Schritte aus der Krise
Krisen, ob kollektiv oder ganz persönlich, sind Verunsicherungen der eigenen Existenz. Sie tragen in sich die Chance, eine innere Entwicklungsdynamik zu entdecken für sich selbst, für den Glauben, für die Gemeinschaft, konkret für die Kirche.
Es gibt heute sogar eine sehr starke Suche nach Sinn und nach dem Religiösen und nach einer emotionalen und spirituellen Heimat.
Der Anspruch der Suchenden nach spiritueller Tiefe, nach geistiger Wachheit und Lebensechtheit ist weitaus höher als in der Volkskirche angeboten wird.
- Entscheidend ist, auf Lebensprozesse Erwachsener zu setzen; mehr auf Individuation als auf Sozialisation, weil es um bewusste, ganz eigenständige Entscheidungen geht.
- Es braucht konkrete Schritte, die jedem möglich sind. Die ewige Forderung der meisten Artikel und Reden "die Kirche sollte, die Kirche müsste!" löst nur Ratlosigkeit und Zorn aus.
- Es müssen sich Denkweisen, Wertvorstellungen und Gewohnheiten jedes einzelnen ändern. Damit kann jeder bei sich selbst beginnen. Die Veränderung der Strukturen ist dafür nicht die Voraussetzung.
- Der erste Schritt ist, dass man auf die eigenen negativen Emotionen, Ängste und Vorurteile schaut und sie bearbeitet. Damit verlegt man den Schwerpunkt des Denkens und Erlebens von außen nach innen, auf die eigene Sicht und Motivation. Wer seine eigenen Probleme überwindet, schafft die Voraussetzung für konstruktive Lösungen im Außen.
- Wer mit Einsamkeit, Isolierung, Angst vor der Zukunft, mit Leid und Tod konfrontiert wird, und wer sich damit bewusst auseinandersetzt, dem öffnet sich am ehesten die Tiefe der eigenen Existenz und damit der Zugang zu einer neuen Motivation.
- In einem einfühlenden Gespräch entsteht ein Raum, wo man aufatmen kann, wo man sich selbst einbringen und entfalten kann.
- Es wird eine stärkere Kraft aus der Tiefe geweckt, welche Widerstände von außen, Ablehnung und Beargwöhnung überwindet.
- Ein wichtiger, möglicher Weg dazu ist auch die tägliche Übung der Meditation
- Der Psychotherapeut Carl Rogers verlangt bedingungslose Wertschätzung, einfühlendes Verstehen und Echtheit. Es sind Ansätze der Psychotherapie, die sich gut mit dem Glaubensweg verbinden lassen, sogar wesentliche Bestandteile sind.
- Der Psychiater C.G. Jung entdeckte in der Tiefe der Seele einen Kern, der selbsttätig wirkt, der Einstellungen, Gewohnheiten, Denkweisen von innen her gestaltet. Es ist der Seelenfunke der Mystiker. Jung nennt ihn das "Selbst". Es ist das geistige Zentrum hinter dem vordergründigen Ich, der Archetyp des Gottesbildes, in dem Selbstfindung und Gottfindung ineinander. gehen und Menschliches und Göttliches zusammenkommen.
- Selbsterfahrung über den Leib und gegenstandslose Meditation sind eine große Hilfe, um zu einer spirituellen Tiefe zu kommen.
- Das Verstehen der Traumbilder führt auch zum Verständnis der christlichen Symbole.
- Gegenstandslose Meditation und Traumarbeit sind eine große Hilfe, um den Anschluss an die christliche Tradition zu finden.
- Die wachsende Entchristlichung und Säkularisierung ist nicht unumkehrbar. Die religiöse Kraft, die standhält, kann erschlossen werden.
- Wer als Seelsorger über therapeutische und spirituelle Kompetenz verfügt und dadurch Menschen in Lebenskrisen auffangen kann, ist in unserer Zeit äußerst gesucht. Er kann sogar außerhalb des kirchlichen Rahmens (Volkshochschule) erfolgreich bestehen.
- Die Arbeit auf diesem Gebiet ist äußerst interessant und macht viel Freude. Der Priester als Anwalt von Sinn, der die Kompetenz in existentiellen Fragen aufweist, rückt ins Zentrum der Achtung und Wertschätzung.