haben dein Gesetz übertreten.
Verherrliche deinen Namen und rette uns
nach der Fülle deines Erbarmens.
Ehre sei Gott
TAGESGEBET
Großer Gott, du offenbarst deine Macht vor allem
im Erbarmen und im Verschonen.
Darum nimm uns in Gnaden auf,
wenn uns auch Schuld belastet.
Gib, dass wir unseren Lauf vollenden
und zur Herrlichkeit des Himmels gelangen.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.

ERSTE LESUNG Ez 18, 25-28
Wenn sich der Schuldige von seinem Unrecht abwendet, wird er sein Leben bewahren
Lesung aus dem Buch Ezechiel
So spricht der Herr:
25Ihr sagt: Das Verhalten des Herrn ist nicht richtig. Hört doch, ihr vom Haus Israel: Mein Verhalten soll nicht richtig sein? Nein, euer Verhalten ist nicht richtig.
26Wenn der Gerechte sein rechtschaffenes Leben aufgibt und unrecht tut, muss er dafür sterben. Wegen des Unrechts, das er getan hat, wird er sterben.
27Wenn sich der Schuldige von dem Unrecht abwendet, das er begangen hat, und nach Recht und Gerechtigkeit handelt, wird er sein Leben bewahren.
28Wenn er alle Vergehen, deren er sich schuldig gemacht hat, einsieht und umkehrt, wird er bestimmt am Leben bleiben.


ANTWORTPSALM Ps 25 (24), 4-5.6-7.8-9 (R: 6ab)
R Denk an dein Erbarmen, Herr, (GL neu 640,1)
und an die Taten deiner Huld! - R
4 Zeige mir, Herr, deine Wege, VI. Ton
lehre mich deine Pfade!
5Führe mich in deiner Treue und lehre mich;
denn du bist der Gott meines Heiles.
Auf dich hoffe ich allezeit. - (R)
6 Denk an dein Erbarmen, Herr,
und an die Taten deiner Huld;
denn sie bestehen seit Ewigkeit.
7Denk nicht an meine Jugendsünden und meine Frevel!
In deiner Huld denk an mich, Herr, denn du bist gütig. - (R)
8 Gut und gerecht ist der Herr,
darum weist er die Irrenden auf den rechten Weg.
9 Die Demütigen leitet er nach seinem Recht,
die Gebeugten lehrt er seinen Weg. - R
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ZWEITE LESUNG
Phil 2, 1-11
Seid so gesinnt wie Christus Jesus
Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Philipper
Brüder!
1Wenn es Ermahnung in Christus gibt, Zuspruch aus Liebe, eine Gemeinschaft des Geistes, herzliche Zuneigung und Erbarmen,
2dann macht meine Freude dadurch vollkommen, dass ihr eines Sinnes seid, einander in Liebe verbunden, einmütig und einträchtig,
3dass ihr nichts aus Ehrgeiz und nichts aus Prahlerei tut. Sondern in Demut schätze einer den andern höher ein als sich selbst.
4Jeder achte nicht nur auf das eigene Wohl, sondern auch auf das des anderen.
5Seid untereinander so gesinnt, wie es dem Leben in Christus Jesus entspricht:
6Er war Gott gleich, hielt aber nicht daran fest, wie Gott zu sein,
7sondern er entäußerte sich und wurde wie ein Sklave und den Menschen gleich. Sein Leben war das eines Menschen;
8er erniedrigte sich und war gehorsam bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuz.
9Darum hat ihn Gott über alle erhöht und ihm den Namen verliehen, der größer ist als alle Namen,
10damit alle im Himmel, auf der Erde und unter der Erde ihre Knie beugen vor dem Namen Jesu
11und jeder Mund bekennt: „Jesus Christus ist der Herr" - zur Ehre Gottes, des Vaters.

Oder:
KURZFASSUNG Phil 2, 1-5
Seid so gesinnt wie Christus Jesus
Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Philipper
Brüder!
1Wenn es Ermahnung in Christus gibt, Zuspruch aus Liebe, eine Gemeinschaft des Geistes, herzliche Zuneigung und Erbarmen,
2dann macht meine Freude dadurch vollkommen, dass ihr eines Sinnes seid, einander in Liebe verbunden, einmütig und einträchtig,
3dass ihr nichts aus Ehrgeiz und nichts aus Prahlerei tut. Sondern in Demut schätze einer den andern höher ein als sich selbst.
4Jeder achte nicht nur auf das eigene Wohl, sondern auch auf das des anderen.
5Seid untereinander so gesinnt, wie es dem Leben in Christus Jesus entspricht.


RUF VOR DEM EVANGELIUM Vers: Joh 10, 27
Halleluja. Halleluja.
(So spricht der Herr:)
Meine Schafe hören auf meine Stimme;
ich kenne sie, und sie folgen mir.
Halleluja.

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EVANGELIUM Mt 21, 28-32


+ Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus
In jener Zeit sprach Jesus zu den Hohenpriestern und den Ältesten des Volkes:
28Was meint ihr? Ein Mann hatte zwei Söhne. Er ging zum ersten und sagte: Mein Sohn, geh und arbeite heute im Weinberg!
29Er antwortete: Ja, Herr!, ging aber nicht.
30Da wandte er sich an den zweiten Sohn und sagte zu ihm dasselbe. Dieser antwortete: Ich will nicht. Später aber reute es ihn, und er ging doch.
31Wer von den beiden hat den Willen seines Vaters erfüllt? Sie antworteten: Der zweite. Da sagte Jesus zu ihnen: Amen, das sage ich euch: Zöllner und Dirnen gelangen eher in das Reich Gottes als ihr.
32Denn Johannes ist gekommen, um euch den Weg der Gerechtigkeit zu zeigen, und ihr habt ihm nicht geglaubt; aber die Zöllner und die Dirnen haben ihm geglaubt. Ihr habt es gesehen, und doch habt ihr nicht bereut und ihm nicht geglaubt.

Die Umkehr, die alle fordern und niemand will

"Zöllner und Dirnen kommen eher in das Reich Gottes als ihr"(Matthäus 21, 31). Diesen Satz spricht Jesus zu Menschen, die Religion hochhalten und zu denen man aufschaut. Er verlangt eine Umkehr von denen, die eigentlich in (der) Ordnung sind und lobt die, welche außerhalb stehen. Wer immer ein normales, sogar religiöses Leben führt, muss dies als gewaltige Herausforderung, als verletzende Provokation empfimden. Wir müssen uns die Frage gefallen lassen: Ist unser ganz gewöhnliches, bürgerliches, religösesLeben wirklich so in Ordnung? Nach dem, was man an kritischen Stimmen hört, darf man daran leichte bis stärkere Zweifel haben. Denn „Umkehr" fordern inzwischen fast alle: Die Bischöfe vom Kirchenvolk, das Kirchenvolk von der Kirchenleitung, die Grünen, die Kulturkritiker, die Kommentare in den Zeitungen, im Facebook und in der Abendschau. Hinter jeder mit Zorn vorgetragenen Meinung, steckt der Vorwurf, dass die anderen nicht so sind, wie sie (nach der Vorstellung der Schreiber oder Sprecher) sein sollten.Den Kirchenkritikern liegt es nahe, die Worte Jesu für die eigene Position in Anspruch zu nehmen und den Aufruf zur Umkehr von unten nach oben zu richten.

Bei allen Wortgefechten ändert sich so viel wie nichts. Um weiterzukommen, ist es hilfreich, das Gleichnis von den beiden ungleichen Brüdern, das uns Jesus heute anbietet, genauer zu betrachten. Der eine sagt Ja und tut es doch nicht, der andere sagt Nein und handelt dann doch richtig. Wir kommen im Verstehen dann weiter, wenn wir einsehen: Im Grunde sind beide wir selbst. Jeder von uns hat eine Vorder-und eine Rückseite. Wir sagen ja auch, wenn wir etwas beurteilen: die Sache hat zwei Seiten! Genauso jeder von uns! Sie sind in den  beiden Söhnen der Erzählung  dargestellt.

Vorder- und Rückseite
Die Vorderseite ist der Teil unseres Wesens, mit dem wir nach außen funktionieren, mit dem wir unser Geld verdienen, der uns beliebt und angesehen macht, welcher dem Chor der Kritiker, der moralisch Entrüsteten und gern gehörten Meinungen zustimmt. Es ist die zur Schau getragene Sicherheit und Überlegenheit.
Die Rückseite ist allerdings ist etwas ganz anderes: es sind die ganz eigenen Interessen, die gar nicht so edel sind, die Unzufriedenheit mit sich selbst, die Angst, in Ungnade zu fallen, die Unsicherheit, die Einsamkeit, die innere Leere und Ausweglosigkeit. Was abeer  den wenigsten  bewusst ist. Dort sind auch kostbare Schätze,  die Fähigkeit, aus ganz anderen Quellen sein Leben zu gestalten, die alten Schablonen des Denkens und Handelns aufzugeben, neu und lebendig zu werden, an den höchsten Wert des Daseins, an Gott zu glauben. Im rückwertigen Teil unseres Seelenhauses liegt die Chance,  unserem Leben eine andere Richtung zu geben, welche die vorherrschenden Interessen umkehrt, welche einem keine neuen Lasten auferlegt, vielmehr neue Lebensqualität schenkt.                     Dies ist die Umkehr, die Jesus meint.                                                                                                                           Eine durchgehende Umkehr  gelingt nicht, ohne dass der rückwertige Teil unseres Selbst dazu Ja sagt. Dies ist am ehesten dann der Fall, wenn der vordere Teil ins Wanken gerät. Wer nur vom Leben bestätigt wird, wer in guter Position und im Wohlstand lebt, wer sich im Religiösen nichts vorzuwerfen braucht, hat keinen Grund, sich in Frage stellen zu lassen und Neues, Ungewohntes zu wagen.
Anders ist es bei denen, die Jesus heute lobt: die Zöllner und Dirnen. Er sieht eher das Elend, das ihre Lebensgeschichte bestimmt, als ihr verwerfliches Tun, er interessiert sich mehr für ihr Leiden als für ihre Sünden. Gerade ihre so zweifelhafte, sogar verzweifelte Lebensgeschichte wurde ihnen Anlass zur Umkehr. Es ist die Not, die sie treibt, das ausgestoßen Sein, die Verachtung, die Einsamkeit, die ihnen die neuen Chancen öffnet. In ihnen hat sich eine Wende vollzogen, die das ganze Herz umfasst. Die angemahnte Umkehr ist nicht zu haben, indem wir eindringlichen Appellen folgen und uns gewaltsame Vorsätze machen. Die sind meistens bald vergessen. Umkehr ist vielmehr ein Prozess. Es ist etwas, das wir nicht machen, sondern das mit uns geschieht. Es tritt dann am ehesten ein, wenn wir verunsichert sind, den Boden unter den Füßen verloren haben, wenn wir nicht mehr weiterwissen, wenn uns bewusst ist, dass wir Hilfe brauchen.
Die durchgreifende Wandlung
Eine durchgreifende Wandlung beginnt nicht bei der Frage: Was muss ich tun? Sondern: Worunter leide ich? Dann kann es sein, dass uns etwas wie ein Sturm aufwühlt, dass sich etwas wie das Salz in der Speise anfühlt, dass etwas wirkt wie der Sauerteig im Mehl und wie die Saat auf dem Acker wächst.
Das gute Beispiel der Sünderin, von der Lukas (Lk 7,36-50) berichtet, und des verlorenen Sohnes (Lk 15,1-20) besteht darin, dass sie sich der Dunkelheit ihres Lebens stellten, die Frau beim vornehmen Gastmahl, der junge Mann im Schweinestall. Die Umkehr, die Jesus meint, beginnt beim demütigen Blick in das eigene Innere, bei den Tränen und bei den Träumen. Wer der eigenen Bedürftigkeit nicht mehr ausweicht, weckt die Kräfte, die ein neues Leben beginnen lassen. Echte Wandlung mit neuem Denken ist möglich, wenn man vor sich selbst nicht mehr davonläuft.
Glaubensbekenntnis
Fürbitten: Im Jahreskreis
ZUR EUCHARISTIEFEIER Wenn wir den Leib Christi empfangen, sagen wir: Amen. Wir sagen ja, aber alles kommt darauf an, dass wir auch wissen, was wir sagen - und was wir tun.
GABENGEBET
Barmherziger Gott,
nimm unsere Gaben an
und öffne uns in dieser Feier
die Quelle, aus der aller Segen strömt.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
Präfationen für die Sonntage im Jahreskreis
KOMMUNIONVERS Ps 119 (118), 49-50
Herr, denk an das Wort für deinen Knecht,
durch das du mir Hoffnung gabst!
Sie ist mein Trost im Elend.

Oder: Vgl. 1 Joh 3, 16
Die Liebe Gottes haben wir daran erkannt,
dass Christus sein Leben für uns gegeben hat.
So müssen auch wir das Leben hingeben für die Brüder.
SCHLUSSGEBET
Allmächtiger Gott,
in der Feier der Eucharistie
haben wir den Tod des Herrn verkündet.
Dieses Sakrament stärke uns an Leib und Seele
und mache uns bereit mit Christus zu leiden,
damit wir auch mit ihm zur Herrlichkeit gelangen,
der mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.
FÜR DEN TAG UND DIE WOCHE
Die Umkehr tun
Die große Schuld des Menschen
sind nicht die Sünden, die er begeht -
die Versuchung ist mächtig und seine Kraft gering.
Die große Schuld des Menschen ist,
dass er in jedem Augenblick
die Umkehr tun kann und nicht tut. (Rabbi Bunam)

 

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