Allerseelen 2. November


Eröffnungsvers1 Thess 4, 14; 1 Kor 15, 22
Wie Jesus gestorben und auferstanden ist,
so wird Gott auch die in Jesus Entschlafenen mit ihm vereinen.
Denn wie in Adam alle sterben,
so werden in Christus einst alle lebendig gemacht.
Tagesgebet
Allmächtiger Gott,
wir glauben und bekennen,
dass du deinen Sohn
als Ersten von den Toten auferweckt hast.
Stärke unsere Hoffnung,
dass du auch unsere Brüder und Schwestern
auferwecken wirst zum ewigen Leben.
Darum bitten wir durch ihn, Jesus Christus.

 

Erste Lesung2 Makk 12, 43-45

Er handelte schön und edel; denn er dachte an die Auferstehung
Lesung
aus dem zweiten Buch der Makkabäer.

In jenen Tagen
43 veranstaltete Judas, der Makkabäer, eine Sammlung,
an der sich alle beteiligten,
und schickte etwa zweitausend Silberdrachmen nach Jerusalem,
damit man dort ein Sündopfer darbringe.
Damit handelte er sehr schön und edel;
denn er dachte an die Auferstehung.
44Denn hätte er nicht erwartet,
dass die Gefallenen auferstehen werden,
wäre es überflüssig und sinnlos gewesen,
für die Toten zu beten.
45Auch hielt er sich den herrlichen Lohn vor Augen,
der für die hinterlegt ist, die in Frömmigkeit entschlafen.
Ein heiliger und frommer Gedanke!
Darum ließ er die Toten entsühnen,
damit sie von der Sünde befreit werden.
AntwortpsalmPs 130 (129), 1-2.3-4.5-6.7-8 (Kv: 1)
Kv Aus den Tiefen rufe ich, Herr, zu dir. - KvGL 511
1Aus den Tiefen rufe ich, Herr, zu dir: *
2Mein Herr, höre doch meine Stimme!
Lass deine Ohren achten *
auf mein Flehen um Gnade. - (Kv)
3Würdest du, Herr, die Sünden beachten, *
mein Herr, wer könnte bestehen?
4Doch bei dir ist Vergebung, *
damit man in Ehrfurcht dir dient. - (Kv)
5Ich hoffe auf den Herrn, es hofft meine Seele, *
ich warte auf sein Wort.
6Meine Seele wartet auf meinen Herrn /
mehr als Wächter auf den Morgen, *
ja, mehr als Wächter auf den Morgen. - (Kv)
7Israel, warte auf den Herrn, /
denn beim Herrn ist die Huld, *
bei ihm ist Erlösung in Fülle.
8Ja, er wird Israel erlösen *
aus all seinen Sünden. - Kv
Zur 2. Lesung Zwischen der Auferstehung Jesu und seiner Wiederkunft läuft die Zeit der Kirche, auch die Zeit unseres eigenen Lebens. An jenem Tag werden alle, die durch ihren Glauben und die Taufe zu Christus gehören, ihm entgegengehen, um für immer bei ihm zu sein. Das ist die Hoffnung, die es den Christen unmöglich macht, traurig zu sein wie die anderen, die keine Hoffnung haben.

Zweite Lesung1 Thess 4, 13-18

Wir werden immer beim Herrn sein
Lesung
aus dem ersten Brief des Apostels Paulus

an die Gemeinde in Thessalónich.
13Schwestern und Brüder,
wir wollen euch über die Entschlafenen nicht in Unkenntnis lassen,
damit ihr nicht trauert wie die anderen,
die keine Hoffnung haben.
14Denn wenn wir glauben,
dass Jesus gestorben und auferstanden ist,
so wird Gott die Entschlafenen
durch Jesus in die Gemeinschaft mit ihm führen.
15Denn dies sagen wir euch nach einem Wort des Herrn:
Wir, die Lebenden,
die noch übrig sind bei der Ankunft des Herrn,
werden den Entschlafenen nichts voraushaben.
16Denn der Herr selbst wird vom Himmel herabkommen,
wenn der Befehl ergeht,
der Erzengel ruft und die Posaune Gottes erschallt.
Zuerst werden die in Christus Verstorbenen auferstehen;
17dann werden wir, die Lebenden, die noch übrig sind,
zugleich mit ihnen auf den Wolken in die Luft entrückt
zur Begegnung mit dem Herrn.
Dann werden wir immer beim Herrn sein.
18Tröstet also einander mit diesen Worten!


Ruf vor dem EvangeliumVers:
vgl. Joh 11, 25a.26b
Christus Sieger, Christus König, Christus Herr in Ewigkeit! - Kv
(So spricht der Herr:)
Ich bin die Auferstehung und das Leben.
Jeder, der an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben.
Christus Sieger, Christus König, Christus Herr in Ewigkeit!
Zum Evangelium „Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt", sagt Jesus zu Marta. Er wird das Licht des Lebens haben, er wird gerettet werden. „Glaubst du das?" Die Frage ist an uns Christen des 21. Jahrhunderts gerichtet. Marta hat mit einem Bekenntnis zu Jesus als dem von Gott gesandten Messias und Retter geantwortet.

EvangeliumJoh 11, 17-27

Ich bin die Auferstehung und das Leben
Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes.
Als Jesus in Betánien ankam,
17 fand er Lázarus schon vier Tage im Grab liegen.
18Betánien war nahe bei Jerusalem,
etwa fünfzehn Stadien entfernt.
19Viele Juden waren zu Marta und Maria gekommen,
um sie wegen ihres Bruders zu trösten.
20Als Marta hörte, dass Jesus komme,
ging sie ihm entgegen,
Maria aber blieb im Haus sitzen.
21Marta sagte zu Jesus:
Herr, wärst du hier gewesen,
dann wäre mein Bruder nicht gestorben.
22Aber auch jetzt weiß ich:
Alles, worum du Gott bittest,
wird Gott dir geben.
23Jesus sagte zu ihr: Dein Bruder wird auferstehen.
24Marta sagte zu ihm:
Ich weiß, dass er auferstehen wird
bei der Auferstehung am Jüngsten Tag.
25Jesus sagte zu ihr:
Ich bin die Auferstehung und das Leben.
Wer an mich glaubt,
wird leben, auch wenn er stirbt,
26und jeder, der lebt und an mich glaubt,
wird auf ewig nicht sterben.
Glaubst du das?
27Marta sagte zu ihm:
Ja, Herr, ich glaube, dass du der Christus bist,
der Sohn Gottes, der in die Welt kommen soll.

 

Ewiges Leben - eine Utopie?

„Wer dieses Brot isst, wird ewig leben" (Johannes 6,59).
„Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt, und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben" (Johannes 11,25/26).
Nehmen wir einmal Skepsis und Zweifel für einen Moment zurück und lassen die Sätze einmal ungefiltert auf uns wirken, dann ergibt sich eine Sicht des Daseins von nicht mehr zu überbietendem Wert. Stellen wir uns einmal vor, wir seien ein Mensch, der das voll und ganz bejaht, was alles würde sich in unserem Leben umkehren?
Aber warum haben diese Worte ihre Anziehung verloren?
Man hat der christlichen Verkündigung vorgeworfen, sie würde vom Glück in dieser Welt ablenken und auf das Jenseits vertrösten. Diese Anfrage ist ernsthaft zu prüfen, ohne zugleich etwas von der großen Verheißung Jesu aufzugeben.

Was ist nach demTod?
Sehr häufig wird der Streitpunkt, ob es Gott gibt und ob Religion sinnvoll ist, gleichgesetzt mit der Frage, ob es nach dem Tod noch „etwas gibt", ein Jenseits, ein Weiterleben, eine Verantwortung, der man sich stellen müsse. Da man aber solches nicht beweisen könne, lohne sich auch die Beschäftigung mit der Religion nicht. Der Gedanke an den Tod verderbe einem zudem die Lebensfreude und sei Ausdruck einer pessimistischen Weltsicht. Friedrich Nietzsche hat seine Kritik an diesem Punkt des Christentums in die Worte gefasst: „Bleibt mir der Erde treu!".
Damit meint er: Wer an den Himmel glaubt, geht am erfüllten, gelungenen Leben in dieser Welt vorüber.
Der Vorwurf der Vertröstung ist sogar den Theologen so in die Knochen gefahren, dass sie von einem Leben nach dem Tod kaum zu reden wagen. Schließt sich beides aus oder gibt es einen Weg, wo ein Leben im Hier und Jetzt, in dieser Welt, in diesem Leib, mit diesen Menschen voll und ganz zur Erfüllung kommt und die Tatsache des Todes miteinschließt? Es mag für viele überraschend sein, dass nicht ein Theologe, sondern der Psychiater und Tiefenpsychologe Carl Gustav Jung den Satz gewagt hat: „Der Tod ist Ziel und Vollendung!" Hier sagtt Jung, was er selbst in seiner eigenen Lebensgeschichte und an seinen Patienten beobachtet hatte: Es gibt in der zweiten Lebenshälfte eine Entwicklung und ein Wachstum der Persönlichkeit hin zu mehr Geschlossenheit, Authentizität, sowohl zu mehr kritischem wie verstehendem Denken, zu mehr spiritueller Tiefe und Ausstrahlung. In der Sprache der kirchlichen Tradition könnte es lauten: Er/Sie hat zu einem tiefen Glauben und zum Frieden mit Gott gefunden.

Die Fülle des Lebens -nicht erst im Jenseits
Wir dürfen die Aussage Jesu vom ewigen Leben nicht trennen von seinem Wort über die Fülle des Lebens. „Ich aber bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben" (Joh 10,10). „Ich bin das Brot des Lebens; wer zu mir kommt, wird nie mehr hungern, und wer an mich glaubt, wird nie mehr Durst haben" (Joh 6,35). Der Glaube an Jesus schließt, richtig verstanden, die Ewigkeit und die Fülle des Lebens ein. Es ist deshalb im Sinne Jesu, den Blick nicht in die ferne Zukunft, sondern in das Hier und Jetzt des Lebens zu lenken und zwar zum Anspruch der Tiefe.
Dass der Gedanke an Tod das Leben in dieser Welt sogar wertvoll und erfüllt macht, wird von einer ganz anderen Seite glaubhaft vertreten. Hier dürfen wir auch einen alten Indianer zitieren: „Der Tod ist der einzig weise Ratgeber, den wir haben. Immer wenn du, wie es bei den meisten der Fall ist, das Gefühl hast, dass alles falsch läuft und dir das sichere Ende bevorsteht, dann wende dich an den Tod und frag ihn, ob das zutrifft. Dein Tod wird dir sagen, dass du Unrecht hast; dass nichts wirklich wichtig ist außer seiner Berührung.... Ungeheuer viel Belangloses fällt von dir ab, wenn dein Tod dir ein Zeichen gibt, wenn du einen Blick auf ihn werfen kannst, oder, wenn du einfach das Gefühl hast, dass dein Begleiter da ist und dich beobachtet". Hier trifft er sich mit dem Psychologen Carl Gustav Jung,der mit seiner Aussage noch einmal  bestätigt, was bedeutende Geister, Jesus selbst über Leben und Tod sagen:                                                                                                                                       Tod nicht Ende, sondern Vollendung                                                                                                                

  „Doch wenn wir in die Tiefe der Seele eindringen und ihr geheimnisvolles Leben zu versehen suchen, erkennen wir, dass der Tod kein sinnloses Ende ist, kein bloßes Verschwinden im Nichts -er ist Vollendung, eine reife Frucht am Lebensbaum. Auch ist der Tod kein jähes Verlöschen, sondern ein Ziel, auf welches ein halbes Leben lang hingelebt und-gearbeitet wurde." Auf den Tod hin leben heißt demnach, auf die eigene Vollendung hin leben.. In einer Welt, in welcher der Tod verdrängt wird, klingen solche Ratschläge befremdend. Viele unserer Zeit können das Sterben von Angehörigen nicht aushalten und überlassen alles, was damit zu tun hat den dafür zuständigen Personen und Institutionen. In Wirklichkeit aber bedeutet die Berührung mit dem Tod eine eigene Lebensqualität.Am Sonntag: Glaubensbekenntnis, S. 368 ff.
FÜRBITTEN
Jesus Christus sitzt zur Rechten Gottes und tritt für uns ein. Ihn bitten wir:
■ Bewahre uns die feste Zuversicht, dass wir mit unseren Toten über das irdische Leben hinaus verbunden bleiben.
■ Hilf allen, denen es schwerfällt, auf ein Leben nach dem Tod zu hoffen.
■ Sei den Menschen nahe, die im Sterben liegen, und tröste sie durch deine Verheißungen.
■ Vergib unseren Verstorbenen alle Schuld, und lass sie bei dir auf ewig zuhause sein.
Denn du bist der Weg, die Wahrheit und das Leben. Dir sei Lob und Ehre in alle Ewigkeit. - A: Amen.
Gabengebet
Herr, unser Gott,
schau gütig auf unsere Gaben.
Nimm deine Diener und Dienerinnen auf
in die Herrlichkeit deines Sohnes,
mit dem auch wir
durch das große Sakrament der Liebe verbunden sind.
Darum bitten wir durch ihn, Christus, unseren Herrn.
Präfation, S. 432 f.
KommunionversJoh 11, 25-26
So spricht der Herr:
Ich bin die Auferstehung und das Leben;
wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt,
und jeder, der lebt und an mich glaubt,
wird in Ewigkeit nicht sterben.
Schlussgebet
Barmherziger Gott,
wir haben das Gedächtnis
des Todes und der Auferstehung Christi gefeiert
für unsere Brüder und Schwestern.
Führe sie vom Tod zum Leben,
aus dem Dunkel zum Licht,
aus der Bedrängnis in deinen Frieden.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn